Android 9.0 Pie ist da! Die neue Android-Version bringt neue Features mit sich, darunter die Gestensteuerung und die Optimierung vieler Funktionen durch maschinelles Lernen. Wir haben Android 9.0 Pie auf einem Google Pixel 2 XL getestet und erklären, ob die Neuerungen in der Praxis überzeugen.
- Gestensteuerung: Besser als die Navigationsbuttons?
- Lernender Akku: Schränkt Akkuverbrauch ein
- Automatische Helligkeit: Lernt jetzt dazu
- Frisches Design für die Schnelleinstellungen
- Neuer Look für das Einstellungsmenü
- Die Notch wird unterstützt
- Neues Lautstärke-Fenster
- Display manuell rotieren
- Digitales Wohlbefinden
- App Actions und Slices: Kommen auch später
- Sonstiges: Screenshots, Text-Aktionen und mehr
- Fazit: Ein großer Schritt für Android
- Die Features in der Zusammenfassung
- Namensfrage: Android 9.0 wird Android Pie
- Release: Wann wird Android Pie erscheinen?
- Herstellerfrage: Wird mein Gerät Android 9.0 bekommen?
Gestensteuerung: Besser als die Navigationsbuttons?

Die Android-Gestensteuerung ist die vielleicht größte Neuerung in Android 9.0 Pie. Und Glück gehabt: Sie funktioniert sehr intuitiv. An die Stelle der drei Navigationsbuttons tritt der bekannte Zurück-Button, der aber nur noch bei Bedarf eingeblendet wird, sowie ein Gesten-Button in der Mitte. Der rechte Multitasking-Button entfällt.
Der Gesten-Button kann diese fünf Funktionen auslösen:
- Kurz antippen: Zurück zum Homescreen
- Lang antippen: Google Assistant starten
- Bis zur Hälfte nach oben wischen: Übersicht mit den zuletzt benutzten Apps aufrufen
- Ganz nach oben wischen: App-Drawer öffnen
- Nach rechts ziehen: Durch die zuletzt benutzten Apps scrollen
Eine Umstellung war im Test kaum nötig. Am besten gefallen mir die Übersicht mit den zuletzt benutzten Apps, die sich bei der Gelegenheit auch starten lassen, sowie das Scrollen durch die zuletzt benutzten Apps. Mit der neuen Gestensteuerung klappt die Steuerung von Bedienung tatsächlich schneller und bequemer.
Lernender Akku: Schränkt Akkuverbrauch ein

Von nun an werkelt eine Künstliche Intelligenz im Hintergrund von Android Pie und optimiert das System für den jeweiligen Nutzer. Zu den Features, die von maschinellem Lernen profitieren, zählt "Lernender Akku". Das Smartphone lernt mit der Zeit, welche Apps Du häufiger und welche Du weniger häufig nutzt. Der Akkuverbrauch für selten verwendete Apps wird reduziert, was allerdings dazu führen kann, dass Benachrichtigungen für diese Apps verzögert angezeigt werden. Wie viel Akkulaufzeit so eingespart werden kann, müssen Langzeittests zeigen.
Automatische Helligkeit: Lernt jetzt dazu

Die automatische Helligkeit ist als solche kein neues Feature. Bislang war damit gemeint, dass sich die Display-Helligkeit an das Umgebungslicht anpasst. Bei wenig Licht wird das Display dunkler und bei direkter Sonneneinstrahlung wird es sehr hell. Nun wurde das Feature jedoch durch maschinelles Lernen ergänzt: Das Smartphone lernt, in welchen Situationen Du die Helligkeit manuell hoch- oder runterdrehst. Übertreibt es die automatische Helligkeit zum Beispiel abends gerne mit dem Display-Dimmen und Du korrigierst das ein paar Mal, stellt sich die Helligkeit in Zukunft Deinen Wünschen gemäß selbst ein.
Frisches Design für die Schnelleinstellungen

Die Schnelleinstellungen, die Du von oben durch eine Wischbewegung herunterziehst, haben ein neues Design spendiert bekommen. Im Vergleich zu Android 8.1 Oreo stecken die größeren Icons nun in Kreisen mit grauer (inaktiv) oder blauer (aktiv) Hintergrundfarbe. Die Schnelleinstellungen fallen so schneller ins Auge und lassen sich leichter unterscheiden.
Neuer Look für das Einstellungsmenü

Das Hauptmenü für die Einstellungen wurde einem ähnlichen Redesign unterzogen wie die Schnelleinstellungen. Die Icons, wie eine Batterie für den Akku oder ein Lautsprecher für den Sound, stecken nun in einem Kreis mit einer jeweils anderen Farbe. Damit sind die Einstellungen wie "Display" oder "Speicher" nun auffälliger und leichter voneinander zu trennen.
Die Notch wird unterstützt

In den Entwickleroptionen von Android 9.0 Pie steckt unscheinbar das Feature "Display mit Ausschnitt nachahmen". Entwickler können sich so ansehen, wie ihre App mit unterschiedlichen "Notches" aussehen würde. Dabei handelt es sich um Kerben im Display für Smartphones, die darin die Selfie-Kamera und verschiedene Sensoren unterbringen. Die Besitzer eines Notch-Smartphones dürfen sich also auf besser angepasste Apps freuen.
Neues Lautstärke-Fenster

Sobald Du auf die Lauter- oder Leiser-Taste drückst, öffnet sich ein Fenster, in dem Du die Lautstärke auf dem Display mit einer Schiebeleiste einstellen kannst. Außerdem darfst Du hier auch auf "Vibrieren" wechseln und die Lautstärke-Einstellungen aufrufen. Das Feature ist nützlich, um die Lautstärke gleich auf einen gewohnten Wert festzulegen.
Display manuell rotieren

Wenn Du die automatische Display-Rotation ("Display automatisch drehen") deaktiviert hattest, blieb der Bildschirm in früheren Android-Versionen in seiner vertikalen Ausrichtung. Doch mit Android 9.0 Pie erscheint ein kleiner Button rechts unten, mit dem Du die Display-Ausrichtung manuell ändern kannst. Das ist ein nützliches Feature, wenn Du etwa kurz einen YouTube-Clip ansehen möchtest.
Digitales Wohlbefinden
Ein wichtiges Android-9-Feature sind die Optionen für das "digitale Wohlbefinden" ("Digital Wellbeing"). Sie dienen dazu, dem Nutzer eine bessere Kontrolle über die Zeit zu geben, die er mit seinem Smartphone verbringt. Das "Dashboard" wird Auskunft darüber geben, wie viel Zeit Du mit verschiedenen Aspekten Deines Smartphones verbracht hast.
"Shush!" versetzt das Smartphone automatisch in den "Nicht stören"-Modus, wenn Du es mit dem Bildschirm nach unten auf den Tisch legst. Das "Nachtlicht"-Feature wird zukünftig das Display zur Schlafenszeit langsam Schwarz-Weiß stellen, damit Du es weglegst und schlafen gehst.
App Actions und Slices: Kommen auch später
Slices stellt die wichtigsten App-Funktionen direkt in der Suche dar.Die sogenannten "App Actions" sind Shortcuts zu Dingen, die Du häufig mit Deinem Smartphone machst. Hörst Du Dir in der Regel etwa Musik mit einer bestimmten App an, sobald die Kopfhörer angeschlossen sind, dann wird beim Einstecken oder Koppeln ein Shortcut auftauchen, mit dem Du gleich die Musik starten kannst. Mit den "Slices" werden die Nutzer Zugriff auf die wichtigsten App-Features direkt von der Suche aus erhalten.
Sonstiges: Screenshots, Text-Aktionen und mehr
Ein längerer Druck auf den Power-Button öffnet nun ein Menü, das neben Neustart und Ausschalten auch die Anfertigung eines Screenshots erlaubt. Dafür musst Du also nicht länger auf den Leiser-Button und auf den Power-Button zugleich drücken, wobei auch das noch funktioniert. Außerdem erhält der Sperrbildschirm neue Funktionen und zeigt nun etwa auch das Wetter und zukünftige Termine an.
Schließlich bietet Android Pie intelligente Aktionen für den ausgewählten Text. Markierst Du beispielsweise eine Telefonnummer, erkennt Android das und Du kannst sie anrufen. Wählst Du eine Adresse aus, kannst Du Dir in Google Maps den Weg zeigen lassen. Das funktionierte im Test sehr gut und überzeugt als nützliches Feature. Davon abgesehen kannst Du nun auf Benachrichtigungen direkt antworten, statt vorher die App öffnen zu müssen. Es gibt noch eine Reihe weiterer Neuerungen wie frische Emojis, die Android sinnvoll ergänzen.
Fazit: Ein großer Schritt für Android

Mit Android 9.0 Pie serviert uns Google ein schmackhaftes, großes Android-Update. Die Gestensteuerung funktioniert sehr intuitiv und das maschinelle Lernen dürfte Arbeit und Strom sparen, was sich aber noch in einem Langzeit-Test bewähren muss. Das frische Design hat auch praktische Vorteile und während die Features um das "Digitale Wohlbefinden" noch auf sich warten lassen, stellen die Text-Aktionen schon jetzt ihren Nutzen unter Beweis. Bislang ergeben die großen und kleinen Änderungen alle Sinn und machen Android zu einem spürbar besseren und reiferen Betriebssystem.
Die Features in der Zusammenfassung
Android 9.0 Pie wird einfacher und vor allem noch viel intelligenter: So soll der Intelligente Akku für eine bis zu 30 Prozent längere Akkulaufzeit sorgen, indem die Software selbstständig erkennt, welche Apps häufig genutzt werden und welche nicht. Nicht benötigte Dienste im Hintergrund werden so automatisch beendet.
Maschinelles Lernen kommt bei einer Funktion namens Automatische Helligkeit zum Einsatz: So regelt Android 9.0 Pie selbstständig die Helligkeit nach oben oder unten in Abhängigkeit des Umgebungslichts. Außerdem erkennt die Software die Art der Anwendung und reguliert so ebenso automatisch die Helligkeit.
Die sogenannten App-Aktionen sollen den alltäglichen Umgang mit Android-Geräten erleichtern: Erkennt das Betriebssystem etwa angeschlossene Kopfhörer, bietet es dem Nutzer die Option, direkt ein Telefon zu starten oder aber auch das zuletzt gespielte Musikalbum weiterzuhören.
Auch optisch werden mit Android 9.0 Pie einige Änderungen auf den Smartphones einziehen, allen voran die Navigationsleiste, die einen frischeren Look bekommt. Sie besteht in der neuesten Version aus einem Strich in der Mitte, der zugleich als Home-Button fungiert. Außerdem unterstützt das neue Betriebssystem auch die Gestensteuerung: Ziehst Du den Strich in der Mitte hoch, werden in einer neuen Ansicht automatisch fünf Apps eingeblendet, die aufgrund einer internen Statistik ermittelt werden. Ein weiterer Wisch nach oben blendet die normale Übersicht aller Apps ein. Kopfbewegungen werden ebenso erfasst: So kannst Du allein durch Bewegen des Kopfes nach links und rechts in der Task-Ansicht durchblättern.
Um das eigene Wohlbefinden seiner Nutzer sorgt sich Google ebenfalls und fasst deshalb einige Steuerelemente dafür unter dem Dachbegriff Digital Wellbeing zusammen: Das soll Dir helfen, dass Handy auch einmal aus der Hand zu legen. So kannst Du zu einer definierten Zeit den Bildschirm einfach schwarz-weiß färben lassen. Zugleich erhältst Du ausführlichere Informationen zu Deiner App-Nutzung auf einem ansehnlich gestalteten App-Dashboard.
Android 9.0 Pie wartet auch mit der Unterstützung für ein Element auf, welches das iPhone X so richtig salonfähig machte: die Notch. Entwickler können so die Aussparung für Kamera, Sensoren und Co. leichter berücksichtigen und besser integrieren. Verbessert wurde auch der Support von gleich mehreren Kameras: Entwickler können bei Integration von Dual- oder auch Triple-Kameras besser die Möglichkeiten des Betriebssystem nutzen, um etwa Zooms oder Bokeh-Effekte zu integrieren.
Freuen können sich Nutzer auch auf einen deutlich besseren "Nicht stören"-Modus. Ist dieser aktiviert, werden keine Benachrichtigungen mehr zugestellt. So kannst Du sicher sein, dass Du nicht von Nachrichten oder sonstigen Benachrichtigungen gestört wirst, wenn Du es nicht wünschst. Einzige Ausnahme bilden dann nur noch favorisierte Kontakte, und auch in diesem Fall nur bei Anrufen – Text-Nachrichten bleiben weiterhin tabu.
Namensfrage: Android 9.0 wird Android Pie
Schon vor der offiziellen Ankündigung am 6. August war klar: Eine Süßigkeit mit dem Anfangsbuchstaben "P" wird namensgebend für die nächste Android-Version. Das Rennen gemacht hat der schlichte und kurze Namenszusatz Pie. Sobald der Name Android 9.0 Pie aber feststand, ging das Rätselraten um die nächste Android-Version los. Denn theoretisch müsste Google für das kommende Major-Update eine Süßigkeit mit dem Anfangsbuchstaben Q finden. Gar nicht so einfach ...
Release: Wann wird Android Pie erscheinen?
Im Rahmen der Google I/O 2018 veröffentlichte der US-Hersteller die erste öffentliche Beta der neuen Software. Diese konnte nicht nur auf den hauseigenen Pixel-Phones getestet werden, sondern auch auf Smartphones anderer Hersteller. Folgende Smartphones konnten am Beta-Test von Android 9.0 P teilnehmen:
- Google Pixel
- Google Pixel XL
- Google Pixel 2
- Google Pixel 2 XL
- Essential Phone
- Sony Xperia XZ2
- OnePlus 6
- Xiaomi Mi Mix 2S
- Nokia 7 Plus
- Oppo R15 Pro
- Vivo X21
Der finale Release für die Pixel-Smartphones erfolgte schließlich Anfang August. Auf weitere Android-One-Geräte und für Beta-Programm-Teilnehmer soll Android 9.0 Pie im Herbst erscheinen.
Herstellerfrage: Wird mein Gerät Android 9.0 bekommen?
Zu Beginn wird Android 9.0 Pie zunächst auf Google-Geräten verfügbar sein. Die anderen großen Hersteller müssen das Betriebssystem dann erst noch für ihre Geräte anpassen und gegebenenfalls mit einer eigenen Nutzeroberfläche versehen. Mit neuen Smartphone-Modellen, die ab Werk unter Android 9.0 laufen, ist voraussichtlich auf der IFA 2018 im September zu rechnen. Die ersten Smartphones, die ein OTA-Update auf Android Pie erhalten werden, dürften unter anderem die 2017er Modelle von Nokia zählen. Der Hersteller versprach, alle seine Smartphones aus dem letzten Jahr mit Android 9.0 Pie zu versorgen.