Was für ein Marvel-Jahr: Erst "Black Panther", dann "Avengers: Infinity War" und nun "Ant-Man and the Wasp". Damit stehen nur noch zwei Filme aus Phase drei des Marvel Cinematic Universe (MCU) aus – mit "Captain Marvel" geht es allerdings erst im Frühjahr 2019 weiter. Ob "Ant-Man 2" uns über die lange Durststrecke hinweghelfen kann, liest Du in unserer Filmkritik.
Nachricht von Janet: Die Story
Scott Lang aka "Ant-Man" (Paul Rudd) hat Hausarrest. Nach seinem Intermezzo mit Captain America in Deutschland, das wir in "The First Avenger: Civil War" zu sehen bekamen, wurde er wegen Verstoßes gegen das Sokovia-Abkommen von den Behörden für zwei Jahre aus dem Verkehr gezogen. Nur wenige Tage, bevor er seine Fußfessel ablegen darf, hat Scott allerdings einen sehr realen Traum, in dem er scheinbar Kontakt mit der seit 30 Jahren im subatomaren Raum verschollenen Janet van Dyne aufnimmt. Als Janets Ehemann Hank Pym und ihre Tochter Hope davon Wind bekommen, beschließen sie, dass Scotts Arrest etwas früher als geplant enden muss …
Entspannen, Leute!
"Ant-Man" nimmt innerhalb des MCU eine kuriose Sonderstellung ein. Der von Paul Rudd herrlich selbst-ironisch dargestellte Superheld ist verglichen mit seinen anderen Marvel-Kollegen sicherlich derjenige mit der unangestrengtesten Attitüde. Übertriebenes Pathos ist Ant-Man ebenso fremd wie Star-Allüren. Daraus resultierte schon im ersten Teil ein wunderbar leichtes Stück Kino-Entertainment. Und auch im zweiten Teil lautet die Devise nach dem unfassbar spannenden "Avengers: Infinity War": Entspannen, Leute!
Bei allem Kampf und allen Krisen, um die auch Ant-Man natürlich nicht herumkommt, steht ganz klar der Spaß im Vordergrund. Kein Bibbern, kein Entsetzen, nur unschuldige, pure Freude. Wie schon im Vorgänger basiert ein großer Teil der Situationskomik auf dem Spiel mit den Größenverhältnissen, und auch wenn das alles nicht mehr sooo überraschend ist, haben die Macher es geschafft, die schiere Menge dieser witzigen Effekte noch zu erhöhen. Dazu gibt es einige wirklich gute Running Gags (Stichwort: Wahrheitsserum!) und neben dem von Michael Peña gespielten (bereits bekannten) Sidekick Luis mit FBI-Agent Jimmy Woo (Randall Park) einen weiteren Sparringspartner für Paul Rudd.
Alles für die Familie
Aber wie der Titel schon verrät, geht es hier nicht nur um Ant-Man, sondern auch um Hope van Dyne aka "The Wasp". Die von – der einmal mehr wunderbaren – Evangeline Lilly verkörperte Figur hat im buchstäblichen Sinne Flügel bekommen und tritt in "Ant-Man and the Wasp" das Superhelden-Erbe ihrer Mutter an. Und das ist nicht nur für den manchmal doch etwas schnell überfordert wirkenden Scott eine große Hilfe.
Auch der Film wird durch die zusätzliche Superheldinnen-Power und dem daraus entstehenden Tag Team deutlich belebt, was sich vor allem durch komplexere, weil mehrgleisige Actionsequenzen bemerkbar macht. Doch nicht nur das: Neben der zentralen Beziehung zwischen Scott und Hope rücken auch die anderen zwischenmenschlichen Verbindungen der Figuren stärker in den Fokus als bisher.
Als ganz besonders liebenswert stellt sich dabei Scotts Tochter Cassie heraus, die in Person von Abby Ryder Fortson für wahrhaft zauberhafte "Awwww!"-Momente sorgt. Und auch das gehört zur Sonderstellung der "Ant-Man"-Filme: Es muss nicht gleich die ganze Welt gerettet werden. Manchmal reicht es schon, alles für die Familie zu geben.
Keine Vorwürfe!
Der Plot ist wie schon im ersten Teil nicht sonderlich komplex und dient eher dazu, die im hohen Takt einschlagenden Gags locker miteinander zu verknüpfen. Die einfache Prämisse, Hopes Mutter Janet aus dem subatomaren Raum zu befreien, genügt dazu bereits und wird eben so lange ausgedehnt bzw. verhindert, wie es nötig ist. Den größten dramaturgischen Schaden nimmt dabei Gegenspielerin "Ghost" (Hannah John-Kamen). Die Figur der vermeintlichen Schurkin hätte Potenzial für einen deutlich intensiveren Auftritt gehabt.
Der visuelle Beitrag der geisterhaften Erscheinung ist zwar wirklich beeindruckend, aber leider wird ihre spannende persönliche Geschichte nur halbherzig zu Ende erzählt und mit einem klassischen "Deus ex machina" abgehakt. Allerdings sind es wahrscheinlich gerade diese (mangelnden) Details, die "Ant-Man" eben so besonders im MCU machen – und uns dazu einladen, für eine kurze Zeit einfach zu entspannen und herzlich zu lachen. Wem soll man dafür einen Vorwurf machen?
"Ant-Man and the Wasp": Fazit
"Ant-Man and the Wasp" bietet ein herrlich leichtes Kontrastprogramm für alle, die nach "Avengers: Infinity War" erst einmal eine Auszeit von zu ernsten Superhelden-Filmen benötigen. Hier sind ur-komische (Running) Gags, Entspannung und viele "Awww!"-Momente angesagt. Dass diese Leichtigkeit auf Kosten der Komplexität geht, ist schnell verziehen.