Bericht: "Cyberpunk 2077"-Entwicklung hatte Probleme wie "Anthem"

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Bei der Entwicklung von "Cyberpunk 2077" lief hinter den Kulissen anscheinend eine ganze Menge schief. Bild: © Screenshot TURN ON 2021

Der Launch von "Cyberpunk 2077" war ein großes Desaster. Während sich CD Projekt Red-Chef Marcin Iwiński kürzlich für den schlechten Zustand des Spiels entschuldigte, verrät ein Bericht näheres über dessen Entwicklung.

Bloomberg-Journalist Jason Schreier gibt an, für seinen neuen Bericht mehr als 20 aktuelle und ehemalige Mitarbeiter von CD Projekt Red interviewt zu haben. Diese schilderten ihm, dass die Entwicklung von "Cyberpunk 2077" alles andere als glatt lief. Unrealistische Visionen, schlechte Planung und technische Missstände begleiteten das Projekt.

Bugs waren bekannt, aber es gab keine Zeit zum Fixen

In seiner kürzlich veröffentlichten Entschuldigung spricht CD Projekt Red-CEO Iwiński über die unterschätzten Leistungsunterschiede der Last-Gen-Konsolen, versichert gleichzeitig aber, dass viele der Bugs, die beim Spielen von "Cyberpunk 2077" auftreten, während der Testphase nicht ersichtlich waren. Einige von Iwińskis Mitarbeitern sind anscheinend anderer Meinung. Im Interview mit Schreier gaben sie an, dass viele der Probleme schon während der Entwicklung bekannt waren – es war nur keine Zeit zum Beheben da.

Ein weiteres Problem war die Game-Engine, die CD Projekt Red eigenständig entwickelte. Die Engine selbst, sei nicht einmal die größte Herausforderung gewesen. Das größte Problem bestand darin, dass die Arbeiten daran zum Start der Entwicklung noch gar nicht abgeschlossen waren. Einer der Mitarbeiter beschreibt diesen Missstand mit folgender Metapher: "Es war so als würde man einen Zug fahren und dabei gleichzeitig die Schienen davor verlegen".

E3-Demo 2018 nur ein großer Fake

Der Bericht behandelt auch die "Cyberpunk 2077"-Demo auf der E3 2018. Wie viele Entwickler nun bestätigten, war dieser zugegebenermaßen spektakuläre Vorgeschmack auf das Spiel nur ein riesiger Fake. Viele der gezeigten Gameplay-Mechaniken wurden speziell für die Demo geschrieben. Das habe enorm viel wertvolle Zeit gekostet, die der Meinung vieler Entwickler nach besser in das Game hätte gesteckt werden können. Aber das Management von CD Projekt Red wollte auf der E3 unbedingt glänzen und großen Hype entfachen – ein Hype, dem das finale Spiel schließlich nicht gerecht werden konnte.

Ähnliche Entwicklungsprobleme machten "Anthem" zum Flop

Die interviewten Mitarbeiter sprachen noch viele weitere Probleme an: die mangelnde Erfahrung von CD Projekt Red, ein über 500-köpfiges Team zu führen, kulturelle Barrieren unter den Mitarbeitern und die Entschlossenheit, "Cyberpunk 2077" nicht weiter verschieben zu wollen.

Studioleiter Adam Badowski antwortete per Tweet auf die Veröffentlichung des Artikels, äußerte sich aber lediglich zur angeblich gefakten E3-Demo, die ausdrücklich als "Work in progress" ausgewiesen war. Badowski merkte außerdem an, dass er persönlich den Launch von "Cyberpunk 2077" nicht als desaströs ansieht. Interessant ist, dass Jason Schreyer CD Projekt Red vor Veröffentlichung seines Berichts um eine Stellungnahme bat, was abgelehnt wurde.

Die genannten Probleme sind bei Spieleentwicklungen keine Seltenheit. BioWare beispielsweise hatte bei der Produktion von "Anthem" mit ähnlichen Herausforderungen zu kämpfen, die ebenfalls von Jason Schreier aufgedeckt wurden. Laut seinem Bericht fehlte es bei der "Anthem"-Entwicklung an Struktur und die Studio-Mitarbeiter wurden unter enormen Zeitdruck gesetzt. Weiterhin gab es Probleme mit der Frostbite-Engine, die sich laut Meinung einiger Entwickler nicht gut für Spiele wie "Anthem" eignet.

Nach dem verkorksten Release versucht BioWare immer noch, "Anthem" wieder auf die richtige Spur zu bringen. Das gleiche Schicksal ereilt nun auch CD Projekt Red. Mit einer weiteren Verschiebung des Games wäre ihnen dies möglicherweise erspart geblieben.

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