Wie kann man Videospiel- und Filmfans gleichermaßen verärgern? Indem man sich ein beliebtes Game nimmt und eine räudige Videospielverfilmung dazu hinlegt. Das ist leider einigen Regisseuren gelungen, denn oft ist die Devise: Schnell mal was hingeschludert, den Fans ist es bestimmt egal. Grober Denkfehler, wie diese 15 abschreckenden Beispiele zeigen.
Von Michael Schock
- "Super Mario Bros." (1993)
- "Mortal Kombat 2: Annihilation" (1997)
- "Assassin's Creed" (2016)
- "Alone in the Dark" (2005)
- "House of the Dead" (2003)
- "Wing Commander" (1999)
- "Postal" (2007)
- "Silent Hill: Revelation" (2012)
- "BloodRayne" (2006)
- "Far Cry" (2008)
- "Angry Birds - Der Film" (2016)
- "Street Fighter – Die Legende von Chun Li" (2009)
- "Need For Speed" (2014)
- "DOA: Dead Or Alive" (2006)
- "Hitman" (2007)
Mit dem Aufstieg der Videospiele vom Nischenhobby zum Mainstreamvergnügen wurden immer mehr erfolgreiche Spiele verfilmt. Ob "Tomb Raider", "Doom" oder "Prince of Persia": Kaum ein erfolgreiches Franchise ist sicher. Die Filmindustrie braucht schließlich interessante Geschichten und bekannte Markennamen – Videospiele liefern beides.
Dennoch ist nicht jede Spielstory wirklich tauglich für eine Verfilmung, die meisten sind bei genauer Betrachtung doch eher dünn oder voller Klischees. Und die besten Storys einer Marke wie "The Last Of Us" wirken an sich schon wie spielbare Filme – kein extra Hollywood mehr nötig. Auf welche absurden Ideen die Macher aber dennoch immer wieder kommen, um Zocker ins Kino zu locken, haben wir hier mal zusammengestellt.
"Super Mario Bros." (1993)
Willkommen zur Mutter aller Videospielfilmgurken. Schreit ein niedliches Jump 'n 'Run mit einem italienischen Klempner und knallbunten Gegnern nach einer Verfilmung? Anscheinend, den "Super Mario Bros." von Nintendo wurde im Jahr 1993 traurige Leinwandwirklichkeit. Die Regisseure Rocky Morton und Annabel Jankel, beide eher für Werbe- und Musikvideoclips bekannt, hatten sogar Stars wie Dennis Hopper (als Bowser) und Bob Hoskins (als Mario) mit an Bord.
Später bezeichneten beide ihre Mitwirkung als großen Fehler und die Arbeit am Film als Albtraum. 50 Millionen Dollar verschlang der üble Streifen und floppte danach trotzdem kräftig an der Kinokasse. Gemessen an der Qualität der Vorlage ist "Super Mario Bros." ein Anwärter auf den Titel der schlechtesten Videospielverfilmung aller Zeiten.
"Mortal Kombat 2: Annihilation" (1997)
Prügelspiele haben, das werden selbst beinharte Eisenfaustfreunde zugeben, nie eine gute oder gerade mal halbwegs sinnvolle Story. "Mortal Kombat", das für grenzwertig brutale Tötungen am Ende der Duelle bekannt wurde, ist da keine Ausnahme. Gemessen daran war die erste Verfilmung aus dem Jahre 1995 noch relativ erträglich, überzeugte zumindest in Sachen Setting und Atmosphäre. Auch die Kämpfer waren in ihren Realvarianten recht gut getroffen.
Doch beim zweiten Teil erhielt dann das Niveau einen gnadenlosen Todesstoß. Die neuen Figuren wirken grotesk bis albern, die Story um den Kampf der Dimensionen einfach blöde. Das Lexikon des Internationalen Films fasst "Mortal Kombat 2: Annihilation" sehr gut zusammen: "Stumpfsinniger Schwachsinn mit großem Trickaufwand."
"Assassin's Creed" (2016)
Es klang alles so verheißungsvoll! Mit den beiden hoch angesehenen Topdarstellern Michael Fassbender (Magneto aus den neueren "X-Men"-Filmen) und Marion Cotillard ("Batman: The Dark Knight Rises") hatte Regisseur Justin Kurzel 2015 eine äußerst stimmige Filmadaption des Shakespeare-Stoffs "MacBeth" abgeliefert. Als es hieß, dass sich dasselbe Team der Action-Adventure-Erfolgsreihe "Assassin's Creed" annehmen würde, hofften Film- und Gamefans gleichermaßen auf eine stimmige Kinovariante.
Leider vergebens: Der Film verliert sich in optischen Reizen, einer langweiligen Story und konfrontiert Fans der Spiele mit fragwürdigen Variationen. Eine herbe Enttäuschung, die auf Rotten Tomatoes zu Recht bei den Kritikern nur auf 17 Prozent Zuspruch trifft.
"Alone in the Dark" (2005)
PC-Spieler sind mit der Kultserie quasi groß geworden, aber auch davor machte die Filmindustrie keinen Halt: Selten waren sich die Kritiker so einig wie bei der Umsetzung der Gruselserie "Alone in the Dark" und verrissen den Film mit Genuss. Hier pflanzt eine Geheimorganisation Waisenkindern Würmer ein, die sie später in Zombies verwandeln. Einzige Aufgabe des Helden Edward Carnby (Christian Slater): Das Zombienest in die Luft jagen.
Trashfans haben es bestimmt schon gewittert, hier war niemand Geringeres als der deutsche Kultschundregisseur Uwe Boll auf dem Regiestuhl. Das alleine prädestinierte "Alone in the Dark" schon als einen der schlechtesten Filme des Jahres 2005 – Mission erfüllt.
"House of the Dead" (2003)
"House of the Dead" ist ein plumper Spielhallen-Shooter von Sega, bei dem mit Lightguns auf die üble Brut eines verrückten Professors geschossen wird. In den USA war die Ballerserie recht erfolgreich trotz abwesender Story. Wer hätte das "besser" verfilmen können, als der eben erwähnte Trash-König Uwe Boll?
Er verlegte das Zombiegemetzel auf eine Insel, die ein paar Jugendliche unglücklicherweise für eine Party ausgewählt haben. Den Fokus legte er auf Gewalt, was bei der Vorlage schließlich nahelag, allerdings zu einer Indizierung des Originals und diversen geschnittenen Fassungen in Deutschland führte. Der Lohn: Platz 28 der 100 schlechtesten Filme in der Internet Movie Database. Sogar ein zweiter, geringfügig besserer Teil wurde 2005 produziert, allerdings nicht mehr unter Bolls Regie.
"Wing Commander" (1999)
PC- und PlayStation-Gamer waren damals völlig von den Socken: Die Weltraumsaga und Actionsimulation "Wing Commander" bot ab 1990 tolle Grafik und Sound-Effekte, gepaart mit dichter Atmosphäre. In den eingestreuten Realfilmsequenzen des dritten Teils verkörperte zudem Mark Hamill ("Star Wars"-Jedimeister Luke Skywalker) den Haupthelden Maverick, auch Charaktermime Malcolm McDowell war mit an Bord.
Doch obwohl Chris Roberts – der Schöpfer der Spielserie – selbst beim Film Regie führte, fiel der gnadenlos beim Publikum durch. Bei 30 Millionen Dollar Produktionskosten spielte er nur etwa ein Drittel davon wieder ein. Es hätte sogar noch weniger sein können: Im Vorprogramm des Films lief damals ein Trailer zu "Star Wars: Episode I". Viele "Star Wars"-Fans kauften sich damals nur ein Ticket für "Wing Commander", um den Trailer sehen zu können – und flohen danach schnell wieder aus den Kinos.
"Postal" (2007)
Das Spiel "Postal" wurde in vielen Debatten um die von Kritikern sogenannten Killerspielen angeführt, was wenig überraschte. Hier übernimmt man die Rolle eines Amokläufers, der alles niedermäht, was sich ihm in den Weg stellt, auch Zivilisten. Wegen übermäßiger Gewaltverherrlichung ist das Videospiel in mehreren Ländern – unter anderem auch in Deutschland – nicht im freien Handel erhältlich.
Gewalt, sparsame Story, Kontroverse: Regisseur Uwe Boll war wieder mal zur Stelle, um den Amoklauf zu verfilmen. Herausgekommen ist ein 90-minütiges Gemetzel zwischen Taliban-Terroristen, Sektenführern und Anarcho-Aussteigern vor der Kulisse eines Freizeitparks. Dieses Mal wurde Boll sogar mit dem populären Negativpreis "Goldene Himbeere" für die schlechteste Regie bedacht.
"Silent Hill: Revelation" (2012)
Die Survival-Horrorserie "Silent Hill" über eine heruntergekommene Stadt mit dämonischer Paralleldimension bietet eigentlich genug Anreize für eine gelungene Mystery-Verfilmung. Der französische Regisseur Christophe Gans nahm sich der Herausforderung an und lieferte 2006 zumindest eine ganz passable Verfilmung ab. Auf Rotten Tomatoes bewerten immerhin 63 Prozent der Zuschauer den Film eher positiv, dagegen nur 29 Prozent der Kritiker. Trotzdem spielte der Film deutlich mehr als seine Produktionskosten von 50 Millionen US-Dollar ein.
Richtig düster wird es dann aber bei der Fortsetzung "Revelation" in 3D. "Eine hässliche Ansammlung billiger Schockeffekte", urteilten die Kritiker dieses Mal. Entsprechend die Bilanz: sieben Prozent auf dem Tomatometer, magere 35 Prozent Zuspruch der Zuschauer. Dabei waren gute Darsteller mit an Bord, wie die aus "Game of Thrones" bekannten Kit Harrington (Jon Snow) und Sean Bean (Ned Stark). Das hat aber leider nicht geholfen.
"BloodRayne" (2006)
Ja, im Grunde könnte diese Liste auch ein "Worst of Uwe Boll" sein, denn auch hier schlägt der Videospielverfilmungsexperte wieder zu, diesmal mit einer Umsetzung des Vampir-Shooters "BloodRayne". Kristanna Loken ("Terminator 3 – Rebellion der Maschinen") spielt einen "Dhampir" – den Abkömmling eines Vampirvaters und einer menschlichen Mutter. Beschützt durch eine Geheimgesellschaft namens Brimstone Society versucht sie, einen Vampirfürsten zu töten. Die blutdürstige Hatz verschlang 25 Millionen US-Dollar, spielte aber gerade mal knapp 3,6 Millionen wieder ein. Da half auch die musikalische Unterstützung durch Mainstream-Gothrocker Alice Cooper nichts.
"Far Cry" (2008)
Hier holte Regisseur Uwe Boll – wer sonst? – den entweder geliebten oder gehassten deutschen Nuscheldarsteller Til Schweiger in der Hauptrolle mit an Bord. Bei der Videospielverfilmung des an sich packenden Ego-Shooters "Far Cry" versenkte Boll immerhin knapp 34 Millionen Dollar. In Deutschland spielte der unterirdisch schlechte Streifen gerade mal 566.000 Euro ein. In der Gurke geht es um vom Militär erzeugte menschliche Killermaschinen, ähnlich dem ungleich besseren und trotzdem immer noch arg miesen Film "Universal Soldier" (1992) von Roland Emmerich. Eine Beleidigung für die sehr gute Spielreihe, deren heiß erwarteter fünfter Teil in den Startlöchern steht und Ende Februar 2018 erscheinen soll.
"Angry Birds - Der Film" (2016)
Schaut man sich die in dieser Liste erwähnten Spiele an, die verfilmt wurden, kommt der "Angry Birds"-Movie wenig überraschend. Vor den Fängen der Filmindustrie scheint kein noch so banaler Stoff sicher zu sein, solange er bekannt genug ist. Immerhin hatten die Macher hier den Vorteil, dass sie praktisch null Story als Vorlage hatten und somit selbst eine witzige Geschichte kreieren konnten ... was sie nicht geschafft haben.
Der völlig überdrehte und knallbunte Kinderstreifen ist selbst für kleine Gaming-Fans schwer zu ertragen. Das Tragische: An den Kinokassen war der Film trotzdem erfolgreich, die Rechnung der Macher ist also aufgegangen und uns steht bald bestimmt noch mehr Cineastisches um die Vogelschnippserei ins Haus.
"Street Fighter – Die Legende von Chun Li" (2009)
Das weiter oben bei "Mortal Kombat 2" Erwähnte hat auch hier Bestand: Beat'em-Up-Verfilmungen sind prädestinierte Vollkatastrophen. Auch im Fall des ikonischen und weltweit wohl bekanntesten Prügelspiels "Street Fighter", das ganze Generationen vor die Konsolen, PCs und Automaten lockte. Der mit viel Wohlwollen unterirdische Filmabklatsch aus dem Jahr 2009 ist hingegen zum Davonlaufen.
Thematisiert wird die Geschichte der hübschen Kick-Künstlerin Chun-Li. Drew Toal vom Time Out-Magazin bemerkt treffend: "Die schmerzhaft schlechte Adaption lässt einen fast Jean-Claude Van Damme vermissen." Der musste als Armyheld Guile in der ersten "Street Fighter"-Verfilmung von 1994 ran – ähnliche Grütze wie der 15 Jahre später gestartete Filmversuch.
"Need For Speed" (2014)
Bei einer Verfilmung der erfolgreichen Highspeed-Raserei "Need For Speed" erwartet man Vollgas und Action wie in "The Fast and the Furious", richtig? Ein Fehler, denn die viel zu pathetisch aufgemachte, simple Rachestory will irgendwie kein Benzin in die Adern des Zuschauers pumpen. Da kann auch der an sich gute Cast um den "Breaking Bad"-Darsteller Aaron Paul nichts mehr ausrichten, Marc Bernadin vom Hollywood Reporter kommentierte treffend: "Man kann kaum glauben, dass ein Film namens 'Need For Speed' sich so lahm anfühlen kann."
"DOA: Dead Or Alive" (2006)
Selbst unter den per se nicht unbedingt sehr intelligenten Prügelspielen gehört "Dead or Alive" zur eher dämlichen, aber unterhaltsamen Sorte. Hier spielen im Gegensatz zu den typischen Beat'em-Ups die Frauen die Hauptrolle – ob als sexy Kimono-Girl, sexy Cowgirl oder sexy American Girl. Hauptsache sexy Girls. Der Film behält diese Tradition bei und wirkt wie eine Kinoversion der "Hooters"-Lokale mit Actionbonus.
Prominentestes Girl ist hier Jaime Pressley, bekannt geworden durch Sitcoms wie "My Name Is Earl" oder zuletzt "Mom". Gemeinsam mit drei anderen Handkantenheldinnen will sie die korrupten Ausrichter eines Kampfturniers auffliegen lassen. Wahrscheinlich ist der Film die sexistischste Grütze in dieser Liste.
"Hitman" (2007)
In der spannenden Taktikserie "Hitman" geht es um ein möglichst strategisches, unentdecktes Ausschalten der Ziele eines namenlosen Auftragskillers. Wer sich hier einfach simpel durchballern will, landet schnell beim "Game Over". Umso simpler sind aber gleich beide Verfilmungen der Vorlage geraten.
In der Version von 2007 gibt Timothy Olyphant den Killer, in "Hitman: Agent 47" von 2015 dann Rupert Friend (bekannt aus der Serie "Homeland"). Der erste Teil scheiterte an ungeschickten Dialogen und einer klobigen Story, der zweite wirkt wie eine seelenlose Auftragsarbeit – zumindest das entspricht also dem Killer Agent 47 recht gut. Aber wer weiß, vielleicht klappt's mit einer Serie ja besser?!