Agentenfilme kommen nie aus der Mode: Top gestylte, bis an die Zähne bewaffnete Spione, die sich mit fiesen Schurken duellieren und dabei die Welt retten ... Das Genre strotzt nur so vor Klischees. Doch was ist eigentlich dran an dem Bild des draufgängerischen Doppelnull-Agenten? Im Folgenden gehen wir dem Wahrheitsgehalt von sechs Film-Klischees auf den Grund.
- 1. Vom Laser-Stift bis zur Röntgenbrille: die Gadgets
- 2. Wilde Schusswechsel
- 3. "Warum ich das tue?" Langatmige Schurken-Monologe
- 4. "Oxfords, nicht Budapester" oder: Kleider machen Agenten
- 5. Gut getarnt? Gewagte Undercover-Missionen
- 6. Luxuskarren, schöne Frauen und Pokerpartien: Glamour pur?
1. Vom Laser-Stift bis zur Röntgenbrille: die Gadgets
Wenn sich James Bond auf eines verlassen kann, dann darauf, dass Q nie die Ideen für neues "Spielzeug" ausgehen. In über 50 Jahren 007-Geschichte sind bereits so einige irre Gadgets zusammengekommen. Alles nur Hirngespinste?
Nicht ganz. Der ehemalige CIA-Agent Robert Baer verriet im Interview mit Digital Spy, dass er und seine Kollegen tatsächlich oft zu trickreichen technischen Hilfsmitteln griffen. Oft nutzten sie Verschlüsselungstechnologien, um heikle Informationen zu übermitteln. Als Agent könne man ja schließlich nicht ein einfaches Handy oder einen 08/15-Laptop benutzen, erklärte der Ex-Spion. Zudem hätten sie spezielle Kameras genutzt, "um um Wände herum zu sehen [...], um zu sehen, wer sich auf der anderen Seite befindet."
Unsichtbare Autos und Krokodil-U-Boote dürften allerdings (noch) nicht im Einsatz sein ...
Wahrheitsgehalt: mittelmäßig – High Tech? Ja. Wunderwaffen? Eher nicht.
2. Wilde Schusswechsel
Ein von Kopf bis Fuß bewaffneter Agent stürmt mitten durch den Kugelhagel oder ballert während einer Verfolgungsjagd wild aus dem Sportwagen heraus auf seine Verfolger – ein Szenario, wie es in fast jedem Agentenfilm auftaucht, von den ersten "James Bond"-Filmen über "Die Bourne Identität" bis hin zu "Mission: Impossible 6".
Der echte Agenten-Job sei allerdings deutlich weniger bleihaltig, beteuert Robert Baer in seinem Interview. "Was du [in so einem Fall] tust, ist flach hinlegen und [dann] weglaufen [...] Es ist mehr ein verteidigendes Ding und [Filme und TV-Serien] neigen dazu, Spionage mit Angreifern – wie SEALs und Delta oder SAS – zu vermischen, weil das aufregender ist."
Wahrheitsgehalt: beinahe gleich null
3. "Warum ich das tue?" Langatmige Schurken-Monologe
Jeder weiß, was gemeint ist: Dieser Moment, wenn der Held gefangen ist, der Bösewicht ihn aber nicht einfach umlegt, sondern erst einmal lang und breit seinen teuflischen Masterplan erklärt – und deshalb am Ende doch noch verliert.
Im realen Leben hätte man den unbequemen Agenten sicherlich schlicht und einfach verschwinden lassen. Ganz ohne große Vorreden.
Wahrheitsgehalt: nicht vorhanden
4. "Oxfords, nicht Budapester" oder: Kleider machen Agenten
In "Kingsman: The Secret Service" und dem Sequel "Kingsman: The Golden Circle" betreiben die Geheimagenten rund um Harry Hart, Codename Galahad, zum Schein eine exklusive Schneiderei. Praktisch, braucht doch jeder gute Spion seit 007 mindestens einen maßgeschneiderten Anzug und das passende auf Hochglanz polierte Schuhwerk. Aber ist das wirklich das Standard-Outfit eines Agenten?
Wohl eher nicht. Baer, der für die CIA vor allem im Mittleren Osten im Einsatz war, präsentiert sich auf seinem Foto aus guten alten Tagen zwar im Hemd, aber von Schlips und Smoking fehlt jede Spur. Das "Kingsman"-Motto "Der Anzug ist die Rüstung des modernen Gentleman" gilt wohl nicht überall.
Wahrheitsgehalt: gering
5. Gut getarnt? Gewagte Undercover-Missionen
Ein falscher Schnurrbart, eine geklaute Uniform und schon kann sich der Leinwand-Meisterspion Zugang zum feindlichen Lager verschaffen.
In der Realität ist es leider nicht so leicht. Wie Baer in seinem Interview erklärt, liegt das vor allem an den Metadaten. Jede reale Person hinterlässt heutzutage einen digitalen Fußabdruck mit einem umfangreichen Netz aus Metadaten. Diese für eine einfache Undercover-Mission zu fälschen sei praktisch unmöglich – und der Spion würde somit umgehend als solcher enttarnt werden. Ein Beispiel? "Wenn du niemals in deinem Leben eine Kreditkarte benutzt hast, wird das auffallen."
Wahrheitsgehalt: nicht vorhanden
6. Luxuskarren, schöne Frauen und Pokerpartien: Glamour pur?
Im Aston Martin vorfahren, Roulette spielen mit den Reichen und Schönen und einen Martini an der Bar schlürfen – für James Bond scheinbar Alltag.
Und tatsächlich: Dieses Klischee ist weitaus weniger abwegig, als man meinen könnte. "Einmal hatten ein paar von uns einen Privatjet mit einer unbegrenzten Kreditkarte", gibt Baer zu. "Du tauchst in Heathrow mit deinem eigenen Jet und deinem Wagen auf, gehst in Casinos, spielst Roulette und den Rest, ja."
Immerhin, ganz falsch lagen die Agentenfilme aus Hollywood also doch nicht.
Wahrheitsgehalt: hoch