Mit "Battletech" ist ein völlig neues Game zum Kult-Franchise um militärische Kampfroboter in einer düsteren Zukunft erschienen. Schöpfer Jordan Weisman hat mit dem rundenbasierten Strategie-Game eine Umsetzung geschaffen, die dem ursprünglichen Tabletop-Spiel alle Ehre macht und Fans der Reihe jede Menge Tiefe bietet.
- Schwieriger Einstieg – aber Durchhalten lohnt sich
- Kampfmissionen in "Battletech": Rau & unerbittlich
- Gameplay: Taktisch anspruchsvolle rundenbasierte Gefechte
- "Battletech" fordert Taktik vor, während und nach den Gefechten
- Zeit ist Geld: Der Söldner-Trupp will bezahlt werden
- Der Mech-Baukasten: Ein Traum für Mechwarrior-Fans
- Im Einklang mit der Lore: "Battletech" vom Schöpfer der Reihe
- Fazit: "Battletech" ist perfekte Kost für Strategie-Fans
Das Battletech- und Mechwarrior-Universum wird vor allem Pen-and-Paper-Rollenspielern sowie Tabletop-Fans ein Begriff sein. In den 1990er Jahren begeisterte die Welt der monströsen Kriegsmaschinen, die sich im 31. Jahrhundert im gesamten Weltraum bekämpfen, viele Science-Fiction-Liebhaber.
Das Strategiespiel wurde auf hex-gerasterten Karten mit Mech-Spielfiguren aus Pappe, Plastik oder (für die Hardcore-Fans) handbemaltem Zinn gespielt und brachte unzählige Romane mit, die den epischen Krieg zwischen den Herrscher-Häusern und Feudalherren eindrucksvoll erzählten.
Doch damit nicht genug, auch zahlreiche Computerspiel-Umsetzungen existieren schon. Aktuell ist das Free-to-Play-Game "Mechwarrior Online" von Piranha Games ein beliebter Ableger der Serie, der die Reihe der Battlemech-Kampfsimulatoren fortführt. Strategie-Fans, die rundenbasierte Action in Tradition der Tabletop-Spiele bevorzugen, durften zuletzt 2001 mit "Mechcommander 2" ihre Einheit, beziehungsweise Lanze, aus Kampfmaschinen durch taktische Missionen führen.
Genau hier setzt "Battletech" an – zumindest spirituell handelt es sich dabei also um eine Art "Mechcommander 3".
Für "Battletech" brachte er daher eine erfolgreiche Kickstarter-Kampagne auf den Weg, die seinem Studio Harebrained Schemes die Entwicklung ermöglichte. Weisman hatte auf ähnliche Weise zuvor schon seinen Schöpfungen "Crimson Skies" und "Shadowrun" zu ähnlichen Comebacks verholfen.
Schwieriger Einstieg – aber Durchhalten lohnt sich
Anfangs fiel es mir aber tatsächlich nicht leicht, mit "Battletech" Spaß zu haben. Das Spiel ist komplex und gibt sich nicht gerade Mühe mir den Einstieg so leicht wie möglich zu gestalten. Nach einer kurzen Einführungs-Mission werde ich vom Spiel in einen Haufen Textdialoge verwickelt, die mir einzelne Aspekte des Spiels erklären sollen.
An Bord meines Raumschiffes suche ich meine Crew-Mitglieder auf, die seitenlange Ansprachen zu bieten haben. Trotz viel guten Willens habe ich in der Tutorial-Textwüste bald aufgegeben und mich stattdessen einfach so ins Abenteuer gestürzt – die richtige Entscheidung: Einfache Vorgänge versteht man auch so, alles Weitere kann man später immer noch in den Dialogen nachlesen.
Kampfmissionen in "Battletech": Rau & unerbittlich
Die strategischen Schlachten in "Battletech" sind raue Angelegenheiten: Mit bis zu vier Mechs starte ich in den Kampf und es ist so gut wie unmöglich, eine Mission völlig unbeschadet zu überstehen. Die monströsen Kampfmaschinen teilen nämlich nicht nur großen Schaden aus, sondern müssen auch immer wieder enorm einstecken.
Raketen, Laser, Autokanonen und Nahkampfangriffe zerschmettern Gliedmaßen und Ausrüstung – und Reparaturen während eines Einsatzes gibt es nicht. Wird die Panzerung von gegnerischen Angriffen durchdrungen, kann es dann den Piloten erwischen. Nicht selten landet das teure Personal wochenlang im Lazarett oder verstirbt.
Gameplay: Taktisch anspruchsvolle rundenbasierte Gefechte
Im Kampf selber wäge ich ständig taktische Faktoren gegeneinander ab: Wo positioniere ich den starken Mech in der Landschaft? Bewegt sich der leichte Aufklärer zu weit aus dem Schutz der restlichen Lanze heraus? Welche Gebäude, Hügel oder Bäume bieten die beste Deckung? Wie viel Hitze erzeugt das Feuer meiner Laser, und sollte ich stattdessen lieber einen Nahkampfangriff wagen um handlungsfähig zu bleiben? Oder riskiere ich strukturellen Schaden durch einen verzweifelten Satz auf den Feind mit den Sprungdüsen des Battlemechs?
Da die Kämpfe rundenbasiert ablaufen, gibt es ab und zu lange Wartezeiten zwischen den eigenen Zügen – vor allem, wenn viele Feindeinheiten auf dem Schlachtfeld unterwegs sind. Teils unangenehm lang muss ich als Spieler vor dem Bildschirm ausharren, wenn sich Einheit für Einheit mit langwierigen Animationen über die Karte bewegt. Für Fans des Genres ist das eine bekannte Gesetzmäßigkeit, Freunde zackiger Action müssen sich daran allerdings bestimmt erst gewöhnen.
"Battletech" fordert Taktik vor, während und nach den Gefechten
Doch auch außerhalb der Kämpfe muss ständig gemanagt werden: So zeigt mir das Game schnell, wie verschiedene Loadouts meiner Mechs oder das Aufleveln meiner Piloten mir unterschiedliche Vorteile auf dem Schlachtfeld bringen. Verschiedene Skilltrees eröffnen weitere Möglichkeiten, wie das Aufdecken entfernter Gegner oder die Fähigkeit, vor der Bewegungsphase anzugreifen. Mit der Zeit erschließt sich mir der Detailreichtum, den das Gameplay in "Battletech" für Strategie-Fans bietet – auch ohne das Studium der langen Tutorial-Texte.
Neben den taktischen Kämpfen, die den Mittelpunkt von "Battletech" darstellen, bin ich als Spieler vor allem für das Management meines Söldner-Teams zuständig. Zwischen den Missionen muss Ausrüstung gekauft, Crew angeheuert, die Mechs ausgestattet und Verträge mit Auftraggebern verhandelt werden. Ähnlich wie bei Strategie-Games wie "X-COM" läuft die Zeit an Bord des Schiffes tageweise ab – im Nacken hängt mir dabei ständig der Zahltag, an dem Unterhaltskosten für die Operation abgerechnet werden.
Zeit ist Geld: Der Söldner-Trupp will bezahlt werden
Reicht mein Budget also nur noch 14 Tage, sollte ich die Anreisezeit zu meinem nächsten Kampfeinsatz mit den Reparaturzeiten der Mechs abstimmen – zudem müssen dann auch genügend gesunde Piloten zur Verfügung stellen, sonst muss ich unterbesetzt in die Schlacht starten, was sich wiederum verheerend auf den Ausgang der Mission (und die daraus resultierenden Aufwände) auswirken kann. Alternativ muss ich Ausrüstung oder Mechs verkaufen, um meine Operation bis zum nächsten Zahltag über Wasser zu halten.
Der Mech-Baukasten: Ein Traum für Mechwarrior-Fans
Besonders delikat ist das Management meiner Mechs: Zerstörte Teile, das Resultat der Schlachten, ziehen nach jedem Kampf langwierige Reparaturarbeiten nach sich. Dazu kommen natürlich Materialkosten, auch für Teile, die im Handel erst besorgt werden wollen. Nach Belieben lassen sich verschiedene Ausstattungen für die Mechs speichern – maximale Tonnage, Hitze-Management und Platz für entsprechende Munition muss ich als Spieler natürlich im Hinterkopf behalten. Insgesamt gibt es über 40 Standard-Mechs im Spiel, die ich auch aus den Resten von auf dem Schlachtfeld zerstörten Maschinen zusammenbauen kann.
Im Einklang mit der Lore: "Battletech" vom Schöpfer der Reihe
Dass der Schöpfer des Originals die Entwicklung vorantrieb, hat sich wohltuend auf "Battletech" ausgewirkt. Fans der umfangreichen Hintergrundgeschichte, die vor allem durch die gleichnamige Buchreihe an Tiefe gewann, werden sich in das Game verlieben. Sämtliche Dialoge und Texte beinhalten immer wieder gelb hinterlegte Begriffe – ein Klick darauf öffnet eine Infobox, die ausführlichen geschichtlichen Kontext bietet. Das Spiel steht dazu völlig im Einklang mit dem weitläufigen Kanon der Battletech-Lore.
Fazit: "Battletech" ist perfekte Kost für Strategie-Fans
Als ich Activisions "Mechwarrior 2" um 1995 das erste Mal auf dem PC sah, war ich fasziniert – als ehemaliger Pen-and-Paper-RPG- und Tabletop-Fan kannte ich die gigantischen Mechs aus dem Battletech-Universum bis dahin nur als Strategiespiel, bei dem man kleine Plastikfiguren über ein Spielbrett aus Papierbögen bewegte. Nun konnte ich durch das Computerspiel also selbst ins Cockpit eines meterhohen Kampfroboters des 31. Jahrhunderts steigen.
Viele Jahre später schließt sich durch das neue "Battletech"-Game für mich also ein Kreis: Die Strategiespiel-Spezialisten vom Publisher Paradox Interactive ("Crusader Kings 2", "Europa Universalis") liefern mit dem "Mechcommander"-Nachfolger im Geiste eine Umsetzung, die das klassische BattleTech-Tabletop und die jahrzehntelang gewachsene Lore respektvoll aufarbeitet. Noch dazu ist "Battletech" ein hervorragendes und komplexes Strategie-Game für viele Stunden Strategiespaß – dank Multiplayer und Einzelmissionen auch über die Kampagne hinaus.