Mit dem Acer Predator 8 stellt der taiwanesische Hersteller eines der ersten Gaming-Tablets überhaupt vor. Im Test haben wir uns nicht nur das Gerät angeschaut, sondern sind auch der Frage nachgegangen, für wen sich ein solches Tablet eignen könnte.
Bei PC-Gamern gilt Acer seit Längerem als echte Hausmarke. Insbesondere die Predator-Reihe konnte mit ihrer Mischung aus martialischem Design und leistungsstarker Hardware viele User für sich begeistern. Mit dem Acer Predator 8 möchte der taiwanesische Hersteller seine Expertise nun in den mobilen Sektor übertragen und präsentiert sein erstes dediziertes Gaming-Tablet.
Martialisches und eigenständiges Design
Schon beim Design geht Acer dabei in die Vollen. Während sich die meisten Tablets heutzutage eher in Understatement üben, schreit das Predator 8 förmlich nach Aufmerksamkeit. Dabei übernimmt der Hersteller die Designsprache der Predator-Laptops und Desktop-Rechner und überträgt diese ziemlich erfolgreich auf das Tablet-Format. Das Ergebnis ist ein Gerät, dass durch seine vier seitlich aus dem Gehäuse herausragenden Lautsprecher eine völlig eigenwillige Form bietet. Auch die Rückseite hebt sich mit zwei dunkelroten Zierleisten, dem Predator-Logo und den gummierten Seitenteilen deutlich vom normalen Tablet-Einheitsbrei ab.
Die Verarbeitung weiß insgesamt zu gefallen und auch haptisch gibt das Predator 8 ein angenehmes Gefühl. Lediglich bei der Hochkant-Bedienung spürt man in den Handflächen die scharfen Kanten, die durch das Lautsprecher-Design entstehen. Wirklich störend fallen diese aber nur im Einhand-Betrieb auf. Trotzdem wird hier klar, dass Acer das Predator vornehmlich für die Nutzung im Querformat konzipiert hat. Auch Nutzer, die auf besonders dünne Tablets stehen, werden mit dem Acer-Modell nicht glücklich. In der Beziehung will das Predator 8 aber auch gar nicht mit iPad, Galaxy Tab und Co. konkurrieren, sondern setzt klar eigene Akzente.
Die Hardware hat jede Menge Power...
Wer ein Gaming-Tablet abliefern will, darf natürlich auch beim Innenleben nicht kleckern. So verbaut Acer mit dem Intel Atom x7 Z8700-Prozessor eine Quad-Core-Recheneinheit mit 2,4 GHz und einer integrierten Intel HD-Grafik. Auf dem Papier sticht der Chip die meisten anderen Tablet-Prozessoren aus – einen echten Quantensprung, wie ihn Gaming-PCs im Vergleich zu Bürorechnern hinbekommen, schafft der Intel-Chip im Tablet jedoch nicht. Auch die 2 GB Arbeitsspeicher orientieren sich eher am Standard und setzen keine Maßstäbe. Der interne Speicher geht mit einer Größe von 32 GB in Ordnung. Wer mehr möchte, kann diesen per microSD-Karte jederzeit erweitern.
...aber taugt sie auch zum Gaming?
Die eigentliche Frage, die sich bei einem Gaming-Tablet allerdings stellt, ist natürlich die, wie sich diese Performance auf die Spiele überträgt. Mit einem Benchmark-Wert von 75.980 Punkten im AnTuTu-Test sollte eigentlich nichts anbrennen. Tut es aber doch: So kommt es auf dem Predator 8 ausgerechnet beim vorinstallierten Rennspiel "Asphalt 8: Airborne" zu unschönen Framerate-Problemen – und das, obwohl der Titel auf dem Smartphone selbst mit schwächeren Prozessoren wie Snapdragon 808 und Snapdragon 810 eigentlich problemlos läuft.
Ein ähnliches Problem trat im Test auch beim Weltraum-Shooter "Galaxy on Fire 2 HD" auf. Auf dem Predator 8 kam es zu Rucklern, während der Titel auf meinem LG G Flex 2 absolut flüssig über das Display lief. Wer allerdings vermutet, dass dieses Problem bei allen Android-Spielen auftritt, irrt. Die meisten anderen Titel mit aufwendiger Grafik flutschten nämlich butterweich mit hohem Detailgrad über das Predator 8. Bei "Modern Combat 5", "Sonic & Sega All Starts Racing" oder "Lego Star Wars: Yoda II" machte das selbst ernannte Gaming-Tablet eine hervorragende Figur.
Das Predator 8 scheitert am eigenen Anspruch
Wo liegt also das Problem? Vermutlich einfach an der mangelnden Anpassung vieler Android-Games an den Intel-Chip. So laufen die meisten Android-Smartphones und -Tablets im High-End-Bereich mit Snapdragon- oder Exynos-Prozessoren. Viele Games werden also zuallererst für diese Chipsätze optimiert. Höchstwahrscheinlich sind also weder Acer noch Intel an der durchwachsenen Performance schuld, denn rein theoretisch sollte die Hardware sämtliche Android-Games zum Frühstück verspeisen. Die "Schuld" dürfte hier bei den Spiele-Entwicklern liegen.
Auslöffeln muss die Suppe am Ende trotzdem Acer. Wer im PC-Bereich einen Predator-Laptop anstatt eines MacBooks kauft, bekommt einen viel wuchtigeren Computer – aber eben auch ein Gerät mit viel mehr Leistung in Theorie und Praxis. Beim Predator-Tablet geht diese Rechnung in der Praxis jedoch nicht immer auf. Und ein Gaming-Tablet, das nichts anderes sein will und trotzdem bei Games regelmäßig versagt, wird so automatisch zum Problemfall. Das ist schade, denn alles was man Acer in dieser Hinsicht vorwerfen kann ist, dass sie beim Prozessor nicht auf Nummer sicher gegangen sind.
Android 5.1 und jede Menge Bloatware
Acer liefert das Predator 8 mit Android 5.1 aus – und leider auch mit jeder Menge Bloatware. Zusätzlich zu den üblichen Google-Diensten gibt es eine ganze Menge Acer-Software sowie mehrere vorinstallierte Spiele und Gaming-Shops. Das ist ärgerlich, zumal diese Shops nichts bieten, was nicht auch im Google Play Store verfügbar wäre. Auch die vorinstallierten Spiele bieten keinen Mehrwert, da es sich ausnahmslos um Free-To-Play-Titel handelt. Allerdings: Ein Großteil der vorinstallierten Software lässt sich zumindest deinstallieren, sodass Nutzer nach dem Kauf zumindest auf dem Tablet aufräumen können.

Display- und Audio-Tuning für Gamer
Während die meisten Apps, die Acer für das Predator 8 mitliefert, eher Standard-Anwendungen sind, gibt es mit dem Media Master auch ein Programm, das speziell an die Bedürfnisse des Gaming-Tablets angepasst ist. Dieses bietet nämlich die Möglichkeit, das Setup für Bild- und Tonausgabe individuell zu verändern und dabei verschiedene Einstellungen für Foto, Film und Spiel zu definieren. Kurrios ist, dass sich diese Einstellungen nur in der App vornehmen lassen und nicht in gleichem Umfang im Einstellungsmenü des Tablets. Immerhin ist der Media Master übersichtlich gestaltet, leicht zu bedienen und eigentlich eine gute Idee für jedes Tablet. Der Sound aus den vier auffälligen Lautsprechern kommt übrigens für ein Tablet recht voluminös daher – allerdings nur, wenn im Media Master auch die richtige Einstellung aktiviert wurde.

Alibi-Kamera und guter Akku
Weil es Leute geben soll, die ihr Tablet zum Fotografieren nutzen, hat das Predator 8 auch zwei obligatorische Kameras. Die Hauptkamera löst mit 5 Megapixeln auf und knipst Bilder in höchst durchschnittlicher Qualität. Immerhin bietet die Kamera-App aber verschiedene Einstellungsmöglichkeiten für Weißabgleich, Autofokus uns Co. Die Frontkamera hingegen löst mit 2 Megapixeln auf und erfüllt im besten Sinne ihren Zweck. Im Endeffekt dürfte es so gut wie niemanden geben, der sich das Predator 8 kauft, um damit Fotos zu schießen. Wer es dennoch einmal ausprobieren will, kann mit dem Tablet aber ein paar brauchbare Schnappschüsse machen.

Der Akku macht hingegen eine relativ gute Figur. Bei normaler Tablet-Nutzung reichen die 4550 mAh für bis zu zwei Tage. Werden allerdings aufwendige 3D-Spiele gezockt, ist natürlich schneller Schluss. Je nach Spiel wird der Batteriespeicher dann nach zwei bis vier Stunden leer gesaugt. Das klingt nach wenig, ist aber für so eine Nutzung vollkommen normal. Insgesamt leistet sich das Predator 8 in dieser Kategorie also keine Schwächen.
Fazit
Das Acer Predator 8 will ein Tablet für Gamer sein und begründet mit diesem Anspruch seine gesamte Existenz. Leider geht das Konzept nur zum Teil auf. Optisch ist das Predator auf jeden Fall ein Hingucker und auch die Games sehen größtenteils sehr gut aus und gehen ebenso von der Hand. Nett ist auch der Media Master, mit dem sich das Display- und Audio-Setup zumindest minimal konfigurieren lässt. Ziemlich problematisch ist hingegen die Tatsache, dass der Intel Atom-Prozessor nicht mit jedem Spiel klarkommt – oder umgekehrt. Problematisch deshalb, weil teilweise auch schwächer ausgestattete Tablets mit den betreffenden Spielen keine Probleme hatten.
Ein explizites Gaming-Tablet macht aber nur dann Sinn, wenn es im Bereich Gaming mehr bieten kann als andere Geräte. Zumal das Predator 8 mit einer UVP von 349 Euro auch preislich in die Nähe des iPad mini 4 rückt. Hier stellt sich also leider die Frage nach dem Sinn und Zweck des Ganzen.