Die Ära des Stummfilms ist schon viele Jahrzehnte vorbei – und doch war sie maßgeblich für das Kino, wie wir es heute kennen. Einer der Pioniere war ganz klar Charlie Chaplin! All seine 87 Filme zu nennen, würde den Rahmen sprengen, weshalb wir uns zehn Highlights für diese Liste herausgepickt haben, die stellvertretend für den Erfinder des Tramps stehen. Ein kleiner Bonus wartet dann noch am Ende auf Dich.
- 1. "Seifenkistenrennen in Venice" (1914)
- 2. "Gewehr über!" (1918)
- 3. "Der Vagabund und das Kind" (1921)
- 4. "Goldrausch" (1925)
- 5. "Der Zirkus" (1928)
- 6. "Lichter der Großstadt" (1931)
- 7. "Moderne Zeiten" (1936)
- 8. "Der große Diktator" (1940)
- 9. "Rampenlicht" (1952)
- 10. "Ein König in New York" (1957)
- Bonus: "Chaplin" (1992)
1. "Seifenkistenrennen in Venice" (1914)
Gemessen an den technischen Möglichkeiten im frühen 20. Jahrhundert, begann die Karriere von Charlie Chaplin wenig überraschend in Kurzfilmen. Schon in seinem zweiten Werk, "Seifenkistenrennen in Venice" (OT: "Kid Auto Races at Venice"), führte der Stummfilm-Pionier seine Kultfigur ein: den Tramp! Er sollte fortan der stete Begleiter von Charlie Chaplin werden und unausweichlich mit ihm in Verbindung stehen.
2. "Gewehr über!" (1918)
In seinen ersten vier Jahren im Business drehte Charlie Chaplin vornehmlich Kurzfilme. Bis er 1918 mit "Gewehr über!" seinen ersten Spielfilm mit einer Länge von 45 Minuten präsentierte. Darin spielt er einen Soldaten in Ausbildung, der sich nichts sehnlicher wünscht, als als Held aus dem Krieg wiederzukehren. Also macht er sich auf und schleicht sich hinter die feindlichen Linien ...
3. "Der Vagabund und das Kind" (1921)
Dass Charlie Chaplin keine Worte braucht, um Gänsehaut beim Zuschauer zu erzeugen, zeigt er eindrucksvoll in diesem Stummfilm, der im Original einfach nur "The Kid" heißt. Darin adoptiert er wider Willen einen kleinen Waisenjungen – und schließt ihn über die Zeit mindestens genauso sehr ins Herz wie wir!
4. "Goldrausch" (1925)
In "Goldrausch" nimmt Charlie Chaplin das Goldfieber zur Jahrhundertwende gehörig auf die Schippe und übt zugleich Kritik an der damaligen Gesellschaft, in der es den meisten seiner Mitmenschen nur um materiellen Reichtum ging. "Goldrausch" zählt auch für Charlie Chaplin selbst zu einem seiner besten Filme. Legendär sind inzwischen der (komplett improvisierte) Brötchentanz sowie die Szene, in denen der verarmte Goldgräber vor lauter Hunger anfängt, seinen Schuh zu essen.
In der Not muss der Schuh herhalten:
5. "Der Zirkus" (1928)
Auch wenn viele Kritiker "Der Zirkus" im Vergleich zu "Goldrausch" als Rückschritt bezeichneten, war das neueste Werk des Stummfilmstars ein kommerzieller Erfolg. Der Film brachte ihm sogar eine Oscarnominierung ein, die dann allerdings von der Academy in einen Ehrenoscar umgewandelt wurde. Zudem bildet "Der Zirkus" den Wendepunkt, da Ende der 1920er-Jahre immer mehr der Tonfilm auf dem Vormarsch war. Allerdings nicht für Charlie Chaplin, der sich diesem "Trend" zunächst verwehrte.
6. "Lichter der Großstadt" (1931)
Für Charlie Chaplin war klar: Der Tonfilm würde den Untergang der Pantomimik und damit des Tramps bedeuten. Also setzte er weiterhin auf den Stummfilm, auch wenn es seit 1927 "Sprechfilme" gab. Immerhin: Charlie Chaplin entschied sich für eine zweite Tonspur, auf der allerdings nicht gesprochen wurde, sondern lediglich Musik abgespielt wurde. Mit Erfolg: Obwohl das Publikum inzwischen den Tonfilm feierte, wurde "Lichter der Großstadt" zu einem von Chaplins größten Erfolgen.
7. "Moderne Zeiten" (1936)
Und auch inmitten der 1930er-Jahre setzt Charlie Chaplin weiterhin auf den Stummfilm. In "Moderne Zeiten" (OT: "Modern Times") ist der Titel Programm: Darin sieht sich der Tramp als Fließbandarbeiter mit den Tücken moderner Technik konfrontiert, die sukzessive die menschliche Arbeitskraft ersetzen. "Moderne Zeiten" ist aber nicht nur eine Kritik am Taylorismus und der wirtschaftlichen Lage in den USA, sondern zugleich auch eine Satire auf den Tonfilm.
Eating Mashine:
8. "Der große Diktator" (1940)
Während des Zweiten Weltkriegs bringt Charlie Chaplin mit "Der große Diktator" wohl sein größtes Meisterwerk heraus, das auf vielen Ebenen so wichtig ist. Zum einen thematisiert und vor allem kritisiert er unverkennbar Hitlers Machenschaften (was sich auch am Namen Adenoid Hynkel bemerkbar macht). Zum anderen wechselt Charlie Chaplin mit diesem Film endgültig zum Tonfilm und verabschiedet sich von seinem Tramp, der in seinen Augen nur als Stummfilmfigur funktioniert.
Durch die Verwechslung des Diktators mit einem jüdischen Barbier landet Letzterer plötzlich auf der großen Bühne und muss zum Volk sprechen. Für Chaplin war klar: Wenn das Ende seines Tramps naht, soll er sich mit mahnenden Worten verabschieden. Nicht zuletzt verarbeitet er darin auch seinen eigenen Konflikt mit den Nationalsozialisten, die ihn fälschlicherweise als Juden deklariert haben.
Die Rede gilt inzwischen als Meilenstein der Filmgeschichte:
9. "Rampenlicht" (1952)
Alle Charlie-Chaplin-Filme haben eine bestimmte Bedeutung – so auch "Rampenlicht", eine Hommage an seine beruflichen Anfänge, die er in den Varietés von London machte. Wie beim Theater teilte Chaplin den Film in drei Akte und fokussiert sich auf den Aufstieg und baldigen Fall aufstrebender Schauspieler. Spätestens hier wird klar, wie weit Charlie Chaplin inzwischen von seinen Tramp-Filmen entfernt ist, da die Slapstick-Einlagen nur noch Nebensache sind.
Trailer:
10. "Ein König in New York" (1957)
In seinem vorletzten Film, in dem Charlie Chaplin die Hauptrolle spielt, verarbeitet er einen Teil seiner Vergangenheit. Es ist eine ungefilterte Kritik an der McCarthy-Ära, in der er selbst als Kommunist galt und verfolgt wurde. Ihm wurde in seiner Wahlheimat, den USA, die Einreise erschwert beziehungsweise 1952 sogar gänzlich verwehrt. Chaplin sollte – bis auf eine Ausnahme – nie wieder in die USA zurückkehren. In "Ein König in New York" ist es König Shadov, der nach einer Flucht ins amerikanische Exil zunehmend an seinen Mitmenschen und ihren Ansichten zweifelt.
Bonus: "Chaplin" (1992)
Neben den oben genannten Filmen mit Charlie Chaplin folgt an dieser Stelle noch einer über ihn. Sir Richard Attenborough widmet sich in "Chaplin" dem Werdegang des Stummfilmstars, der aus London in die USA kam, Hollywood umkrempelte und mit United Artists ein kleines Imperium schuf. Doch auch der Alkoholkonsum, der mit dem schnellen Erfolg einhergeht, und der häufige Wechsel der Frauen werden thematisiert. Das Biopic beruht auf David Robinsons Buch "Chaplin. Sein Leben, seine Kunst" und der Autobiografie von Charlie Chaplin.