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Danke, "The Boys"! Endlich werden Superhelden vermöbelt

The Boys
Harte Jungs: Mit den "Boys" möchte ich mich lieber nicht anlegen. Bild: © Amazon.com Inc., or its affiliates. 2019

Mit "The Boys" gibt es seit Kurzem eine weitere Serie mit Superhelden – als hätten wir nicht schon genug davon. Aber diese TV-Show ist anders, die ach so perfekten Helden müssen ziemlich einstecken.

Nicht noch eine Superhelden-Serie ...

Eigentlich habe ich langsam die Nase voll von Superhelden. Klar, ich habe die DC- und Marvel-Filme alle gesehen, immerhin haben sie optisch einiges zu bieten. Am Ende sind es aber für mich als Gelegenheits-Superhelden-Konsumentin die immer gleichen Storys.

Als ich "The Boys" entdeckt habe, war ich daher skeptisch. Schon wieder Superhelden? Doch ich habe einen Blick gewagt – und es keineswegs bereut. Denn "The Boys" ist anders, erfrischend, unterhaltsam – und ziemlich brutal! Kurzum: Ich habe die erste Staffel mit ihren acht Folgen in nur zwei Tagen verschlungen.

Darum geht's in "The Boys"

Der Auftakt von "The Boys" ist so simpel wie genial: Während sich ein junger Mann in der Öffentlichkeit mit seiner Freundin unterhält, wird die Frau plötzlich in ihre Bestandteile zerlegt. Blut spritzt, Knochen fliegen. Hughie Campbell (Jack Quaid) bleibt von seiner großen Liebe nichts weiter übrig als deren Hände in den seinen. Schuld ist Superheld A-Train (Jessie T. Usher), der in Überschallgeschwindigkeit einfach durch die Frau hindurchgerannt ist.

Kurz darauf lernt Hughie den raubeinigen Billy Butcher (Karl Urban) kennen, der ihm das Leben rettet. Gemeinsam mit Frenchie (Tomer Capon) und Mother's Milk (Laz Alonso) bilden sie die "The Boys"-Gruppe. Ein Team, das den Superhelden – und allen voran den gefeierten "Seven" – nachstellt, da die Supes (Kurzform für Superhelden) alles andere als Hüter des Gesetzes sind. Im Gegenteil: Sie missbrauchen ihre außergewöhnlichen Kräfte für ihre ganz eigenen Zwecke.

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Die "Seven" sind die Stars unter den Superhelden und werden von allen Seiten angehimmelt. Bild: © Amazon.com Inc., or its affiliates. 2019
The Boys Homelander Queen Maeve fullscreen
Image ist alles! Das lernen die Supes schnell. Bild: © Jan Thijs/Amazon.com Inc., or its affiliates. 2019
The Boys Supes
The Boys Homelander Queen Maeve

Immer ein bisschen drüber

Was "The Boys" so sehenswert macht: Die Serie nimmt den Superhelden-Hype gehörig aufs Korn. Jeder Supe hat seinen eigenen Marketingberater und Social-Media-Manager. Bei Events darf die Kamera nicht fehlen. Das Image des perfekten Retters muss aufrechterhalten und darf keinesfalls in Mitleidenschaft gezogen werden. Die Parallelen zu Figuren wie Wonder Woman (in der Serie Queen Maeve), Captain America (Homelander) und The Flash (A-Train) sind unverkennbar. Doch tun die Supes mit ihren Kräften nicht ausschließlich Gutes.

Bei ausgeschalteten Kameras kann es passieren, dass "zufällig" ein Flugzeug mit einem wichtigen, aber unbequemen Politiker vom Himmel fällt oder eine nichts ahnende Passantin zu Tode kommt, weil es ein Supe eilig hat. Die Öffentlichkeit bekommt von dem falschen Spiel nichts mit. Und die Superhelden geben sich bestürzt über die tragischen Ereignisse und erinnern einmal mehr daran, dass sich so etwas verhindern ließe, wenn sie offizieller Teil des Militärs wären.

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"Hughie, bist Du dabei?" Bild: © Jan Thijs/Amazon.com Inc., or its affiliates. 2019
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Bei Billy Butcher (Karl Urban) wird nicht gekleckert, sondern geklotzt! Bild: © Jan Thijs/Amazon.com Inc., or its affiliates. 2019
The Boys Billy Butcher Hughie
The Boys Billy Butcher Hughie

Seth Rogen und seine Liebe zu schrägen Vorlagen

Mir gefiel die Ausrichtung und Aufmachung der Serie äußerst gut. Sie ist brutal, aber nicht unerträglich, und in einem gesunden Maß satirisch und bitterböse. Die Serienmacher beweisen Mut, indem sie die Figuren Sachen sagen lassen und Dinge zeigen, um die andere einen Bogen machen. Ich will nicht zu viel verraten, aber die feuchtfröhliche Arschbombe bekommt in "The Boys" eine ganz neue Bedeutung.

Wer steckt hinter der Serie? Unter anderem Seth Rogen und Evan Goldberg, die auch für "Preacher" verantwortlich zeichnen. Beide Serien basieren auf den Comics von Garth Ennis, der bekannt ist für den stilistischen Einsatz exzessiver Gewalt. Der "The Boys"-Comic soll noch brutaler und heftiger als die Serie sein.

Vor jeder Episode von "The Boys" wird vor den Gewaltdarstellungen gewarnt und darüber informiert, dass die Serie nicht für Zuschauer unter 18 Jahren geeignet ist. Die Show steht damit im Kontrast zu den eher harmlosen Marvel-Filmen und -Serien mit FSK-12-Freigabe und – das tut der Serie in meinen Augen unglaublich gut. Ich hatte beim Ansehen ein ähnliches Gefühl wie bei "The Umbrella Academy".

Die Netflix-Serie brachte im vergangenen Jahr frischen Wind ins Superhelden-Business und machte Lust auf mehr. In "The Umbrella Academy" geht es um ehemalige Superhelden, die ein ganz normales Leben führen wollen. Dann stirbt ihr Ziehvater, und sie müssen wieder zusammenkommen. Klar, hier waren die Helden die Guten und sollten entsprechend die Welt vor dem Bösen retten.

Doch die Herangehensweise ist auch bei "The Umbrella Academy" ungewöhnlich: Die Superhelden sind keine makellosen Übermenschen, sondern Figuren mit bekannten Problemen. Es geht um zerrüttete Familien, das Verarbeiten von Kindheitserlebnissen und die schräge Beziehung zu Ziehvater Hargreeves.

Mehr davon, bitte!

The Boys Homelander fullscreen
Warum in die Ferne schweifen? Das Schlechte steht so nah am Fenster! Bild: © Jan Thijs/Amazon.com Inc., or its affiliates. 2019

Superhelden-Serien wie "The Boys" und "The Umbrella Academy" zeigen, dass es auch anders geht – und dass das bei den Zuschauern super ankommt. "The Umbrella Academy" avancierte binnen kürzester Zeit zu einer der gefragtesten Serien des Streamingdienstes, und "The Boys" befindet sich ebenfalls auf Erfolgskurs: Nur zwei Wochen nach Release war die Serie eine der beliebtesten Amazon-Eigenproduktionen.

Das Konzept von "The Boys" geht auf – zumindest für mich als Nicht-Comicleserin. Die Folgen haben mir großen Spaß bereitet. Die Marvel-Serien waren mir hingegen nach wenigen Episoden zu dröge, ich habe nicht wieder eingeschaltet.

"The Boys" hat mir noch einmal gezeigt, dass mich die herkömmlichen Superhelden-Geschichten zunehmend nerven. Und ich habe Gefallen daran gefunden, dass in "The Boys" die vermeintlich Guten ordentlich vermöbelt werden. Ich überlege jetzt, auch in die Comic-Welt von Garth Ennis einzutauchen.

Sendehinweis
Staffel 1 von "The Boys" steht aktuell auf Amazon Prime Video zum Abruf bereit.
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