"American Horror Story": Staffel 8 fordert Geduld – und belohnt sie

Der Antichrist ist längst nicht der einzige Fiesling in Staffel 8 von "American Horror Story".
Der Antichrist ist längst nicht der einzige Fiesling in Staffel 8 von "American Horror Story". Bild: © Fox and its related entities. All rights reserved 2018

Nachdem "American Horror Story" zuletzt auf eher gemischte Gefühle bei Fans und Kritikern gestoßen war, kehrt die Anthologie-Serie mit Staffel 8, "Apocalypse", einmal mehr auf die Bildschirme dieser Welt zurück. Aber auch zurück zu alter Stärke? 

Achtung, Spoiler!
Leider komme ich im Folgenden um den einen oder anderen Spoiler zu "American Horror Story: Apocalypse" nicht herum. Du liest also auf eigene Gefahr weiter.

Immerhin war das die große Hoffnung für die Staffel, die uns unter anderem endlich das von zahlreichen Fans seit Langem gewünschte Crossover zwischen "Murder House" (Staffel 1) und "Coven" (Staffel 3) bringen sollte. Und die Rückkehr von Jessica Lange, die vermutlich ebenso viele Fans (mich inklusive) in den vergangenen drei Staffeln von AHS schmerzlich vermisst hatten.

Der Anfang vom Ende oder das Ende als Anfang?

Zunächst einmal bringen uns Serienschöpfer Ryan Murphy und Brad Falchuk aber etwas ganz anderes: das Ende der Welt. Ausgelöst durch mehrere Atombomben, die die Erde in einen atomaren Winter stürzen und quasi die gesamte Menschheit zum Tode verdammen.

Bis auf einige wenige "Glückliche", die entweder das Geld, die passende DNA oder einfach nur genug Dusel hatten, und die Apokalypse in unterirdischen Bunkern aussitzen durften – und dürfen. Denn vor allem zu Beginn spielt sich die gesamte Handlung von Staffel 8 in einem ebendieser Bunker ab.

Nach der zugegebenermaßen erschreckend realitätsnahen Einführung des dritten Weltkrieges ist das einzig ansatzweise Gruselige der aktuellen Season daher zunächst einmal Miss Wilhemina Venable. Die wird von Sarah Paulson als eine Art masochistisch veranlagte Internatsleiterin gespielt und macht sich einen Spaß daraus, ihre "Gäste" ganz besonderen Regeln zu unterwerfen. Deren Einhaltung sie selbst mitunter allerdings absichtlich sabotiert.

Staffel 8 bringt (fast) alle Fanlieblinge zurück

Angesichts der anfangs somit eher dünn gesäten Spannungselemente bleibt einem als Zuschauer umso mehr Zeit, um sich auf den Cast von Staffel 8 zu konzentrieren. Der besteht neben Sarah Paulson noch aus diversen anderen "American Horror Story"-Hochkarätern, von denen mehrere dank des Crossovers ähnlich wie Paulson im Verlauf der Staffel gleich in mehreren Rollen zu bewundern sind. So etwa Evan Peters, der mit seinen vier Charakteren die Statistik mit Leichtigkeit anführt.

Sarah Paulson spielt gekonnt die fiese Miss Venable. fullscreen
Sarah Paulson spielt gekonnt die fiese Miss Venable. Bild: © Fox and its related entities. All rights reserved 2018
Evan Peters überzeugt unter anderem als Hairstylist Mr. Gallant. fullscreen
Evan Peters überzeugt unter anderem als Hairstylist Mr. Gallant. Bild: © Fox and its related entities. All rights reserved 2018
Kathy Bates hütet ein überraschendes Geheimnis in Staffel 8. fullscreen
Kathy Bates hütet ein überraschendes Geheimnis in Staffel 8. Bild: © Fox and its related entities. All rights reserved 2018
Auch Leslie Grossmans Figur darf sich auf eine unvorhergesehene Wendung freuen. fullscreen
Auch Leslie Grossmans Figur darf sich auf eine unvorhergesehene Wendung freuen. Bild: © Fox and its related entities. All rights reserved 2018
Joan Collins gibt Evie Gallant gekonnt abgebrüht. fullscreen
Joan Collins gibt Evie Gallant gekonnt abgebrüht. Bild: © Fox and its related entities. All rights reserved 2018
Wer hätte gedacht, was für Fähigkeiten in Billie Lourds Mallory schlummern? fullscreen
Wer hätte gedacht, was für Fähigkeiten in Billie Lourds Mallory schlummern? Bild: © Fox and its related entities. All rights reserved 2018
Gut oder Böse, das ist bei Adina Porters Figur die große Frage ... fullscreen
Gut oder Böse, das ist bei Adina Porters Figur die große Frage ... Bild: © Fox and its related entities. All rights reserved 2018
Sarah Paulson spielt gekonnt die fiese Miss Venable.
Evan Peters überzeugt unter anderem als Hairstylist Mr. Gallant.
Kathy Bates hütet ein überraschendes Geheimnis in Staffel 8.
Auch Leslie Grossmans Figur darf sich auf eine unvorhergesehene Wendung freuen.
Joan Collins gibt Evie Gallant gekonnt abgebrüht.
Wer hätte gedacht, was für Fähigkeiten in Billie Lourds Mallory schlummern?
Gut oder Böse, das ist bei Adina Porters Figur die große Frage ...

Auch Kathy Bates ist erneut an Bord und liefert eine sehenswerte Performance unter anderem als Miss Miriam Mead ab. Zudem dürfen sich Fans über ein Wiedersehen mit Frances Conroy, Lily Rabe, Taissa Farmiga und Angela Bassett freuen. Auch Adina Porter ist einmal mehr an Bord, ebenso wie Emma Roberts. Und natürlich darf Stevie Nicks nicht fehlen, die sich in "American Horror Story: Apocalypse" dankenswerter Weise erneut selbst spielt. Der Auftritt von Jessica Lange beschränkt sich dagegen leider nur auf eine Episode, aber immerhin.

"American Horror Story" sorgt für Verwirrung

Ein großes Fragezeichen haben (zumindest bei mir) dagegen die Figuren der Cast-Neuzugänge Kyle Allen und Ashley Santos (Timothy und Emily) hinterlassen. Während quasi jede der zu Beginn von Staffel 8 als zentral eingeführten Figuren irgendeine nachvollziehbare Bedeutung für die folgende Handlung hatte, ist mir diese bei den beiden Teenagern vollkommen entgangen.

Und das, obwohl es während der ersten drei Episoden noch so aussah, als wäre gerade das Duo irgendwie ... wichtig. Stellt sich die Frage, ob uns die Macher hier absichtlich aufs Glatteis führen wollten. Oder ob es sich einfach um einen losen Faden handelt, mit dem Murphy und Falchuk nichts Besseres anzufangen wussten? Wir werden es wohl nie erfahren ...

Was es mit Kyle Allens Figur Timothy ... fullscreen
Was es mit Kyle Allens Figur Timothy ... Bild: © Fox and its related entities. All rights reserved 2018
... und Ashley Santos' Emily auf sich hat, erschließt sich mir in Staffel 8 nicht wirklich. fullscreen
... und Ashley Santos' Emily auf sich hat, erschließt sich mir in Staffel 8 nicht wirklich. Bild: © Fox and its related entities. All rights reserved 2018
Was es mit Kyle Allens Figur Timothy ...
... und Ashley Santos' Emily auf sich hat, erschließt sich mir in Staffel 8 nicht wirklich.

Die Sache mit dem Antichristen ...

Etwas anders liegt der Fall bei Cody Ferns Antichrist Michael Langdon. Obwohl Fern sein Bestes gibt, die Figur zugleich charismatisch-selbstsicher und verletzlich-irritiert zu spielen, ist es gerade diese Ambivalenz des Charakters, die erneut für Fragezeichen bei mir sorgt.

Mehr als einmal habe ich schlicht das Gefühl, dass die Macher die Figur in ihrer Charakterisierung dem aktuellen Plotpunkt anpassen, wie es gerade kommt. Und auch die Flashbacks und Zeitreisethematik (!) können hierfür meiner Meinung nach nicht als ausreichende Begründung dienen.

Irgendwie interessant ist dann allerdings tatsächlich der (von mir unterstellte) Gedankengang der Macher hinter einem zentralen Michael-Twist aus Episode 9 der achten AHS-Staffel: Zwei Menschen – na gut, Satanisten, aber trotzdem – sind die geheimen Strippenzieher hinter der Apokalypse! Womit am Ende nicht der Antichrist der eigentliche große Böse ist, sondern die Menschheit selbst ihren Untergang herbeigeführt hat.

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Michael Langdon ist nicht nur der Antichrist, auch die Apokalypse geht auf sein Kerbholz – gewissermaßen. Bild: © Fox and its related entities. All rights reserved 2018

Durchhalten wird belohnt

Und es ist nicht die einzige spannende Idee, die die Macher für die Handlung von Staffel 8 hatten. Allerdings müssen Fans zunächst einmal das große Cast-Gemetzel in Episode 3 abwarten und dann mehr oder weniger bis zum Ende der Season durchhalten, bevor all die schönen Andeutungen und Twists sich langsam zu einem zunehmend interessanteren Gesamtbild zusammenfügen. Hier ist also Geduld gefragt.

Wer die investiert, wird von "Apocalypse" dafür gleich mehrfach belohnt. Nicht nur, dass die Anthologie-Serie am Ende handlungstechnisch und dank des überzeugenden Casts tatsächlich eine deutliche Verbesserung im Vergleich zur einen oder anderen vorangegangenen Staffel darstellt. Auch in Sachen Produktionsdesign hat AHS in diesem Jahr einiges zu bieten. (Selbst wenn man über das Modediktat im Bunker und die Wahl von Gasmasken im Stil von Pestmasken sicher geteilter Meinung sein kann.)

Fazit: Ein vielversprechender Kurswechsel

Mit Staffel 8 von "American Horror Story" haben Ryan Murphy und Brad Falchuk es tatsächlich geschafft, die Anthologie-Serie zu neuen Höhen zurückzuführen. Ob man wirklich von "alter Stärke" sprechen darf, muss ob der erforderlichen Geduld mit Blick auf die Handlung am Ende jeder selbst für sich entscheiden.

Ich jedenfalls war vom Crossover zwischen "Coven" und "Murder House" überaus angetan. Bleibt nur zu hoffen, dass die Macher diesen grundsätzlich positiven Kurs in Staffel 9 weiter beibehalten. Dann könnte AHS tatsächlich wieder an seine glorreichen Anfangstage anschließen.

TURN ON-Wertung: 3,5/5

Sendehinweis
Jeden Donnerstag wird eine neue Episode "American Horror Story: Apocalypse" um 21:00 Uhr auf Fox ausgestrahlt. Im Anschluss steht die aktuelle Folge via Sky (Ticket) zum Abruf bereit.
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