Berliner Künstler trickst Google Maps aus & erzeugt virtuellen Stau

Fast 100 Smartphones zieht ein Berliner Künstler mit einem Handkarren durch die Straßen. Dahinter steckt ein Kunstprojekt, mit dem er zeigen möchte, welch starken Einfluss Google Maps und Co. auf unsere Interaktionen mit der realen Welt haben.

Simon Weckert rollt sein Handwägelchen durch die Straßen Berlins. 99 Smartphones bewegt er so gleichzeitig über die Fahrbahn und sorgt damit für einen virtuellen Stau. Die bislang grünen, freien Straßen in Google Maps wechseln mit der Zeit auf Rot. Für Autofahrer in der Nähe wirkt die Straße auf Google Maps dicht befahren, obwohl sie das nicht wirklich ist.

Google Maps lässt sich einfach manipulieren

In einem Video zeigt der Künstler die Aktion und die "Google Maps"- Karte, die sich nach und nach verändert. Das Projekt verdeutlicht, wie einfach es ist, die Staudaten in der Karten-App zu beeinflussen. Google Maps erkennt Staus nämlich nicht anhand von Verkehrskameras, sondern auf Basis von Standortdaten und Bewegungsprofilen von Smartphone-Nutzern.

Das heißt, je mehr Handys sich an einem Fleck sehr langsam fortbewegen, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich der Verkehr an dieser Stelle staut. Das klappt in der Theorie relativ gut und viele Autofahrer verlassen sich auf diese Informationen. Folglich umgehen sie die rot markierten Straßen.

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Simon Weckert war mit einem mit Handys gefüllten Handkarren in Berlin unterwegs. Bild: © YouTube / Simon Weckert 2020

Der Künstler zeigt mit seinem Projekt eindrucksvoll, welchen Einfluss Dienste wie Google Maps auf die Gesellschaft haben. Sie können ganze Menschenmengen auf andere Straßen umleiten und lassen uns insgesamt anders mit der realen Welt interagieren. Google Maps ist da nicht das einzige Beispiel.

Dienste wie Airbnb und Carsharing haben beispielsweise einen immensen Einfluss auf das Stadtleben, den Wohnungsmarkt und den Straßenverkehr. Auch die Partnersuche hat sich im Laufe der Zeit verändert. Dating-Plattformen wie Tinder sorgen für eine unverbindliche Dating-Kultur. Und um noch einmal auf Google Maps zurückzukommen: Kartenbasierte Apps wie Deliveroo oder Foodora funktionieren über Schnittstellen mit der Karten-App und bestimmen so indirekt unser Einkaufserlebnis.

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