Canon vs. Nikon: Welche Kamera solltest Du kaufen? Mit der Entscheidung für einen Anbieter wählst Du auch gleich ein ganzes Kamerasystem mit unterschiedlichen, nicht kompatiblen Objektiven. Hier klären wir, für welche Fotografen Canon und für welche Nikon die bessere Wahl ist.
- Objektivauswahl bei Canon: Vier Bajonette mit unterschiedlichem Angebot
- Objektivauswahl bei Nikon: Seit Jahrzehnten nur F und neuerdings Z
- Gibt es sonst allgemeine Unterschiede?
- Einsteiger-DSLRs: Canon EOS 200D vs. Nikon D3500
- Mittelklasse-DSLRs: Canon 77D vs. Nikon D5600
- Oberklasse-DSLRs: Canon EOS 6D Mark II vs. Nikon D610
- Spiegellose DLSMs: Canon EOS R vs. Nikon Z6
- Fazit: Canon vs. Nikon
Objektivauswahl bei Canon: Vier Bajonette mit unterschiedlichem Angebot
Für die DSLRs mit APS-C-Sensor kommen bei Canon Objektive für den Bajonettanschluss "EF-S" zum Einsatz, für die spiegellosen DSLMs mit APS-C-Sensor ist es "EF-M", für die Vollformat-DSLRs nennt sich der Anschluss "EF" und für die Vollformat-DSLMs "RF". Fischaugen-Objektive gibt es nur für "EF" und "EF-M" und für das neue "RF"-Bajonett bietet bislang nur Canon selbst vier Objektive an. Für Canon "EF" sind rund 325 Objektive auf dem Markt erhältlich, für "EF-M" 67 und für "EF-S" 24 Objektive.

Objektivauswahl bei Nikon: Seit Jahrzehnten nur F und neuerdings Z
Das Bajonettsystem ist bei Nikon weit weniger kompliziert. Nach der Einstellung der "Nikon 1"-Serie gibt es nur noch Objektive für das "F"-Bajonett und bislang vier Objektive für die neue Vollformat-DSLM-Serie mit dem "Z"-Bajonett – wobei diese Flaggschiff-Kameras via Adapter mit den "F"-Objektiven kompatibel sind. Das "F"-Bajonett wurde 1959 mit der Nikon F eingeführt und sämtliche seitdem dafür veröffentlichten Objektive können an alle Nikon-DSLRs geschraubt werden. Aktuell werden rund 350 Objektive von Händlern angeboten.
Unterschieden wird ansonsten nur noch nach Objektiven im DX-Format für Kameras mit APS-C-Sensor und nach Objektiven im FX-Format für Vollformat-Kameras. Rein physisch lassen sich beide an jede Nikon-Kamera mit "F"-Bajonett montieren, wobei der Bildwinkel für unterschiedliche Sensoren optimiert wurde.
Eine Herausforderung gibt es für die Interessenten an Nikon-Objektiven allerdings: Bestimmte Kameragehäuse bieten keinen integrierten Autofokusmotor. Die Käufer müssen bei diesen Modellen darauf achten, dass der Motor im Objektiv steckt. Die folgenden Nikon-DSLRs verzichten auf den Autofokusmotor: D5600, D5500, D5300, D5200, D5100, D5000, D3500, D3400, D3300, D3200, D3100, D3000, D60, D40X und D40.
Gibt es sonst allgemeine Unterschiede?
Interessenten sollten bedenken, dass auch Zubehör wie Blitze nicht mit den Kameras des jeweils anderen Herstellers kompatibel sind. Bei Ausstattung und Qualität der Geräte ist es schwierig, allgemeine Aussagen zu treffen. Viele Canon-Kameras hatten einst einen schnelleren Autofokus als ihre Nikon-Pendants, aber das kann man nicht mehr verallgemeinern.
Wirklich auffällig ist allenfalls eines: Laut den Testern von DxOMark bieten die Top-Nikon-Kameras die besten Sensoren, aber mit der EOS 5D Mark IV befindet sich auch eine Canon in Sachen Sensorqualität unter den Top 10. Wer sich für eine Einsteiger- oder Mittelklasse-DSLM interessiert, wird sie außerdem nur bei Canon finden, denn Nikon bietet lediglich High-End-DSLMs an. Es empfiehlt sich ansonsten, Ausstattung und Leistung konkreter Kameras der beiden Hersteller zu betrachten und anhand dessen zu prüfen, wer in der bevorzugten Klasse und für den gewünschten Zweck die bessere Kamera bietet.
Einsteiger-DSLRs: Canon EOS 200D vs. Nikon D3500

Die Einsteiger DSLRs von Canon sind günstiger als ihr Nikon-Pendant. Wer also für wenig Geld einmal schauen möchte, ob er es mit einer "richtigen" Kamera im Gegensatz zum Smartphone versuchen möchte, ist bei Canon am besten aufgehoben. Zur Wahl stehen die EOS 4000D für um die 330 Euro, die Canon EOS 200D für 530 Euro und die EOS 2000D für etwa 420 Euro, jeweils im Kit mit einem 18-55 mm Objektiv.
Ist eine qualitativ gute Einstiegskamera gewünscht und kommt es nicht auf jeden Euro an, würden wir zur EOS 200D raten, die in unserem Test einen guten Eindruck hinterließ. Die DSLR ist für eine Spiegelreflexkamera klein, leicht und sie lässt sich problemlos verwenden – genau das Richtige für Anfänger. Die Bildqualität ist sehr gut, auch wenn das 9-Punkt-Autofokus-System für das Einfangen bewegter Motive rudimentär ausfällt. Die EOS 2000D ist derweil zwar etwas besser als die EOS 4000D, aber die Technik in den beiden Kameras ist inzwischen teils recht veraltet.

Nikons Einsteiger-DSLR namens D3500 wird im Kit mit einem 18-55-Millimeter-Objektiv für ungefähr 520 Euro verkauft und kostet somit ähnlich viel wie die Canon EOS 200D. Dabei ist die Nikon-Kamera etwas schneller, der Autofokus hat mehr Messpunkte, der Akku hält deutlich länger durch und die Bildqualität ist überlegen. Allerdings ist nur der Bildschirm der Canon EOS 200D klapp- und schwenkbar, er bietet zudem eine Touchbedienung, die Kamera hat WiFi und ein Mikrofon lässt sich auch an der DSLR anschließen.
Mittelklasse-DSLRs: Canon 77D vs. Nikon D5600

In der Mittelklasse trifft man auf die Canon 77D für etwa 800 Euro im Kit mit einem 18-55-mm-Objektiv und auf die Nikon D5600 für um die 700 Euro im Kit mit einem 18-105-mm-Objektiv. Beide Kameras sind überzeugende Vertreter ihrer Klasse und nehmen sich nicht viel. Bildqualität, Autofokus und Videoqualität sind vergleichbar gelungen. Die Canon 77D bietet ein zusätzliches Display auf der Oberseite, das die aktuellen Einstellungen anzeigt, derweil ist die Akkulaufzeit der D5600 etwas länger.
Oberklasse-DSLRs: Canon EOS 6D Mark II vs. Nikon D610
Zur Oberklasse zählen die Nikon D7500 mit APS-C-Sensor sowie die Vollformat-Einsteigerkameras Canon EOS 6D Mark II und Nikon D610. Vollformatkameras haben einen größeren Sensor und liefern eine bessere Bildqualität, vor allem bei wenig Licht. Im Gegenzug kosten sie mehr Geld als die Modelle mit dem kleineren APS-C-Sensor. Die Nikon D7500 ist im Kit für etwa 1400 Euro zu haben, die Nikon D610 für rund 1870 Euro und die Canon EOS 6D Mark II für 2100 Euro.

Die Nikon D7500 ist einer der besten DSLR-Vertreter mit APS-C-Sensor und bietet eine sehr gute Bildqualität, einen sehr schnellen Autofokus und sogar 4K-Videos. Die D610 setzt eine noch bessere Performance bei wenig Licht obendrauf, leider begnügt sie sich bei der Videoaufnahme auf Full HD. Das gilt auch für die Canon EOS 6D Mark II, die sich unserem Test stellen musste. Die Canon hat gegenüber den Nikons den Vorzug, dass ihr Display dreh- und schwenkbar ist, grundsätzlich sind die beiden Vollformat-Einsteiger aber ähnlich gute Kameras.
Spiegellose DLSMs: Canon EOS R vs. Nikon Z6
Einen klaren Vorteil hat Canon gegenüber Nikon: Nur Canon bietet spiegellose Systemkameras der Einsteiger- und Mittelklasse an, während sich Nokia auf die Oberklasse beschränkt. Empfehlenswert ist etwa die Canon EOS M5 mit einem 24-Megapixel-APS-C-Sensor für etwa 700 Euro im Bundle. In der Oberklasse bietet Canon die neue Vollformat-DSLM EOS R mit 30,3-Megapixel-Sensor an.

Im Gegensatz zu Nikons Vollformat-DSLM Z6 hat diese Canon aber keinen integrierten 5-Achsen-Bildstabilisator. Dafür sind Autofokus und Akkulaufzeit bei der EOS R etwas besser. Die Kameraexperten von DPReview bewerten die Nikon Z6 mit 88 Prozent und die Canon EOS R mit einer Wertung von 79 Prozent.
Fazit: Canon vs. Nikon
Es gibt im Gefecht Canon vs. Nikon keinen klaren Sieger. Nikon verwendet seit Jahrzehnten den F-Bajonettanschluss und erst neuerdings zusätzlich den Z-Anschluss. Das führt zu einer sehr reichhaltigen Objektivauswahl mit großartiger Kompatibilität. Ein Problem besteht allerdings darin, dass bestimmte Nikon-DSLRs auf einen Autofokusmotor verzichten und dann Objektive mit Motor benötigt werden. Diese Problematik gibt es bei Canon nicht, allerdings kann Canon mit seinen vier unterschiedlich gut unterstützten Bajonettanschlüssen nicht mithalten, wobei die Objektivauswahl für das EF-Bajonett auch sehr reichhaltig ausfällt.
Ein Vorteil von Canon ist das Angebot von spiegellosen Systemkameras der Einsteiger- und Mittelklasse, auf das Nikon aktuell verzichtet. Davon abgesehen ist es schwierig, allgemeingültige Aussagen über Canon- oder Nikon-Kameras als solche zu treffen. Hier empfiehlt sich der Blick auf das Angebot in der gewünschten Klasse und auf unsere Empfehlungen.
