Im amerikanischen Ticket-Vorverkauf sprintete "Black Panther" an allen Marvel-Filmen vorbei, selbst "The Avengers" ließen Chadwick Boseman und seine Co-Stars hinter sich. Doch ist der Hype um den Superhelden aus Afrika wirklich gerechtfertigt? In unserer Filmkritik erfährst Du es.
Update zum Heimkino-Release am 19. Juli, 11:50 Uhr: Ab sofort kannst Du Dir den Marvel-Hit "Black Panther" auch ins Regal stellen, denn der Film ist nun auf DVD, Blu-ray, Blu-ray 3D, Ultra-HD-Blu-ray sowie als Limited Steelbook Edition erhältlich. Die deutsche Tonspur ist in allen Fällen in Dolby Digital Plus 7.1 gehalten, während der englische O-Ton auf der Ultra HD Blu-ray sogar als Dolby Atmos-Mix daherkommt. Darüber hinaus ist folgendes Bonusmaterial auf den Blu-ray-Varianten zu finden:
- Pannen vom Dreh
- zusätzliche / gelöschte Szenen
- Audiokommentar
- Featurettes
Zur Filmkritik:
Von Tim Slagman
- "Black Panther": Marvel hält Ausschau nach neuen Zielgruppen
- Die Story: Hypermoderne Technologie fliegt nach Wakanda
- Mythen und Moderne: Eine neue Bilderwelt
- Lügen im Paradies
- Ein König und drei starke Frauen
- Nashorn-Action und die fehlende Konsequenz
- Unser Fazit zu "Black Panther"
"Black Panther": Marvel hält Ausschau nach neuen Zielgruppen
Es gibt so viele andere Welten, die in dieser einen von "Black Panther" stecken. Da wäre zum einen, wie überall im Marvel-Kosmos, die reichhaltige Geschichte der Popkultur zu entdecken.
Martin Freeman zum Beispiel tritt hier als CIA-Agent Everett Ross auf, der schon in "The First Avenger: Civil War" einen Auftritt hatte. Seine Figur hilft bei der Jagd nach dem Bösewicht Ulysses Klaue, der wiederum zum zweiten Male nach "Avengers: Age of Ultron" von Andy Serkis verkörpert wird. Kurz gesagt: Der Hobbit jagt Gollum.
Gleichwohl sind die beiden eigentlich nur weiße Randfiguren in einer Erzählung, mit der Marvel neue kulturelle Traditionen und neue Zielgruppen aufschließen möchte.
T'Challa (Chadwick Boseman), der titelgebende "Black Panther", ist zwar nicht der erste dunkelhäutige Superheld im Kino – da sind ihm etwa Blade, Marlon Wayans Blankman oder auch Cyborg aus der Justice League von Warner und DC zuvorgekommen. Er dürfte ziemlich sicher aber bald der bekannteste und erfolgreichste sein.
Schon jetzt stehen alle Zeichen auf Erfolg für "Black Panther". Kein anderer Film aus dem Marvel- oder DC-Universum stieß etwa bei den Usern der bedeutenden Ticket-Plattform Fandango im Vorverkauf auf größeres Interesse.
Die Story: Hypermoderne Technologie fliegt nach Wakanda
Zweifelsohne spielt Ethnizität eine Rolle in diesem Spektakel. Immerhin hat Regisseur Ryan Coogler schon in "Creed" und vor allem in "Nächster Halt: Fruitvale Station" bewiesen, dass er die afroamerikanische Erfahrung in sensibel nuancierten, durchaus auch emotional packenden Kinoerzählungen verarbeiten kann.
In Wakanda jedoch bleibt dies größtenteils außen vor. Die Welt, die Coogler mitentworfen hat, zeigt sich als prächtig schillerndes Miteinander von archaisch anmutenden Stammesritualen und hypermoderner Technologie.
Vor langer Zeit schlug ein Asteroid ein in diesem fiktiven afrikanischen Land und brachte das schier allmächtige Metall Vibranium mit. Vibranium treibt die Metropole im Herzen Wakandas an. Es ist eine sprudelnde, wohlhabende Mega-City, durchzogen von einer flitzenden Magnetschwebebahn, markiert durch prachtvoll gewundene Wolkenkratzer.
Mythen und Moderne: Eine neue Bilderwelt
Vibranium-Technologie schützt diese Oase gleichzeitig vor der Entdeckung durch die Außenwelt. Weite Steppen erstrecken sich in Wakanda, in satten Panoramaaufnahmen rasen Ziegenherden durch die Landschaft. Kostümdesignerin Ruth E. Carter hat intensiv recherchiert für die bunte Vielfalt an Stammeskleidungen, in denen die Menschen aus Wakanda stecken.
Und der König dieses Landes erhält seine besonderen Kräfte von einem Extrakt, das einst von einer Gottheit in Panthergestalt dargeboten wurde. Mythen und Moderne prallen aufeinander in Wakanda und sorgen für eine Bilderwelt, wie sie bei Marvel bislang noch nicht zu sehen war.
Lügen im Paradies
Zusammengehalten wird all das jedoch von einer Lüge – und solche fliegen im Kino bekanntlich immer auf. Kaum hat T'Challa nach dem tödlichen Anschlag auf seinen Vater, zu sehen in "Civil War", den Thron bestiegen, muss er den Kampf aufnehmen mit Ulysses Klaue, der in den Besitz des hoch geheimen Vibranium geraten ist. Doch hinter Klaue steckt noch ein Anderer, ein Verstoßener, der die selbstgewählte Isolation Wakandas verantwortlich macht für das Leid, das Menschen wie er überall auf der Welt erfahren müssen und der diese so teuer erkaufte Stabilität mit Gewalt aufbrechen will.
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Ein König und drei starke Frauen
So bedeutend und eindrucksvoll Kulisse und Umgebung aber auch sein mögen, so klar treten darin dennoch die Figuren und ihre persönliche Historie, ihre Motivationen und Leidenschaften hervor. Chadwick Boseman als T'Challa droht beinahe unterzugehen in einem Trio starker Frauen, das den neuen König auf seinen Abenteuern begleitet.
Die Oscar-Preisträgerin Lupita Nyong'o ("12 Years a Slave") spielt Nakia, die Ex-Geliebte von T'Challa, mit großer Natürlichkeit und Lebendigkeit. Sie fungiert als Ausgleich, als ruhender Pol im Chaos, das sich bald entwickelt. Danai Gurira (Michonne aus "The Walking Dead") in der Rolle der Elite-Generalin Okoye geht mit großer Anspannung durch den Film, lässt die Augen mal blitzen, mal suchend und aufmerksam durch die Räume schweifen, stets vorbereitet auf den nächsten Angriff, stets bereit zum nächsten Schlag.
Und dann ist da noch Shuri, gespielt von Letitia Wright ("Black Mirror"): Schwester des Königs, Top-Ingenieurin, Gadget-Queen. Sie zeigt der Tradition auch mal den Mittelfinger.
Nashorn-Action und die fehlende Konsequenz
Regisseur Ryan Coogler traut sich das eher nicht. So viel kluge Politik in seinem Film auch steckt, die Logiken etwa von Monarchie und blutigen, ritualisierten Duellen stellt er nicht infrage. Schade, dass das pulsierende, vielfältige Wakanda am Ende ein wenig vom Heimatpathos überpinselt wird.
Und auch wenn die Oscar-Anwärterin Rachel Morrison ihre Kamera einmal ganz ohne Schnitt durch eine souverän choreografierte Massenkeilerei im Casino streifen lässt, so geht in den gewohnt rasanten Actionszenen ansonsten oft genug die Übersicht flöten. Gut, wenn schließlich sogar Riesen-Nashörner zum Einsatz kommen, die ihr Revier markieren, indem sie alles platt walzen. Über manchem Marvel-Film mögen böse Zungen das Gleiche sagen – der "Black Panther" allerdings hat sich einen ganz eigenen Platz in diesem filmischen Universum verdient.
Unser Fazit zu "Black Panther"
"Black Panther" erfindet, irgendwo zwischen afrikanischer Stammestradition und Science-Fiction, eine erfrischend neue Bilderwelt für das Superhelden-Subgenre. Während die Action sich eher routiniert abspult, verpassen zahlreiche starke (Frauen-)Figuren dem Marvel-Universum neuen Drive und neue Tiefe.