Mit "Battlefield 1" kommt der König der Multiplayer-Shooter zurück um seinen Thron erneut zu beanspruchen. Im Test klären wir, wie gut die Massenschlachten im Ersten Weltkrieg funktionieren.
Nach Zweitem Weltkrieg, Vietnam und diversen modernen Kriegsschauplätzen schickt Entwickler Dice die Spieler in "Battlefield 1" erstmals auf die Schlachtfelder des Ersten Weltkriegs. In dem Militär-Shooter für PC, PS4 und Xbox One besuchen wir zahlreiche Kriegsschauplätze in Europa, Nordafrika und Kleinasien zwischen 1914 und 1918 und müssen uns dort sowohl in mehreren Singleplayer-Szenarios als auch in umfangreichen Multiplayer-Gefechten beweisen. Für unseren Test haben wir der PC-Version von "Battlefield 1" mehrere Tage lang auf den Zahn gefühlt.
Der Singleplayer: "Battlefield" macht auf "Call of Duty"
Wer grundsätzlich mit dem Spielprinzip von "Battlefield" vertraut ist, dürfte sich auch im neuesten Spiel schnell zurechtfinden. Grundsätzlich ändert sich nämlich auch im Ersten Weltkrieg nur wenig an der gewohnten Erfolgsformel. Geboten wird Shooter-Kost auf höchstem Niveau.

Der Singleplayer orientiert sich dabei stark an Activisions "Call of Duty"-Reihe. In sechs Mini-Kampagnen schlüpfen die Spieler in die Rollen verschiedener Soldaten, die an ganz unterschiedlichen Schauplätzen des Krieges kämpfen. So bahnen wir uns als britischer Panzerfahrer unseren Weg durch die deutschen Verteidigungslinien der Westfront, liefern uns als Doppeldecker-Pilot Gefechte im Gebirge oder über London, Stürmen als australischer Frontsoldat die türkische Küste, führen in Arabien Sabotageakte durch oder metzeln uns als italienischer Elitekämpfer durch eine österreichische Festung.
Die Dauer der einzelnen Szenarios schwank zwischen 60 und 120 Minuten, sodass der Singleplayer-Part insgesamt etwa sechs bis acht Stunden in Anspruch nimmt. Erzählerisch gibt es keinen Zusammenhang zwischen den einzelnen Kampagnen und auch allgemein sind es eher kleine Kriegsgeschichten, die hier erzählt werden. Spielerisch wechseln sich Fahr- und Flugzeug-Abschnitte mit Schleichpassagen und Sturmangriffen ab. Geboten wird Standardkost, die allerdings hervorragend präsentiert wird.

Der Singleplayer geht insgesamt in Ordnung, kann jedoch nicht mit reinen Einzelspieler-Shootern wie "Wolfenstein" oder "Far Cry" mithalten. Wie schon erwähnt: Hier stand ganz klar "Call of Duty" Pate.
Der Multiplayer: "Battlefield" bleibt "Battlefield"
Im Mehrspielermodus ändert sich im Vergleich zu den Vorgängern eigentlich gar nicht so viel. Auch in "Battlefield 1" stürzen wir uns in Gefechte mit bis zu 64 Spielern und erobern dabei im klassischen "Eroberung"-Modus hauptsächlich Flaggenpunkte des Gegners. Daneben gibt es klassischerweise auch "Capture the Flag" oder "Team-Deathmatch". Die Maps reichen von den Schützengräben der Westfront über Wüsten im Nahen Osten bis hin zu Gebirgen in den Alpen und sind insgesamt sehr abwechslungsreich gestaltet.

Zum neuen Liebling der "Battlefield"-Community könnte jedoch der Spielmodus "Operations" avancieren. Dieser stellt quasi eine XXL-Version der Eroberungen dar. Auf riesigen Karten muss eine angreifende Armee nach und nach mehrere Positionen des Gegners einnehmen und so Schritt für Schritt zum Ziel vorstoßen. Das Verteidiger-Team hat logischerweise den gegenteiligen Auftrag und muss die einzelnen Punkte möglichst lange halten. Gefechte können sich im "Operations"-Modus durchaus über ein bis zwei Stunden ziehen, weshalb dieser Modus eher nichts für zwischendurch ist.
Der Krieg der Vergangenheit
Die Kämpfe gestalten sich im Vergleich zu "Battlefield 4" übrigens deutlich langsamer, was vor allem an den Waffen des Ersten Weltkriegs und an den vergleichsweise dünn gesäten Fahrzeugen liegt. Trotzdem verkommt "Battlefield 1" nicht zur langweiligen Stellungs-Schlacht, sondern die Schlachtfelder wirken jederzeit dynamisch.

Zudem nehmen es die Entwickler mit dem Realismus nicht zu genau. Waren beispielsweise Automatik-Waffen im Ersten Weltkrieg eigentlich noch Mangelware, so finden wir sie in "Battlefield 1" praktisch an jeder Ecke. Und auch die Luftwaffe trat auf den echten Schlachtfeldern des frühen 20. Jahrhunderts längst nicht so dominant auf wie hier im Spiel.
Actiongeladene Kämpfe mit hervorragender Technik
Für ordentlich Action sorgt auch die Artillerie, die in "Battlefield 1" so ziemlich alles in Schutt und Asche legen kann – also auch Mauern und Gebäude. Ständig stürzt um uns herum irgendetwas ein, Panzer überfahren Sandsack-Barrikaden und sogar Hauswände und die gegnerische Luftwaffe besorgt den Rest. So etwas wie ein sicheres Versteck gibt es in "Battlefield 1" deshalb nicht.
Grafisch wird dieser Wahnsinn des Krieges hervorragend in Szene gesetzt. Egal ob Texturen, Explosionen, Rauch, Feuer oder Wasser – alles fügt sich stimmig in das Gesamtbild ein. Auf unserem Testrechner lief das Spiel in Full HD-Auflösung und Grafikeinstellungen auf Ultra zudem jederzeit flüssig und ohne Grafikfehler. Im Vergleich zum Bugfest von "Battlefield 4" haben die Entwickler bei Dice also definitiv ihre Hausaufgaben gemacht.
Fazit: Willkommen zurück "Battlefield"
Nach "Battlefield 4" und "Battlefield Hardline" waren viele Spieler zu Recht skeptisch. Würden EA und Dice ein weiteres Mal auf hohem Niveau enttäuschen? Zum Glück ist das nicht der Fall. Mit "Battlefield 1" liefern die Entwickler nicht nur einen hervorragenden Multiplayer-Shooter ab, sondern auch ein unverbrauchtes Szenario. Man braucht kein Prophet zu sein, um vorauszusehen, dass dieses Spiel ein Multiplayer-Hit wird.
Verbesserungspotenzial hätte es definitiv beim Singleplayer gegeben. Hier verlassen sich die Entwickler zu sehr auf die Erfolgsformel von "Call of Duty" und liefern knackige aber auch kurze Szenarios mit ordentlich viel Script-Sequenzen. Doch auch hier hilft der "frische" Kriegsschauplatz über so manche Schwäche hinweg. Schließlich waren wir zuvor weder in "Battlefield" noch in "Call of Duty" jemals auf den Schlachtfeldern des Ersten Weltkriegs unterwegs.