Das Gothic-Horror-Rollenspiel "Bloodborne" zählt zu den besten PS4-Spielen überhaupt. Mittlerweile weiß ich: mit Recht! Das PlayStation-Exclusive der "Dark Souls"-Macher fordert allerdings nicht nur meine Geschicklichkeit, sondern auch meine Frustrationstoleranz heraus. Trotzdem fasziniert mich "Bloodborne" – und vor allem die lebhafte Community hinter dem Spiel.
Mit Games wie "Demon's Souls", "Dark Souls" und dessen Sequels begründete der Entwickler From Software ein eigenes Genre: Soulslikes, wie diese Spiele genannt werden, zeichnen sich durch ein einzigartiges Gameplay-Prinzip aus, das oft als besonders schwer wahrgenommen wird. Mit "Bloodborne" entwickelten die Japaner ein PS4-Exklusivspiel, das bei vielen Gamern als noch anspruchsvoller gilt als die Vorgänger. Und ausgerechnet diesen aktuell als PS-Plus-Game erhältlichen Brocken nutze ich nun als Neustart in das Genre – was für eine Schnapsidee!
Simple Genialität des Spielprinzips – der Loop packt mich sofort
Meine ersten Schritte im Spiel waren entsprechend nicht gerade ruhmreich. Die Grundregeln eines Soulslikes mussten mir erst einmal wieder in Fleisch und Blut übergehen: Ein auf Ausdauer basierendes Kampfsystem, verworrene Level ohne Ingame-Map und der Fortschrittsverlust beim Tod des Helden – ein eindeutiges Rezept für ein Spiel, das meine Frusttoleranz immer wieder mit dem Rücken an die Wand drängt.
Stirbt man nämlich in "Bloodborne", geht nicht nur die bis dahin gesammelte Ingame-Währung (genannt Blutechos) flöten, die zugleich auch die klassischen Erfahrungspunkte ersetzt. Man startet auch am letzten (immer zu weit zurückliegenden) Speicherpunkt, und so gut wie alle Gegner sind wieder an ihrem vorherigen Platz. Das ist auch so, wenn man dem Zocken um den Spielfortschritt widersteht – also mit prall gefülltem Blutecho-Konto in die sichere Traumwelt zurückkehrt und hochlevelt, bevor man weiterspielt.

Diese Mechanik führt dazu, dass man sämtliche Level immer und immer wieder spielen muss, und schnell entwickelt sich eine Art eigenartige Choreografie. Denn obwohl man die Laufwege der einzelnen Gegner bis zum Endboss irgendwann auswendig kennt, kann man durch Unachtsamkeit auch an niederen Feinden scheitern. Die einzige Möglichkeit, den langen und harten Weg bis zum Endboss abzukürzen, nachdem man seinen brutalen Attacken am Ende des Weges wiederholt zum Opfer gefallen ist, bieten versteckte Abkürzungen – Speicherpunkte gibt es fast ausschließlich nach besiegten Endgegnern.
Erbarmungsloses Spiel mit einer starken Community aus Leidensgenossen
Nach zahllosen Versuchen, den nächsten Endgegner zu erreichen, fand ich mich eines Tages in einer PSN-Party wieder. Per Audiochat klagten sich hier einander weitgehend fremde "Bloodborne"-Spieler gegenseitig ihr Leid, während sie sich mit Tipps und Wegbeschreibungen unterstützten. Hier gab es also eine Art anonyme "Bloodborne"-Selbsthilfegruppe, die durch das gemeinsame Leiden unter der erbarmungslosen Schönheit des Spielprinzips vereint wird. Es ist fast schon lyrisch.
Die verwinkelten Gassen, das ungewöhnliche Multiplayer-System, bei dem man andere Spieler als Geister ins eigene Spiel einladen kann, und die gigantische Tiefe von "Bloodborne" bringen die Community auf einzigartige Weise zusammen. Natürlich finden sich für fast jedes Spiel im Internet Gruppen von Gamern zusammen, die sich gegenseitig helfen. Die "Bloodborne"-Gemeinde wird vor allem aber dadurch zusammengeschweißt, dass das Gameplay so erbarmungslos konsequent – und konsequent erbarmungslos – ist.
Die "Bloodborne"-Community spendet sich gegenseitig Trost
Immer wieder bestärkt man sich also gegenseitig mit Durchhalteparolen: "Aller Anfang ist schwer, aber haltet durch – Mitte bis Ende des Spiels bringen so viel Spaß!" So und ähnlich lesen sich viele Kommentare auf der Diskussionsplattform Reddit. Tausende Spieler tauschen sich hier regelmäßig über "Bloodborne" aus, diskutieren über die unendlich tiefe, aber nie so ganz eindeutig erklärte Lore des Spiels und tragen Hinweise und Tipps zu allen Aspekten des Games zusammen.
Über Reddit kam ich dann zum inoffiziellen "Bloodborne"-Discord-Server. Auch hier sind jederzeit einige Dutzend Spieler aus aller Herren Länder online und helfen einander. Für ein Game, das definitiv nicht zu den typischen Multiplayer-Spielen mit unzähligen Content-Updates gehört und dessen einziger und letzter DLC bereits Ende 2015 veröffentlicht wurde, findet sich bei "Bloodborne" also eine auffallend leidenschaftliche Community, die das Game an sich schon spielenswert macht.
"Bloodborne" zwingt mich zum gefühlvollen Spielen
Diese Community konnte aber vor allem entstehen, weil das schwerste an dem Game ist, sich immer wieder selbst zu besiegen: Wenn ich mich bis kurz vor die nächste gigantische Bestie vorangekämpft habe – haufenweise Blutechos im Gepäck, mit denen ich meinen Charakter aufleveln könnte – und dann doch unachtsam von einer Gruppe Standard-Gegner überrollt werde, muss ich mich zusammenreißen. Ruhe bewahren, den Controller nicht gegen die Wand schmeißen, dem Rage-Quit widerstehen und das Level dann wieder ganz von vorn beginnen. Und zwischendurch vielleicht noch einmal im Forum Mut anlesen. Der Vergleich mit einer Selbsthilfegruppe ist daher durchaus passend, denn mein ärgster Gegner bin ich selbst in meinem eigenen Scheitern.
Schaffe ich es aber endlich doch, einen Endboss zu bezwingen, dann ist das Erfolgsgefühl einfach überwältigend und ich kann es kaum erwarten, dem nächsten Biest mit stolzgeschwellter Brust gegenüber zu stehen. Auch das ist "Bloodborne" – und es ist wunderschön.
Das PS4-Exklusivspiel "Bloodborne" steht im März 2018 für Abonnenten des Online-Services PS Plus ohne Zusatzkosten zum Download zur Verfügung. Lass Dich vom hohen Anspruch nicht abschrecken, es lohnt sich. Wir bieten Dir auch noch wertvolle Einsteigertipps zum Nachlesen.