Bose Headphones 700 im Test: Mit Noise-Cancelling für Telefonate

Andreas Müller19. DEZEMBER 2019
Ein Mann mit den Bose Headphones 700 steht vor der Elbphilharmonie.

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Die Bose Noise Cancelling Headphones 700 blenden den Umgebungslärm auch bei Telefonaten aus. Obendrein gibt es im Vergleich zum QuietComfort 35 II ein frisches Design, eine neue Klangabstimmung und zehn ANC-Stufen. Im Test haben wir geprüft, ob der Kopfhörer darum seinen Preis wert ist.

Design und Verarbeitung: Kompakt und robust

Im Vergleich zum Vorgänger, dem Bose QuietComfort 35 II, wurde der Bose Noise Cancelling Headphones 700 kompakter gebaut. Das Design ist ungewöhnlich, so hängen die beiden Ohrhörer drehbar an Stahlstangen, die in den Kopfbügel übergehen. Die Kunststoff-Hörer lassen sich an den Stangen nach oben und unten verschieben und so für unterschiedliche Kopfgrößen anpassen.

Die Bose Headphones 700 liegen auf einer Brücke.

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Insgesamt wirkt das Design viel moderner als noch beim QuietComfort 35 II. Dabei ist der Kopfhörer stabil gebaut und dürfte viele Reisen anstandslos überstehen. Auf dem Kopf sitzt er auch auf längeren Zugfahrten oder Flügen bequem. Praktischerweise fällt die mitgelieferte Hülle kompakt aus und bietet trotzdem ein eingebautes Fach für USB-C- und Klinkenkabel.

Fazit: Das Design wirkt leicht und modern. Die Verarbeitung ist robust, wenn auch die Ohrhörer nur aus Plastik bestehen.

Noise-Cancelling: Stillleben in zehn Stufen

Die Bose Headphones 700 werden mit der Bose Music App für Android und iOS gekoppelt. Leider musst du dazu einen Account anlegen und die App erfordert den Zugriff auf den Standort. In der App lässt sich die Intensität der aktiven Geräuschunterdrückung festlegen, wobei zehn Stufen zur Auswahl stehen. Mit dem Button auf dem linken Hörer kann der Nutzer auch ohne App zwischen den Stufen 0, 5 und 10 wechseln.

Das Noise-Cancelling funktioniert zu dem Zweck am besten, um andauernde tiefe Töne wie die Fahrgeräusche eines Zuges oder Fluggeräusche auszublenden. Stimmen bleiben auch auf Stufe 10 wahrnehmbar, sind dann aber kaum zu verstehen. Durchsagen in der Bahn kannst du durch Festhalten des Buttons am linken Hörer anhören, dann wird das Noise-Cancelling vorübergehend auf „0“ gestellt. Der Effekt: Es klingt so, als hättest du keine Kopfhörer auf, da die Umgebungsgeräusche nun mit den Mikrofonen aufgefangen und im Kopfhörer abgespielt werden.

Die Bose Headphones 700 liegen in einer Tasche auf einem Schreibtisch.

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Zu den sinnvollen Einsatzzwecken der Geräuschunterdrückung zählen neben Reisen in Zug und Flugzeug etwa der Besuch von Café oder Bibliothek, falls du dort zum Beispiel ungestört ein Buch lesen möchtest. Der Einsatz im Straßenverkehr empfiehlt sich hingegen nicht, da hier Gefahrenquellen hörbar bleiben sollten.

Bereits das Wandern durch die Stadt wird riskanter, je intensiver du das Noise-Cancelling einstellst. Die himmlische Ruhe in einer gewöhnlich lauten Stadt wie Hamburg kann für die Nutzer des Kopfhörers verführend wirken, aber mit unabsehbaren Folgen. Hier ist das eigene Risiko- und Verantwortungsbewusstsein gefragt. Das betonte uns gegenüber auch der Hersteller Bose, der Reisen als hauptsächlichen Einsatzzweck des Kopfhörers sieht.

Was die himmlische Ruhe auch trüben könnte, sind beim Wandern die lauten Windgeräusche. Weht ein starker Wind, lassen sich die Kopfhörer nicht mehr sinnvoll nutzen – bei Regen ist davon ohnehin abzuraten, da sie nicht wasserdicht sind. Wir hoffen, dass Bose beim Design eines Nachfolgers stärker auf die Aerodynamik achtet.

Die Bose Headphones 700 liegen auf einem Tisch mit den Ohrmuscheln zur Kamera gerichtet.

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Die Zwangs-Abschaltung nach zehn Minuten ohne Bewegung kann unter Umständen sehr störend wirken. Der Kopfhörer erfasst mithilfe von Bewegungssensoren nämlich, ob sich der Nutzer gerade – zumindest ein bisschen – bewegt. Tut er das nicht mehr, schalten sich die Headphones 700 nach zehn Minuten ab. Das ist zwar praktisch für jene, die vergessen, ihn selbst abzuschalten, wenn sie ihn ablegen und nicht mehr verwenden möchten, aber: Was, wenn man im Flugzeug schläft? Der Schlaf kann durch die Abschaltung des Kopfhörers plötzlich unterbrochen werden. Oder was, wenn man auf einen Anruf wartet, den Bose dafür auf den Tisch legt und ihn dann mit dem Kopfhörer annehmen möchte?

Update, 19.12.2019: Inzwischen hat Bose ein wichtiges Firmware-Update für die Kopfhörer bereitgestellt. Die von uns im Test kritisierte Abschaltautomatik wurde von zehn Minuten auf eine Stunde verlängert, damit sich die Kopfhörer nicht gegen den Willen des Hörers zu früh abschalten. Der Nutzer kann die Automatik außerdem ganz abschalten. Damit entfällt einer unserer gewichtigeren Kritikpunkte.

Fazit: Das Noise-Cancelling funktioniert grundsätzlich sehr gut, vor allem für andauernde, tiefere Töne wie Fahrtgeräusche oder auch für den Stadt- oder Bürolärm. Stimmen bleiben allerdings wahrnehmbar. Dass sich der Kopfhörer automatisch nach zehn Minuten abschaltet, sofern man sich nicht mehr bewegt, ist in bestimmten Situationen aber sehr unpraktisch.

Telefonie: Jetzt auch mit Geräuschunterdrückung

Eine Neuerung der Bose Headphones 700 ist das Noise-Cancelling der Umgebungsgeräusche bei Telefonaten. Will heißen: Rufst du jemanden an, wird der Hintergrundlärm auf deiner Seite herausgefiltert und der Angerufene hört (fast) nur deine Stimme. Das hat im Test sehr gut geklappt, laut den Angerufenen sogar „perfekt“. Ich habe für den Test jemanden auf einer Brücke über einer befahrenen Straße und eine andere Person im Stadtgetümmel angerufen, in beiden Fällen gelang die Kommunikation einwandfrei. Hoffentlich wird die Technik ihren Weg in weitere Noise-Cancelling-Kopfhörer finden.

Fazit: Das Noise-Cancelling für Telefonate ist eine praktische und gelungene Neuerung.

Ein Mann mit den Bose Headphones 700 steht am Bahnhof.

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Bedienung: Intuitiv und verlässlich

Die Kopfhörer lassen sich über das Smartphone, aber auch über Buttons und ein Touchfeld auf dem rechten Hörer steuern. Der Button auf dem linken Hörer schaltet, wie oben erwähnt, zwischen den Noise-Cancelling-Stufen 0, 5 und 10 um. Der obere Button auf dem rechten Hörer dient zum Einschalten und Koppeln mit dem Smartphone. Der Knopf darunter ist schließlich für die Aktivierung eines Sprachassistenten wie Alexa oder Google Assistant vorgesehen.

Ein Mann mit den Bose Headphones 700 bedient die Kopfhörer per Handy.

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Durch doppeltes Tippen auf das Touchfeld wird ein Song gestartet oder gestoppt, durch Wischen nach vorne wird zum nächsten Titel geschaltet, durch Wischen zurück zum vorherigen Titel. Derweil kannst du die Lautstärke erhöhen, indem du nach oben wischt und sie reduzieren, indem du nach unten wischst. Das funktioniert in der Praxis einwandfrei. Laut Bose klappt die Touch-Bedienung auch bei sehr niedrigen Temperaturen. Das ist erwähnenswert, weil der direkte Konkurrent Sony WH-1000XM3 hier einigen Anwendern und Testern wie The Verge zufolge Probleme haben soll. Wir hatten diesen Kopfhörer aber nicht selbst im Test.

Fazit: Die Bedienung mit Buttons und Touchpad klappt intuitiv und verlässlich.

Klang: Neutral abgestimmt

Wie von Bose gewohnt, ist der Klang mittenbetont. Die Betonung der Mitten bedeutet, dass manche sowohl Tiefbass als auch die höheren Höhenlagen vermissen könnten. Da sich der Gesang – und ein großer Teil der modernen Popmusik – aber sowieso in der klanglichen Mitte aufhält, wird das die meisten wohl nicht stören. Bei klassischer Musik hingegen ist das Frequenzspektrum größer, auch Metal profitiert von höheren Höhen und tieferen Tiefen, als sie der Bose mitbringt.

Die Bose Headphones 700 hängen an einem Straßenpoller.

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Leider unterstützen die Bose Headphones 700 weder aptX noch aptX HD noch LDAC. Diese Bluetooth-Codecs hätten für eine qualitativ bessere Soundübertragung gesorgt. Dafür lässt sich der Kopfhörer auch mit einem Kabel am Smartphone anschließen. Die Klangqualität wird so aufpoliert, aber grundsätzlich steigt der Bose Headphones 700 nicht in Hi-Fi-Sphären auf. Der Fokus dieses Kopfhörers ist das Noise-Cancelling, nicht eine besonders hohe Soundqualität.

Fazit: Wer Hi-Fi-Klang sucht, muss sich anderswo umsehen. Wer hingegen auf Pop und Rock (allerdings nicht Metal oder Klassik, wo höhere und tiefere Tonlagen wichtiger sind) steht, wird in der Regel mit der Klangqualität zufrieden sein.

Fazit: Großartige Stillemacher

Die Bose Headphones 700 zählen zu den besten Noise-Cancelling-Kopfhörern. Sie sind gut verarbeitet, bequem, bieten eine gelungene Geräuschunterdrückung und lassen sich intuitiv steuern. Das Noise-Cancelling von Umgebungslärm bei Telefonanrufen überzeugt ebenfalls.

Die Bose Headphones 700 werden mit der Handy-App bedient.

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Das größte Problem liegt jedoch anderswo: Der Startpreis von 400 Euro. Für den direkten Konkurrenten Sony WH-1000XM3 werden nur 300 Euro fällig. Wir hatten diesen leider nicht im Test, aber in Hinblick auf die Features nehmen sich die Kopfhörer wenig, siehe unten. Insofern empfehlen sich die Bose Headphones 700 für jene, welchen die spezifischen Features (Noise-Cancelling bei Telefonaten, zehn Stufen für die Geräuschunterdrückung) besonders wichtig sind. Andere greifen wohl eher zum Sony, zum QuietComfort 35 (II) oder sie warten auf eine Preissenkung.

Testurteil: 4,3 von 5 Punkten

Update, 28.07.2020: Die Preise des Bose Headphones 700 und des Sony WH-1000XM3 liegen nun auf demselben Niveau, bei ungefähr 300 Euro. Entsprechend haben wir den Score der Bose-Kopfhörer angehoben: Beim Preis-Leistungs-Verhältnis geht es von 2,5 auf 4 Punkte, der Gesamt-Score verbessert sich damit um 0,1 Punkte auf eine 4,3.

Der Sony WH-1000XM3 befand sich längere Zeit in meinem Besitz, daher kann ich mir auch hier ein Fazit erlauben. Der Klang des Sony-Kopfhörers ist dem des Bose überlegen. Für den Bose sprechen Design, Verarbeitung, spezielle Features und Bedienung. Die Geräuschunterdrückung liegt auf einem vergleichbar hohen Niveau.

Das hat mir gefallen

+ kompakt und stabil
+ unaufdringlicher Klang
+ Noise-Cancelling mit 10 Stufen
+ NC für das Telefonieren
+ intuitive Bedienung

Das hat mir weniger gefallen

- Klangqualität ist nur in Ordnung
- Bass und Höhen wenig ausgeprägt

Bose Headphones 700: Die Alternativen

Die Sony WH-1000XM3 drängen sich im Vergleich zu den Bose Headphones 700 geradezu auf. Es handelt sich schließlich um das Topmodell von Sony. Im Gegensatz zum Bose ist hier der Support von aptX HD und LDAC gegeben, obendrein bietet der Sony adaptives Noise-Cancelling, das sich automatisch an die Umgebung anpasst. Das NC kann personalisiert werden und es gibt eine Luftdruckoptimierung für den Einsatz in Flugzeugen. Der Sony blendet schließlich auch Stimmen aus, was der Bose nicht so gut beherrscht.

Ebenfalls um die 300 Euro kostet der Beyerdynamic Lagoon ANC, der in den farblich verschiedenen Versionen „ANC Explorer“ und „ANC Traveller“ erhältlich ist. Die Kopfhörer unterstützen im Gegensatz zu den Bose aptX. Zu den Besonderheiten zählen Mosayc, eine Technik zur Klang-Personalisierung, sowie eine leuchtende Innenseite, die über Akkustand und Bluetooth-Verbindung informiert. Es gibt nur zwei Noise-Cancelling-Stufen, dafür wirbt Beyerdynamic mit einer besonders guten Klangqualität.

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