"Age of Empires - Definitive Edition" im Test: Noch modern genug?

Vor 20 Jahren brachte Microsoft mit "Age of Empires" ein Strategiespiel auf den Markt, das das Genre nachhaltig prägen sollte. Damals waren die leichte Spielbarkeit und die niedrige Einstiegshürde spannend – neben vielen anderen Dingen. Jetzt gibt's eine vor allem grafisch überarbeitete Version des Titels. Lohnt es sich, das Spiel nochmal zu spielen, oder reicht eine modernisierte Optik nicht aus?

" Wololo" – das Beschwörungs-Sample des Priesters ist vermutlich der bekannteste Sound in "Age of Empires" und hat sich mit den Jahren zu einem recht bekannten Meme entwickelt. Dass Microsoft auch diesen und alle anderen Einheitensounds neben der neuen Orchestermusik neu hat einspielen lassen, zeigt den Aufwand, den der Hersteller bei der digitalen Restaurierung seines immerhin 20 Jahre alten Titels getrieben hat. Microsoft scheint fest daran zu glauben, dass das "AoE"-Gameplay – an dem sich kaum etwas geändert hat, so viel kann man vorweg verraten – auch heute noch modern genug ist, um alte und neue Fans zu begeistern.

"AoE": Story ist immer noch bestechend simpel

Die grundlegende "Story" hinter dem Game ist noch immer bestechend simpel, auch in der Neuauflage: Man hat ein Dorfzentrum und einige Einwohner als Grundstock für den Marsch durch die Geschichte. Start ist die Altsteinzeit, dann gilt es, die kleine Dorfgemeinschaft in den Epochen Jungsteinzeit, Bronzezeit und Eisenzeit groß und mächtig zu machen. Jedes Zeitalter hält dabei bestimmte Techniken und Methoden bereit, wobei es aber auch früher schon so war, dass vor allem die Altsteinzeit im Grunde ein eher unwichtiges Startszenario darstellte. So richtig los ging (und geht) es eigentlich erst im dritten Zeitalter – der Bonzezeit.

Im Spiel gibt es neben einer eigentlich nicht so wichtigen, aber dennoch sehr umfangreichen Kampagne, die auch zu Übungszwecken genutzt wird, vor allem den Sandbox-Modus. Hier kann man praktisch alles einstellen – Karte, Größe, Gegner, Ressourcen, Schwierigkeit – und das Spiel generiert dann daraus immer wieder andere Partien nach dem Zufallsprinzip. Spieler haben mit diesem Modus vor 20 Jahren vermutlich Wochen und Monate zugebracht, weil jede so erschaffene Partie sich immer wieder anders anfühlte – wenigstens ein bisschen. Die Langzeitmotivation und Wiederspielbarkeit waren grandios, und das ist auch immer noch so.

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Es geht alles mit einem kleinen Lager los, .... Bild: © Microsoft 2018
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... und man muss gleich Holz schlagen ... Bild: © Microsoft 2018
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... und Nahrung sammeln ... Bild: © Microsoft 2018
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... und dann eine Kaserne bauen. Bild: © Microsoft 2018
Age of Empires: Definitive Edition
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Spielen fühlt sich an wie vor 20 Jahren

Vorweg kann man sagen: Das Spielen fühlt sich schon nach ein paar Stunden an wie beim Original vor 20 Jahren. Microsoft hat die wichtigen Spielmechaniken belassen, selbst die Schwierigkeitsgrade sind vom Gefühl her so balanciert wie in der Originalversion. Wer die ursprüngliche Ausgabe gespielt hat, fühlt sich rasend schnell zu Hause, dennoch gibt es natürlich wichtige Änderungen, die zum Teil aber auf den ersten Blick nicht so auffallen.

1. Grafik: Viel bunter und in 4K/UHD

Klar, die auffälligste Änderung betrifft die Optik des Spiels, die grundlegend modernisiert und aktuellen technischen Erfordernissen angepasst wurde. Vergleichsbilder zeigen, wie groß der Unterschied zum Original ist, das in der Regel mit einer VGA-Auflösung von 640 x 480 Punkten gespielt wurde. Die neuen Grafiken sehen hervorragend und bunt aus, behalten aber den typischen "AoE"-Look dennoch bei. Im Unterschied zur neuen Optik scheinen die Animationen unverändert zu sein, was aber kein Nachteil ist. Ein klarer Vorteil sind die Zoomstufen, ein absolut sinnvolles neues Gameplay-Element, das mehr Überblick verschafft. Einen sehr guten Vergleich der Grafik zeigen die Entwickler auf der Microsoft-Seite.

Änderungen bei der Grafik auf einen Blick
  • 4K UHD-Auflösung
  • Animationsdetails zwölf mal so groß, Farbtiefe 128 mal
  • Zoomstufen
  • Anti-Aliasing
  • Blooming und animierte Wolken-Effekte
  • Wasser wurde neu animiert, Wellen brechen und das Wasser hat Licht- und Spiegeleffekte
  • Kriegsnebel animiert
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In der Kaserne werden Kämpfer angeheuert, ... Bild: © Microsoft 2018
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... die die Siedlung verteidigen ... Bild: © Microsoft 2018
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... und schützen sollen. Aber manchmal ... Bild: © Microsoft 2018
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... kommen die Angriffe auch vom Wasser. Bild: © Microsoft 2018
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2. Benutzeroberfläche: Viele Anzeigen verbessert

Eine Frischzellenkur hat es auch für die Benutzeroberfläche gegeben. Es sind einige neue Infos dazugekommen, die in der neuen Version hilfreich sind, wie etwa der Fortschrittsbalken für das Zeitalter und die Anzeige für untätige Dorfbewohner, deren Anzahl jetzt auf dem entsprechenden Auswahl-Button zu sehen ist. Wichtigste Neuerung ist aber der Technologie-Baum, den es vorher schlicht nicht gab und der einen hilfreichen Überblick über Einheiten, Gebäude und Forschungs-Möglichkeiten der einzelnen Zeitalter gibt.

Änderungen an der Oberfläche auf einen Blick:
  • Technologie-Baum
  • Anzeige für untätige Dorfbewohner
  • Einheitenlimit sichtbar
  • skalierbare Elemente
  • Fortschrittsbalken für Zeitalter
  • Ziele sind zu sehen
  • neue Minikarten-Modi (Wirtschaft & Militär)

3. Sound: Der Ton kommt jetzt vom Orchester

Obwohl Microsoft zunächst nur den Klassiker wieder spielbar machen wollte, war von Anfang an klar, dass beim Sound einiges zu tun ist. So wurden also 75 Minuten Hintergrundmusik von einem ausgewachsenen Orchester neu eingespielt und auch die 350 Einheiten-Sprüche und 250 andere Soundeffekte neu aufgenommen. Die Zwischensequenzen sind allerdings weggefallen, da das Originalmaterial verschollen ist und die Videos daher nicht neu und an die Auflösung angepasst eingespielt werden konnten.

4. Gameplay: Massive Änderungen, aber dennoch so gut wie eh und je

Beim Gameplay hat sich in der "Age of Empires: Definitive Edition" jede Menge getan, ohne dass sich aber das Spiel anders anfühlt. Die Macher haben sich viel mit den Fans unterhalten und deren Wünsche einfließen lassen. Es gibt Tasten für untätige Dorfbewohner oder Militäreinheiten, Sammelpunkte bei der Einheitenproduktion und intelligentere Bewohner, die nach dem Bau eines Ressourcen-Gebäudes sofort mit dem Abbau des entsprechenden Rohstoffs beginnen. Wenn man das beim ersten Mal erlebt kommt spontan der Gedanke: Warum war das nicht immer schon so?  Jede Menge Sinn macht es in jedem Fall, denn durch das Feature fällt jede Menge Futzel-Arbeit weg.

Cheat-Codes
Microsoft hat auch die Cheat-Codes von früher (und einige neue) ins Spiel eingebaut. Hier ist die Liste der wichtigsten Befehle. Per Druck auf "Eingabe" öffnest Du die Eingabemaske, bestätigt wird der eingetippte Code dann mit derselben Taste. Cheats sind übrigens beim Erstellen einer Partie abschaltbar.

Quarry = 1000 Steine
Woodstock = 1000 Holz
Diediedie = alle Gegner sterben
Bigdaddy = Schwarzer Sportwagen mit Raketenwerfer
Steroids = Gebäude und Einheiten werden ohne Wartezeit erstellt
King Arthur = aus allen Vögeln werden Drachen
Photon Man = Soldat mit Lasergewehr
E=MC2 Trooper= Soldat mit Strahlenwaffe
Big Momma = Weißer Sportwagen
POW = Baby mit Raketenwerfer
Kill X = Spieler X töten
Hoyohoyo = Priester sind schneller und stärker
No Fog = entfernt den Kriegsnebel
Reveal Map = deckt die Karte auf
Medusa  = verwandelt Dorfbewohner in Medusen
Black Rider = verwandelt berittene Bogenschützen in schwarze Reiter
Home Run = die Partie gewinnen

Microsoft hat auch eines der Haupt-Ärgernisse abgestellt: Das Einheiten-Limit von 50 lässt sich jetzt auf bis zu 250 hochschrauben, was dem Spiel eindeutig sehr gut tut. Vor 20 Jahren gab es vermutlich Performance-Gründe für das Limit, die heute weggefallen sind. Und mehr als 250 Einheiten machen auch auf den großen Karten eher keinen Sinn mehr. Bravo Microsoft, dieses Feature hat vor 20 Jahren wirklich gefehlt!

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Bei den Menüs hat sich einiges geändert ... Bild: © Microsoft 2018
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... aber die Kampagne gibt es nach wie vor, und ... Bild: © Microsoft 2018
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... ebenfalls das Erstellen einer Partie. Neu dagegen ... Bild: © Microsoft 2018
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... ist der Technologie-Baum. Bild: © Microsoft 2018
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Änderungen am Gameplay auf einen Blick
  • Einheitenlimit auf maximal 250 erhöht
  • Sammelpunkt für Gebäude
  • anpassbare Hotkeys
  • Hotkey für untätige Soldaten
  • Felder sind begehbar
  • abgeerntete Felder können mit Rechtsklick neu gestartet werden
  • Dorfbewohner fangen sofort an zu arbeiten, wenn sie ein entsprechendes Gebäude gebaut haben
  • mit Shift-Klick lassen sich fünf Einheiten gleichzeitig in Auftrag geben
  • Einheiten-Warteschlange über mehrere Gebäude

5. Multiplayer: Matchmaking ganz einfach, auch im LAN

Nach wie vor, und das ist ziemlich klasse, lässt sich "AoE" auch im lokalen Netzwerk (LAN) spielen. Kein umständlicher Umweg übers Internet oder ein spezielles Portal ist nötig: Man eröffnet einfach ein Spiel im LAN und andere Spieler im Netzwerk können sich in die Partie einklinken. Prima! Ähnlich funktioniert das auch online, wo man in einer Lobby bestehende Partien aussuchen kann oder aber selber welche erstellt. Eine automatische Zuordnung zu den Spielfähigkeiten scheint es aber nicht zu geben.

Fazit: Modern, weil nicht zu komplex!

Ist "Age of Empires: Definitive Edition" nur etwas für Nostalgiker, oder kann der Titel mit modernen Strategiespielen mithalten? Das Genre hat in den letzten Jahren ja deutlich an Beliebtheit eingebüßt, auch weil Strategie bei den Publishern als zu kompliziert gilt. Oft wurden und werden Strategietitel vereinfacht, damit sie international erfolgreich sind. "Age of Empires: Definitive Edition" zeigt jetzt, dass es ziemlich einfache und leicht zu lernende Strategietitel gibt, die trotzdem – oder gerade deshalb – immer noch fesseln.

Die "Age of Empires: Definitive Edition" kann also sicher nicht mit der Komplexität moderner Strategietitel mithalten, aber das ist auch gut so! Der Titel zeigt wieder einmal, dass die einfachen, guten Ideen das wichtigste beim Spielemachen sind und es nicht auf gigantische Funktionsvielfalt und kompliziertes Gameplay  ankommt.

Angebot
Age of Empires: Definitive Edition
Age of Empires: Definitive Edition
  • Datenblatt
  • Hardware und software
  • Release-Datum
    20. Februar 2018
  • Genre
    Echtzeitstrategie
  • Plattform
    PC
  • Publisher
    Microsoft
  • Entwickler
    Forgotten Empires
  • Systemanforderung (min.)
    Windows 10 oder höher, DirectX Version 11, 4GB RAM, 1 GB Video-RAM, 1,8 Ghz + Dual Core-Prozessor oder besser, Intel HD 4000-Grafik oder besser.
  • Systemanforderung (empfohlen)
    Windows 10 oder höher, DirectX Version 11, 16 GB RAM, 2 GB Video-RAM, 2,5 Ghz + Dual Core-Prozessor oder besser, Nvidia GTX 650; AMD HD 5850 oder besser.
  • USK
    12
TURN ON Score:
4,5von 5
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