Wie gut schlägt sich Amazon Echo in unserem Test? In den USA ist der smarte Lautsprecher schon länger erhältlich, seit Oktober auch in Deutschland – bislang jedoch nur auf Einladung. Doch hält die digitale Sprachassistentin Alexa, was sie verspricht? Wie sauber funktioniert die Sprachsteuerung im Alltag? Und: Braucht man Amazon Echo eigentlich?
Wer noch nie etwas von Amazon Echo gehört hat, hier in Kurzform: Beim Echo handelt es sich um einen Lautsprecher, der einzig und allein durch die Stimme gesteuert wird. So kann man nicht nur bequem Musik hören, neueste Nachrichten vorlesen lassen oder aktuelle Verkehrsdaten abrufen. Den Möglichkeiten sind fast keine Grenzen gesetzt, denn Alexas virtuelles Hirn befindet sich in der Cloud. So lernt der smarte Lautsprecher permanent hinzu, über Skills lassen sich weitere Sprachbefehle nachrüsten – ganz gleich, ob leckere Rezepte von Chefkoch.de oder die nächste Bahnverbindung.
Echo punktet mit sieben Mikrofonen und Richtstrahltechnologie
Der Erfolg des Amazon Echo steht und fällt letztendlich damit, wie exakt die Sprachsteuerung funktioniert. Dafür haben die Entwickler dem Modell gleich sieben Mikrofone spendiert. Die Richtstrahltechnologie sorgt dafür, dass Befehle von überall aus im Raum verstanden werden, sogar bei lauter Umgebung oder wenn Musik läuft, verspricht Amazon. Viel nötig ist für die Einrichtung indes nicht, mitgeliefert wird lediglich ein Stromkabel. Nach dem Einschalten leuchtet ein stylisher Lichtring auf, der im späteren Verlauf jederzeit anzeigt, wenn Alexa bereit ist – und sogar, aus welcher Richtung die Sprache empfangen wurde.

Einfache Einrichtung, aber im Test nicht im ersten Anlauf erfolgreich
Die Einrichtung erfolgt am einfachsten mit der Alexa-App, die für iOS, Android und im Amazon App-Shop zur Verfügung steht. Alternativ kann eine spezielle Webseite aufgerufen werden. Während der Einrichtung muss der Amazon Echo mit dem WLAN verbunden werden, was zumindest im Test jeweils nicht im ersten Versuch gelingen wollte – weder zu Hause noch im Büro. Ist das Gerät jedoch einmal mit dem WLAN verbunden, ist die Verbindung äußerst stabil, Abbrüche konnten im Test zu keinem Zeitpunkt festgestellt werden.
Musik von Amazon Music, Spotify, TuneIn – oder via Bluetooth
Nach der Einrichtung ist der Echo sofort bereit für die ersten Sprachbefehle. Das Zauberwort zur Aktivierung lautet "Alexa", kann aber auch auf "Amazon" oder "Echo" in den Einstellungen geändert werden. Primär dürfte Amazon Echo als Wiedergabegerät für Musik fungieren, etwa von Amazon Music, Spotify oder TuneIn. Die Dienste sind bis auf TuneIn kostenpflichtig. Wenngleich Amazon Music ausschließlich auf dem Echo günstiger als normal ist. Um Musik abzuspielen, genügt es "Alexa, spiele Helene Fischer" zu sagen und Echo spielt Musik der Schlagersängerin. Natürlich lassen sich derlei Eingaben konkretisieren, etwa: "Alexa, spiele das aktuelle Album von Helene Fischer".

Spracherkennung funktioniert bereits sehr gut, aber nicht perfekt
Und ja, die Spracherkennung funktioniert erstaunlich gut. Auch ohne exakte Betonung versteht Echo die Sprachbefehle sehr gut, wenngleich selbstredend nicht alles zu 100 Prozent erkannt wird. Während der Wiedergabe kann man die Musik unterbrechen oder auch die Lautstärke erhöhen oder nach unten regeln. Das klappt sehr gut – bis zu einer bestimmten Lautstärke, 10 Stufen stehen zur Auswahl. Ist man im oberen Bereich angekommen, muss man entweder sehr laut schreien, die optional erhältliche Sprachfernbedienung nutzen oder das Rad am Lautsprecher selbst drehen. Wer seine Musik bequem von der Couch aus genießen oder steuern will, sollte lieber nicht allzu sehr aufdrehen. Amazon Echo kann zudem mit anderen Geräten via Bluetooth verbunden werden und so die Musik beispielsweise von einem Smartphone wiedergeben. Auf die Steuerung per Stimme muss dann jedoch verzichtet werden.
Soundqualität geht in Ordnung, taugt aber nicht als Referenz
Für die Soundausgabe verfügt Echo über einen 63 mm-Woofer und einen 50 mm-Hochtonlautsprecher. Die Soundqualität ist für einen Lautsprecher dieser Größe recht passabel bis ordentlich – und auch bei maximaler Lautstärke ordentlich laut. Der Sound füllt einen normal großen Raum ganz gut aus, tiefe Bässe darf man von der Box aber nicht erwarten. Soundpuristen finden in dieser Preisklasse definitiv bessere Lautsprecher, etwa den Sonos Play:1. Doch ohnehin sollte der Echo nicht als reine Musikmaschine abgetan werden, denn das würde ihm nicht gerecht. Wer gerne backt, kann schnell und unkompliziert einen Timer stellen. Wer den Echo ins Schlafzimmer stellt, kann sich von ihm wecken lassen. Wer seinen Kalender über Google verwaltet, kann mithilfe des Echo Termine prüfen und hinzufügen. Wer keine Einkaufsliste selbst schreiben will, kann Alexa darum bitten, entsprechende Einträge hinzuzufügen.

Alexa punktet mit erstaunlich menschlicher Sprachausgabe
Wer allgemeine Informationen benötigt, kann ebenfalls auf die Dienste des Echo vertrauen. Wie hoch ist dieser Berg, warum ist der Himmel blau – all das beantwortet Echo meist zufriedenstellend. Doch auf unzählige Fragen bekommt man bislang immer die gleiche Antwort: "Das gehört zu den Dingen, die ich nicht weiß", tönt es aus Alexa heraus, fast schon entschuldigend. Dabei steht das Projekt in Deutschland erst ganz am Anfang, und es ist anzunehmen, dass Echo mit der Zeit noch deutlich schlauer wird. Was aber schon jetzt überzeugen kann, ist die Aussprache von Alexa, die deutlich menschlicher als vergleichbare künstliche Intelligenzen wirkt. Dafür antwortet Echo, im Gegensatz zu Google Home, kaum kontextbezogen. Stellt man also eine Frage, die auf der vorherigen aufbaut, wird Echo meistens keine Antwort liefern. Ob sich das irgendwann ändern wird, bleibt abzuwarten.
Skills lassen sich per Knopdruck aktivieren
Bereits zum Start lässt sich Amazon Echo um eine Vielzahl an Skills, also Fähigkeiten, erweitern. So ist es bereits möglich, per Sprachbefehl ein Taxi über myTaxi zu bestellen, bei der Deutschen Bahn um eine Reiseauskunft zu bitten oder Pasta-Rezepte von Chefkoch abzufragen. Die Skills lassen sich mit nur einem Klick über die App aktivieren – leichter geht es nicht. Der große Knackpunkt: So richtig gut funktionieren viele Skills noch nicht, mitunter sind sie auch umständlich. "Alexa, frage kognitive Verzerrungen, was passiert beim Confirmation Bias?", ist alles andere als leicht zugänglich. Wer gleich mehrere Fragen hat, dürfte davon schnell genervt sein. Das Angebot an Skills ist ohnehin noch recht überschaubar.

Fans von Smart Home werden Amazon Echo lieben
Doch seine wahre Stärke spielt Amazon Echo im Bereich Smart Home aus. Schließlich ist die smarte Sprachsteuerung geradezu prädestiniert dafür, Leuchten und Thermostate ein- und auszuschalten. Bereits zum Start werden Smart Home-Lösungen bekannter Dienste wie WeMo, Philips Hue, Innogy und tado von Amazon Echo unterstützt. Du willst Dein Szenenbild in Philips Hue nicht per App, sondern ganz bequem per Spracheingabe ändern? Kein Problem mit Amazon Echo. "Alexa, schalte die Szene Relax im Schlafzimmer ein", reicht nach erfolgter Einrichtung aus – ohne auch nur einen Finger zu rühren. Wer auf Smart Home setzt, kommt am Amazon Echo derzeit in Deutschland nicht vorbei. Für die Zukunft hat Amazon bereits die IFTTT-Unterstützung in Aussicht gestellt. Mithilfe von Drittanbieterprogrammen werden sich so Regeln definieren lassen, die das Zusammenspiel von Webseiten, Apps und Geräten automatisieren.
Natürlich kann man mit Amazon Echo direkt beim Versandhändler auf Einkaufstour gehen. Dazu lässt man Alexa den gewünschten Artikel suchen, in den Warenkorb legen – fertig. Im Test war zumindest dieses Feature noch nicht ausgereift. Zwar war Alexa schnell bereit, ein völlig anderes Produkt in den Warenkorb zu legen (statt gewünschter Teelichter einfach ein Roman). Doch die abschließende Bestätigung konnte Alexa kaum erwarten, weswegen ein eigentlich anderer Sprachbefehl Alexa bereits genügte, die ungewollte Bestellung abzuschließen. Glücklicherweise lässt sich der Spracheinkauf deaktivieren, auch ein 4-stelliger Code lässt sich definieren. Das sollte man auch tun, wenn man nicht möchte, dass Freunde einem ein Schnippchen schlagen.
Amazon Echo läutet eine neue Generation ein
Dass man Amazon Echo derzeit nur nach erfolgter Einladung kaufen kann, hat einen guten Grund. Denn: Wer den smarten Lautsprecher kauft, ist eine Art Beta-Tester. Denn vollends ausgereift ist die Technik natürlich noch nicht. Dass Amazon erst wirklich interessierten Nutzern die neue Technik zur Verfügung stellt und das daraus gewonnene Feedback für die Verbesserung des Produkts nutzt, ergibt daher Sinn. Wer also ein perfektes Produkt erwartet, darf den Echo nicht kaufen. Aber: Wer Spaß an smarter Technik hat, die noch ganz am Anfang steht und Lust daran hat, diesen Prozess von Beginn an zu begleiten, kann bedenkenlos zuschlagen. Die Spracherkennung funktioniert bereits recht gut, der Sound geht in Ordnung. Die Möglichkeiten für die Zukunft, sie sind fast unbegrenzt.
Wer Technik-Fan ist, sollte sich Amazon Echo definitiv einmal näher anschauen. Aber auch, wer den Echo einfach als Radio oder Musikwiedergabegerät nutzen will, dürfte ziemlich sicher glücklich mit der Box sein. Nie war es leichter und schneller, seinen bevorzugten Radiosender zu hören oder sein Lieblingsalbum zu starten. Man kann es so sagen: Amazon Echo läutet eine neue Generation ein. Die Technik ist beileibe noch nicht perfekt, aber richtungsweisend. Für rund 180 Euro bekommt man einen Lautsprecher, der mehr als das ist. Smart ist Amazon Echo schon jetzt – und die Kurve zeigt für die Zukunft eindeutig nach oben.