Mit "Anno 1800" steht ein neuer Teil der beliebten Echtzeitstrategieserie in den Startlöchern. Doch überzeugt der frische Ableger alte "Anno"-Hasen? Ich habe im Zuge der Closed-Beta reingeschnuppert und kann schon mal so viel sagen: Danke, Ubisoft! Geht doch!
Warum ich das sage? Sind wir mal ehrlich: Mit "Anno 2070" hat sich Ubisoft nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Als Fan der Reihe war ich vom jüngsten Teil schwer enttäuscht. Klar, es lag nahe, die Echtzeitstrategie in die Zukunft zu verlagern – aber der Spaß blieb dabei auf der Strecke. Zumindest bei mir.
Ey, Ubisoft! Das kannst Du nicht machen
Mit "Anno 1800" macht Ubisoft nun aber alles richtig und schickt sein Game wieder in die Vergangenheit zurück, nämlich in die Zeit der industriellen Revolution im 19. Jahrhundert. Danke dafür! Ja, ausnahmsweise ist es gut, einen Schritt zurückzugehen. Denn was Fans in meinen Augen am meisten am Spiel fasziniert, ist das historische Setting. Man kann selbst zu einem Hobby-Columbus werden und alte Welten neu erschließen. Diese ganze Sci-Fi-Thematik von "Anno 2070" ist einfach nicht das, was "Anno"-Fans erwarten.
Was nicht heißt, dass man nicht auch Altbekanntes ein bisschen aufpeppen und verbessern kann.
Die Zeit vergeht wie im Flug
Und genau das ist es, was Ubisoft mit "Anno 1800" gemacht hat. Auch wenn ich nur wenige Stunden spielen konnte, so war ich direkt wieder Feuer und Flamme für die Reihe und umso enttäuschter, als die Test-Beta geschlossen wurde. Ich war doch noch gar nicht fertig! Nur noch fünf Minuten ...
Ich bin nicht mal annähernd in den Bereich gekommen, in dem die Industrialisierung ihren Anfang nahm. Mein kleines (und noch sehr rudimentäres) Imperium hatte keine Dampfschiffe, keine Dampflocks. Immerhin: Mit meinem Segelschiff konnte ich zumindest schon mal in die Welt schippern und auf exotische Expeditionen gehen.
Ich mach mir die Welt, widde widde wie sie mir gefällt
Und die Beta hat mir einmal mehr gezeigt, wie viel Potenzial "Anno 1800" hat. Um die sechs Stunden habe ich bestimmt schon reingesteckt, aber gefühlt nur einen Bruchteil dessen gesehen, was das neue "Anno" am Ende ausmacht. Der Story-Modus war zum Beispiel noch gar nicht aktiviert. Aber ich spiele sowieso lieber einfach so vor mich hin und erschaffe mir mein eigenes kleines Imperium. Und genau das funktionierte schon überraschend gut.
Bob der Baumeister wäre neidisch
Vor allem hat Ubisoft im Vergleich zu "Anno 2070" und der vorherigen Games am Aufbau der Farmen gewerkelt. Zwar gibt es immer noch den vorgegebenen Baubereich, doch die Felder bestehen nicht mehr nur aus drei oder vier großen Quadraten. Das hat mich die letzten Male immer zur Verzweiflung getrieben, da die korrekte und platzsparende Bauweise manchmal zu einer echten Fummelarbeit werden konnte. Jetzt bestehen viele Äcker aus bis zu 120 kleinen Feldern, die nach Belieben verteilt werden können – wodurch sich auch das letzte Fleckchen Land sinnvoll nutzen lässt.
Wie produktiv ein Holzfäller beispielsweise arbeiten kann, wird mithilfe einer Prozentanzeige über der Baufläche dargestellt. Sobald ein anderes Gebäude im Weg ist, reduziert sich die Zahl um einen gewissen Prozentsatz – logisch. Auch die unterschiedlichen Produktionsketten werden nun sinnvoller und nachvollziehbarer dargestellt. Das ewige Suchen, welche Gebäude für welche Produkte benötigt werden, hat ein Ende.
Die Reichweite bestimmter Gebäude wird zudem durch unterschiedlich kräftige grüne Wege angezeigt. Das ist besonders hilfreich, um zu erkennen, wo es Sinn ergibt, zum Beispiel eine weitere Polizei- oder Feuerwehrwache zu bauen.
Bevor jetzt der eine oder andere "Anno"-Fan meckert: Grundsätzlich gab es Ähnliches auch schon in anderen "Anno"-Teilen. Aber irgendwie macht es "Anno 1800" ... schöner. Ubisoft hat sich einfach grundlegend Gedanken gemacht und das Beste aus 20 Jahren "Anno"-Historie im kommenden Teil zu einem runden Paket geschnürt.
Detailreicher denn je
Überhaupt ist die Optik großartig. Je näher man reinzoomt, desto detaillierter wird die Darstellung. Und zwar weit mehr als noch in den Vorgängerteilen. Wenn die Bewohner bei einer Parade durch die Stadt marschieren, fliegen sogar die Konfettikrümel erkennbar durch die Luft. Und im Zoo kann ich mir die unterschiedlichen Gehege samt der Tiere näher ansehen. Sogar ein Museumsbesuch kann sich wohl lohnen. Wie der allerdings aussieht – keine Ahnung. Die Beta war abgelaufen, bevor ich erste Exponate aus fernen Ländern ausstellen konnte.
Wenn doch nur schon April wäre ...
Und jetzt? Jetzt heißt es erst mal wieder warten ... und warten ... und warten. Denn der offizielle Release ist erst für Mitte April angesetzt. Da ich mich innerlich eigentlich schon auf einen Winter-Release eingestellt hatte, wird meine Geduld auf eine harte Probe gestellt. Doch der Blick in die Beta hat gezeigt: Die Warterei wird belohnt werden! "Anno 1800" wird ein Spiel, das zu seinen Wurzeln zurückkehrt, historische Settings sowie atmosphärische Musik bietet und "Anno"-Fans wieder richtig in seinen Bann ziehen wird.
"Anno 1800" erscheint am 16. April 2019 als PC-Version. Wer sich das Game vorbestellt, kommt in den Genuss des Imperium-Pakets, das weitere Inhalte bietet. Und die ganz Ungeduldigen – also ich – können zwischen dem 12. und 14. April die Open Beta auskosten.