Eine Kamera für unterwegs sollte kompakt sein und dennoch tolle Bilder machen – sonst kann man auch zum Smartphone greifen. Die Canon PowerShot G9 X Mark II ist auf jeden Fall sehr klein und leicht, aber überzeugt auch die Bildqualität? Was die Kompakte von Canon richtig gut macht und was ihr noch fehlt, liest Du in unserem Test.
- Design & Handling: Leichte Kompakte im Retro-Look
- Bedienung: Für Smartphone-User optimiert
- Hardware: Lichtstarkes Objektiv, schneller Bildprozessor
- Foto & Video: Die wichtigsten Modi der PowerShot G9 X Mk II
- Bildqualität: Für ihre Größe einwandfrei
- Konnektivität: Fotos via Smartphone-App gleich teilen
- Akku: Nicht der größte, aber mobil aufladbar
- Fazit: Eine Hosentaschenkamera für die Smartphone-Generation
Wer mit leichtem Gepäck in den Urlaub reisen oder eine Kamera für die Jackentasche haben möchte, wird nicht mit einer DSLR glücklich werden. Zum Glück müssen heutzutage nicht mehr allzu große Abstriche bei der Bildqualität gemacht werden, wenn man sich bei den Kompaktkameras umschaut.
Die großen Kameramarken haben allesamt auch kleine Modelle im Programm, die sehr gute Bilder schießen. Ein Beispiel dafür war die Canon PowerShot G9 X, die 2015 auf den Markt kam. In diesem Jahr wurde sie von der Mark II abgelöst, die im TURN ON-Test ihren schnelleren Bildprozessor und ihre Smartphone-Kompatibilität unter Beweis stellen muss.
Design & Handling: Leichte Kompakte im Retro-Look
Modernste Technik wird gerne in ein altes Gewand gesteckt. Das ist auch bei der PowerShot G9 X Mark II so, die zumindest in der grau-braunen Variante, die uns zum Test vorlag, mit ihrem Retro-Charme punkten will. Die braunen Applikationen an der Seite und der Front erwecken den Eindruck von Leder, sind aber aus Kunststoff gefertigt. Obwohl nur die Ober- und Vorderseite des Gehäuses aus Metall bestehen, hinterlässt die Kompaktkamera keinen billigen Eindruck.
Die Verarbeitung ist ordentlich und die wenigen Bedienelemente der Kamera wackeln oder klappern nicht. Vergleicht man die neue PowerShot G9 X mit anderen Modellen, die einen 1-Zoll-Sensor besitzen, fällt aber vor allem eines auf: Canons Kompakte trägt dieses Attribut wirklich zurecht. Mit Abmessungen von 98 x 58 x 31 Millimetern fällt das Modell echt klein und mit einem Gewicht von 206 Gramm (inklusive Akku und SD-Karte!) echt leicht aus.
Bedienung: Für Smartphone-User optimiert
Die PowerShot G9 X Mark II ist also eine echte Immer-mit-dabei-Kamera. Welchen Fokus Canon bei der Bedienung setzt, wird beim Blick auf die Rückseite offensichtlich. Diese wird fast komplett von einem 3-Zoll-Touchscreen eingenommen. Daneben finden sich lediglich vier kleine Buttons für Einstellungen und Videoaufnahmen.
Drei genauso kleine Knöpfe verteilen sich auf die Oberseite (An-/Aus-Knopf, Wiedergabemodus) und den linken Gehäuserand (WiFi-Button). Dazu gibt es noch ein Wählrad für den Foto- beziehungsweise Videomodus, einen mit dem Zoomregler kombinierten Auslöser und einen Objektivring. Letzterer dürfte das Herz alter Fotografiehasen höherschlagen lassen – ansonsten ist die Kompaktkamera komplett auf eine jüngere Zielgruppe ausgelegt.
Die meisten Einstellungen werden nämlich über den Touchscreen getroffen, ganz wie man es vom Smartphone kennt. Das ist einerseits praktisch, weil sich damit genauso einfach wie beim Handy der Fokus versetzen lässt und die Bedienung für jüngere Generationen durchaus intuitiv möglich ist. Andererseits haben wir uns bei den zum Teil kalten Temperaturen im Test auch eine Alternative zur Touchscreen-Auswahl gewünscht. Um die Tasten zu bedienen, muss man seine Handschuhe schließlich nicht ausziehen.
Auch beim Fotografieren gibt es keine Alternative zur Live-View-Ansicht auf dem Monitor. Einen Sucher besitzt die PowerShot G9 X nämlich nicht. Daher ist es etwas schade, dass das Kamera-Display weder neig- noch schwenkbar ist. Aus ungewöhnlichen Perspektiven zu fotografieren oder perfekte Selfies zu knipsen, wird somit zur Herausforderung. Behelfen kann man sich jedoch mit der Fernsteuerung via Smartphone-App.
Grundsätzlich hat man sich schnell mit der Kamera, ihren Funktionen und der Bedienung vertraut gemacht. Menü und Wiedergabemodus sind einfach zu erreichen, nur das Treffen von manuellen Fotoeinstellungen ist etwas umständlicher – aber möglich. Das war bei vielen Kompaktkameras lange Zeit nicht selbstverständlich.
Hardware: Lichtstarkes Objektiv, schneller Bildprozessor
Wer sich eine Kompaktkamera zulegt, sollte beim Kauf darauf achten, dass er ein Modell wählt, dessen Objektiv ihm zusagt. Schließlich lässt es sich anders als bei System- oder Spiegelreflexkameras nicht wechseln.
Die Canon PowerShot G9 X Mark II bringt deswegen ein recht lichtstarkes 1:2-Objektiv mit einem 3-fach optischen Zoom mit. Dieses deckt eine Brennweite von 10,2 bis 30,6 Millimetern (Kleinbild-Äquivalent: 28 bis 84 Millimeter) ab. Damit bietet sie nicht ganz so viel Weitwinkel wie größere Kompaktkameras, dafür punktet der Makromodus mit einem minimalen Fokussierabstand von etwa fünf Zentimetern ab der Objektivvorderseite. K
leiner Kritikpunkt ist auch, dass die Lichtstärke beim Zoomen recht schnell abnimmt. Im Weitwinkelmodus liegt die maximale Blendenöffnung noch bei f/2.0, im Telemodus nur noch bei f/4.9. Für die meisten Alltagssituationen und den Familienurlaub ist die PowerShot G9 X mit ihrem Objektiv jedoch gut gerüstet.
Neu bei der zweiten Generation ist der DIGIC 7-Bildprozessor, der schneller arbeitet als der Chip im Vorgängermodell. Dieser erlaubt Serienaufnahmen mit 8,1 Bildern pro Sekunde für bis zu 38 Bilder im JPEG-Format oder mit 8,2 Bildern pro Sekunde für bis zu 21 Bilder im RAW-Format.
Generell präsentiert sich die PowerShot G9 X Mark II im Test sehr schnell: Vom Einschalten bis zum Auslösen der Kamera vergehen weniger als anderthalb Sekunden. Wer Akkulaufzeit sparen möchte und die PowerShot zwischen mehreren Aufnahmen immer wieder mal ausschaltet, muss also keine Angst haben, einen wichtigen Moment zu verpassen.
Auch der Autofokus arbeitet schnell. Er arbeitet mit 31 Messfeldern und bietet eine Objektverfolgung an. Diese hält das auf dem Touchscreen ausgewählte Motiv scharf, auch wenn man die Kamera bewegt. Schnelle Aufnahmen aus der Hand sollten damit nur selten verwackeln. Schwierigkeiten hatten Autofokus und Objektverfolgung im Test nur beim Fotografieren von Kirschblüten bei starkem Wind.
Foto & Video: Die wichtigsten Modi der PowerShot G9 X Mk II
Anschalten und losknipsen – dafür ist der Automatikmodus der Canon PowerShot G9 X Mark II sehr gut geeignet. Die Kamera erkennt die Szene dann automatisch und trifft die dazu passenden Einstellungen. Ist nicht genügend Licht vorhanden, weist sie darauf hin, dass Du den integrierten Blitz ausklappen solltest. Ein Druck auf den Info-Button blendet ein Raster ein, das das Fotografieren nach der Drittel-Regel erleichtert, und ein Tipp auf Q ruft die Quick Settings auf. Darin lassen sich etwa ein Selbstauslöser aktivieren oder das Bildformat umstellen.
Wer mehr fotografische Freiheiten wünscht, wechselt in einen der halbautomatischen oder in den manuellen Modus. Hier kannst Du Belichtungszeit, ISO-Wert und Blendenöffnung selbst festlegen, das Bild um bis zu drei Blendenstufen verdunkeln oder aufhellen und auf Wunsch sogar manuell fokussieren. Um auch den richtigen Bereich scharfzustellen, bietet sich der Einsatz der Display-Lupe an.
Besonders kreative Möglichkeiten bietet der Szenenmodus (SCN) der PowerShot G9 X Mark II. Dieser beinhaltet sieben unterschiedliche Szeneprogramme (zum Beispiel Portrait oder Feuerwerk) sowie sieben Filtereffekte, die Dich kreative Spielereien auch abseits von Instagram ausleben lassen. Der Ölgemälde-Effekt verstärkt etwa die Farbsättigung, sodass Dein Motiv ganz besonders lebhaft in Szene gesetzt wird. Der Miniatur-Effekt hingegen ist auch als Tilt-Shift bekannt und verwandelt die Objekte auf Deine Bildern in Miniaturversionen.
Der Videomodus ist selbsterklärend. Hier kannst Du bewegte Aufnahmen mit maximal 60 Bildern pro Sekunde bei Full HD-Auflösung erstellen. Wie hoch Framerate oder Auflösung sein sollen, bestimmst Du in den Quick Settings. Sogar beim Filmen lässt Dich die Kompaktkamera den ISO-Wert festlegen und auf Wunsch manuell fokussieren.
Bildqualität: Für ihre Größe einwandfrei
In Zeiten, in denen Top-Smartphones bereits sehr ansehnliche Bilder schießen, muss eine Kompaktkamera wahlweise in der Handhabung, bei der Bildqualität oder beim Preis derart punkten, dass sich die Anschaffung überhaupt noch lohnt. Was die Bildqualität angeht, konnte uns die Canon PowerShot G9 X Mark II im Test wirklich beeindrucken.
Es ist schon erstaunlich, welche Qualität die Kamera trotz ihrer Kompaktheit bietet. Der 1-Zoll-CMOS-Sensor mit einer Auflösung von 20,1 Megapixeln überzeugt und liefert im Zusammenspiel mit der sonstigen Kamera-Hardware und -Software scharfe Fotos mit realistischer Farbwiedergabe.
Ihren Vorteil gegenüber Smartphone-Kameras kann die PowerShot nicht nur beim Zoomen ausspielen, sondern auch bei schlechteren Lichtverhältnissen. Selbst mit ISO 1600 entstehen noch Fotos mit vielen Details, erst ab ISO 3200 lässt die Detailgenauigkeit so richtig sichtbar nach. Und bei Videoaufnahmen leistet der optische Bildstabilisator erstaunlich gute Dienste.
Konnektivität: Fotos via Smartphone-App gleich teilen

Ist Dir ein Bild gut gelungen und Du willst es schnell teilen? Dann kannst Du die PowerShot G9 X Mark II einfach mit Deinem Smartphone verbinden. Die zweite Generation der Kamera hat nämlich nicht nur WiFi und NFC, sondern auch Bluetooth an Bord.
Auf dem Smartphone einfach die Camera Connect-App von Canon installieren, die es kostenlos für Android und iOS gibt, und die Kamera lässt sich per Handy fernsteuern. Das erleichtert das Fotografieren, wenn Du die Kamera irgendwo auf einem Stativ befestigt hast oder selbst mit auf dem Bild sein willst. Die Fotos, die anschließend auf Facebook oder Co. landen sollen, wählst Du dann auf der Kamera aus und überträgst sie per App an das Smartphone. Mit einer Canon ID funktioniert auch das Senden an einen Cloud-Service. Per WLAN ging das im Test sogar einigermaßen flott.
Akku: Nicht der größte, aber mobil aufladbar
Ob es am schnelleren Bildprozessor liegt? Die Akkulaufzeit der Canon PowerShot G9 X Mark II fällt etwas geringer aus als bei der Mark I. Der Hersteller verspricht rund 235 Aufnahmen oder 300 Minuten Wiedergabe. Im Test fiel die Akkulaufzeit nicht negativ auf, wer längere Fotosessions plant, packt aber besser einen Ersatzakku oder eine Powerbank ein. Der Energiespeicher lässt sich nämlich nicht nur mit dem mitgelieferten Ladegerät aufladen, sondern auch per Micro-USB-Kabel, das die meisten auch für ihr Smartphone nutzen.
Fazit: Eine Hosentaschenkamera für die Smartphone-Generation

Die Canon PowerShot G9 X Mark II konnte im Test vor allem in zwei Punkten überzeugen: ihrer Größe und der Bildqualität. Im Vergleich zu anderen Kompaktkameras mit ähnlichen Abmessungen beherbergt sie einen großen 1-Zoll-Sensor, der für tolle Bilder sorgt. Das Objektiv ist für die meisten Situationen gut geeignet, nur im Weitwinkelbereich etwas limitiert. Die Lichtstärke lässt hingegen im Telebereich leicht nach. Doch selbst mit hochgestellter Lichtempfindlichkeit (bis etwa ISO 1600) entstehen noch detailreiche Fotos.
Die Bedienung hingegen ist Geschmackssache und richtet sich vor allem an eine jüngere Zielgruppe. Über den Touchscreen, der leider nicht klappbar ist, lässt sich das Canon-Modell intuitiv steuern. Auch die Verbindung mit dem Smartphone mittels App ist selbsterklärend. Für 520 Euro gibt es also eine qualitativ hochwertige Kamera im Retro-Stil, die dort zum Einsatz kommen kann, wo das Smartphone an seine Grenzen gerät.
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