Reboot, Remake, Re-Imagining, Re-Irgendwas – da kriegen die meisten von uns mittlerweile Pickel. Es gibt aber so ein paar Reihen, die könnten eine Neuauflage locker vertragen. Vor allem im Horror-Genre. Wir stellen Dir fünf davon vor.
Unantastbare Klassiker sollte man besser in Ruhe lassen, das hat beispielsweise das sensationell vergrützte "Ghostbusters"-Reboot von 2016 gezeigt. Das heißt aber nun nicht, dass Filmemacher in Ehrfurcht erstarren müssen, wenn es um alte Filme geht. Mit ein bisschen Respekt, Sachverstand und Fingerspitzengefühl lässt sich so ziemlich alles ein bisschen auffrischen.
Und: mit einem guten Gespür dafür, welche Filmreihen sich denn wirklich für eine Neuauflage eignen und welche nicht. Speziell im Horrorgenre gibt es so viele Reihen, die stark angefangen haben, dann aber schnell in den Sumpf völliger Mittelmäßigkeit abgerutscht sind. Oder direkt richtig schlecht wurden. Vielleicht wurden die Drehbücher immer bekloppter, vielleicht die Schauspieler immer mieser, vielleicht hatte man einfach noch nicht die richtige Tricktechnik. Und genau um diese abgestürzten Hoffnungsträger soll es in dieser Liste gehen. Und ja: Es sind ein paar große Namen dabei, die man durchaus als unantastbare Klassiker bezeichnen kann.

Was in dieser Liste dagegen nicht dabei ist: Skurrile Untergrund-Liebhaberstücke und Trashfilme, die ihren ganz besonderen Charme aus liebevoll-tapsigem Dilettantismus beziehen, den man um Gottes willen nicht "verbessern" darf. Kein Mensch braucht einen "Puppet Master" mit CGI-Figuren. Niemand will einen realistisch aussehenden "Leprechaun" sehen. Und bevor ich mir einen gender-geswappten "Re-Animator" angucke, produziert von James Wan, mit Joey King in der Hauptrolle und der gottverdammten "Annabelle"-Puppe in einer Post-Credits-Szene, halte ich lieber mein Gesicht in den Deckenventilator.
"Jeepers Creepers"
2001 machte uns Regisseur Victor Salva mit dem Creeper bekannt – einem humanoiden Monster, das alle 23 Jahre auf die Jagd nach Menschen geht, aus deren Körperteilen es sich dann quasi selbst zusammenbaut. Eine halbwegs originelle Idee und nicht zuletzt dank eines eindrucksvollen Schocker-Bildes am Ende war der erste "Jeepers Creepers" immerhin ein mittelgroßer Achtungserfolg.
Aber zwei Sequels später ist vom anfänglichen Wohlwollen der Fans nicht viel geblieben. Speziell Teil 3, der 2017 rauskam, fuhr die Reihe dann endgültig gegen die Wand: Nicht nur, dass er fast die ganze Zeit im Tageslicht spielt und deswegen nahezu null gruselig ist, er schafft zudem das Kunststück, den Creeper völlig zu entmystifizieren und gleichzeitig immer neue Fragen zu seiner Herkunft aufzuwerfen, die aber einfach nie beantwortet werden. Dafür wissen wir jetzt im Detail, wie es im Inneren von seinem verrosteten Truck aussieht, was – Moment, lass' mich kurz in meine Notizen gucken – wirklich niemanden interessiert hat.
Die Mythologie des Creepers ist spannend und cool sieht der weißhaarige Jäger mit dem Schlapphut auch aus. Also: Noch mal ran da, die Hintergrundgeschichte ausformulieren (oder ganz rauslassen, aber nicht diese ewigen Andeutungen) und kräftig an der Suspense-Schraube drehen – damit der Creeper auch morgen noch kraftvoll zubeißen kann.

"Der Exorzist"
Ich weiß, ich weiß – die Hälfte von Euch will mich jetzt auf dem Scheiterhaufen brennen sehen. Für die ist es reine Blasphemie, "Der Exorzist" in diese Liste aufzunehmen. Aber passt dann ja, denn selbst der erste Teil von 1973 hat sich mit gotteslästerlichen Szenen ja nicht zurückgehalten.
Und es stimmt ja auch, Teil 1 ist wirklich ziemlich perfekt, da sind wir uns alle einig, oder? Danach zeigte sich die Reihe aber ähnlich verwirrt und planlos wie die Mutter der besessenen Reagan McNeil. Teil 2 war ein ungruseliges, beizeiten regelrecht albernes Melodrama, in Teil 3 ging's plötzlich um einen Serienkiller und von Teil 4 gibt's zwei verschiedene Versionen, die beide nicht wirklich gut sind. Die TV-Serie wurde 2018 abgesetzt. Die Zeit ist also reif für eine große Neuauflage.
Aber, und das ist der Knackpunkt: Wenn die nicht genauso, nun ja, eben blasphemisch ist wie das Original, braucht einen neuen "Exorzisten" kein Mensch. Wer erinnert sich nicht an die bahnbrechenden Szenen, in denen die kleine Reagan den geschockten Priestern die derbsten Flüche um die Ohren haute? Oder mit einem Kruzifix masturbierte? Es war radikal. Es verletzte religiöse Gefühle und scherte sich nicht um Befindlichkeiten. Es war, was Horror heutzutage kaum noch ist: todesmutig provokant, gefährlich, aufregend.
In einer Zeit, in der alle paar Minuten jemand "empört" ist, in der auch harmloseste Scherze für Shitstorms und Hasswellen sorgen, würde ein neuer "Exorzist" sicherlich für heftige Kontroversen sorgen. Gut so. In meiner perfekten Traumwelt bleiben die Macher hart, ziehen unbeirrt ihr Ding durch und verweisen immer wieder auf ein kleines Detail, das viele Kritiker schon 1973 gerne unterschlagen haben: Bei aller Gotteslästerlichkeit siegt am Ende von "Der Exorzist" ja, wie so oft, das Gute. Wenn auch zu einem Preis.

"Das Omen"
Komm, bleiben wir doch beim heiteren Thema Blasphemie und Satanismus! In "Das Omen" von 1976 ist der kleine Damien Thorn, der zur 6. Stunde des 6. Tages des 6. Monats auf die Welt kommt, nämlich der leibhaftige Sohn des Teufels. In drei Kinofilmen sehen wir sein Heranwachsen von einem kleinen Satansbraten (haha!) zu einem Jugendlichen und später sogar zum mächtigen Firmenpräsidenten, verkörpert von Sam Neill.
Und okay, es mag nicht sonderlich originell sein und generell hab ich auf Sozialkritik in meinen Horrofilmen Bock wie Dracula auf 'ne Knoblauchpizza, aber für ein Reboot drängt sich eine Bezugnahme auf gewisse politische Entwicklungen der vergangenen Jahre doch förmlich auf. Denken wir groß: Auch im neuen "Omen" wird Damien Präsident. Aber nicht von einer popeligen Firma. Sondern von den ganzen USA.
Auch diese Story-Wendung hat das Potenzial für ein paar richtig schöne Aufreger-Szenen. Und es würde einen der Schwachpunkte des dritten Teils ausmerzen: In dem wissen Damiens engste Mitarbeiter nämlich, dass er der Sohn des Teufels ist – aber so richtig scheint das niemanden zu beunruhigen. Das wäre in "meinem" neuen "Omen" anders, da würden wir nämlich sehen, wie absolute Macht auch die treuesten Seelen korrumpiert. Ein blasphemisches Schauerstück, eine bitterböse Satire und eine Abhandlung über die Mechanismen von Politik, Populismus und Versuchung – zeitgeistiger kann ein Horrorfilm kaum sein. Ich erwarte euren Anruf, Hollywood.

"Poltergeist"
Von "Poltergeist" gab's 2015 schon mal ein Remake, das aber an den Kinokassen völlig untergegangen ist. Kein Grund, es nicht noch mal zu versuchen!
"Poltergeist" hat heute den Ruf eines harmlosen Kinderfilmchens, das vielleicht noch in den 80ern schocken konnte. Zu Unrecht – der riesige Skelettkopf im Schrank oder die Leichen, die sich im strömenden Regen aus ihren fauligen Gräbern erheben, sind auch heute noch ernsthaft gruselig. Diese Sequenzen würde man inzwischen mit moderner Tricktechnik natürlich ein bisschen aufpeppen. Soll mir recht sein – wenn nur Herz und Seele des Originals von 1982 erhalten bleiben. Die Schauergeschichte der kleinen Carol Anne, die vom geisterhaften "Biest" geplagt und im Fernseher eingesperrt wird, ist zeitlos, fast märchenhaft. So etwas funktioniert noch heute.
Und wenn wir dann bei den Sequels angekommen sind, lassen wir diesen ganzen Quatsch mit dem religiösen Fanatiker Henry Kane weg, der retroaktiv für den Spuk im ersten Teil verantwortlich gemacht wird. Wir belassen es bei einer recht simplen, dadurch aber umso wirkungsvolleren Geistergeschichte – für heillos überfrachteten Backstory-meets-Spinoff-meets-Prequel-Blödsinn haben wir ja schon die Conjuring-Filme.

"Creepshow"
Mit bemüht "witzigen" Horror-Komödien kann man mich jagen. Die sind meistens weder witzig noch gruselig. Klar, es gibt Ausnahmen – wie "Creepshow" aus dem Jahr 1982. Mittlerweile gibt's davon eine Serien-Neuauflage beim Horror-Streamer Shudder, aber ich will das in Groß, im Kino.
Das Drehbuch der Kurzgeschichten-Anthologie schrieb Stephen King, auf dem Regiestuhl saß Zombie-Großmeister George R. Romero – was für ein Dreamteam. "Creepshow" war eine augenzwinkernde Hommage an Comicreihen wie die enorm beliebten "Tales From the Crypt" und hatte eine Menge (damaliger) Stars im Cast – unter anderem Ed Harris, Leslie Nielsen, Ted Danson und in Nebenrollen sind sogar Make-up-Mogul Tom Savini und Richard "Pretty Woman" Gere zu sehen.
Und das alles übertragen in die Jetztzeit, das könnte richtig gut sein. Die angesagtesten Stars geben sich die Klinke in die blutige Hand, "Trick 'r Treat"-Autor Michael Dougherty schreibt das Drehbuch und Splatter-Experte Sam Raimi führt Regie, denn diese ganz eigentümliche Mischung aus Grauen und Komik lag ihm schon immer. Wer würde das nicht sehen wollen?
Zumal Horror-Anthologien momentan ja wieder schwer in Mode sind, zumindest auf dem Serienmarkt. "Slasher", "50 States of Fright", "Channel Zero", "American Horror Story", die Neuauflage der "Twilight Zone" und wie sie alle heißen. Ich sage: Das Potenzial ist da, auch im Kino wieder das Blut meterhoch spritzen zu lassen. So lange nur Dwayne Johnson in einer Geschichte mitspielt, klingeln die Kinokassen doch wie blöd. Wetten ...?
