Cloud Gaming ist die Zukunft – darüber sind sich zahlreiche Entwickler, große Publisher und auch viele Gamer einig. Ein Grund zur Freude oder zur Sorge? Wie jede neue Technologie bringt das Games-Streaming viele Vorteile, aber auch ein paar Bedenken mit sich. Wir geben einen Überblick.
- So funktioniert Cloud Gaming
- Praktisch, günstig, flexibel: Diese Chancen bietet Cloud Gaming
- Abhängigkeit & Kontrollverlust: 4 Argumente gegen Games-Streaming
- Fazit: Cloud Gaming – Pro & Kontra
Die breite Masse erreichen Streaming-Services für Videospiele bislang noch nicht – zumindest nicht, wenn man sie am Publikum von Video-Diensten wie Netflix misst. Das könnte sich aber bald ändern: Neue Anbieter wie der frisch gestartete Cloud-Dienst Shadow drängen verstärkt auf den Markt, Nvidia testet seinen Service GeForce Now aktuell in einer ausgiebigen Beta-Phase, Sony hat mit PlayStation Now den Grundstein für weitere Experimente im Cloud Gaming gelegt. Publisher wie Ubisoft, Microsoft und Electronic Arts haben Games-Streaming dazu als feste Pfeiler ihrer Zukunftsplanung auf dem Schirm. Über kurz oder lang führt daher an der Technik wohl kein Weg vorbei. Zeit für eine kritische Betrachtung der wichtigsten Vor- und möglichen Nachteile.
Über das Internet wird nur das Bild in Echtzeit auf Deinen Monitor gesendet, Eingabebefehle (also etwa Mausklicks oder das Drücken von Buttons auf einem Controller) werden von Deinem Gerät aus zum Server geschickt. Im Grunde mietest Du Dir beim Cloud Gaming also Zugriff auf einen Rechner (bislang meist gegen eine monatliche Gebühr), den Du dann mit verschiedenen Geräten über das Internet "fernsteuerst" und darauf Deine Spiele spielst.
Praktisch, günstig, flexibel: Diese Chancen bietet Cloud Gaming
- Teure Hardware-Upgrades werden überflüssig: Wer die aktuellsten Games immer in allerbester Auflösung auf dem höchsten Detailgrad spielen will, muss regelmäßig in neue Technik investieren und seinem Gaming-Rechner etwa alle paar Jahre eine teure neue High-End-Grafikkarte spendieren. Cloud Gaming macht das überflüssig: Solange die Server stets auf dem neuesten Stand der Technik sind (und exakt damit werben viele Games-Streaming-Anbieter), kannst Du moderne Games selbst auf eigentlich veralteter Hardware mit höchsten Specs spielen – denn Dein eigener Rechner muss ja nur das Bild streamen und keine aufwändigen Rechenoperationen durchführen. Auch wenn die Abo-Preise für Cloud Gaming derzeit noch teuer erscheinen, dürften sie sich gerade für Gamer mit hohen Performance-Ansprüchen auf Dauer rechnen.

- Immer das neueste Update: Regelmäßige Updates sind für viele Gamer ein Ärgernis: Da will man nur kurz eine Runde spielen, und der Game-Client lädt erst einmal 20 Gigabyte Daten nach. Auf Cloud-Servern können Spiele dagegen ständig aktuell gehalten werden – und wenn Du Dich einloggst, spielst Du ohne Wartezeit automatisch immer die neueste Version. Auch die Online-Anbindung des Cloud-Servers ist meist besser, so dass Ladezeiten deutlich verkürzt werden.
- Plattformgrenzen verschwimmen – Spielen immer und überall: Auf dem Mac Windows-Games spielen? Oder sogar auf dem Smartphone? Bis vor Kurzem war das undenkbar, Cloud Gaming macht es aber möglich: Solange ein Spiel auf dem Server läuft, kann das Bild im Grunde auf jedes beliebige Gerät mit Bildschirm gestreamt werden. Das sorgt für hohe Flexibilität beim Spielen und erlaubt es theoretisch, Spiele über Plattformgrenzen hinweg überall da zu zocken, wo eine Internetverbindung gegeben ist. Dadurch könnten wiederum vor allem Konsolen-Spieler ohne Gaming-Rechner sparen, denn PC-Spiele sind oftmals günstiger als die Versionen für andere Gaming-Geräte.

- Bessere Grafik, beeindruckendere Spiele? Noch ist flächendeckendes Cloud Gaming Zukunftsmusik, aber nehmen wir mal an, es wäre schon Realität und jeder Gamer hätte theoretisch Zugriff auf Gaming-Maschinen mit gewaltiger Leistung. Für die Entwickler von Videospielen könnte das einen befreienden Effekt haben: Sie müssten sich nicht mehr damit aufhalten, Leistungs-Kompromisse zu finden, damit Spiele auf verschiedenen Plattformen mit unterschiedlicher Rechenkraft laufen. Stattdessen könnten sie ohne Rücksicht auf schwächere Hardware mit hungrigen High-End-Features wie zerstörbaren Umgebungen und riesigen Welten hantieren – im Wissen, dass ihre Cloud-Kunden sie ohne Abstriche in ganzer Pracht spielen können.

Abhängigkeit & Kontrollverlust: 4 Argumente gegen Games-Streaming
- Ohne Internet geht gar nichts: Das Spielvergnügen beim Cloud Gaming kann ganz schnell zu Ende sein: Wenn das Internet bei Dir oder im Serverzentrum ausfällt oder der Server Probleme hat, ist nichts zu machen. Alle Ärgernisse, die derzeit bei Online-Games auftreten können, betreffen beim Spielen in der Cloud auch Singleplayer-Spiele.

- Ohne schnelles Internet geht auch nichts: Einer der wichtigsten Gründe, warum Cloud Gaming sich speziell in Deutschland noch nicht flächendeckend durchgesetzt hat, ist die lückenhafte Verfügbarkeit von ausreichend und verlässlich schnellen Internet-Leitungen. Ohne die wird das Zocken per Stream nämlich zum ruckeligen Krampf. Mindestens 50 Mbit sind bereits heutzutage empfehlenswert, für High-End-Grafik noch mehr. Das hat – gerade in eher ländlichen Regionen – noch längst nicht jeder Haushalt und bis Du unterwegs per Streaming zocken kannst, muss sich auch in Großstädten noch viel tun.
- Wo ist mein Game? Cloud-Filmdienste bieten Dir für einen festen Preis einen Flatrate-Zugriff auf einen Katalog an Inhalten. Das ist theoretisch auch für Games denkbar, allerdings könnten die angebotenen Spiele dann (wie beim Film-Streaming auch) jederzeit wieder aus dem Sortiment verschwinden. Selbst wenn Du Games einzeln kaufst, kannst Du nie sichergehen, dass der Publisher den Cloud-Support nicht irgendwann einstellt und das Spiel dann einfach nicht mehr funktioniert.

- Das Ende des fertigen Spiels & der Tod für Modding: Vor allem Fans von Singleplayer-Games spielen ihre Spiele gern so, als würden sie einen Roman lesen: vom Anfang bis zum Ende der Storyline. Anschließend legen sie sie, ebenfalls wie ein Buch, weg und wenden sich dem nächsten Game zu. Wenn allerdings auch Einzelspieler-Spiele dauerhaft online sind, steht ständigen Änderungen durch die Entwickler nichts mehr im Weg. Wer heute keine Lust auf Updates und DLCs hat, kann seinen PC oder seine Konsole einfach vom Internet trennen und viele Games trotzdem genießen. Mit Cloud Gaming ist das nicht möglich. Auch Modding, immerhin fester Bestandteil der (PC-)Gaming-Kultur, wird sehr erschwert oder sogar unmöglich gemacht – denn ein direkter Eingriff in die Spieldaten ist ja nicht mehr möglich.
Fazit: Cloud Gaming – Pro & Kontra
Keine Frage: Streaming und damit auch Games-Streaming wird uns noch eine ganze Weile beschäftigen – schließlich ist es ein zugänglicher, unkomplizierter und vergleichsweise günstiger Weg, um Medieninhalte zu konsumieren. Zwar stellt Cloud Gaming insbesondere an die Internetgeschwindigkeit noch einmal deutlich höhere Anforderungen als etwa Video-Streaming, da der Server viel schneller auf Nutzereingaben reagieren muss. Mit der Zeit und fortschreitendem Breitband-Ausbau wird sich dieses Problem aber flächendeckend lösen lassen.
Dann ist – wie immer – der Konsument gefragt und muss entscheiden, ob er für das Plus an Flexibilität und Bequemlichkeit ein Stückweit die Kontrolle über seine Spiele hergeben will. Bis dahin bleibt noch genug Zeit, sich eine Meinung über die neue Tehcnik zu bilden: Das klassische "Kaufen, durchspielen, weglegen"-Modell wird sich parallel zur Evolution des Cloud Gamings sicher noch eine ganze Weile weiter behaupten.