"Bushido – Black Friday"-Albumkritik: Wiederholungstäter

Mit "Black Friday" veröffentlicht Bushido sein inzwischen zwölftes Studioalbum.
Mit "Black Friday" veröffentlicht Bushido sein inzwischen zwölftes Studioalbum. Bild: © dpa 2017

Anis Mohamed Youssef Ferchichi alias Bushido hat sich zu einer festen Größe des deutschen Gangsta-Raps entwickelt. Zwischen Beef mit Kollegen und Auftritten in der Klatschspalte hat er nach einer kurzfristigen Verschiebung nun sein zwölftes Album "Black Friday" veröffentlicht. Wir haben für unsere Albumkritik reingehört.

Bei einem Gangsta-Rapper gehört es zum guten Ton, ein sattes Vorstrafenregister zu haben und dieses stetig auszubauen. Und wenn man überall nur Beef, Beef und noch mehr Beef sieht, ist man entweder im Steak-House oder in den Bushido-News. Was dabei inszeniert und was echt ist, was Imagepflege und was tatsächlicher Konfrontationskurs – das weiß keiner so genau, interessiert auch nur wenige, denn es geht um Entertainment. Zudem verkauft es Platten. Sechs der elf Studioalben Bushidos kletterten auf Platz eins der Charts, zuletzt vier in Folge: "Jenseits von Gut und Böse" (2011), "AMYF" (2012), "Sonny Black" (2014) und "Carlo Cokxxx Nutten 3" (2015).

Berliner Bad Boy

Die rappende Kunstform des Pöbelns hat dabei nicht jeder verstanden, vor allem nicht die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien. Die setzte sowohl "Sonny Black" als auch die beiden ersten Alben des Rappers, "Vom Bordstein zur Skyline" (2003) und "Electro Ghetto" (2004), auf den Index. Verherrlichung von Waffen, Gewalt und Drogen, Frauenfeindlichkeit, Diskriminierung Homosexueller und anderer Minderheiten: Die Liste ist lang und Bushidos Bad-Boy-Ruf durchaus zuträglich.

"Black Friday": Gewohnt kompromisslos

Auch auf seinem neuen Album teilt Bushido wieder aus gegen all jene, die ihm auf den Zeiger gehen. "Veganer" und "Satiriker" bekommen ihr Fett weg, schon im Opener lässt der Berliner Bad Boy zahlreiche Drohungen fallen. Kurz: Man ist schnell wieder im Bushido-Bilde. Andererseits bietet er dafür, dass er fast zwanzig Jahre im Geschäft ist, textlich nicht viel Neues. "Sodom und Gomorrha" setzt das fort und auch musikalisch fällt auf, dass die geloopten Streichersätze und mit recht unspektakulären Beats versehenen Tracks sich genauso wiederholen wie die Textbausteine.

Entertainment übertrumpft Logik

Eine Hymne auf Berlin muss natürlich dabei sein, genauso wie die quasi in jedem Lied erwähnte, immense Zahlkraft des Gangsta-Rappers. Bei "Echte Berliner" kommt mit AK Ausserkontrolle das erste Feature des Albums. Die angebliche Einbrecherbande betont dann im Refrain ebenfalls, wie hochwertig echte Berliner sind – hoffentlich sagt ihnen niemand, dass Bushido selbst in Bonn geboren wurde. Aber hier geht es auch mehr um eine Haltung als um eine tatsächlich logische Definition. Ähnlicher Fall: In "Geschlossene Gesellschaft" werden gerade die gedisst, denen es nur um das Anhäufen von materiellen Werten geht. Also genau das, was der Rapper sonst selbst in jedem zweiten Lied verherrlicht. Wie erwähnt: Nach Logik sollte man hier nicht fragen.

Popkultur und Papa-Dasein: Die andere Seite des Bushido

Der erwartbare Themenkreisel um Sex, Geld und Gewalt hat immer wieder einige Popkulturreferenzen zu bieten. Ob "Star Wars", "Star Trek", "Die Simpsons" oder Michael Jackson und diverse Videospiele: Bushido weiß, wie seine Hörer ticken und der inzwischen 38-Jährige ist unüberhörbar ein Kind der 1980er-Jahre. Auf "Papa" lässt der harte Mann dann seine eigenen Kinder in Samples zu Wort kommen, das dazugehörende Video sprengte die Million Klicks innerhalb sechs Stunden auf YouTube. Zumindest bei Social Media macht dem Mann keiner was vor. Die diffus verteilten politischen Aussagen und der rote Faden um den Kollaps der Gesellschaft gehen in den Songs größtenteils unter und sind letztlich nicht der Rede beziehungsweise des Raps wert.

Fazit: Bushido – "Black Friday"

Textlich wie auch musikalisch lässt Bushido keine Fanwünsche offen. Zu Streicher- und Elektroloops gibt es eine Menge Midtempo-Beats, über denen der Gangsta-Rapper vom Berliner Beischlaf mit Bleigehalt, Beef und Bereitsein zum Battle mit seinen Bros redet. Gegenüber seiner Konkurrenz fällt aber auf, dass der in die Jahre gekommene Musiker nur wenig wagt und Wiederholung das Zauberwort für den Wahlberliner bleibt. Seine Stammhörer freut das, teilweise wäre etwas frischer Wind aber wünschenswert gewesen. Vielleicht nächstes Mal.

TURN ON-Albumwertung: 3/5

Angebot
Bushido - Black Friday
Bushido - Black Friday
  • Datenblatt
  • Hardware und software
  • Länge
    89 min
  • Songs
    14 (28)
  • Label
    Bushido
  • Singles
    "Gehen wir rein", "Sodom und Gomorrha", "Papa"
  • 09.06.2017
  • 1
    Black Friday
  • 2
    Sodom Und Gomorrha
  • 3
    Echte Berliner (feat. AK Ausserkontrolle)
  • 4
    Fallout
  • 5
    Moonwalk (feat. Shindy)
  • 6
    Geschlossene Gesellschaft
  • 7
    Gehen Wir Rein (feat. M.O.030)
  • 8
    Papa
  • 9
    CCNDNA (feat. Fler)
  • 10
    Ground Zero
  • 11
    Switch Stance (feat. Laas Unltd)
  • 12
    Angst (feat. Alii Bumaye)
  • 13
    Oma Lise
  • 14
    So Lange
  • 1
    Black Friday [Instrumental]
  • 2
    Sodom Und Gomorrha [Instrumental]
  • 3
    Echte Berliner (feat. AK Ausserkontrolle) [Instrumental]
  • 4
    Fallout [Instrumental]
  • 5
    Moonwalk (feat. Shindy) [Instrumental]
  • 6
    Geschlossene Gesellschaft [Instrumental]
  • 7
    Gehen Wir Rein (feat. M.O.030) [Instrumental]
  • 8
    Papa [Instrumental]
  • 9
    CCNDNA (feat. Fler) [Instrumental]
  • 10
    Ground Zero [Instrumental]
  • 11
    Switch Stance (feat. Laas Unltd) [Instrumental]
  • 12
    Angst (feat. Alii Bumaye) [Instrumental]
  • 13
    Oma Lise [Instrumental]
  • 14
    So Lange [Instrumental]
TURN ON Score:
3,0von 5
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