32:9-Monitore sind leider geil

Patrick Schulze17. APRIL 2020

TURN ON

Monitore mit dem Seitenverhältnis 32:9 sollen in diesem Jahr ihren großen Durchbruch erleben. Ich habe mir aus diesem Grund das erste in Deutschland verfügbare Modell angeschaut – und bin begeistert.

Monitor-Hersteller waren in den letzten Jahren um kaum eine Innovation verlegen. Ganz gleich ob 4K, HDR, Curved oder Widescreen – als Nutzer hat man eine unheimlich breite Produktpalette vor sich. Umso überraschter war ich, als führende Hersteller wie Samsung und LG auf der CES im Januar 2019 plötzlich mit jeder Menge 32:9-Monitore um die Ecke kamen.

Warum kommt die 32:9-Offensive so spät?

Das eigentlich überraschende an 32:9-Monitoren ist aus meiner Sicht dabei weniger, dass es sie gibt, sondern, dass es sie erst jetzt so richtig in die Puschen kommen. Denn für mich erscheinen sie als Produkte total logisch, weil sie – zumindest rein mathematisch – zwei komplette 16:9-Monitore in einem Gerät vereinen.

In meinem Job als Redakteur arbeite ich seit Jahren an einem Arbeitsplatz mit zwei Monitoren. Das Gleiche gilt für fast alle meine Kollegen hier bei TURN ON und auch für die Designer, welche die Videos für unseren YouTube-Kanal schneiden. Kurz gesagt: Das Arbeiten an zwei Monitoren ist verbreitet, weil es sehr praktisch ist.

Microsoft

Hinzu kommt, dass Widescreen-Monitore schon länger sehr beliebt sind – nicht nur zum Arbeiten, sondern vor allem auch bei Gamern, die gern ein besonders immersives Spielerlebnis genießen. Unterm Strich machte das also schon zwei Gründe, warum ich die auf der CES angekündigten Ultrawide-Screens so interessant fand.

Ein guter Vorwand also, mir den 32:9-Monitor zu schnappen, der hier in Deutschland schon seit einiger Zeit erhältlich ist. Dabei handelt es sich um den Samsung C49HG90, der laut Hersteller mit einem QLED-Panel aufwartet und sich explizit an Gamer richtet. Der Hersteller hat zwar schon den Nachfolger CRG9 angekündigt, aber noch keine Infos zu Preis und Verfügbarkeit bereitgestellt. Mal sehen, ob sich Gamer auf die 32:9-Welle freuen dürfen oder ob sich der Mehrwert in Grenzen hält.

Die Größe lässt sich erst begreifen, wenn man sie erlebt

Bereits der Karton des C49HG90 ist ein wahres Ungetüm. Wie groß der Monitor aber wirklich ist, wird erst so richtig klar, wenn man diesen zum ersten Mal vor sich auf dem Schreibtisch stehen hat. Mit einer Bilddiagonale von 49 Zoll ist der C49HG90 nämlich stolze 124 Zentimeter breit – im immersiven Curved-Format.

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Ein ziemlich beeindruckender Anblick also, und das sogar schon im ausgeschalteten Zustand. So richtig die Kinnlade runtergeklappt ist mir allerdings, als ich dann das erste PC-Spiel auf dem Monitor gestartet habe. Dabei war „Assassins Creed: Odyssey“ mehr oder weniger ein Glückstreffer, denn ich wusste vorher gar nicht, ob der Titel überhaupt die 32:9-Darstellung unterstützt. Tut er aber – und das Ergebnis ist ein wahrhaft beeindruckendes und immersives Spielerlebnis, das schon fast an eine VR-Erfahrung erinnert. Denn egal, wohin man sieht, der Samsung CHG90 füllt praktisch das komplette Blickfeld aus.

Warum der Wow-Effekt bei 32:9 so groß ist

Der Wow-Effekt, den ich beim Zocken am 32:9-Screen hatte, war dabei auch größer als das erste Mal vorm 4K-Bildschirm oder die ersten Erlebnisse mit HDR. Ja, 4K sieht schärfer aus, verändert jedoch die Wahrnehmung der Spielwelt nicht besonders stark. Ja, HDR kann besser aussehen als SDR, aber die Technologie wird von vielen Spielen nur halbherzig implementiert.

Die Vorteile des Ultrawide-Monitors waren hingegen weder subtil noch marginal, sondern vom ersten Moment an deutlich im Vergleich zu einem herkömmlichen Screen. Dabei störte es mich kaum, dass die Auflösung beim Samsung C49HG90 „nur“ bei 3840 x 1080 liegt – also praktisch bei Full-HD mal zwei.

Das ist aber auch fast schon die einzige Schwäche, die man dem Monitor bei der Bilddarstellung vorwerfen kann. Die ist ansonsten mit einer tollen Farbraumabdeckung und Helligkeit sehr gut. Sogar HDR-Content wird vom Monitor unterstützt.

Zocken in 32:9? Kein Problem!

Zu meiner Überraschung konnte ich auch bald feststellen, dass es bereits viele Games da draußen gibt, die das 32:9-Format optional unterstützen. „Battlefield 5“, „Shadow of the Tomb Raider“ oder „Anthem“ sind nur einige aktuelle Beispiele. Tatsächlich bieten mehrere sogenannte AAA-Spiele in den Einstellungen die Option, auf ein 32:9-Format zu wechseln. Bei Indie-Titeln sieht das aber noch etwas anders aus.

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Mit zwei Monitoren arbeiten

Ok, dachte ich mir, Zocken ist im 32:9-Format richtig cool – aber um die Anschaffung so eines teuren Monitors rechtfertigen zu können, muss auch alles andere stimmen. Der Samsung C49HG90 kostet schließlich über 900 Euro (Stand: März 2019). Und tatsächlich: Auch vom Format abgesehen überzeugt der Monitor.

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Zum Beispiel lässt sich der riesige Screen in zwei 16:9-Monitore aufteilen – wohl der Traum jedes Multitaskers. Dazu werden zwei Videosignale von der Grafikkarte des Rechners abgegriffen. Entweder zweimal per HDMI, zweimal per Displayport oder auch gemischt per HDMI und Displayport. Die Einstellung dafür lässt sich recht einfach im Menü des Monitors vornehmen. Windows behandelt den C49HG90 in der gesplitteten Ansicht so, als wären zwei 16:9-Monitore angeschlossen. Nutzer, die das Arbeiten an einem Doppel-Monitor-Setup gewohnt sind, werden sich deshalb sofort zurechtfinden.

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Doch damit noch nicht genug: Wahlweise lassen sich sogar zwei verschiedene Rechner an den Monitor anschließen, wobei jeder seinen eigenen Bildschirmbereich erhält. Auf Wunsch lässt sich das Seitenverhältnis zudem auch ändern. So wird die Darstellung etwa in zwei Drittel zu einem Drittel geteilt, falls Bedarf besteht.

144 Hz nur über Displayport

Zumindest für Gamer ist die Frage nach dem richtigen Anschluss immer noch essenziell. Wer mit dem Samsung C49HG90 in der bestmöglichen Qualität zocken möchte, sollte dafür die Displayport-Schnittstelle nutzen. Nur über diese sind aktuell Bildwiederholraten von bis zu 144 Hz möglich und auch FreeSync 2 wird lediglich über den Displayport-Eingang unterstützt.

Fazit: 32:9-Monitore sind viel besser als gedacht

Als Technik-Redakteur werde ich in meinem Arbeitsalltag manchmal mit so vielen vermeintlichen Innovationen konfrontiert, dass ich bei vielen Dingen beinahe reflexartig mit den Augen rolle. Auch 32:9-Monitore sind Produkte, bei denen viele wahrscheinlich zunächst skeptisch sind. Deshalb bin ich froh, dass ich den Samsung C49HG90 selber ausprobiert habe. Tatsächlich konnte mich das Gerät nämlich überzeugen, weil ich gleich verstanden habe, wofür es gemacht wurde.

Hält man sich vor Augen, dass es sich dabei gewissermaßen um das Early-Adopter-Modell handelt, während ein Großteil der auf der diesjährigen CES vorgestellten Geräte erst in einigen Monaten herauskommt, finde ich es umso beeindruckender. Denn der Hersteller hat gleich ein durchdachtes Produkt abgeliefert und das macht Mut, dass 32:9-Monitore vielleicht etwas werden könnten, was in Zukunft auch in das ein oder andere Büro oder Home-Office einzieht.

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Auf meine Wunschliste haben es 32:9-Monitore jedenfalls jetzt schon geschafft – leider, muss man sagen. Denn blöderweise sind die Edel-Screens momentan noch sündhaft teuer. Für Preise um die 1.000 Euro oder teilweise weit darüber sind locker vier bis fünf 16:9-Monitore drin. Da wird sich hoffentlich in den kommenden Monaten noch etwas tun.

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