Echte PC-Spiele auf Smartphone oder Tablet zu zocken, ist der heimliche Traum vieler Gamer. Steam Link für Android und iOS lässt ihn nun endlich wahr werden und ist deshalb unsere App des Monats.
- Was ist Steam Link und was macht es?
- Die Voraussetzungen für Steam Link sind ziemlich moderat
- PC-Spiele kommen auf Android-Smartphones – echt jetzt
- Steam-Spiele auf dem Android-Gerät starten und zocken
- Wenn das WLAN-Netzwerk schlapp macht
- Steam Link am Smart TV ist ziemlich klasse
- Steam Link ist genial – aber anders als gedacht
Spiele in PC-Qualität auf dem Smartphone zocken: Das versprechen Hersteller seit Jahren, aber als langjähriger PC-Spieler konnte ich über derartige Ankündigungen bislang meist nur müde lächeln. Die Games, die sich tatsächlich im App Store und im Google Play Store tummeln, haben abgesehen von einigen wenigen Umsetzungen meist nur wenig mit dem zu tun, was ich am Rechner gerne zocke und können weder qualitativ noch quantitativ mithalten.
Doch das könnte sich nun tatsächlich ändern, denn mit der App Steam-Link kommen erstmals echte PC-Games auf Smartphones und Tablets.
Was ist Steam Link und was macht es?
Die Geschichte von Steam Link reicht zurück bis ins Jahr 2015. Damals brachte der Steam-Anbieter Valve nämlich die gleichnamige Set-Top-Box auf den Markt. Diese wird per HDMI-Kabel an den Fernseher angeschlossen und streamt PC-Spiele per WLAN oder Ethernet-Kabel vom heimischen Rechner direkt auf die Mattscheibe. Gamer können Lieblingstitel aus ihrer Steam-Bibliothek somit ganz bequem mit Controller auf der Couch zocken und bekommen so auf Wunsch Konsolen-Feeling ganz ohne Konsole.

Seither hat sich Steam Link allerdings sichtlich weiter entwickelt. Mittlerweile wird zum Streamen nämlich keine Set-Top-Box mehr benötigt, sondern nur noch eine App. Die Steam-Link-App gibt es bereits seit einiger Zeit für Samsung-Smart-TVs und wurde von uns auch bereits im Video getestet.
Nun ist die App als Beta-Version auch endlich für Android erschienen und steht im Google Play Store zum Download bereit. Eine iOS-Version ist nach langen Absprachen zwischen Valve und Apple ebenfalls auf dem Weg.
Die Voraussetzungen für Steam Link sind ziemlich moderat
Da ich, wie bereits erwähnt, eingefleischter PC-Spieler bin, wollte ich die neue Steam-Link-Beta für Android natürlich auch selbst Zuhause ausprobieren. Also gesagt, getan und die App aus dem Play Store heruntergeladen. Obwohl es sich dem Namen nach "nur" um eine Beta-Version handelt, kann jeder Android-Nutzer Steam Link auch ohne Registrierung direkt aus dem Google Play Store herunterladen. Die einzige Voraussetzung, die Valve dafür angibt, ist mindestens Android 5.0.
Installieren und starten ließ sich Steam Link bei meinem Test jedenfalls auf diversen Smartphones und Tablets sowie auch auf der Smart-TV-Box Nvidia Shield TV, die ebenfalls mit dem Android-Betriebssystem läuft. Damit sich die App wirklich nutzen lässt, muss das Android-Gerät aber per WLAN im gleichen Heimnetz angemeldet sein wie der PC, auf dem Steam installiert ist, und natürlich müssen der PC eingeschaltet und Steam gestartet sein, damit das Streaming funktioniert.
Wichtig ist natürlich auch, dass ein Steam-kompatibles Gamepad mit dem Android-Gerät verbunden wird. Die meisten PC-Spiele sind schließlich nicht für die Bedienung via Touchscreen ausgelegt und benötigen daher zwingend ein solches Gamepad. Allerdings kannst Du auch ein Gamepad nutzen, das mit dem Windows-PC verbunden ist, auf dem die Steam-Games laufen.
Die iOS-Version für Steam Link war nach langem hin und her zwischen Valve und Apple zum Testzeitpunkt immer noch nicht im App Store verfügbar. Mittlerweile haben sich beide Unternehmen jedoch geeinigt, sodass einer Veröffentlichung nichts mehr im Wege stehen dürfte.
PC-Spiele kommen auf Android-Smartphones – echt jetzt
Sobald Steam auf dem PC gestartet wurde, ist die Einrichtung von Steam Link nur noch eine Sache von wenigen Minuten. Wenn die App auf dem Smartphone oder Tablet gestartet wird, sucht diese automatisch nach PCs, die sich im gleichen Heimnetzwerk befinden und auf denen Steam läuft. Sobald ein PC gefunden wurde, zeigt die App diesen an. Sobald ich ihn auswähle, blendet Steam Link einen vierstelligen Zahlencode auf dem Screen des Android-Gerätes ein, den ich anschließend in eine Eingabemaske auf dem PC eingeben muss. Ist das geschehen, wird die Steam-Link-App automatisch mit dem Steam-Account auf dem PC verknüpft.

Sobald die Steam-Link-App mit dem Steam Account verknüpft wurde, kann das Streaming durch Auswählen der Schaltfläche "Spielen" in der App gestartet werden. Nach dem Auswählen der Schaltfläche zeigen sowohl der PC als auch das Android-Gerät die Steam-Oberfläche im sogenannten Big-Picture-Modus an. Dieser wurde gezielt für die Bedienung mit dem Gamepad entwickelt und lässt sich dementsprechend auch bequem mit einem verknüpften Controller steuern.
Steam-Spiele auf dem Android-Gerät starten und zocken
Im Big-Picture-Modus stehen auf dem Android-Gerät quasi alle wichtigen Steam-Funktionen zur Verfügung. Wer möchte, kann im umfangreichen Katalog des Anbieters nach neuen Games oder aktuellen Angeboten stöbern, mit Freunden chatten, die Community-Funktionen nutzen oder eben ein Spiel aus der eigenen Steam-Bibliothek auf dem Smartphone oder Tablet zocken.

Das funktioniert prinzipiell kinderleicht durch das Auswählen von "Bibliothek" und des gewünschten Spiels. Beim Starten eines Titels musste ich aber eine kurze Verzögerung von einigen Sekunden hinnehmen, da das Game nicht nur gestartet, sondern auch vom PC auf das Android-Gerät gestreamt werden muss.

Nach einer kleinen Wartepause startete das Spiel meiner Wahl dann tatsächlich auf dem Smartphone und ließ sich mit dem per Bluetooth verbundenen Xbox-One-Controller zocken. So konnte ich unter anderem die Grafikbombe "Assassin's Creed: Origins" auf meinem Handy zocken. Klingt verrückt? Fühlt sich zunächst auch ein bisschen so an, sollte aber schon nach kurzer Zeit recht locker von der Hand gehen – zumindest theoretisch. In der Praxis stieß ich dann leider doch auf einige technische Hürden.
Wenn das WLAN-Netzwerk schlapp macht
In den meisten Haushalten dürfte dem Streaming von PC-Spielen per WLAN gewisse Grenzen gesetzt sein. Je aufwändiger ein Spiel wird und je höher die Auflösung ist, desto öfter kommt es nämlich zu leichten Rucklern. Diese entstehen, weil das drahtlose Netzwerk mit der gestreamten Datenmenge schnell überlastet ist. Valve selbst empfiehlt deshalb die Verwendung eines 5-GHz-Netzwerkes, weil dieses im Gegensatz zu 2,4-GHz-Netzwerken weniger störanfällig ist. Voraussetzung dafür ist aber, dass sowohl der Router als auch das Android-Gerät das 5-GHz-Band unterstützen.
Abhilfe schafft hier etwa das Herunterschrauben der Auflösung. Wer nicht unbedingt Full-HD-Auflösung auf seinem kleinen Smartphone-Screen braucht, kann in den Einstellungen der Steam-Link-App die Streaming-Auflösung auch herabsetzen und Ruckler somit unter Umständen vermeiden. Auch sollten der Router und das Smartphone oder Tablet, auf das gestreamt wird, nach Möglichkeit das schnelle ac-WLAN unterstützen, um das Streaming im Heimnetzwerk zu verbessern.

Generell empfiehlt sich das Ganze eher für Spiele, bei denen es nicht auf schnelle Reaktionszeiten oder eine schnelle Bildwiederholrate ankommt. Rennspiele oder Shooter fallen damit beispielsweise durchs Raster.
Steam Link am Smart TV ist ziemlich klasse
Die meisten Streaming-Probleme lassen sich jedoch beheben, wenn die Verbindung nicht per WLAN sondern über ein Ethernet-Kabel hergestellt wird. Für Smartphones und Tablets kommt das aufgrund des fehlenden Ethernet-Anschlusses zwar nicht in Frage, wohl aber für Smart-TVs bzw. Set-Top-Boxen mit Android-Betriebssystem. Denn auch für diese Geräte stellt Valve die Steam-Link-App zur Verfügung.
Ich selbst konnte das mit einem Nvidia Shield TV ausprobieren. Download und Einrichtung der Steam-Link-App unterscheiden sich auf dem Gerät praktisch überhaupt nicht von Smartphone oder Tablet. Die Streaming-Qualität ist jedoch deutlich besser, sobald via Ethernet gestreamt wird. Am Shield TV war es problemlos möglich, "Assassins's Creed: Origins" und andere aufwändige Titel ohne Ruckler zu spielen.

Faktisch verwandelt die Steam-Link-App die Set-Top-Box damit in eine Art Steam-Konsole, auf der ich meine PC-Spiele ganz bequem mit dem Gamepad auf der Couch zocken kann. Die Notwendigkeit, mir für das Gaming extra noch eine PlayStation oder Xbox ins Wohnzimmer zu stellen, fällt für mich damit wohl endgültig weg.
Steam Link ist genial – aber anders als gedacht
Das große Werbeversprechen der Steam-Link-App ist es, endlich echte PC-Spiele auf Smartphones oder Tablets zocken zu können. Mit einigen Abstrichen und einem schnellen WLAN-Netzwerk funktioniert das auch ziemlich gut. Wie gut, das wird in der Praxis vor allem vom eigenen WLAN-Netzwerk abhängen. Bei schnellen und stabilen Verbindungen sollte ein weitgehend ruckelfreies Streamen kein Problem darstellen, wobei das Streamen via Ethernet besser funktioniert.

Mich selbst reizt eher die Möglichkeit, Steam Link am TV nutzen zu können, deutlich mehr. Dadurch mutiert die App nämlich praktisch zum Ersatz einer Spielekonsole und lässt mich meine PC-Spiele mit Controller am TV-Bildschirm zocken. Klar, Besitzer eines aktuellen Samsung-TVs können diese Option schon länger nutzen, aber durch die Veröffentlichung von Steam Link für Android und die damit laufenden Smart-TVs erhöht sich die Verfügbarkeit nochmal erheblich. Ganz obendrein spart man sich mal eben die Extra-Hardware und die Notwendigkeit, Spiele doppelt für PC und Konsole kaufen zu müssen.
Für all diejenigen, die ohnehin schon regelmäßig am PC zocken, ihre Lieblingsspiele jedoch hin und wieder auch an anderen Orten in der eigenen Wohnung spielen möchten, ist Steam Link für Android und iOS quasi die Erfüllung ihrer Träume. Daher ist es ganz klar: Steam Link ist unsere App des Monats.