Was Starregisseur Robert Zemeckis ("Forrest Gump", "Flight") anfasst, wird in der Regel zu Gold. Ob er auch bei dem Spionagemelodram "Allied" mit Brad Pitt und Marion Cotillard wieder die Leinwand verzaubert, liest Du in unserer Filmkritik.
Von Marvin Mügge
Liebe in Zeiten des Krieges: Die Story
Wir schreiben das Jahr 1942: Der britische Geheimdienstoffizier Max Vatan (Brad Pitt) tritt eine wichtige Mission in Casablanca an. Gemeinsam mit der französischen Spionin Marianne Beausejour (Marion Cotillard) soll er den deutschen Botschafter in Marokko töten. Getarnt als Ehepaar aus dem von Deutschland besetzten Paris erschleichen sie sich das Vertrauen der Nazis. Die gespielte Zuneigung der beiden wird jedoch schnell real: Max und Marianne verlieben sich ineinander.
Als sie nach dem Attentat aus Casablanca fliehen müssen, bittet Max Marianne, ihn nach London zu begleiten, damit die beiden heiraten können. Doch das Glück der beiden währt nicht lange: Kurz nach der Geburt ihrer gemeinsamen Tochter erfährt Max, dass seine geliebte Ehefrau verdächtigt wird, für die Deutschen zu spionieren. Er setzt alles daran, Mariannes Unschuld zu beweisen …
Film-Hommage an die Goldene Ära Hollywoods – mit kleinen Schwächen
"Allied - Vertraute Fremde" ist ein altmodischer Film. Robert Zemeckis hat sein neuestes Werk als klassisches Spionagemelodram inszeniert, in dem die großen politischen Zusammenhänge vor allem als Schmelztiegel für die Story auf menschlicher Ebene fungieren. In einer Zeit, in der viele Hollywoodproduktionen mit bombastischen CGI-Effekten und atemloser Action um die Gunst der Zuschauer buhlen, ist "Allied" eine angenehme Abwechslung, die an eine Ära erinnert, als Kino noch anders gemacht wurde. So hat der Film einige intensive Actionszenen, die aber nie reiner Selbstzweck sind, sondern einzig und allein dem Fortgang der Geschichte dienen. CGI-Effekte werden nur dort benutzt, wo – wie zum Beispiel bei der Darstellung der Luftschlacht um London – alles andere einfach nicht machbar wäre.
Dass "Allied - Vertraute Fremde" oft an "Casablanca" (1942) erinnert, ist kein Zufall: Zemeckis und sein Drehbuchautor Steven Knight verwenden (abgesehen davon, dass der erste Teil des Films in Casablanca spielt) mit der langsamen Erzählweise, der ruhigen Kameraführung und nicht zuletzt auch dem Produktions- und Kostümdesign ganz bewusst Elemente, die als Hommage an das Hollywood der 1940er Jahre verstanden werden können. Das gemächliche Pacing verhindert aber leider auch, dass "Allied" zu einem wirklich großen Film wird. Der Spannungsbogen leidet immer wieder an unnötigen Kameraeinstellungen und in die Länge gezogenen Szenen, die zu Leerlauf führen. Auch wenn die Story an sich das Potenzial für ein echtes Epos hat, vergibt "Allied" durch dieses allzu häufige Abschweifen sehr viele Chancen.
Die schauspielerischen Leistungen Brad Pitts und vor allem Marion Cotillards hingegen sind über jeden Zweifel erhaben. Beiden Stars und ihrem glaubwürdigen Spiel ist es zu verdanken, dass die leider etwas dünn gezeichneten Heldenfiguren eine letzten Endes doch noch sehenswerte Romanze durchleben, die durchaus Emotionen beim Zuschauer auslöst. Hätte Robert Zemeckis hier mehr Zeit darauf verwendet, ihre Persönlichkeiten, Ideen und Erfahrungen zu beleuchten, hätte "Allied - Vertraute Feinde" das Zeug gehabt, die enormen Fußsstapfen des Vorbilds "Casablanca" noch weiter auszufüllen. So bleibt das Spionagemelodram ein solider Film mit zwar verzeihbaren, aber offensichtlichen kleinen Schwächen.
"Allied - Vertraute Fremde": Fazit
"Allied" ist eine sympathische Hommage an die Goldene Ära Hollywoods der 1940er Jahre, die einen unterhaltsamen Kinoabend verspricht, aber mangels konsequenter Erzählung den Schritt zum großen Weltkriegsepos verpasst. Brad Pitt und Marion Cotillards Performances machen den Film für Fans tragischer Romanzen trotzdem zu einem sehenswerten Streifen, der viel Herzschmerz und Spannung verspricht.