Der Kindle Voyage ist der neueste eBook-Reader von Amazon. Im Vergleich zu den Vorgängern ist er noch etwas leichter, dünner und schärfer. Dafür langt der Online-Händler beim Preis auch ordentlich zu. Wir haben getestet, ob sich der Aufpreis wirklich lohnt.
Design und Handling: Leicht, dünn und futuristisch
Der Amazon Kindle Voyage kann in Sachen Design sofort überzeugen: Der eBook-Reader wiegt je nach Version lediglich 180 beziehungsweise 188 Gramm. Das sind zwar nur etwa 25 Gramm weniger als beim Amazon Kindle Paperwhite 2, den Unterschied spürt man beim Halten mit nur einer Hand jedoch recht schnell. Der Kindle Voyage ist im Vergleich zum Vorgänger zudem etwa 1,5 Millimeter dünner geworden. Auch optisch wirkt der eBook-Reader nun deutlich moderner als seine Vorgänger. Das Display ist beispielsweise nicht mehr abgesenkt, sondern bildet mit dem Gehäuse eine glatte Oberfläche. Dafür ist die Rückseite aus kantigem Plastik Geschmackssache, denn es erinnert dezent an einen Tarnkappenbomber.
Das Handling des Amazon Kindle Voyage wurde ebenfalls verbessert. Wie gewohnt hat der eBook-Reader nur einen Power-Button, der sich diesmal auf der Rückseite befindet. Für das Umblättern von eBooks hat sich Amazon hingegen etwas Neues ausgedacht: die sogenannten Pagepress-Sensoren an den Rändern des Geräts. Zum Weiterblättern reicht ein Druck auf den länglichen Sensor, zurück geht es mit einem Druck auf den punktförmigen Sensor. Da beide Pagepress-Sensoren jeweils links und rechts des Displays sitzen, entfällt lästiges Umgreifen. Eine leichte Vibration zeigt an, dass das Umblättern erfolgreich war. Alternativ kann natürlich auch mit dem Touchscreen durch ein eBook geblättert werden.
Display: Scharf, schärfer, Kindle Voyage
Der Amazon Kindle Voyage hat das derzeit beste E-Ink-Display auf dem Markt zu bieten. Während sich bei der Displaygröße von 6 Zoll gegenüber dem Kindle Paperwhite 2 nichts getan hat, drehte Amazon kräftig an der Auflösung. Der Kindle Voyage bietet 300 Punkte pro Zoll (ppi), was 1440 x 1080 Pixeln entspricht und wie das Druckbild eines Laserdruckers wirkt. Treppenbildung und Buchstaben-Kanten sind somit wirklich nur bei maximaler Vergrößerung zu erkennen. Das Display des Geräts wurde zudem chemisch leicht aufgeraut, sodass keine harten Reflexe und Spiegelungen entstehen. Zusammen mit der auf Wunsch automatischen Hintergrundbeleuchtung und dem Nachtmodus ist der Kindle Voyage somit sowohl für den Sommer auf der Wiese als auch für lange Leseabende im Winter geeignet. Wem die automatische Helligkeit nicht gefällt, der kann die Beleuchtung natürlich auch manuell einstellen.
Hardware und Ausstattung: Gefangen im (umfangreichen) Amazon-System
Der Amazon Kindle Voyage besitzt einen internen Speicher von 4 GB, von dem etwa 3 GB für eBooks zur Verfügung stehen. Schade: Wie bei Amazon-Readern üblich, kann auch der Speicher des Kindle Voyage nicht mit einer SD-Karte erweitert werden. Dafür gibt es die Möglichkeit, seine Bücher im Cloud-Onlinespeicher von Amazon zu sichern. An der Unterseite hat der Kindle Voyage einen USB-Anschluss, über ein mitgeliefertes Kabel kann der eBook-Reader an einem Computer aufgeladen werden. Etwas ärgerlich ist der Umstand, dass kein Netzadapter für das Aufladen an der Steckdose beiliegt und daher zusätzlich gekauft werden muss. Der Amazon Kindle Voyage ist in zwei Versionen erhältlich: einem Wi-Fi-only-Modell und einer Variante mit 3G-Verbindung. Die 3G-Version kostet einmalig 60 Euro mehr. Dafür wird der eBook-Reader dann auch seinem Namen "Reise" gerecht und kann auch unterwegs ohne WLAN-Verbindung Bücher herunterladen.
Softwareseitig bietet der Amazon Kindle Voyage praktische Funktionen wie eine Wikipedia-Suche oder das X-Ray-Feature, mit dem das komplette eBook nach Themen, Figuren oder Schauplätzen durchsucht werden kann. Ebenfalls mit an Bord ist ein Vokabeltrainer und die Funktion Kindle FreeTime. Damit können bereits gekaufte Inhalte ausgewählt und für Kinder individuell freigegeben werden. Der Kindle Voyage hat sogar einen rudimentären Beta-Webbrowser. Im Test zeigte sich jedoch recht schnell, dass der Zusatz "Beta" ernst genommen werden sollte. Zwar funktioniert Google recht problemlos, die meisten Internetseiten kann der Kindle-Browser jedoch gar nicht öffnen. Somit verkommt der Beta-Browser schließlich doch zu einem umständlicheren Weg zu Wikipedia.
Ein Kritikpunkt, der allerdings auch für alle Vorgänger des Kindle Voyage gilt, fiel in unserem Test auf: Ähnlich wie Apple mit iOS hat auch Amazon mit den Kindle-Readern ein geschlossenes System errichtet. Das bedeutet, dass auf dem Kindle Voyage nur Bücher in Amazons eigenem Format AZW gelesen werden können. Zudem werden Dateien in TXT, PDF, AA, AAX, MP3 und PRC erkannt. Das populäre Format ePub wird hingegen nicht unterstützt – in anderen Online-Shops gekaufte Bücher werden vom Reader also nicht erkannt.
Akkuleistung: Ausreichend, aber nicht überragend
Als maximale Akkulaufzeit für den Kindle Voyage gibt Amazon bis zu sechs Wochen an. Dabei trickst der Online-Händler allerdings etwas: Für diese Laufzeit dürfte man bei ausgeschaltetem WLAN und der mittleren Beleuchtungsstufe (10) nur eine halbe Stunde pro Tag lesen. Die meisten Bücherfreunde dürften diese Zeitspanne jedoch schnell sprengen. Bei normalem Leseverhalten hält der Kindle Voayage durchaus ein bis zwei Wochen durch. Wenn man Zusatzfunktionen wie das eingebaute Wörterbuch nutzt und zudem sehr oft Bücher herunterlädt, ist der Reader aber genauso schnell leer wie ein Smartphone.
Preis-Leistung: Ein eBook-Reader der Luxusklasse
Amazon hat durchaus Kindle-Reader im Einsteigersegment im Angebot – der Kindle Voyage gehört jedoch nicht dazu. Selbst das Modell ohne 3G kostet fast 200 Euro und somit fast doppelt soviel wie der Paperwhite 2. Alternative eBook-Reader wie der Tolino Shine oder Kobo Glo sind ebenfalls deutlich günstiger zu haben. Der Kindle Voyage richtet sich hingegen an eine Käuferschicht, die einen eBook-Reader auch als Statussymbol begreift. Für den höheren Preis erhalten die Käufer dann auch ein sehr leichtes Gerät mit tollem Display, praktischer Umblätter-Funktion und umfangreichem Amazon-Angebot.
Fazit: Ein Reader, sie zu knechten
Der Kindle Voyage ist der beste, aber auch der teuerste eBook-Reader auf dem Markt. Außer dem Preis und dem wenig praktischen Beta-Browser hat das Gerät tatsächlich keine wirklichen Schwachstellen. Das Display ist knackig scharf und wird sehr gut automatisch beleuchtet, das Gerät ist leicht und liegt angenehm in der Hand. Natürlich können auf dem Kindle Voyage nur Bücher von Amazon gelesen werden, dafür ist das Angebot sehr umfassend. Mit etwas Stöbern findet man sogar kostenlose eBooks. Wer noch keinen Kindle Paperwhite 2 besitzt und zudem kein Problem damit hat, fast 200 Euro für einen eReader auszugeben, sollte daher zum Kindle Voyage greifen. Wer bereits einen Kindle Paperwhite 2 sein eigen nennt, für den lohnt sich der Umstieg aufgrund der zu geringen Unterschiede hingegen nicht.