David Beckham ist out! Ronaldo und Messi heißen die Fußballstars der Stunde. Das weiß auch Adidas. Mit dem miCoach Smart Ball will Dir der Sporthersteller helfen, so kicken zu lernen wie Deine großen Vorbilder. Ob das klappt, haben wir im Test ausprobiert.
Sieht aus wie ein normaler Fußball, fühlt sich an wie ein normaler Fußball und ist: ein smartes Stück Technik. Der Adidas miCoach Smart Ball kann nämlich mehr als das Standard-Leder. Die Pille aus Polyurethan beinhaltet ein Sensorpaket, das Daten zu Schüssen sammelt, auswertet und analysiert. Aber wird aus dem ehrgeizigen Kicker von Heute damit der Lionel Messi von Morgen? Ein (Fußball-)Feldversuch.
Äußerlich ein ganz gewöhnlicher Fußball
Seine smarten Funktionen sieht man dem Adidas miCoach Smart Ball also nicht an. Der Fußball entspricht mit einem Umfang von 68,6 Zentimetern und einem Durchmesser von 22 Zentimetern der Normgröße 5. Und auch sein Gewicht von 421 Gramm ist konform mit den Regeln des Fußball-Weltverbandes FIFA. Allerdings besteht er nicht wie viele andere Spielbälle aus Leder, sondern verfügt über eine thermoverschweißte Polyurethan-Haut, die sich aus 32 einzelnen Paneelen zusammensetzt. Dass es sich aber nur äußerlich um einen gewöhnlichen Fußball handelt, dürfte schon der aktuelle Preis von 199,95 Euro verraten.
Diese Sensoren machen den Ball zum Smart Ball
Teurer als herkömmliche Fußbälle ist der miCoach Smart Ball schlicht und einfach, weil er mehr kann. Im Inneren des smarten Gadgets stecken ein Akku, eine Ladespule fürs induktive Laden sowie ein Paket aus Lage-, Beschleunigungs- und Drucksensoren. Diese zentriert untergebrachten Sensoren stellen über insgesamt zwölf Kevlar-Verbindungen Kontakt zur Außenhaut des Fußballs her. Auch Bluetooth 4.0 ist mit an Bord. Denn der Ball selbst kann die Schussdaten natürlich nur erfassen. Ausgewertet und visuell aufbereitet werden sie anschließend von der zugehörigen Smartphone-App.
Ausgepackt und losgespielt? Nicht ganz...
Ganz so schnell loslegen wie mit einem Standard-Fußball konnten wir im Test daher nicht. Erst heißt es: Die Adidas Smart Ball-App aus dem App Store oder bei Google Play herunterladen und den Ball aufpumpen. Doch damit nicht genug – so ein smartes Innenleben braucht natürlich noch Energie.
Der Smart Ball muss also zunächst einmal auf die Ladestation. Und das ist gar nicht so einfach. Zwar funktioniert das Aufladen kabellos, aber nur dann, wenn der Ball optimal auf der Ladestation ausgerichtet wird. Das Ladesymbol an der Ballunterseite muss möglichst genau auf dem entsprechenden Symbol auf der Ladeschale platziert werden, das Adidas-Logo nach vorne zeigen und die Dekostreifen am Ball parallel zu den Aussparungen an der Station verlaufen. Sonst signalisiert das Ballpodest durch schnelles LED-Flackern, dass der Ball nicht lädt. Langsames Blinken steht hingegen für korrektes Laden und wenn die Station gar nicht leuchtet, dann liegt der Ball entweder komplett falsch oder ist vollständig geladen. Insgesamt ist das Laden also eine Wissenschaft für sich.
Mit Smartphone + Ball an der Technik feilen
Sehr viel einfacher funktioniert das anschließende Pairing mit dem Smartphone. Einfach Bluetooth am Handy aktivieren und den miCoach Smart Ball von der App suchen lassen. Haben sich Handy und Ball gefunden, wird erst einmal ein Firmware-Update heruntergeladen und auf das runde Gadget gespielt. Es stehen also weitere ungeduldige Minuten zwischen dem Auspacken und dem Test. Im Anschluss kann es aber endlich losgehen – und das ist im Gegensatz zum Aufladen ganz einfach. Man folgt lediglich den Anweisungen auf dem Display.
Zwar muss der Smart Ball auch zum Schießen ausgerichtet werden. Das ist aber sehr viel einfacher als beim Laden. Das Adidas-Logo muss den Schützen angucken, die Pfeile in Schussrichtung zeigen. Jetzt noch einmal auf das "Schießen"-Symbol in der App tippen und sich damit vom Smartphone den Anpfiff abholen, anlaufen, schießen und aufs Handy gucken. Nach kurzer Ladezeit hat die Smart Ball App den Schuss ausgewertet – sofern er mindestens zehn Meter weit und einen Meter hoch unterwegs war. So steht es als Voraussetzung in der Bedienungsanweisung. Allerdings erfasste die App im Test auch Schüsse, bei denen der Ball nur minimal vom Boden abhob. Anschließend kann man sich ansehen, wie schnell und mit welchem Spin geschossen wurde. Zudem visualisiert die Smartphone-Anwendung auch die Flugbahn des Balles. Wer möchte, kann seinen Schuss dann für spätere Prahlereien als Favorit speichern oder direkt in sozialen Netzwerken teilen.
Kicken lernen wie Cristiano Ronaldo
Schon auf diese Weise lässt sich natürlich trainieren – wenn auch nur Einzelschüsse. Empfehlenswert ist zudem ein Trainingspartner, der entweder den Torwart spielt und den Ball immer wieder zurückschießt oder stattdessen die Smartphone-Bedienung übernimmt. Dann wird das Schuss- aber gleichzeitig zum Cardio-Training. Immerhin muss man den miCoach Smart Ball nach jedem Schuss zurückholen.
Für mehr Abwechslung beim Einzeltraining sorgen spezielle Schießübungen und Challenges in der Adidas-App. Bei den Herausforderungen stehen eine Power Challenge, bei der es lediglich auf Schusskraft ankommt, und eine Profi Challenge zur Auswahl. Dabei simuliert die App bestimmte Spielsituationen und verlangt vom Spieler einen Schuss mit bestimmtem Speed und Drall, um eine imaginäre Mauer aus Gegenspielern zu überwinden. Bei den Übungen kann sich der talentierte Fußballnachwuchs Videos zur Ballbeherrschung ansehen oder sich an speziellen Aufgaben austoben.
Wer in die großen Fußstapfen von Cristiano Ronaldo treten will, übt natürlich das, wofür er bekannt ist und bewundert wird: den Knuckleshot. Tipps, Videos und schließlich Praxisübungen sollen ambitionierten Hobby-Kickern dabei helfen, einen Vollspannschuss zu üben, bei dem sich der Ball nicht um die eigene Achse dreht, sondern die Luft vor sich herschiebt. Der Effekt: Es kommt zu Luftverwirbelungen an der Seite und der Ball fängt an zu flattern. Die Flugbahn lässt sich dadurch nur schwer einschätzen – auch für den gegnerischen Torwart. Das macht diese Freistoßart so effektiv und gefährlich. Wenn man sie denn beherrscht. Aber das kann man dank Adidas miCoach Smart Ball ja sogar datengestützt trainieren.
Fazit: Es ist noch kein Ronaldo vom Himmel gefallen
Trainieren ist ein gutes Stichwort. Das kann man mit dem Adidas miCoach Smart Ball auf wirklich neue und interessante Weise – allerdings nur alleine und recht eindimensional. Man kann üben, hammerharte oder gefährlich angeschnittene Freistöße, Eckstöße sowie Elfmeter zu schießen. Zum Cristiano Ronaldo wird man allein dadurch jedoch nicht. Gutes Fußballspieler brauchen noch mehr: Teamfähigkeit, Gefühl für den Ball, Dribbling-Fähigkeiten, Ausdauer, taktisches Know-how und und und...

Der Smart Ball hat noch einige weitere Nachteile – allen voran einen hohen Preis. Hinzu kommen die begrenzte Bluetooth-Reichweite und das komplizierte Laden auf der mitgelieferten Station. Immerhin hält der Akku im smarten Spielzeug dann aber für rund 2000 Schüsse. Und für den einen oder anderen könnte auch der folgende Aspekt kaufentscheidend sein: Das Gadget macht einfach Spaß. Wer gerne Fußball spielt, wird auch mit dem Smart Ball seine Freude haben. Die Analyse der Daten ist aufschlussreich und kann tatsächlich dabei helfen, besser zu werden. Am wichtigsten ist natürlich, dass trainiert wird. Und das kann man mit dem schlauen Fußball zur Not auch einmal ohne Strom und Smartphone. Die Technik hat aber auf jeden Fall Potenzial. Wer weiß?! Vielleicht gehört den smarten Fußbällen ja die Zukunft.
An dieser Stelle noch einmal herzlichen Dank an den SV Uhlenhorst Adler, die uns den Ball auf ihrem Platz haben testen lassen – sowie Fabian von Altona 93 und Johan vom SC Elmenhorst fürs gemeinsame Kicken!