Zugegeben, vor meiner ersten E-Scooter-Fahrt hatte ich Bammel. Zu viele Berichte über Unfälle von E-Enthusiasten. Eines wolkenverhangenen Tages habe ich meine Bedenken aber in den Wind geschlagen und mich auf E-Roller-Entdeckungstour begeben. Und so ist es mir ergangen ...
- Im Straßenverkehr
- Wo ist die Klingel?
- Parkzonen checken
- E-Scooter-Nemesis: Holprige Wege
- Ein Highlight am Berg
- Parken
- Fazit: Eine Spritztour mit dem E-Scooter macht Laune
Mein Startpunkt ist die Hamburger Hafencity, mitten in der Innenstadt. Hier ist die E-Scooter-Dichte hoch und die Bodenplatten der Rad- und Fußwege sind noch neu. Ideales Übungsgelände also. App gezückt, GPS aktiviert und Roller ausgesucht. Auf dem Weg zum Scooter werde ich von mehreren Gleichgesinnten überholt. Das macht Mut, die leben auch noch!
- Mindestalter 18 Jahre
- Fahren nur auf Radweg oder Straße
- Helm wird empfohlen, ist aber keine Pflicht
- Zahlungsmethode: Kreditkarte oder PayPal
- Maximale Geschwindigkeit 20 km/h
- Grundgebühr 1 Euro. Danach 15-25 Cent pro Minute.
- Pro Account nur ein E-Scooter leihbar
- Größte Anbieter: Lime, Circ, Tier und Voi
Schon stehe ich vor dem Gefährt meiner Wahl. Ich scanne den QR-Code am Lenker, die Uhr fängt an zu ticken. Zeit ist Geld. Ab jetzt kostet jede Minute 20 Cent. Also, rauf auf den Scooter! Ich stoße mich mit dem Bein vom Boden ab und drücke den Gashebel am rechten Griff nach unten. Die Beschleunigung fällt stärker aus als gedacht. Vor Schreck lasse ich den Hebel gleich wieder los. Be- und Entschleunigung bringen mich ins Wackeln. Ich steige lieber ab und schiebe den Roller zu einem Plätzchen, an dem ich mich nicht ganz so beobachtet fühle, wie an der großen Straße. So ein Ort ist aber überraschend schwer zu finden. E-Scooter sind noch zu neu, alle gucken. Und viele kommentieren: "Das sind doch diese Roller!" Ich konzentriere mich auf meinen nächsten Fahrversuch.
Im Straßenverkehr
Der gelingt besser. Diesmal drücke ich den Gashebel etwas behutsamer, verliere nicht die Balance. Nach ein paar Kreisen auf einem freien Platz traue ich mich in eine der Seitenstraßen auf die Fahrbahn. Die Eingewöhnung gelingt schneller als erwartet!
Viele Autos sind gerade nicht unterwegs. Taucht doch mal ein Wagen hinter mir auf, scheint der Fahrer noch skeptischer ob des ungewohnten Anblicks zu sein, als ich. Niemand überholt. Der eingehaltene Sicherheitsabstand kommt mir größer vor als sonst. Trotzdem wechsle ich wann immer möglich auf den Radweg. Dort fühle ich mich sicherer als zwischen PKWs und LKWs. Das E-Roller-Brett schwebt nur wenige Zentimeter über dem Asphalt und die Räder sind kaum größer als 8 Zoll. Subjektiv fühlt sich das unsicherer an als ein Fahrrad.

Wo ist die Klingel?
Rund 15 Minuten sind seit meinem Start verstrichen. Allmählich fühle ich mich sicherer. Ich parke meinen Roller und suche mir einen weiteren E-Scooter eines anderen Anbieters aus. Vielleicht fährt sich das nächste Modell ja anders?
Mit dieser Vermutung liege ich daneben. Die vier großen E-Scooter-Verleiher Lime, Tier, Voi und Circ setzen alle auf ähnliche Modelltypen – große Unterschiede sind nicht auszumachen. Circ hat jedoch den Vorzug einer Smartphone-Halterung am Lenker und wird dadurch mein Favorit!
Entscheidender als solche Accessoires ist jedoch, zu Beginn der Fahrt zu überprüfen, wie leicht- oder schwergängig die Bremse des E-Tretrollers ist ... Damit es unterwegs keine unangenehme Überraschung gibt. Auch empfehlenswert: die Suche nach der Klingel. Bei einigen Scootern wird diese durch das Drehen eines Rades neben dem linken Handgriff ausgelöst. Das finde ich zufällig heraus und bekomme dadurch ungewollt noch eine Portion mehr Aufmerksamkeit.

Parkzonen checken
Nach meinen ersten Fahrversuchen setze ich mir nun ein größeres Ziel. Ich beschließe, die Hafencity zu verlassen und mich ins richtige Großstadtgetümmel zu werfen. #nofilter. Damit lasse ich die neu asphaltierten Straßen und holperfreien Radwege hinter mir.
Vor diesem Abenteuer werfe ich noch schnell einen Blick auf die App meines Scooters und überprüfe die Parkzonen. Grundsätzlich darf man die E-Roller zwar überall abstellen, das Einzugsgebiet der Dienste ist aber begrenzt. Randgebiete und Vororte werden in der Regel nicht bedient, Parks und Sightseeing-Spots sind ebenso tabu. Ich habe Glück. Die Bahnstation, die ich ansteuere, liegt im grünen Bereich.
E-Scooter-Nemesis: Holprige Wege
Mein neu eingeschlagener Weg versetzt mir im wahrsten Sinne des Wortes einen Schlag. Fernab der schönen und gepflegten Wege bin ich mit Schlaglöchern und hervorstehenden Pflastersteinen konfrontiert. Gut gefedert sind E-Scooter allerdings nicht.
Der Ausnahmezustand tritt auf Kopfsteinpflaster ein. Auf dem Fahrrad macht eine solche Straße schon keinen Spaß. Auf einem E-Scooter sind sie nicht befahrbar. Ich steige also ab und will meinen Roller auf den Gehweg heben. Dabei bemerke ich: E-Scooter sind ganz schön schwer. Mal eben auf den Fußweg heben, funktioniert für mich nicht. Rund zehn Kilo bringt ein einzelner Roller auf die Waage. Ich schiebe also, bis ich den nächsten sicheren Fahrradweg erreiche. Fortan halte ich mich lieber an die breiten Hauptstraßen mit ausgebauten Fahrradwegen. Eine gute Entscheidung!

Ein Highlight am Berg
Hier wartet der erste Anstieg auf mich. Der ist dank E-Scooter mühelos zu überwinden. Auf dem Weg zur Spitze überhole ich einige Fahrradfahrer, die ächzend in die Pedale treten. Ich habe ein schlechtes Gewissen, kann mir ein Schmunzeln aber dennoch nicht verkneifen. Die maximale Scooter-Geschwindigkeit von 20 km/h erreiche ich am Berg zwar nicht, dafür ist der Motor nicht stark genug. Die meiste Zeit bin ich im Stadtverkehr aber sowieso mit 15 bis 18 km/h unterwegs. Für mich ist das völlig ausreichend.
Sehe ich andere E-Roller-Fahrer muss ich unvermittelt grinsen. Es fühlt sich an, als würde ich zu einem Klub der Eingeweihten gehören ... Abenteurer auf dem Weg ins Zeitalter der E-Mobilität – oder einfach nur unterwegs zur nächsten Bahnstation, so wie ich.
Parken
Mein Ziel habe ich erreicht. Ich will parken. Allerdings klappt das nicht so dicht an der Station, wie ich gehofft hatte. Ein Blick in die App verrät, dass ich in eine rote Zone geraten bin. Hier ist das Abstellen der E-Scooter nicht gestattet. Ich fahre also ein Stück weiter und stelle meinen Roller neben Fahrrädern auf dem Bürgersteig ab.
Eine Strecke mit dem E-Scooter zurückzulegen, ist ökologischer als mit dem Auto. Das ist klar. Umweltfreundlicher als ein Fahrrad oder ein Spaziergang sind die elektrischen Roller aber natürlich nicht. Die tatsächliche Umweltbilanz der E-Roller von Lime, Circ, Tier und Voi steht daher zur Debatte.
Ein bisschen komisch fühlt es sich schon an, den Roller einfach so stehen zu lassen. So im Nirgendwo. Die App versichert mir jedoch, dass die Fahrt erfolgreich beendet und der E-Scooter korrekt abgestellt wurde. Sechs Euro hat mich die halbe Stunde Fahrt gekostet. Die gleiche Zeit mit einem Stadtrad wäre kostenlos gewesen, hätte dafür aber auch Schweiß gefordert. Heute Nacht wird jemand kommen und "meinen" Scooter ein- und aufladen, damit er morgen wieder wie von Geisterhand bei 100-Prozent-Akkuleistung ist und der nächste Wagemutige das neue Stück E-Mobilität auf Hamburgs Straßen ausprobieren kann.

Fazit: Eine Spritztour mit dem E-Scooter macht Laune
Schlaglöcher und Kopfsteinpflaster einmal ausgenommen, macht das Fahren mit den E-Scootern ordentlich Spaß. Vor allem, wenn es trotz Gegenwind oder Anstieg mühelos vorangeht. Ideal, um schnell zur nächsten Bahnstation zu flitzen oder beim Sonntagsausflug den Laufweg zwischen zwei Sightseeing-Spots zu verkürzen. Also unbedingt ausprobieren und losrollern!