Apple HomePod im Test: Der beste dumme Smart Speaker

Nach mehr als sechs Jahren Entwicklung ist er da – nur noch nicht bei uns: der Apple HomePod. Bevor der Smart Speaker in Deutschland auf den Markt kommt, haben wir uns die US-Version schon einmal angesehen. Oder vielmehr: angehört. Warum der HomePod auf ganz andere Art und Weise smart ist, als Google Home oder Amazon Echo, und warum Du den Begriff "Beamforming" unbedingt in Deinen Wortschatz aufnehmen solltest, liest Du in unserem Test.

Disclaimer

In Deutschland war der Apple HomePod zum Zeitpunkt des Tests noch nicht erhältlich. Die Angaben im Test beziehen sich daher alle auf die US-Version. Die deutsche Version des Apple HomePod erscheint am 18. Juni.

Ich habe kein einziges Apple-Produkt zu Hause. Nicht die besten Voraussetzungen, um den HomePod zu testen? Zumindest kann ich behaupten, unvoreingenommen an die Sache heranzugehen. Testweise mit einem iPhone ausgestattet und mit den vielen Smart-Home-Geräten in der TURN ON-Wohnung konnte ich alle wichtigen Funktionen des Smart Speakers ausprobieren. Am Ende muss ich sagen: Schade, dass Apple so hohe Mauern um sein eigenes Ökosystem baut. Aber beginnen wir von vorn.

Design & Verarbeitung des HomePods sind Apple-typisch

Dass der HomePod aus dem Hause Apple stammt, sieht man schon der minimalistischen weißen Verpackung an. Überraschender als die Optik ist das Gewicht des Lautsprechers, wenn Du ihn aus seiner Box befreist. Stolze 2,5 Kilogramm bringt der Smart Speaker auf die Waage – so schwer war bislang keines der Konkurrenzprodukte, die wir getestet haben. Bei einem Lautsprecher macht das erst einmal einen guten Eindruck.

Typisch Apple: einfaches Design bei Gerät und Verpackung. fullscreen
Typisch Apple: einfaches Design bei Gerät und Verpackung. Bild: © TURN ON 2018
Der HomePod ist 17,2 cm hoch und 14,2 cm breit. fullscreen
Der HomePod ist 17,2 cm hoch und 14,2 cm breit. Bild: © TURN ON 2018
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Die Oberfläche ist mit einem weichen Netzgewebe überzogen. Bild: © TURN ON 2018
Typisch Apple: einfaches Design bei Gerät und Verpackung.
Der HomePod ist 17,2 cm hoch und 14,2 cm breit.
Die Oberfläche ist mit einem weichen Netzgewebe überzogen.

Die Technik, die das Gerät so schwer macht, steckt in einem 172 Millimeter hohen und 142 Millimeter breiten Zylinder, der von einem nahtlosen Netzgewebe überzogen wird. Dieses fühlt sich sehr weich an und ein wenig so, als sollte es besser nicht mit Katzenkrallen in Kontakt kommen. Sogar das Kabel, das den HomePod mit Strom versorgt, ist in ein weiches Gewebe verpackt.

Auf der Oberseite des Smart Speakers siehst Du im ausgeschalteten Zustand nur eine glänzend weiße beziehungsweise spacegraue Oberfläche. Aktivierst Du Siri, erscheint ein rundes LED-Feld in der Mitte sowie beleuchtete Touchflächen für die Lautstärkeregelung. Die Unterseite des HomePods besteht aus hartem Gummi, der angeblich Holztische ruinieren kann.

Die Einrichtung könnte einfacher nicht sein

Nicht nur das minimalistische Design des Smart Speakers ist typisch Apple, sondern auch die Einrichtung. So schnell und einfach wie der HomePod sind weder Google Home noch Amazon Echo oder Sonos One einsatzbereit – und das sagt jemand, der nicht sehr vertraut mit iOS und dem Apple-Ökosystem ist. Die Inbetriebnahme ist quasi narrensicher: Stecker in die Steckdose stecken (bei der US-Version ist natürlich ein Adapter notwendig), iOS-Gerät mit iOS 11.2.5 oder höher und aktiviertem Bluetooth in die Nähe halten und kurz warten.

Haben sich die Geräte gefunden, kannst Du alle nötigen Infos wie Apple-ID oder WLAN-Passwort vom iPhone/iPad an den HomePod übertragen lassen. Den Rest der Konfiguration übernimmt der Speaker dann alleine. Wenn Siri sich meldet, ist die Einrichtung schon fertig.

Tipp
Für die Inbetriebnahme des Apple HomePods brauchst Du ein iPhone oder iPad mit iOS 11.2.5 oder neuer.

Neben der Tatsache, dass Du also ein relativ aktuelles iPhone oder iPad brauchst, um den HomePod überhaupt in Betrieb nehmen zu können, solltest Du bei der Einrichtung auch einem weiteren Punkt Beachtung schenken: So wirst Du gefragt, ob Du "Persönliche Anfragen aktivieren" möchtest und ich empfehle Dir, das spätestens dann, wenn Du Besuch bekommst, auszuschalten. Da der Speaker nämlich an einen Apple-Account gebunden ist und unterschiedliche Stimmen nicht als unterschiedliche Nutzer wahrnimmt, kann jeder Deine Smartphone-Nachrichten von Siri vorlesen lassen oder Messages verschicken, wenn "Persönliche Anfragen" aktiviert sind.

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Die Einrichtung des Smart Speakers ist kinderleicht. Bild: © Apple 2018

Ähnlich problematisch kann das beim Musikhören werden: Der HomePod kennt nur die Playlists und den persönlichen Geschmack eines Apple-Music-Abonnenten. Übernehmen Partygäste die Kontrolle, wird Dir Apple Music in Zukunft vielleicht mehr 90er-Hits vorschlagen, wenn Du die "Für Dich"-Empfehlungen auf Basis Deines Geschmacks in den Einstellungen nicht deaktivierst.

Der beste Sound für Deinen Raum

Richtig interessant wurde es im Test, als der Einrichtungsprozess abgeschlossen war. Dann ging es nämlich mit einem Soundcheck weiter. Anders als etwa die Boxen von Sonos findet der Apple HomePod selber heraus, wo im Raum er sich gerade befindet und wie er die Musik so wiedergeben kann, dass sie von überall im Zimmer gleich klingt. Das ist eines der großen HomePod-Versprechen von Apple – konsistenter Hi-Fi-Klang überall im Zuhause.

Fakt
Im HomePod stecken insgesamt acht Lautsprecher und sieben Mikrofone.

Die sechs Jahre, die Apple-Ingenieure in die Entwicklung des Smart Speakers gesteckt haben, machen sich hier echt bezahlt. Denn es stimmt tatsächlich: Die Musik, die aus dem HomePod kommt, klingt überall gleich, egal ob ich auf dem Sofa sitze, zur Essecke gehe oder in einer Ecke des Raumes stehe. Wird der Lautsprecher an einen anderen Platz gestellt, dann bekommt er das dank Beschleunigungssensor im Inneren ebenfalls mit und nimmt die schnelle Anpassung an den Raum erneut vor. Davon bekommst Du nichts mit, denn um das Klangprofil zu optimieren, reicht das kurze Abspielen von Musik. Du musst also nicht wie bei Sonos TruePlay mit einem Smartphone in der Hand und einem Piepton auf den Ohren durch den Raum laufen, um ihn zu vermessen. Wichtig ist nur, dass Du den Lautsprecher auf einen harten Untergrund stellst.

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Im Inneren des HomePods verbirgt sich ausgeklügelte Technik. Bild: © TURN ON 2018

Das Klangerlebnis mit dem HomePod hat mich wirklich umgehauen. Von den Smart Speakern, die ich bisher erlebt habe, stand der Sonos One bislang an der Spitze, doch auch dieser hat nicht so ein ausgewogenes Klangbild, nicht ganz so viel Tiefe und nicht so viel Power wie der Neuling von Apple. Im Vergleich hört sich der Sonos-Speaker fast ein wenig leer an – wobei das Meckern auf hohem Niveau ist. Beide Lautsprecher spielen jedenfalls in einer ganz anderen Liga als Google Home oder Amazon Echo.

Der Apple HomePod liefert einen ordentlichen Bass, ohne aber zu dröhnen. Die tiefen Frequenzen überlagern die mittleren und höheren Bereiche keineswegs, vielmehr unterstützen sie Musikkomponenten wie Gesang oder Lead-Gitarre und bieten ein insgesamt sehr dynamisches Akustikerlebnis. Was die Audioqualität des Apple HomePod angeht, sollte man ihn jedenfalls nicht mit anderen Smart Speakern, sondern eher mit Bluetooth-Lautsprechern aus dem Premiumsegment vergleichen.

Diese Technik sorgt für High-End-Audioqualität

Am besten hört sich die Musik aus dem HomePod übrigens an, wenn er in der Nähe einer Wand steht. Das liegt an dem eingangs schon erwähnten "Beamforming". Um das zu verstehen, solltest Du über den Aufbau des Geräts Bescheid wissen. Beim HomePod handelt es sich nämlich nicht um einen Lautsprecher, sondern vielmehr um acht Lautsprecher. So befinden sich ein Ring aus sieben Hochtönern mit jeweils eigenem Verstärker und Schallgeber sowie ein Tieftöner mit Verstärker im Inneren des Smart Speakers.

Fun Fact
Apple hat für den HomePod mehr als 200 Patente angemeldet.

Wichtig für die Anpassung der Klangqualität in Echtzeit sind zudem der verbaute A8-Chip und sieben Mikrofone. Sechs davon messen die Bassreflektionen im Raum, eines die Position des Subwoofers, dessen Membran um bis zu 20 Millimeter bewegt wird. Anhand dieser Daten nimmt der Chip des HomePods eine ständige Anpassung der Tieftönermechanik vor und reguliert den Bass somit in Echtzeit.

Für das sogenannte Beamforming werden aber auch die Hochtöner benötigt. Hat der HomePod durch die simple Wiedergabe von Musik und das Erfassen der Reflexionen durch seine Mikros ein virtuelles Modell des Raums erstellt, passt er die Wiedergabe an diese Informationen an. Die Software des Lautsprechers unterteilt die Musik in direkte und Umgebungsgeräusche. Die direkten Klänge, zu denen etwa der Gesang oder die Lead-Gitarre zählen, werden in die Mitte des Raumes ausgestrahlt, während Umgebungsklänge wie Applaus und Co. an Wände geworfen und somit indirekt wiedergegeben werden. Der Prozess: kompliziert und smart. Das Ergebnis: top!

"Hey Siri, was kannst Du eigentlich?"

Technisch und klanglich ist der HomePod also wirklich ein smarter Speaker. Dieser Eindruck verblasst jedoch, je öfter ich den Befehl "Hey Siri" in den Mund nehme. Dass dieser Initialbefehl ziemlich oft ausgesprochen werden muss, wenn ich beispielsweise Songs skippen will, ist kein alleiniges Problem des Apple-Geräts. Auch Google Home besteht auf sein "Okay Google" und Amazon Echo auf sein "Alexa". Alternativ kannst Du aber auch Touchbefehle nutzen, um den HomePod zu bedienen.

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Siris Einschränkungen zählen zu den Schattenseiten. Bild: © TURN ON 2018

Wenn man jedoch vergleicht, was die Sprachassistenten draufhaben, schneidet Siri eher schlecht ab. Mehr als einen Timer gleichzeitig stellen? Kann sie nicht. Ein Rezept nachgucken? Ebenfalls nicht. Einen Anruf per Sprachbefehl starten? Geht nicht. Auf viele Fragen weiß Siri – egal ob sie gerade mit männlicher oder weiblicher Stimme, mit US-amerikanischem, britischem oder australischem Akzent spricht – einfach keine Antwort. Gut, über das Wetter informieren klappte im Test auch in Deutschland. Aber ob es Alexa mit ihren Skills oder der immer schlauer werdende Google Assistant ist, die Konkurrenz ist hier deutlich weiter.

Die Einbindung ins Smart Home ist einfach – in einem Apple-Home

Wo Siri aber punkten kann, ist zum einen die natürliche Reaktion auf das Aktivierungswort. Ein nettes "Uh-huh" oder ein simples "Hm?" lässt die Assistentin sympathischer wirken als ihre Mitstreiter. Zum anderen ist die Einbindung ins Smart Home ebenso einfach wie die Einrichtung des HomePods – vorausgesetzt es handelt sich um HomeKit-Geräte. Richtig simpel ist es beispielsweise, Philips-Hue-Lampen von Siri per Sprachbefehl ein- oder ausschalten zu lassen. Mit anderen HomeKit-Geräten wird das ähnlich sein.

HomePod Setup fullscreen
"Hey Siri" funktioniert nur mit Apple Music in vollem Umfang. Bild: © YouTube/AppleInsider 2018

Nicht ganz so einfach ist die Verwendung als TV-Lautsprecher. Zwar kannst Du Apple TV sagen, Inhalte per AirPlay an den HomePod zu schicken – spielst Du zwischendurch aber Musik über den Lautsprecher, ist die Verbindung futsch. Hier liegt die Konkurrenz mit Google Home und Chromecast sowie Alexa und Fire TV wieder vorn.

Die größte Einschränkung ist der Apple-Music-Zwang

Der größte Knackpunkt hat weniger etwas mit dem HomePod, sondern mehr mit der Apple-Politik zu tun. Die Sprachsteuerung des Smart Speakers lässt sich nur nutzen, wenn Du Abonnent von Apple Music bist. Das ist tatsächlich der einzige Streamingdienst, den das Gerät unterstützt. Alternativ könntest Du beispielsweise Musik aus Deiner iTunes-Bibliothek hören, Apple Podcasts lauschen oder das Beats 1 Live Radio verfolgen.

Andere beliebte Streaming-Apps wie Spotify, Pandora oder Google Play Music funktionieren jedoch nicht über den HomePod direkt, sondern nur via AirPlay-Verbindung mit einem iOS-Gerät oder Mac. Allerdings sind dann nicht mehr alle Sprachbefehle verfügbar. Der Lautsprecher bleibt also sehr fest in das Apple-Universum eingebunden.

Fakt
Erst mit AirPlay 2 wird sich der HomePod als Stereo-Lautsprecher nutzen lassen.

Und noch eine weitere Einschränkung besteht zum Start: Ein Multiroomsystem aus HomePods einzurichten, ist nicht möglich. Erst mit AirPlay 2 – das irgendwann in diesem Jahr fertig sein soll – kannst Du zwei HomePods miteinander verbinden und als Stereolautsprecher nutzen.

Fazit: Richtig smart ist nur der Klang

Wahrscheinlich werden nur wenige Menschen die Möglichkeit haben, den Apple HomePod und den Sonos One direkt in ihrem Zuhause vergleichen zu können. Daher werden viele Nutzer den klanglichen Unterschied auch niemals so unmittelbar heraushören können. Wer dann noch nicht so stark in das Apple-Ökosystem eingetaucht ist, dass er ausschließlich Musik über Apple Music hört, wird sich wahrscheinlich nicht für den 350 US-Dollar teuren HomePod entscheiden. Schließlich gibt es günstigere Alternativen, die mehr Freiheiten bieten – nicht nur den Sonos One, auch Panasonic, Sony und Co. haben Smart Speaker im Angebot.

Apple HomePod fullscreen
Der Klang ist super, der Rest ausbaufähig – so lässt sich unser Test zusammenfassen. Bild: © Apple 2017

Geht es nur um den Klang, hängt der HomePod sie alle ab. Aber das tut es in der Realität nicht. Die satten Bässe und die klaren Höhen machen den Verzicht auf Spotify und die Schwächen von Siri nicht unbedingt wett. Wer einen smarten Speaker sucht, der findet deutlich bessere Geräte auf dem Markt. Wer aber einen kleinen Lautsprecher sucht, der besser klingt als alles Vergleichbare, und sich gerne im Ökosystem von Apple bewegt, der wird mit dem HomePod glücklich werden.

Das hat mir gut gefallen Das hat mir weniger gefallen
+ Ausgezeichneter Klang - Siri bietet wenige smarte Funktionen
+ Sehr einfache Einrichtung - Zu starke Einbindung ins Apple-Ökosystem
+ Minimalistisches Design - Kein Bluetooth-Streaming
+ Siri-Aktivierung gelingt immer - Kann Stimmen nicht unterscheiden
Angebot
Apple HomePod
Apple HomePod
  • Datenblatt
  • Hardware und software
  • Gerätetyp
    Smart Speaker
  • Release
    9. Februar 2018 (USA), 18. Juni 2018 (Deutschland)
  • Preis
    349 Euro
  • Abmessungen
    172 x 142 Millimeter
  • Gewicht
    2,5 Kilogramm
  • Farben
    Weiß und Space-Grau
  • Lieferumfang
    Apple HomePod, Anleitung
  • Besondere Merkmale
    Spracherkennung mit 6 Mikrofonen
TURN ON Score:
4,1von 5
  • Design
    4,5
  • Handling
    4,0
  • Preis-Leistung
    3,5
  • Hardware
    5,0
  • Ausstattung
    3,0
  • Klang
    5,0
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