Zähneputzen gehört vor allem für Kinder (hin und wieder) nicht unbedingt zu den Lieblingsbeschäftigungen. Genau hier will Playbrush ansetzen. Vom gleichnamigen Unternehmen wird der Aufsatz als "Gamecontroller" für die Kinderzahnbürste angepriesen. Wir haben uns einmal angesehen, was das Gadget so kann, und ob man damit seine Kids wirklich leichter zum (besseren) Zähneputzen bekommt.
Was ist eigentlich Playbrush?
Bei Playbrush handelt es sich um einen Zahnbürstenaufsatz aus Gummi, der via Bluetooth mit Smartphone oder Tablet verbunden werden kann. Im weißen Fuß des in verschiedenen Farben erhältlichen Aufsatzes verbirgt sich die smarte Technik. Bewegungssensoren registrieren genau, wie lange wo und wie schnell geputzt wird – und erlauben dem Kind, auf diese Weise die zugehörigen Spiele zu steuern.
Möglich macht das ein spezieller Algorithmus, der die gemessenen Daten in Bewegungen der Spielfiguren umwandelt. Oder eben auch nicht. Nur, wenn der kleine Putzwillige genau die richtige Geschwindigkeit und Position trifft, klappt es nämlich mit dem Spielvergnügen. Gar nicht so einfach, aber dazu später mehr. Grundsätzlich passt der Aufsatz laut Hersteller auf beinahe jede handelsübliche Kinderzahnbürste, etwa auf die von Partnerfirma Signal.
Achtung, fertig, losgeputzt: Wir richten die Playbrush ein
Aber eben nur grundsätzlich. Die im Set befindliche eher schmale Kinderzahnbürste von Signal bekomme ich nur mit viel Kraft in den Gummihals der Playbrush hineinbuchsiert. Der spätere Versuch mit einer unserer etwas dickeren Zahnbürsten läuft dann ganz schlecht. Hier muss mein (zugegebenermaßen deutlich kräftigerer) Ehemann ran, sonst wäre der Test schon am "Zusammenbau" gescheitert.
Dafür läuft das Einrichten der Playbrush erfreulich einfach und intuitiv. Der weiße Fuß des Zahnbürstencontrollers muss vor dem ersten Einsatz mindestens für zwei Minuten an den Strom und am smarten Endgerät Deiner Wahl sollte Bluetooth aktiviert sein, aber das sind auch schon die größten "Hürden", die sich mir anfangs auf technischer Seite in den Weg stellen.
Um wirklich loszulegen, muss zunächst eines der fünf aktuell verfügbaren Utoothia-App-Spiele aus dem App Store oder Google PlayStore aufs Smartphone oder Tablet geladen werden. Der Rest erledigt sich quasi von alleine. Die App führt mich Schritt für Schritt durch die Anleitung und in weniger als zwei Minuten ist die Playbrush bei mir einsatzbereit. Fast. Denn plötzlich möchte das smarte Device doch erst mal ein Update fahren. Zwar versüßt mir die App mit einem zahnputzorientierten Quiz die Wartezeit, doch der smarte "Fuß" der Playbrush muss danach erst mal wieder an den Strom.
Utoothia ruft: Die Playbrush-Apps
Aktuell stehen fünf verschiedene App-Spiele aus dem Utoothia-Universum zur Auswahl, wobei nur Utoothia und Utoothia Paint wirklich kostenlos verfügbar sind. Möchte Dein Kind mit Utoothia Sky durch die Luft fliegen, mit Utoothia Magic Monster wegzaubern oder in Utoothia Dance um die Wette tanzen, muss das Spieleabo her. Das schlägt alle drei Monate mit 5,99 Euro zu Buche.
Unser Großer darf daher erstmal bei Utoothia und Utoothia Paint ran, was ihn aber keineswegs stört. Vor allem das bunte Monsterabschießen in Utoothia hat es dem Filius spontan angetan und er möchte in den ersten Tagen am liebsten gleich fünfmal und öfter Zähneputzen. Zumindest in diesem Punkt ist das Konzept von Playbrush also tatsächlich überaus erfolgreich.
Schon nach wenigen Tagen hat sich bei meinem Sohn die Begeisterung allerdings deutlich gelegt. Der Grund: Die Bewegungssensoren im Fuß des Zahnbürstenaufsatzes nehmen es schon beinahe zu genau. Obwohl er sich alle Mühe gibt, mal langsamer, mal schneller und an jeder erdenklichen Stelle schrubbt, will der kleine Ritter die bösen Kariesmonster in sehr vielen Fällen einfach nicht abschießen. Der Highscore leidet da natürlich sehr, obwohl die Medaillen trotzdem für kindlichen Stolz sorgen.
Bedenkt man, dass Playbrush dem Hersteller zufolge für Kinder zwischen 3 und 12 Jahren geeignet sein soll, überrascht mich diese "Widerspenstigkeit" der Sensoren allerdings doch. Nachdem schon unser Siebenjähriger zum Teil seine liebe Not mit dem Zahnbürstencontroller hat, lasse ich den Versuch mit unserem Dreijährigen lieber gleich bleiben. Neidische Blicke hin oder her.
Immer auf dem Laufenden: Pushbenachrichtigungen und Putzreports
Sehr positiv habe ich dagegen die detaillierten Putzreports zur Kenntnis genommen, mit denen Playbrush registrierte Nutzer regelmäßig versorgt. Dadurch wusste ich so genau wie noch nie, wie lange mein Sohn wo putzt. Sogar Tipps liefert die Utoothia-App als Pushnachricht. Etwa, wo das nächste Mal sorgfältiger geputzt werden sollte. Würden die Spiele nun auch noch tatsächlich die realen Putzbewegungen des Kindes registrieren, könnten sich an dieser Stelle ziemlich interessante Einblicke eröffnen.
Fazit: Guter Grundgedanke mit deutlich Luft nach oben
Schon auf die erste Beschreibung der Playbrush habe ich grundsätzlich erst mal skeptisch reagiert. Ein Aufsatz, der die kindliche Zahnbürste zum Controller für ein App-Spiel mutieren lässt? Da werden sich die lieben Kleinen mit Sicherheit nur noch aufs Smartphone/Tablet fixieren und ans korrekte Zähneputzen keinen müden Gedanken mehr verschwenden. Ja, ich gebe zu, im Bereich Kleinkinder und Technik bin ich möglicherweise etwas konservativ veranlagt.
Nachdem ich mit unserem Sohn nun über mehrere Wochen den Praxistest durchgeführt habe, muss ich zugeben, dass meine Einstellung der Playbrush gegenüber doch deutlich ambivalenter geworden ist. Zwar wurde meine Befürchtung bestätigt, und unser Sohn hat vor lauter Monsterabschießen und Bildausmalen die meiste Zeit halbwegs vergessen, dass er eigentlich gerade ordentlich Zähne putzen sollte. Von der grundsätzlichen Umsetzung war ich aber durchaus positiv überrascht.
Die Apps sind liebevoll ausgestaltet, die regelmäßigen Putzreports in der App und per E-Mail helfen tatsächlich ungemein, einen mehr oder weniger objektiven Überblick über das Putzverhalten des Filius zu bekommen. Und: Es gibt tatsächlich keine Diskussionen, ob nun Zähne geputzt werden oder nicht. Um grundsätzlich putzmuffelige Kinder an die Zahnbürste zu bekommen, ist die Playbrush also tatsächlich ein prima Ansatz. Den Kids wirklich ein gründlicheres und besseres Zähneputzen beizubringen, hat sie zumindest in unserem Fall aber leider nicht geschafft.
Das hat mir gut gefallen | Das hat mir weniger gefallen |
+ Dank regelmäßigem "Putz-Report" bist Du immer auf dem Laufenden | - Kinder konzentrieren sich so sehr aufs Spiel, dass das richtige Zähneputzen völlig in den Hintergrund tritt |
+ Mit Unilevers Signal hat Playbrush einen Zahnputzexperten als Partner an Bord | - Kinder haben es schwer, den richtigen Putzrythmus zu treffen, um das Spiel effektiv steuern zu können |
+ Bis zu 6 Profile pro App ermöglichen es, den Playbrush-Aufsatz (theoretisch) mit anderen zu teilen | - Der Aufsatz passt nur schwer auf schmale Zahnbürsten, auf "dickere" fast gar nicht |
+ Die Apps sind liebevoll ausgestaltet |