AMD hat, wie lange angekündigt, gestern Abend im Livestream die Grafikkarten der neuen "RDNA 3"-Generation vorgestellt. Die Radeon RX 7900XTX (24 GB Speicher) und die RX 7900XT (20 GB Speicher) erscheinen am 13. Dezember im Handel zum Preis von 999 beziehungsweise 899 US-Dollar.
Die Ankündigung wurde lange mit viel Spannung erwartet, vor allem seit Konkurrent Nvidia mit leistungsstarken, aber preisintensiven Produkten vorgelegt hatte.
Langsamer als die Nvidia RTX4090?
Zur Enttäuschung vieler gab es allerdings nur wenige Informationen zur Leistung der neuen Grafikkarten. Der Livestream stellte lediglich die Karte mit den rekordverdächtig vielen X der Vorgängerin RX 6950XT gegenüber. Hier kannst Du laut AMD mit 50 bis 70 Prozent Leistungszuwachs in Spielen rechnen. Mit Raytracing liegt der Gewinn eher am unteren Ende dieser Spanne.
Damit macht die RX 7900XTX vermutlich der Nvidia RTX4080 16GB Konkurrenz – die RTX4090 dürfte unerreichbar sein. Bei Raytracing speziell liegt AMD höchstwahrscheinlich generell zurück, denn schon die Vorgängergeneration schwächelte in diesem Punkt. Da reicht eine 50-prozentige Verbesserung bei Weitem nicht aus, um Nvidia gefährlich zu werden.
Aufholen durch Technik
Dafür plant AMD, die Konkurrenz in allen anderen Aspekten einzuholen – oder sogar zu überholen: Der intelligente Bildhochskalierer FSR (FidelityFX Super Resolution) bekommt bald die Verbesserungen der Version 2.2. Auch FSR 3.0 wurde für 2023 angekündigt.
FSR 3 scheint ähnlich wie DLSS 3 (Deep Learning Super Sampling) von Nvidia auf Zwischenbildberechnungen zu setzen. DLSS 3 funktioniert laut Nvidia nur auf den neuen Karten der 4000er-Generation, AMDs FSR lief bisher auf allen Karten jedes Herstellers. Ob das auch auf FSR 3 zutreffen wird, muss sich zeigen.
Passend dazu gab es im AMD-Livestream auch die Ankündigung des etwas übertrieben benannten "HYPR-RX". Es soll vermutlich wie Nvidias "Reflex" die Latenzen verringern, was besonders bei Zwischenbildberechnungen sonst zum Problem wird.
Interessante Äußerlichkeiten
Anders als bei Nvidia sind die AMD-Karten im Vergleich zur Vorgängergeneration kaum "gewachsen": Sie brauchen maximal 355 beziehungsweise 350 Watt und werden über herkömmliche 8-Pin-Stecker mit Strom versorgt. Damit umschifft AMD viele aktuell heiß diskutierte Kritikpunkte der Konkurrenz.

Stolz präsentierte AMD die Alleinstellungsmerkmale der "RDNA 3"-Generation: Die Karten bieten neben einem HDMI- und einem USB-C-Ausgang auch zwei DisplayPort-2.1-Anschlüsse – und damit zwei mehr als alle aktuellen Nvidia-Karten. Noch brauchst Du diesen neuen Standard aber eigentlich nicht. Erste Monitore, die ihn nutzen, kommen frühestens Anfang 2023.
Ebenfalls neu und bisher einmalig ist der Aufbau der GPU der neuen AMD-Grafikkarten: Sie bestehen aus mehreren "Chiplets". Das könnte zwar Schwierigkeiten bei den Treibern bringen, hält aber die Kosten geringer. AMD hatte mit dieser Design-Philosophie in der Vergangenheit große Erfolge bei den hauseigenen Ryzen-CPUs – und sie dürfte die vergleichsweise niedrigen Preise erklären (unter 1.000 US-Dollar). Das ist selbst gegenüber der Nvidia RTX 3080 16GB sehr konkurrenzfähig.
Angaben zu Euro-Preisen gibt es bisher nicht. Mit einem Aufschlag für die Mehrwertsteuer musst Du mindestens rechnen. Vermutlich kommt aber noch etwas obendrauf. Spätestens am 13. Dezember, wenn die Karten erscheinen, werden wir es wissen.