Bereits mit dem ersten Trailer sorgte "A Quiet Place" für Aufsehen unter den Fans. Kein Wunder: Ein Film, in dem quasi überhaupt nicht gesprochen wird, ist heutzutage an sich schon ungewöhnlich genug. Aber dann auch noch ein Horrorfilm?! In unserer Filmkritik liest Du, ob das ungewöhnliche Konzept aufgeht.
Immer schön leise! Die Story
89 Tage sind vergangen, seit eine mysteriöse Invasion die Welt in ihren Grundfesten erschüttert hat. Die Zivilisation, wie wir sie kennen, ist zusammengebrochen, und nur vereinzelt leben noch Menschen im Umkreis einer nicht näher genannten US-Kleinstadt. Die oberste Regel in dieser nachapokalyptischen Welt der besonderen Art lautet: Mach kein Geräusch! Denn wenn die Monster Dich hören, jagen sie Dich.
Aus diesem Grund lebt die Familie von Evelyn (Emily Blunt) und Lee (John Krasinski) in absoluter Stille. Kommuniziert wird in Gebärdensprache, mit der Kinder und Eltern bestens vertraut sind – die älteste Tochter Regan ist taub. Und das gesamte Leben ist auf Geräuschlosigkeit ausgerichtet. Doch wie lange kann das gut gehen, in einer Welt, in der jeder Ton potenziell tödlich ist?
Wider den Horrorfilm-Klischees?
"A Quiet Place" ist tatsächlich ein grundsätzlich sehr ungewöhnlicher Horrorfilm. Wo andere Genrevertreter auf schreiende Teenager setzen, glänzt der Film von und mit John Krasinski durch vornehme Zurückhaltung. In 90 Minuten Laufzeit fallen vielleicht 10 Sätze – wenn es hochkommt. Ganze dreimal wird geschrien. Allerdings nicht etwa aus Angst.
Doch gerade das ist es, was "A Quiet Place" sein ganz besonderes Feeling verleiht. Jedes kleinste Geräusch wird zur potenziellen Bedrohung und die Nerven der Zuschauer sind allein dadurch die gesamte Zeit dermaßen angespannt, dass selbst das unschuldige Gedudel eines Spielzeugspaceshuttels zum Jumpscare gerät. "Die Stille ist auf jeden Fall eine eigene Figur in 'A Quiet Place', zusätzlich zu den einzelnen Familienmitgliedern", sagt auch Regisseur Krasinski dazu im Gespräch mit IGN.
Gesichtsausdrücke, die Bände sprechen
Gerade weil in "A Quiet Place" so gut wie nicht geredet wird, lebt der Film umso mehr von der darstellerischen Leistung seiner Schauspieler. Die Jungstars Noah Jupe (Marcus) und Millicent Simmonds (Regan) müssen sich dabei keineswegs hinter den "Großen" verstecken. Angst, Trauer, Verzweiflung und Freude sind sämtlichen Castmitgliedern dermaßen am Gesicht abzulesen, dass man das fehlende gesprochene Wort als Zuschauer eigentlich nicht wirklich vermisst.
Das Besondere an der Jungschauspielerin und ihrer Rolle ist dabei, dass Simmonds tatsächlich seit frühester Kindheit taub ist. Ein Hauptgrund, weshalb John Krasinski sich ursprünglich für das Nachwuchstalent entschieden hat. Im Interview betont der Filmemacher, er habe ausdrücklich nach einer tauben Schauspielerin gesucht, unter anderem auch, um mit deren Hilfe ein besseres Verständnis der Situation zu erlangen.
Auch die Chemie zwischen den Darstellern der kleinen Familie stimmt absolut. Vor allem Golden-Globe-Gewinnerin Emily Blunt und John Krasinski überzeugen als Elternpaar. An sich kaum verwunderlich, immerhin sind beide auch im wahren Leben seit 2010 verheiratet und haben inzwischen selbst zwei Töchter.
Der Ton macht den Horrorthriller
Neben der darstellerischen Leistung der Schauspieler wird die Handlung von "A Quiet Place" ganz eindeutig von der großartigen Soundgestaltung getragen. Geräuschkulisse und musikalische Untermalung vermitteln den Zuschauern das passende Feeling viel eindrucksvoller, als es jeder Schrei und jede ausführliche Konversation je könnten.
Hier kommt zum großen Teil auch die Erfahrung von Filmkomponist Marco Beltrami zum Zuge, der für den Soundtrack des Horrorfilms verantwortlich zeichnet. Seit 1994 mischt Beltrami Film und Fernsehen musikalisch auf und hat sich vor allem auch im Horrorgenre längst einen großen Namen gemacht: Von ihm stammen unter anderem die Soundtracks zu "Resident Evil", "Das Omen", "Die Frau in Schwarz" oder auch "World War Z".
"A Quiet Place": Unser Fazit
"A Quiet Place" macht vieles anders als die meisten anderen Horrorfilme – und sticht gerade deshalb positiv aus der Masse der Kinofilme heraus. Als Zuschauer verlässt man den Film mit dem nachhaltigen Gefühl, dass Stille ein mächtiger Verbündeter sein kann, und keine lauten Explosionen nötig sind, um Eindruck zu hinterlassen.
Die Soundgestaltung packt selbst abgebrühte Horrorfans im Innersten und es verwundert vor diesem Hintergrund überhaupt nicht, dass John Krasinskis jüngster Coup sich aktuell eines 100-Prozent-Fresh-Ratings auf Rotten Tomatoes erfreut. Absolut sehenswert – auch mehrmals!