Für Teraflops, Raytracing und die SSD-Architekturen der PS5 und Xbox Series X muss sich nicht jeder Spielefan interessieren. Oder überhaupt für die Technik von Konsolen und Games. Doch es hat Vorteile, hinter die Kulissen zu schauen.
- Games und ihre Technik sind untrennbar
- Bessere Technik fördert den Spielspaß
- Kommt es wirklich nur auf die Spiele an?
- Der Beitrag der Pixelzähler
Meinem Bruder ist Games-Technik vollkommen egal. Und ich meine vollkommen. Er hat lange Zeit mit seiner Frau "Counterstrike" auf einem Uralt-Laptop gespielt, heute zocken sie das erste "Halo" auf der ursprünglichen Xbox. Und es ist nicht so, als hätte er keine Ahnung. Als Programmierer und IT-Experte könnte er Wissen über Games-Technik problemlos erwerben. Doch ihn interessiert nur der soziale Aspekt des Spielens.
Dass es lediglich auf die Games und das Miteinanderspielen ankommt, ist eine weit verbreitete Haltung. Und man kann es so sehen, ich rede da niemandem hinein. Aber man verpasst dann einen spannenden Aspekt unseres Hobbys – profitiert aber dennoch von Gamern, die sich auch für die Technik begeistern.
Games und ihre Technik sind untrennbar

Die neuen Spielekonsolen PS5 und Xbox Series X haben viele Gamer motiviert, einen Blick hinter den Vorhang zu riskieren. Leider vor allem dazu, um die technischen Daten der Konsolen für ihren Kleinkrieg um das beste System zu benutzen. Das fand Kollegin Jasmin dann auch berechtigterweise nervig.
Eine Spielekonsole muss vor allem mit ihren Games überzeugen, das sehe ich auch so. Die Technik gibt allerdings Hinweise darauf, wie flüssig und optisch ansprechend die Spiele auf den Konsolen laufen könnten. Gute Technik ist eine unabdingbare Voraussetzung für hübsche Grafik und gute Performance – und mit denen machen Games mehr Spaß.
Hat eine Konsole einen schnelleren Prozessor, sind eine flüssigere Action dank mehr Bilder pro Sekunde möglich und eine überzeugendere künstliche Intelligenz der Spielfiguren. Eine stärkere Grafikeinheit ermöglicht höhere Auflösungen und eindrucksvollere Effekte. Ich denke, den meisten Zockern sind diese Aspekte nicht komplett egal. Was wollen sie sonst mit einer neuen Konsole? Die beliebtesten Multiplayer-Games wie "Fortnite" lassen sich auf so gut wie allen modernen Systemen zocken. Der Klassiker "Doom" läuft auch auf Heizungsthermostaten. Und mein Bruder ist mit uralten PCs und Konsolen konsequenterweise zufrieden.
Bessere Technik fördert den Spielspaß

Selbst wer sich nicht für die Technik interessiert, profitiert von den wenigen Nerds, die so etwas kümmert. Denn die können einschätzen, was von den neuen Konsolen zu erwarten ist. Und schließlich in Tests berichten, ob die Spiele vernünftig laufen und gut aussehen, so erspart sich jeder einen Fehlkauf. Aktuell zeigt "Assassin's Creed: Valhalla" auf dem PC, wie unausgereifte Technik dem Spielspaß schaden kann.
Die SSD-Architektur der PlayStation 5 beispielsweise ließ kurze Ladezeiten und neue Gameplay-Möglichkeiten vermuten. Der "Ratchet & Clank"-Teaser hat die Gameplay-Innovationen dann illustriert, die Tech-Nerds schon vorausgesehen hatten: In Sekunden reisen die Figuren von einer Welt zu einer vollkommen anderen, mitten in der Action. Kurze Ladezeiten konnten anhand der ersten PS5-Spiele bestätigt werden, wobei die Unterschiede zur Xbox Series X nicht groß ausfallen. Tatsächlich liegt die Microsoft-Konsole bei einigen Titeln vorn, wie GameSpot ermittelt hat.
Digital-Foundry-Redakteur Alexander Battaglia, Kollege Meru, ich selbst und andere hatten im Vorfeld vorausgesagt, dass die verschiedenen SSDs kaum einen Unterschied bei den meisten Spielen bewirken werden. Der entscheidende Aspekt ist, dass die neuen Konsolen eine SSD haben – und nicht, welche SSD das ist. Vor allem Battaglia wurde in den sozialen Medien wüst dafür angefeindet. Ich verteidigte ihn damals und fand mich in einem verrückten Gefecht mit eifernden PS5-Fans wieder – was nicht heißen soll, dass es keine eifernden Xbox-Fans gibt.
Dabei ist die SSD-Architektur der PS5 tatsächlich innovativ und dürfte sich in einigen Exklusivspielen bewähren. Nicht zuletzt soll Windows mit DirectStorage ein ähnliches Feature erhalten. Und der DualSense-Controller zieht die Spieler dank des präzisen Feedbacks und der Vibrationsmotoren stärker ins Geschehen.
Kommt es wirklich nur auf die Spiele an?
Nehmen wir einmal an, dass es wirklich nur auf die Spiele ankommt. Die meisten Games sind Multiplattform-Titel, die auf beiden neuen Konsolen erscheinen. Also stellt sich doch wieder die Frage, zu welcher man besser greifen sollte. Nur wenn es einem nach den Exklusivspielen dürstet, ist die Entscheidung klar. Und selbst dann werden sich viele dafür interessieren, wie ihre heiß ersehnten Exklusivtitel auf den neuen Systemen wohl aussehen und wie rund sie laufen werden.
Der Beitrag der Pixelzähler
Zugegeben profitieren PC-Gamer noch mehr von einem Interesse für Games-Technik, da sie ihre Hardware-Bauteile zusammenstellen und ihre Grafikeinstellungen genauer optimieren können als Konsoleros. Daher wussten Konsolenspieler auch lange Zeit gar nicht, was sie verpassen.
Games für die Konsolen haben sich eine Ewigkeit mit 30 Bildern pro Sekunde begnügt. 60 oder gar 120 FPS sowie HDR und VRR (Variable Refresh Rate, vermeidet Bildrisse) waren die längste Zeit nerdige Randthemen, mit denen kaum jemand etwas anfangen konnte. Nicht zuletzt, weil sich Tech-Nerds dafür einsetzten, kommen nun auch Konsolenspieler in den Genuss einer flüssigeren Spielerfahrung – und dürfen erleben, was ihnen lange Zeit entgangen ist.
Die an der Technik wenig interessierten Mainstream-Zocker geben ihr Geld für unser aller Hobby aus, und wir Tech-Nerds sorgen mit informierten Analysen und kritischen Tests dafür, dass die Spielerfahrung für alle besser wird. Davon abgesehen sorgen die Nerds wie insbesondere die Kollegen von Digital Foundry für eine Abkühlung des aufgeheizten und völlig sinnlosen Konsolenkriegs. Mit ausgewogenen Analysen kann man besser die Vorzüge der unterschiedlichen Systeme würdigen.
Es muss nicht jeden kümmern, was hinter dem Vorhang vor sich geht. Wir Pixelzähler leisten jedoch einen Beitrag für bessere Games, die dann alle genießen dürfen. Jetzt schaue ich mir einmal das Auto-HDR-Feature der Xbox Series X näher an. Und zähle die Pixel in "Quantum Break": Ist das natives 4K? Schreibt mir gern auf Twitter, wenn ihr es wisst.