Die Kampagne von "Call of Duty: Black Ops Cold War" ist meiner Meinung nach die beste der kompletten Spielereihe. Warum? Weil sie sich stark vom typischen Muster der Serie unterscheidet. Was genau die Kampagne von "Black Ops Cold War" so gut macht, erzähle ich Dir jetzt.
- "Black Ops Cold War" ist ein entspannter Trip in die 80er-Jahre
- Gameplay: Ist das noch "Call of Duty" oder schon "Metal Gear Solid?
- Fazit: Geile Kampagne, aber da wäre noch viel mehr drin gewesen
Ich muss zugeben, eigentlich haben mir die Kampagnen der "Black Ops"-Reihe bisher nicht richtig zugesagt. "Call of Duty: Black Ops" fand ich ganz gut, aber die Ausflüge der Serie in die Zukunft waren ein wenig zu viel für meinen Geschmack. Die Singleplayer-Missionen der "Modern Warfare"-Games haben mir da besser gefallen. "Call of Duty 4: Modern Warfare" war mit seinem Setting-Wechsel vom Zweiten Weltkrieg zur modernen Kriegsführung und Anti-Terror-Bekämpfung der absolute Hammer. Aber mittlerweile ist auch diese Thematik ausgelutscht. Zum Glück bringt "Call of Duty: Black Ops Cold War" mit seinem frischen Setting und eher untypischen Gameplay Abwechslung in die Shooter-Reihe.
"Black Ops Cold War" ist ein entspannter Trip in die 80er-Jahre
Besonders gut an "Call of Duty: Black Ops Cold War" gefällt mir, dass es in den 80er-Jahren spielt. Ich bin ein großer Fan von Songs aus den Eighties, und als ich im Intro der Kampagne "Spirit in the Sky" von Norman Greenbaum (tatsächlich ein Song aus den 70ern) und "Hit Me With Your Best Shot" von Pat Benatar hörte, war ich direkt im Retro-Modus.
Nicht nur die Musik in "Black Ops Cold War" ist richtig schön oldschool, auch die historischen Schauplätze sind durchweg gut gelungen. In der Mission in Ost-Berlin muss ich beispielsweise eine Informantin treffen und danach einen Aktenkoffer mit geheimen Unterlagen von einer Zielperson stehlen. Die Informantin treffe ich in einer Kneipe. Ich war zwar nie in einer DDR-Kneipe, aber genauso wie sie im Spiel dargestellt ist, stelle ich sie mir vor.

Auf den Straßen von Ostberlin erwarten mich mit Graffiti beschmierte Wände und patrouillierende Stasi-Beamte – Entwickler Treyarch hat das Berlin der 80er-Jahre wirklich gut getroffen. Und auch die anderen Locations sind super gelungen und hübsch anzusehen. Sei es die prunkvolle sowjetische Kommandozentrale, der Präsidentenpalast auf Kuba oder der Nachbau einer amerikanischen Kleinstadt als Truppenübungsplatz für russische Soldaten.
Besonders froh bin ich darüber, endlich einmal Menschen in normalen Klamotten zu begegnen. Sonst sehe ich in "Call of Duty"-Games fast ausschließlich Soldaten, die in Flecktarn-Uniformen herumlaufen. In "Call of Duty: Black Ops Cold War" sind mein Team und ich häufig zivil unterwegs, die Jogginghosen, Lederjacken und Jeans tragen zu einer lockeren Atmosphäre bei. Das Outfit von CIA-Agent Adler ist mein absoluter Favorit: lässige braune Lederjacke mit Fliegerbrille und eine Frisur, in der wahrscheinlich eine ganze Tube Pomade steckt.

Der Umgangston der Charaktere hebt sich ebenfalls deutlich vom Standard der Reihe ab. Anstatt mich ständig mit militärischen Befehlen anzubrüllen, haben meine Kollegen Woods, Mason und Hudson coole Sprüche auf Lager. Teilweise so stumpf, wie wir es aus den 80er-Jahre-Actionfilmen kennen, aber ich habe gelegentlich geschmunzelt, was in "Call of Duty"-Games ja eher eine Seltenheit ist.
Gameplay: Ist das noch "Call of Duty" oder schon "Metal Gear Solid?
Auch beim Gameplay hat sich im Vergleich zu den Vorgängern einiges geändert. In "Call of Duty: Black Ops Cold War" jagt nicht ein adrenalingeladenes Event das nächste, das Pacing ist viel ausgeglichener und entspannter. Nach actiongeladenen Schießereien folgen häufig ruhige Abschnitte, in denen ich das Gebiet erkunde oder Beweise suche.
Überhaupt fühlt sich "Black Ops Cold War" für mich nicht so richtig wie ein "CoD"-Game an. Klar, es wird wieder viel geballert und es warten spektakuläre Explosionen auf Dich. Die Schleich- und Spionagemissionen haben ich mich aber schon sehr an das Stealth-Game "Metal Gear Solid 3: Snake Eater" erinnert – vermutlich auch, weil es ebenfalls zur Zeit des Kalten Kriegs spielt. Im neuen CoD ballerst Du nicht nur pausenlos, sondern knackst auch Schlösser, hackst Rechner und agierst undercover hinter feindlichen Linien. Das ist eine willkommene Abwechselung.

Exemplarisch möchte ich kurz auf die Mission im sowjetischen Stützpunkt eingehen: Ich bin ein Doppelagent und muss meinen amerikanischen Verbündeten Zugang zu einem Aufzug in der sowjetischen Kommandozentrale verschaffen. Nachdem herausgekommen ist, dass sich in den Reihen der Sowjets ein Maulwurf (ich) befindet, hat nur noch ein General die Schlüsselkarte zum Aufzug. Ich muss sie also irgendwie beschaffen und gleichzeitig meine Identität geheim halten. Eine Möglichkeit, beide Fliegen mit einer Klappe zu schlagen, ist es, Beweise zu fälschen und den General als Maulwurf zu beschuldigen. Bei seiner Festnahme kann ich dann seine Schlüsselkarte stehlen und meinen Verbündeten Zutritt verschaffen. Besonders cool ist, dass sich diese Mission auf unterschiedliche Arten lösen lässt. Ich hätte auch die Option gehabt, eine andere Schlüsselkarte für den Aufzug umzuprogrammieren oder den General mit Gift zu töten.
Entscheidungsoptionen wie diese findest Du an mehreren Stellen im Spiel, meist in Form von Antwortmöglichkeiten in Dialogen. Leider haben Deine Entscheidungen aber nur wenig Auswirkungen auf den Verlauf der Geschichte, immerhin bietet "Call of Duty: Black Ops Cold War" drei verschiedene Enden, die von Deinen Entscheidungen abhängig sind.
Gefallen haben mir auch die Beweistafel mit gesammelten Daten zu Perseus, die zudem zur Auswahl der Missionen dient, und die Personalakte, mit der ich meiner Spielfigur eine Hintergrundgeschichte und ein psychologisches Profil gebe, was die Perks meines Charakters bestimmt. Ebenfalls klasse sind die Arcade-Automaten, an denen ich alte Activision-Games aus den 80ern zocken kann. Es handelt sich zwar nicht um bahnbrechende Neuerungen, aber sie bringen frischen Wind ins angestaubte "Call of Duty"-Gameplay.
Fazit: Geile Kampagne, aber da wäre noch viel mehr drin gewesen
Das unverbrauchte 80er-Jahre-Setting und die damit einhergehende lockere Spielatmosphäre, die interessanten und abwechslungsreichen Schleich- und Spionagemissionen und die kleinen, aber feinen neuen Gameplay-Features haben die Kampagne von "Call of Duty: Black Ops Cold War" für mich zu einem besonderen Erlebnis gemacht.
Allerdings hätte sie noch besser sein können: Es gibt eindeutig zu wenig Songs aus den Eighties. Mit mehr Musiktiteln hätte sich der 80er-Vibe noch besser transportieren lassen – die Hintergrundmusik des Games ist aber auch wirklich gut. Die unterschiedlichen Entscheidungen, die ich treffen kann, sind zwar ganz cool, aber ich hätte mir einen stärkeren Einfluss auf den Handlungsverlauf gewünscht. Activision hätte außerdem in "Call of Duty: Black Ops Cold War" endlich die Problematik mit den nutzlosen KI-Kameraden beheben können, doch die handeln immer noch getreu dem A-Team-Motto: "Alle schießen, keiner trifft". Das passt zwar thematisch gut zum 80er-Setting, aber wenn ich schon mit meinen Kameraden Woods, Mason oder Adler unterwegs bin, dürften die gern auch ein paar Gegner erledigen.