Gut zu schlafen, kann man lernen. Aber wie? Gesundheitsexperte Beurer will Schlafproblemen mit Produkten wie dem SE 80 SleepExpert den Kampf ansagen – beziehungsweise erst einmal auf den Grund gehen. Wir haben uns für den bisher wohl entspanntesten TURN ON-Test mit dem Schlafsensor ins Bett gelegt.
- Guter Schlaf verlängert die Lebenserwartung
- Schlechter oder zu wenig Schlaf machen krank
- Beurer SE 80 SleepExpert: Das Herstellerversprechen
- So wird der Schlafsensor in Betrieb genommen
- Auswertung der Daten: Das kann die SleepExpert-App
- Und wie zum Teufel funktioniert das?
- Fazit: Das Schlaflabor für Zuhause
Guter Schlaf verlängert die Lebenserwartung
Guter Schlaf ist wichtig. Wichtig für den Geist, für den Körper, für alle Menschen. Im Schlaf verarbeiten wir Erlebtes, die Körperzellen führen wichtige Reparaturen durch, es finden zahlreiche Stoffwechselvorgänge statt und im Gehirn werden neue Nervenverbindungen geknüpft. Da klingt es doch gar nicht so schlimm, dass wir Menschen etwa ein Drittel unseres Lebens verschlafen. Damit diese ganzen wichtigen Prozesse aber ordentlich ablaufen können, sollte jeder Mensch zwischen fünf und acht Stunden in der Nacht schlafen, empfehlen Experten. Die individuell optimale Schlafdauer ist wiederum von Person zu Person unterschiedlich. Und auch die Schlafqualität variiert nicht nur von Mensch zu Mensch, sondern mitunter auch von Nacht zu Nacht. Gut schlafen ist aber leider keine Selbstverständlichkeit. Mal ratzt man im Nu weg und schlummert wie ein Baby – mal wälzt man sich stundenlang nachts im Bett herum und findet keine Ruhe. Sowohl das eine als auch das andere macht sich am nächsten Morgen deutlich bemerkbar.
Schlechter oder zu wenig Schlaf machen krank
Eine schlaflose Nacht verbringt wohl jeder hin und wieder mal. Bedenklich wird das erst, wenn Schlaflosigkeit oder andere Schlafstörungen zum Dauerzustand werden. Wer unter einer der rund 80 bekannten Formen von Schlafstörungen leidet, ist tagsüber nicht nur müde. Schlafmangel kann sich auch in Form von nachlassender Konzentration, geringerer geistiger Leistungsfähigkeit oder Reizbarkeit bemerkbar machen. Im schlimmsten Fall treten sogar Persönlichkeitsstörungen auf. Wer dauerhaft schlecht schläft, kann zudem unter Stoffwechselstörungen, einem geschwächten Immunsystem oder sogar Herz-Kreislauf-Erkrankungen leiden. Insgesamt sinkt dadurch die Lebenserwartung. Das sollten genügend Gründe sein, auf ausreichend und guten Schlaf zu achten. Aber wie?
Beurer SE 80 SleepExpert: Das Herstellerversprechen
Mit dem SE 80 SleepExpert liefert Gesundheitsexperte Beurer eine mögliche Antwort. Der Schlafsensor kann Schlafstörungen zwar nicht direkt bekämpfen. Aber er kann helfen, den Problemen auf den Grund zu gehen. Und dann wiederum kann die Störung an der Wurzel gepackt und gezielt angegangen werden. Der Hersteller bewirbt den SleepExpert als kontaktlosen Sensor zur professionellen Schlafdokumentation in den eigenen vier Wänden. Das hat den Vorteil, das man gerade die alltäglichen Gewohnheiten und Probleme erfassen und analysieren kann. Denn in einem Schlaflabor würde man sicher anders schlafen als Zuhause.
Der Beurer SE 80 SleepExpert zeichnet die Herzfrequenz, die Atemfrequenz und die Bewegung des Nutzers in der Nacht auf. Laut Hersteller erkennt der Sensor die Einschlafphase, ermittelt die Aufwachhäufigkeit und erfasst so die gesamte Schlafdauer. Anhand dieser Daten berechnet die zugehörige App namens SleepExpert einen sogenannten Sleep Score. Dieser Index soll Aufschluss über die Schlafqualität geben und die Analysen mehrerer Nächte einfacher vergleichbar machen. Via App lassen sich andererseits auch Details auswerten, zum Beispiel die Aufteilung der Nacht in einzelne Schlafphasen: leichten, tiefen oder REM-Schlaf. Zusätzlich gibt das Programm auf das persönliche Schlafverhalten zugeschnittene Tipps und bietet eine "Fresh Wake"-Funktion. Sind Smartphone und Schlafsensor via Bluetooth miteinander verbunden, soll der SleepExpert in einer Phase des leichten Schlafs wecken können. Etwas gruselig fanden wir hingegen den Verpackungshinweis von Beurer, dass der Sensor auch nächtliche Atemaussetzer erkennt.
So wird der Schlafsensor in Betrieb genommen
Wer den SE 80 auspackt, hält eine tellergroße, zehn Millimeter flache Scheibe mit Beurer-Logo und Produktbezeichnung auf der Oberseite in der Hand. Daran und an den beiden Kontrollleuchten für Stromzufuhr und Bluetooth lässt sich erkennen, dass man das Gerät richtig herum hält. Die Inbetriebnahme ist ähnlich einfach wie bei Fitness-Trackern. Der Großteil der Einrichtung erfolgt nämlich über die zugehörige App. Der mit Netzteil 234 Gramm schwere Sensor muss erst einmal nur an eine Steckdose angeschlossen werden, damit er mit einem Smartphone oder Tablet kommunizieren kann.
Das Mobilgerät sollte mindestens iOS 8.0 oder Android 4.3 mitbringen und die kostenlos im App Store und bei Google Play erhältliche SleepExpert-App installiert haben. In der Anwendung sind alle notwendigen Schritte zur Schlafanalyse erklärt. Eigentlich muss der Sensor aber nur an eine Stromquelle angestöpselt, auf Schulterhöhe unter die Matratze gelegt und mit dem Smartphone per Bluetooth gekoppelt werden. Auf dem Mobilgerät legt man einmalig ein Nutzerprofil an und teilt dem Sensor darüber beispielsweise mit, ob man alleine oder zu zweit im Bett schläft. Danach muss man nur noch ins Bett gehen. Klingt nach einem entspannten Test, oder?
Auswertung der Daten: Das kann die SleepExpert-App
Also ab ins Bett und ganz entspannt am nächsten Morgen aufs Smartphone geguckt – hmm, keine Auswertung. Das hatten wir schon befürchtet. Der Hersteller informierte uns vorab nämlich, dass es mit einigen Modellen noch Probleme bei der Datenübertragung an die Server gäbe. Anscheinend ist das Samsung Galaxy S5 eines von diesen Geräten, obwohl es die auf der Verpackung genannte Anforderung von Android 4.3 oder höher eigentlich erfüllt. Genau wie das am nächsten Tag ausprobierte Sony Xperia Z5 Premium ließ es sich zwar mit dem Sensor koppeln und zeigte die Messwerte auch in Echtzeit in der App an. Doch eine aufbereitete Analyse am nächsten Morgen erhielten wir nicht.
Völlig reibungslos geklappt hat es dann mit einem iPhone 5c mit iOS 9.3 (vorausgesetzt ist iOS 8.0 oder neuer). Nach dem Aufstehen tauchte ohne unser Zutun eine Statistik auf, die alle Werte der letzten Nacht zusammenfasste: Schlafdauer, Aufteilung in REM-, Leicht- und Tiefschlaf, durchschnittliche Zahl der Herzschläge und der Atemfrequenz, Einschlafdauer, Aufwachzeiten und -häufigkeit, die insgesamt im Bett verbrachte Zeit und ein sogenannter Sleep Score. Dieser Index bewertet die Schlafqualität anhand der erfassten Daten. Zudem tauchte auf der Übersichtsseite ein erster Tipp auf: 4 bis 6 Stunden vor dem Schlafengehen besser keinen Alkohol mehr trinken. Ob man sich daran hält, kann man – wenn man so ehrlich sein möchte – mittels Tagebuch-Funktion in der App festhalten. Außer konsumierten Alkohol kann man hier auch koffeinhaltige Getränke und Fitnesstraining eintragen. Das hilft der SleepExpert-App auf Dauer, dem Nutzer sinnvolle Tipps zu unterbreiten.
Neben der Zusammenfassung der vergangenen Nacht bietet die App auch eine FreshWake-Funktion fürs sanfte Aufwachen im Leichtschlaf und liefert eine detaillierte Visualisierung der unterschiedlichen Schlafphasen, des Pulsverlaufs, der Atemfrequenz und der Bewegung. Höchst- und Tiefstwerte der Herzfrequenz werden gesondert hervorgehoben. Eine so übersichtliche und aufschlussreiche Analyse des Schlafs kann man derzeit von kaum einem anderen Produkt erwarten. Fitness-Tracker, die ebenfalls mit dem Erfassen von Schlafdaten werben, liefern sehr viel gröbere Werte – mitunter auch einfach falsche.
Und wie zum Teufel funktioniert das?
Das Zauberwort hinter dem Beurer SE 80 SleepExpert lautet "Piezoeffekt". Durch gerichtete Druckausübung auf ein piezoelektrisches Element – in diesem Fall durch das Gewicht des Körpers auf einen unter der Sensorplatte liegenden Kristall – verschieben sich die Ladungsschwerpunkte in dem Kristall und eine elektrisch messbare Spannung entsteht. Herzschlag und Atmung des Menschen erzeugen kleinste Schwingungen, die durch die Matratze auf den Sensor treffen. Dort werden diese Signale verstärkt und von einem intelligenten Algorithmus in Echtzeitdaten von Herz- und Atemfrequenz umgewandelt. Um sowohl kleinste Schwingungen als auch große Bewegungen, zum Beispiel Aufstehen und Zubettgehen, zu erfassen, besitzt die Elektronik des Schlafsensors einen enorm großen dynamischen Bereich von mehr als 1:1.000.000. Die Matratze darf laut Herstellerangaben sogar zwischen 5 und 50 Zentimeter dick sein.
Fazit: Das Schlaflabor für Zuhause
Ohne Frage: Der Beurer SE 80 SleepExpert ist ein interessantes Stück Technik. Dafür, dass der Schlafsensor keinen direkten Körperkontakt hat, spuckt die zugehörige App beinahe erschreckend genaue Werte aus. Diese werden übersichtlich aufbereitet und können durchaus helfen, den eigenen Schlaf zu analysieren. Ob man seine Schlafqualität dann auf eigene Faust verbessern kann oder sich dennoch medizinischen Rat einholen sollte, ist wohl von Einzelfall zu Einzelfall verschieden.
Wichtig zu wissen ist auf jeden Fall, dass der SleepExpert – will man den vollen Funktionsumfang nutzen – nicht nur an eine Stromquelle angeschlossen, sondern auch per Bluetooth mit einem Smartphone gekoppelt sein muss. Dieses braucht zur Datenübertragung an die Beurer-Server dann natürlich noch Internetzugang. Viele Menschen schlafen dann vermutlich schon aus Angst vor den ganzen Funkwellen im Schlafzimmer schlecht. Alle Interessierten, denen das Wort "Elektrosmog" keine Angst einjagt, sollten vor dem Kauf allerdings noch prüfen, ob ihr Smartphone- oder Tablet-Modell mit dem 149,99 Euro teuren Beurer SE 80 kompatibel ist.