Android rooten ist für die allermeisten Smartphones eine ziemlich komplizierte Angelegenheit. Die Gründe dafür sind nicht jedem sofort ersichtlich, haben jedoch vor allem mit den Interessen von Herstellern und Netzbetreibern zu tun.
Jeder, der sich intensiver mit der Software seines Smartphones beschäftigt, stößt irgendwann fast zwangsläufig auf Begriffe wie Jailbreak oder Root. Für ganz bestimmte Funktionen oder sehr spezielle Apps werden nämlich einfach ein sogenannter Jailbreak (iOS) oder ein Root (Android) vorausgesetzt. Beides ist für 99 Prozent der Nutzer aber in der Regel überhaupt nicht notwendig und in der Praxis ohnehin oft nur sehr umständlich zu bewerkstelligen. Aber warum ist das eigentlich so?
Smartphone-Nutzer haben keine Admin-Rechte
Wer verstehen möchte, warum das oft so kompliziert ist, muss zunächst begreifen, was Android rooten überhaupt bedeutet. Anders als PCs mit Windows, Linux oder MacOS gewähren Smartphones ihrem Nutzer normalerweise keine Administrator-Rechte über die Software und das Betriebssystem. Der Käufer und Benutzer eines Smartphones erhält stattdessen nur eingeschränkte Nutzerrechte und kann die Software nur soweit verändern, wie es der eigentliche Admin – und das ist in dem Fall jeweils der Hersteller – zulässt.
Für iOS auf dem iPhone ist das noch relativ leicht zu erklären. Das Betriebssystem wurde von Apple von vornherein so konzipiert, dass nur Apple selbst die Admin-Rechte über die Geräte hat. Aushebeln lässt sich diese Rechteverwaltung nur durch das aktive Ausnutzen von Sicherheitslücken durch einen sogenannten Jailbreak. Dies setzt allerdings immer voraus, dass es Experten gelingt, solche Sicherheitslücken auch aufzuspüren.

Bei Android wird das Thema dann schon etwas komplizierter, denn da Android auf dem quelloffenen Linux-Kernel basiert, handelt es sich hier vom Grundprinzip erst einmal um ein offenes System, das dem Nutzer umfassende Rechte gewährt. Die ersten Android-Smartphones, die 2010 auf den Markt kamen, verfügten auch noch über ein für die Nutzer weitgehend offenes Betriebssystem, doch das sollte sich schon bald ändern. Heutzutage haben Android-Nutzer genau wie iPhone-Nutzer in der Regel keine Admin-Rechte mehr über ihr Smartphone und können diese nur durch das Rooten des Gerätes zurückerlangen.
Netzbetreiber mögen keine gerooteten Smartphones …
Die ersten, die Bedenken gegenüber einem offenen Android-System hatten, in dem die Nutzer umfangreiche Admin-Rechte besitzen, waren die Mobilfunknetzbetreiber. Sie befürchteten schon früh, dass Android ähnlich wie Linux am PC zu einer beliebten Plattform für Hacker werden könnte, die dank des unbeschränkten Zugriffs auf alle System- und Software-Ressourcen ganze Mobilfunknetze lahmlegen könnten.
Relativ schnell gingen die Netzbetreiber dazu über, neue Smartphones und neue Software-Updates zunächst auf Herz und Nieren zu testen, bevor sie im eigenen Netz freigegeben wurden. In den USA ist es beispielsweise noch heute so, dass bestimmte Android-Smartphones nur in ganz bestimmten Mobilfunknetzen funktionieren, weil sie von anderen Betreibern keine Freigabe erhalten haben. Und weil die Netzbetreiber die Software so intensiv auf die Kompatibilität mit dem eigenen Netz checken, haben sie natürlich kein Interesse daran, dass ein Nutzer mit umfassenden Admin-Rechten später alles wieder durcheinanderbringt.
… und Hersteller mögen sie auch nicht
Doch es sind nicht nur die Netzbetreiber, die etwas gegen einen Android-Root haben. Auch die Hersteller möchten nicht, dass die Nutzer an ihrer Software herumspielen. Denn auch wenn Android eigentlich ein Open-Source-System ist, so bastelt fast jeder Hersteller auf Basis des Open-Source-Codes seine eigene Nutzeroberfläche und deren Code ist in der Regel dann schon nicht mehr so offen.

Hinzu kommt, dass viele Hersteller auf den Smartphones auch noch eigene Software-Dienste installieren, um damit Geld zu verdienen. Das können zusätzliche Stores für Apps, Skins und Wallpaper sein oder verschiedene Cloud-Dienste. Diese Software-Dienste sind gerade für Hersteller, die ihre Smartphones selbst mit sehr geringen Gewinnmargen verkaufen, eine wichtige Einnahmequelle. Daher wollen die Hersteller nicht, dass ein Nutzer mit Admin-Rechten ihre Software durcheinanderbringt und die System-Apps kurzerhand vom Gerät wirft.
Die meisten Hersteller machen es den Nutzern möglichst schwer
Das sind auch die Hauptgründe, warum das Rooten von Android-Smartphones meist so schwer ist. Die Hersteller machen es den Nutzern nämlich extra schwer. Sie wollen nicht, dass irgendjemand an der Software herumpfuscht und ihnen die Admin-Rechte streitig macht, zumindest aber wollen sie, dass das ein Android-Root so kompliziert ist, dass dadurch die meisten Nutzer von vorn herein abgeschreckt sind.
Zusammenfassung
- Android-Roots sind kompliziert und für die überwiegende Mehrheit der Nutzer nicht notwendig
- Mobilfunkanbieter wollen Smartphone-Usern aus Sorge um die Stabilität ihrer Netze keine Admin-Rechte gewähren
- Hersteller wollen ihre eigenen Android-Oberflächen ebenfalls nur ungern für Nutzer freigeben
- Fazit: Android ist heute bei Weitem nicht mehr so quelloffen wie früher und ein Root sehr umständlich