Google Chromecast und Fire TV Stick versprechen beide, den Fernseher in einen Smart TV zu verwandeln. Die Art und Weise unterscheidet sich jedoch deutlich. Doch welcher Weg ist der Bessere? Wir haben beide Streaming-Geräte im Test einem Vergleich unterzogen.
- Das Streaming: Zwei Wege führen zum Ziel
- Das Angebot: Amazon gegen den Rest der Welt
- Gaming: Konsolen-Potential mit Abstrichen
- Puck gegen Stick: Wer hat die Nase vorn?
Gut zwei Jahre nach der ersten Version hat Google seine HDMI-Streamer Chromecast in einer neuen Version auf den Markt gebracht. Mit dem günstigen Gerät lässt sich nahezu jeder Fernseher in einen Smart TV verwandeln. Damit tritt der neue Chromecast gegen den Fire TV Stick von Amazon an. Wir haben uns beide Geräte für einen Test-Vergleich geschnappt.
Das Streaming: Zwei Wege führen zum Ziel
Chromecast: Das Funktionsprinzip des Google Chromecast ist leicht erklärt: Der kleine Streamer überträgt Apps und Inhalte von Smartphone, Tablet oder PC in Echtzeit auf den Fernseher – und das völlig kabellos. Viele Apps, darunter vor allem Video-Dienste, unterstützen Chromecast dabei direkt. Das trifft zum Beispiel auf YouTube und Google Play Movies zu, aber auch auf Netflix, Maxdome, Sky Go und viele andere. Ist das Smartphone oder Tablet via WLAN mit dem Google Chromecast verbunden, erscheint im Menüfenster der jeweiligen App ein zusätzliches Google Cast-Symbol.
Mit einem Tippen auf die Schaltfläche wird der jeweilige Inhalt der App dann direkt auf den Fernsehbildschirm übertragen. Das Smartphone selbst wird dabei zur Fernbedienung. Die Anpassung der meisten Apps an den TV-Bildschirm ist so gut gelungen, dass praktisch gar nicht auffällt, dass diese in Wahrheit vom Smartphone gestreamt werden.
Bei der Vielzahl an Apps, die im Google Play Store oder im App Store zur Verfügung stehen, unterstützen aber längst noch nicht alle die Cast-Funktion. Um diese trotzdem auf den Fernseher zu streamen, bietet Chromecast eine zweite Möglichkeit. Mithilfe der Chromecast-App für Android und iOS lässt sich nämlich auch der komplette Bildschirminhalt des Smartphones oder Tablets auf den Fernseher übertragen. Kurz gesagt: Alles, was auf dem Handy-Display dargestellt wird, landet auch auf dem TV-Bildschirm. Das umfasst natürlich auch alle Apps, Spiele, Fotos und Videos.
Neben Smartphone oder Tablet unterstützt Chromecast auch das Streaming von PC, Mac oder Chromebook. Wichtigstes Tool ist dabei die Chromecast-Erweiterung für den Chrome-Webbrowser. Mit dieser lassen sich einzelne Browser-Tabs auf dem TV-Bildschirm spiegeln. Das ist eine praktische Lösung, um auch Video on Demand-Dienste mit Chromecast zu nutzen, die keine App-Unterstützung für den Streaming-Puck anbieten – zum Beispiel Amazon Prime Instant Video.
Fire TV Stick: Der Fire TV Stick ist zum Streaming nicht auf ein Smartphone angewiesen. Er stellt die Verbindung zum Internet vollkommen eigenständig her und verfügt auch über einen eigenen App Store. Verwenden lässt sich das Streaming-Gerät allerdings nur über ein Amazon-Konto. Einmal angemeldet, zeigt der Stick im Hauptmenü dann direkt Filme und Serien an, die zum Streaming bereitstehen. Die Menüstruktur ist sehr übersichtlich und die Navigation mit der Fernbedienung funktioniert unkompliziert und intuitiv. Wer möchte, kann sich auch die Fire TV-Remote-App auf das Smartphone laden und darüber die sehr gute Sprachsteuerung nutzen.
Das Praktische: Wer Kunde beim Premium-Versand Amazon Prime ist, dem steht eine riesige Auswahl an Filmen und Serien ohne Zusatzkosten zum Streaming zur Verfügung, darunter viele neuere Blockbuster, populäre Hitserien und sogar exklusive Perlen wie die Amazon-Eigenproduktion "Transparent". Das Unpraktische: Wer kein Prime-Kunde ist, kann einen Großteil dieses Angebots überhaupt nicht nutzen und bekommt den Rest auch nur gegen Einzelzahlung.
Mehr Inhalte gibt es im App Store des Fire TV. Hier stehen viele der derzeit wichtigsten Video-on-Demand-Anwendungen zur Verfügung. Darunter sind absolute Schwergewichte wie Netflix, 7TV, Zattoo oder Vevo, aber auch die Mediatheken von ARD und ZDF sowie Nischenangebote wie MLB.tv, Red Bull TV, verschiedene Media Player sowie zahlreiche Spiele aus dem App-Store von Amazon.
Zusätzlich synchronisiert der Fire TV Stick auch das Musikangebot von Amazon. Wer öfter MP3s beim Online-Händler erwirbt, bekommt über den Stick somit auch Zugriff auf seine Amazon-Musikbibliothek und kann die Songs auf den Fernseher und eine eventuell angeschlossene HiFi-Anlage streamen.
Das Angebot: Amazon gegen den Rest der Welt
Chromecast: Da Chromecast praktisch alle Inhalte von Smartphone, Tablet und PC auf den Fernseher streamt, ist das Angebot entsprechend riesig. Selbst Apps und Dienste, die nicht für die Verwendung mit dem HDMI-Dongle optimiert wurden, lassen sich dank des Screen-Mirrorings über den Puck auf den Fernseher streamen. Eine Übersicht darüber, welche Apps bereits an Chromecast angepasst sind, liefert Google seit Kurzem auch direkt in der Chromecast-App fürs Smartphone. Zusätzlich werden dort auch die Chromecast-kompatiblen Apps aufgelistet, die bereits auf dem Gerät installiert sind.
Fire TV Stick: Beim Fire TV Stick fällt das Angebot an potenziell verfügbaren Inhalten naturgemäß viel kleiner aus als beim Google Chromecast. Das liegt vor allem daran, weil der Stick nicht auf Inhalte von Smartphone und PC zurückgreift, sondern sich aus einem eigenen App Store speist. In der Praxis ist das allerdings kaum ein Problem. Tatsächlich bietet der Store nämlich eine sinnvolle Auswahl an Streaming-Apps. Netflix ist auf jeden Fall mit an Bord und wer seinen Kabelanschluss abschaffen möchte, der findet mit der App Zattoo sogar einen vollwertigen Live-TV-Ersatz. Leider nicht verfügbar sind bislang allerdings die VoD-Dienste Maxdome, Watchever und Sky Go. Zusätzlich gibt es zahlreiche Spiele, einige Fitnesstrainer-Apps und andere Nischenangebote. Insgesamt ist das Angebot trotz einiger fehlender Inhalte immer noch sehr gut.
Gaming: Konsolen-Potential mit Abstrichen
Chromecast: Beim Gaming kann der Chromecast seine Stärken voll ausspielen – zumindest theoretisch. Welche Spiele der kleine Puck auf dem Fernseher darstellen kann, hängt nämlich vom angeschlossenen Smartphone ab. Im Test verwendeten wir ein LG G Flex 2 mit Snapdragon 810-Prozessor. Damit ließen sich selbst aufwendige 3D-Spiele auf den Fernseher beamen. Zur echten Konsole wird Google Chromecast, wenn ein USB- oder Bluetooth-Gamepad an das Smartphone angeschlossenen wird. Viele Spiele, die eine Gamepad-Steuerung unterstützen, können dann ganz normal von der Couch aus gezockt werden.

Ohne den Controller lässt sich hingegen bei Weitem nicht jedes Smartphone-Game bequem auf dem Fernseher zocken. Das Problem ist die Steuerung über den Smartphone-Touchscreen. Da dieser den Fingern kein haptisches Feedback gibt, mussten wir unseren Blick ständig wieder vom TV-Bildschirm ab- und dem Smartphone zuwenden, um keine Fehleingaben zu machen. Das ist natürlich nicht Sinn der Sache. Außerdem kann es durchaus vorkommen, dass ein Spiel beim Streaming vom Smartphone auf den TV-Bildschirm ein wenig leidet. Im Test wirkte das Game "Beach Buggy Racing" beim Streaming über Chromecast weniger scharf, als in der Version, die wir direkt auf dem Fire TV Stick gezockt haben.
Fire TV Stick: Der Fire TV Stick eignet sich ebenfalls für Spiele. Allerdings stehen für das Streaming-Dongle keine aufwendigen 3D-Titel zur Verfügung. Schuld sind der relativ schwache Hauptprozessor und der kleine Arbeitsspeicher. Leistungstechnisch war der Stick dem LG G Flex 2 im Test gnadenlos unterlegen. In weiser Voraussicht bietet Amazon in seinem App-Store jedoch ohnehin nur solche Spiele an, die einigermaßen anständig auf dem Stick laufen sollten. Im Test konnten wir ein 3D-Rennspiel gut zocken. Die Framerate bewegte sich jedoch teilweise an der unteren Toleranzschwelle.

Der größte Knackpunkt beim Zocken ist allerdings die Fernbedienung. Echter Spielspaß will mit der hackeligen Steuerung nicht aufkommen. Hier sollten Nutzer ebenfalls auf einen Bluetooth-Controller zurückgreifen. Der offizielle Fire TV Controller wird von Amazon allerdings für knapp 50 Euro angeboten und ist damit teurer als der Streaming-Stick selbst.
Puck gegen Stick: Wer hat die Nase vorn?
Chromecast und Amazon Fire TV Stick bieten zwei unterschiedliche Konzepte mit einem mit ähnlicher Zielstellung. Beide beweisen, dass ein hervorragendes Smart TV-Erlebnis keine Frage des Geldbeutels ist. Doch welches Streaming-Gerät eignet sich für wen?
Der Amazon-Stick richtet sich dabei vor allem an die Nutzer, die regelmäßig Filme und Serien via Streaming schauen und dabei nach einer möglichst simplen Nutzung suchen, diese auf den Fernseher zu bekommen. Er liefert ein umfassendes Angebot an Inhalten und lässt sich leicht steuern. Als reine Streaming-Lösung nimmt er es sogar spielend mit wesentlich teureren Geräten wie dem Nexus Player oder Apple TV auf. Ohne Amazon Prime-Abo verliert der Stick allerdings einen Großteil seines Reizes und auch als Gaming-Lösung ist man mit der größeren Fire TV-Box oder dem Nvidia Shield Android TV deutlich besser bedient.
Chromecast ist hingegen die optimale Streaming-Lösung für all diejenigen, die nur ab und zu mal ein Video von YouTube oder einen Mediatheken-Film auf dem Fernseher schauen wollen. Die Anbindung an Smartphone, Tablet und Co. ist Vor- und Nachteil zugleich. Zum einen wird für so das Streaming stets noch ein zweites Gerät benötigt, zum anderen sorgt gerade der Zugriff auf das große App-Angebot der Smartphones für eine gigantische Vielfalt an Inhalten. Mit einem Gamepad und einem leistungsfähigen Smartphone oder Tablet mutiert Chromecast zudem zur Heimkonsole. Einen echten Ersatz für PS4, Xbox One und Co. sollte jedoch niemand erwarten.