Wenn es ein Horrorkonzept gibt, das nahezu immer funktioniert, dann sind es dämonische Spielzeugpuppen. Ob auch "Annabelle 2", der vierte Film aus dem "Conjuring"-Universum, damit punkten kann, liest Du in unserer Filmkritik.
Der Reiz verschlossener Türen: Die Story
Puppenmacher Samuel Mullins und seine Ehefrau Esther haben vor 12 Jahren ihre kleine Tochter verloren. Um nach der langen Trauerphase wieder Leben in ihr Haus zu bringen, beschließen sie, der Kirche das geräumige Anwesen als Waisenhaus zur Verfügung zu stellen.
Für die Kinder erscheint die Ranch der Mullins zunächst wie ein Traum. Doch sie merken schnell, dass Esther noch immer nicht über den Tod ihrer Tochter hinweg ist. Und Samuel achtet penibel darauf, dass die quirligen Neuankömmlinge ein bestimmtes Zimmer nicht betreten. Als die an Kinderlähmung erkrankte Janice auf eigene Faust die verbotene Tür öffnet und dahinter eine Spielzeugpuppe findet, ahnt sie nicht, welche Ereignisse sie damit in Gang setzt ...
FSK-16-Horror wie aus dem Lehrbuch
"Annabelle 2" (Originaltitel: "Annabelle: Creation") macht vieles richtig. Es gibt jede Menge Schockmomente, in denen man sich dabei erwischt, wie man im Kinosessel zusammenzuckt – und sich dann hüstelnd nach links und rechts umschaut, um sich zu vergewissern, dass keiner der Sitznachbarn diesen kleinen Moment der Schwäche beobachtet hat.
Auch die typischen Szenen, in denen Du der ahnungslosen Figur auf der Leinwand "Dreh dich um!", "Geh da nicht rein!" oder einfach nur "Aaaaaaaaaaahhhhh!" zurufen möchtest, bietet die mittlerweile vierte Episode aus dem "The Conjuring"-Franchise. Für Horrorspannung nach Lehrbuch ist im Film mit der FSK-Freigabe ab 16 also gesorgt.
Vogelscheuche, ick hör dir trapsen
Leider liegt genau in diesen altmodischen Schockmechanismen, derer sich "Annabelle 2" großzügig bedient, auch eine Schwäche des Films. Hat man erst durchschaut, wie der Film tickt, verliert der Grusel seinen Reiz und läuft vor allem zum großen Finale hin Gefahr, ins Lächerliche abzudriften. Die Inszenierung von Regisseur David F. Sandberg ("Lights Out") bedient von der Vogelscheuche bis hin zum besessenen Kind, das eigentlich fröhliche, aber plötzlich gruselig wirkende Lieder summt, nahezu jedes Horrorklischee. Das kann man so machen und das hat, wie bereits erwähnt, durchaus seine Wirkung. Besonders einfallsreich ist es aber nicht.
Solider Gesamteindruck ohne Überraschungen
Auf der schauspielerischen Seite hervorzuheben sind Anthony LaPaglia, der dem wortkargen Vater und Puppenmacher Samuel Mullins eine rohe Authentizität verleiht – und die 14-jährige Talitha Bateman, die in ihrer Rolle als Janice den Rest des Ensembles locker an die Wand spielt.
Doch auch diese beiden starken Einzelleistungen schaffen es leider nicht, den Film auf mehr als gutes Durchschnittsniveau zu heben. Die Story bleibt jederzeit vorhersehbar, an den schwächsten Stellen sogar unglaubwürdig. So ergibt sich "Annabelle 2" seinem Schicksal als solides Horrorerlebnis, das zwar stellenweise schockt, aber selten überrascht.
Den Trailer zu "Annabelle 2" gibt es hier:
"Annabelle 2": Fazit
"Annabelle 2" liefert genau das, was man von einem Horrorfilm dieser Prägung erwartet. Dieser Dienst nach Vorschrift entpuppt sich im Verlauf des Films als Stärke und Schwäche zugleich: Abgesehen von altbekannten Horrorklischees hat der Streifen nur wenig zu bieten. Das reicht für kurzweiliges Entertainment, aber nicht für die Hall of Fame.
TURN ON-Filmwertung: 3/5
In den USA legte "Annabelle 2" bereits einen entsprechend soliden Kinostart hin. Mit den Ängsten der deutschen Kinogänger spielt die Puppe wiederum ab dem 24. August 2017.