Mit dem iPhone 6s hat Apple den Vorgänger sinnvoll weiterentwickelt. Neben 3D Touch nimmt das Smartphone-Flaggschiff jetzt dank 12 Megapixel-Kamera noch bessere Bilder auf. Für ordentlich Power sorgt der neue A9-Chip. Wie sich das iPhone 6s im Test schlägt, klären wir jetzt.
Das iPhone 6s setzt auf bewährtes Design
In Sachen Design hat sich im Grunde rein gar nichts getan: Das iPhone 6s gleicht dem iPhone 6 optisch frappierend, die Änderungen sind mit dem bloßen Auge nur bei genauem Hinsehen erkennbar. Die Abmessungen haben sich im Vergleich zum Vorgänger minimal vergrößert. Allerdings so wenig, dass meine bisherige Akkuhülle nach wie vor bestens passt und sitzt – alle Anschlüsse befinden sich ohnehin an der gleichen Position. Das iPhone 6s bringt zudem ein geringfügig höheres Gewicht auf die Waage, es wiegt nunmehr 143 Gramm und damit 14 Gramm mehr als das iPhone 6. Im Alltag ist das höhere Gewicht allerdings kaum spürbar.
7000er-Aluminium soll ein erneutes Bendgate verhindern
Ein abermaliges Bendgate, also ein Verbiegen des Smartphones, soll sich dieses Jahr keinesfalls wiederholen. Apple hat dem iPhone 6s deswegen ein Gehäuse aus 7000er-Aluminium spendiert – eine Legierung, die auch in der Raumfahrt zum Einsatz kommt. Erste Bend-Tests zeigten bereits, dass das Material wirklich deutlich robuster ist. Das Displayglas des iPhone 6s ist zudem härter als je zuvor, verspricht das US-Unternehmen. Erste Drop-Tests stützen diese Aussage.
Die Displaygröße hat sich hingegen nicht geändert, Apple setzt für das iPhone 6s weiterhin auf eine Bildschirmdiagonale von 4,7 Zoll, auch die Retina-Auflösung von 1334 x 750 Pixeln bleibt unverändert. Full HD-Auflösung gibt es hingegen nur beim 5,5 Zoll großen iPhone 6s Plus. Die Displayqualität des iPhone 6s lässt dennoch keine Wünsche übrig, die Darstellung des Retina-Bildschirms ist ausgezeichnet.
iPhone 6s im Benchmark deutlich schneller
Das iPhone 6s setzt auf den 64 Bit-Prozessor A9, der deutlich leistungsstärker als der Vorgängerchip A8 ist. Im Vergleich zum iPhone 6 soll der A9 für bis zu 70 Prozent mehr Power sorgen, die Grafikeinheit gar bis zu 90 Prozent. Fällt das im Alltag auf? Kaum. Das iPhone 6 war bereits rasend schnell, das iPhone 6s ist noch einmal geringfügig schneller. Wird auf beiden Smartphones zeitgleich dieselbe App geöffnet, erledigt das iPhone 6s diese Aufgabe latent schneller. Bedenkzeit genehmigt sich das Smartphone-Flaggschiff ohnehin nicht.
Mit dem iPhone 6s hat das Unternehmen aus Cupertino zudem den Arbeitsspeicher aufgestockt – das Top-Smartphone verfügt jetzt über 2 GB RAM. Da Hard- und Software bei Apple-Produkten perfekt zusammenarbeiten und aufeinander abgestimmt sind, gibt die Leistung der Hardware ohnehin keinen ernsthaften Anlass zur Kritik. Einen Speedzuwachs gibt es beim Touch ID-Sensor, die Erkennung des Fingerabdrucks gelingt jetzt noch schneller.
3D Touch: Was Peek und Pop im Alltag bringen
Das unbestritten spannendste neue Feature des iPhone 6s ist 3D Touch – eine Weiterentwicklung der Force Touch-Technologie, wie sie bereits auf der Apple Watch zum Einsatz kommt. Die berührungsempfindliche Technologie eröffnet völlig neue Möglichkeiten, um mit dem Smartphone zu interagieren. Das zumindest verspricht Apple.
Am Anfang ist 3D Touch naturgemäß etwas ungewohnt, man weiß nicht, wie kräftig man drücken muss, damit das Panel die Eingabe wirklich erfasst. Den Dreh hat man jedoch nach wenigen Versuchen raus. Dank eines haptischen Feedbacks in Form einer Vibration merkt man zudem sofort, ob die Eingabe von Erfolg gekrönt war. Der iPhone-Hersteller nennt die neuen Gesten schlicht Peek und Pop.
Doch was bringt diese Funktion in der Praxis wirklich? Kurz: Es ist durchaus hilfreich und nützlich, ein Must-Have-Feature ist es indes (noch) nicht. Zum Release des iPhone 6s unterstützen diverse System-Apps 3D Touch – zu nennen sind hier unter anderem die Kamera, Mail, Telefon oder auch Safari. Auch einige wenige Drittanbieter unterstützen 3D Touch bereits – neben Shazam dürfte wohl Twitter der prominenteste Unterstützer kurz nach dem Release sein.
3D Touch bringt nützliche Shortcuts auf das iPhone 6s
Drückt man kräftig auf die Telefon-App, öffnet sich ein Menü mit den favorisierten Kontakten – wichtige Telefonate sind so noch ein wenig schneller möglich. Ein herzhafter Druck auf die Kamera zeigt Shortcuts unter anderem für Selfies oder Videos an. Bewegt man sich weiter in die Foto-App und wählt mittels 3D Touch ein beliebiges Bild an, kann dieses schnell und unkompliziert versendet, favorisiert oder auch gelöscht werden.
Gleichwohl habe ich diese Features im Alltag noch nicht wirklich intensiv genutzt – ob sich das nach dem ersten Test künftig ändern wird, bleibt abzuwarten. Für eine finale Aussage diesbezüglich ist es noch zu früh. Gleichwohl ergibt 3D Touch an anderer Stelle durchaus Sinn. Wer viele Links in Nachrichten oder E-Mails empfängt, dürfte sich über die Vorschaufunktion freuen. Wenn Du beherzt auf den Link tippst und gedrückt hältst, öffnet sich zugleich eine Vorschau der Webseite – drückst Du noch einmal kräftiger, öffnet sich die komplette Seite in Safari.
Dasselbe funktioniert bei E-Mails. Die muss man nicht mehr zwingend aufrufen, um den Inhalt zu lesen. Mit Peek und Pop genügt es, die entsprechende Mail in der Übersicht für eine Vorschau der Nachricht kräftig anzutippen. Bei Bedarf kann die Message unverzüglich in den Papierkorb verschoben werden. Hier beweist 3D Touch eindrucksvoll die neuen, praktischen Möglichkeiten zur einfacheren Bedienung.
Die iSight-Kamera des iPhone 6s löst jetzt 12 MP auf
Neben 3D Touch sicher das zweite große Thema: Die iSight-Kamera mit 12 Megapixeln Auflösung. Nachdem Apple viele Jahre für die Kamera auf 8 MP setzte, unterstützt das iPhone 6s nunmehr 12 MP. Doch mehr Megapixel sorgen nicht unbedingt gleich für bessere Bildaufnahmen. Das iPhone 6 knipste bereits Bilder in toller Qualität, das iPhone 6s schießt nun noch einmal leicht bessere Aufnahmen. Der Unterschied ist naturgemäß im Vergleich nicht riesengroß, aber er ist doch offensichtlich – insbesondere im direkten Vergleich zum Vorgängermodell.
Deutlicher hingegen wird der Unterschied, wenn man sich genauer mit der sogenannten Selfiecam, also der Frontkamera beschäftigt. Das US-Unternehmen hat hier kräftig aufgerüstet. Selfies kannst Du jetzt mit 5 Megapixeln Auflösung aufnehmen – beim Vorgänger waren es lediglich 1,2 MP. Und diesen Qualitätsunterschied sieht man deutlich. Für Selfie-Anhänger dürfte die optimierte Kamera ein wahrer Segen sein.
Die iPhone 6s-Kamera nimmt Videos in 4K-Auflösung auf
Videos können mit der neuen Kamera nicht mehr nur in Full HD aufgenommen werden, auch die 4K-Auflösung von 3840 x 2160 Bildpunkten wird vom iPhone 6s unterstützt. Wer jedoch in 4K filmen möchte, sollte am besten gleich zu einem Modell mit ordentlich internem Speicher greifen. Während Full HD-Videos bei 30 Bildern pro Sekunde pro Minute 130 MB an Speicherplatz beanspruchen, sind es bei 4K-Aufnahmen gar 375 MB. Wie weit man da mit dem 16 GB-Modell kommt, kann sich jeder leicht selbst ausrechnen.
Zur Sinnhaftigkeit einer 4K-Videoaufnahme: Zwar verfügen bislang die wenigsten über einen 4K-TV oder Ultra HD-Monitor – die ultrahochauflösenden Videos können die meisten User deswegen gar nicht in voller Pracht anschauen. Mit Blick auf die Zukunft kann es allerdings durchaus Sinn ergeben, schon jetzt wichtige Videos in 4K zu filmen. Wenn sich dann in wenigen Jahren 4K-Geräte durchgesetzt haben, verfügt man bereits über entsprechendes Material.
Die optische Bildstabilisierung gibt es hingegen einmal mehr nur für das größere iPhone 6s Plus. Warum Apple diese hilfreiche Funktion nicht für das iPhone 6s vorgesehen hat, bleibt unklar. Möglicherweise will man so gewisse Unterschiede zwischen beiden Smartphone-Modellen aufrechterhalten – und letztendlich den höheren Preis rechtfertigen. Unabhängig davon dürfte die Kamera des iPhone 6s derzeit zur absoluten Spitzenklasse zählen.

Live Photos lassen Bilder auf dem iPhone 6s lebendig wirken
Die iSight-Kamera des iPhone 6s ermöglicht es auch, Bildaufnahmen als sogenanntes Live Photo abzuspeichern. Wird die Live-Funktion aktiviert, nimmt die Kamera automatisch 1,5 Sekunden vor und nach der eigentlichen Bildaufnahme das Geschehen auf. Berührst Du das Bild anschließend per 3D Touch, wird das aufgenommene Foto lebendig – oder wirkt zumindest so. Das ist nicht revolutionär und keine neue Erfindung. Es ist ein nettes Feature, das man nicht zwingend haben muss. Da das Live Photo aber auch für den Sperrbildschirm verwendet werden kann, bekommt der User immerhin eine willkommene Abwechslung.
Der Akku im iPhone 6s ist minimal geschrumpft
Bereits im Vorfeld wurde über eine kleinere Akkukapazität für das iPhone 6s spekuliert – ein Teardown von iFixit hat diese Vermutung gestützt. Das iPhone 6s setzt auf einen Akku mit 1715 mAh, das iPhone 6 hatte mit 1810 mAh einen etwas stärkeren Akku. Fällt der Unterschied in der Praxis auf? Das konnte im Test nicht bestätigt werden. Weder ist der Akku besonders gut noch besonders schlecht. Bei normaler Nutzung muss das iPhone 6s allerdings jede Nacht an die Steckdose – nicht anders als das Vorjahresmodell. Selbst bei intensiver Nutzung sollte das iPhone 6s einen Arbeitstag jedoch gut überstehen. Das vorinstallierte Betriebssystem iOS 9 soll zudem energieeffizienter arbeiten, darüber hinaus verfügt das OS über einen neuen Stromsparmodus.

Der Preis für das iPhone 6s startet bei 739 Euro
Apple-Smartphones waren noch nie ein Schnäppchen – das iPhone 6s macht da keine Ausnahme. Im Gegenteil: Der Preis ist im Vergleich zum iPhone 6 gar noch einmal erhöht worden – zumindest in Deutschland. Für das iPhone 6s mit 16 GB werden 739 Euro fällig, für 64 GB muss der Käufer bereits 849 Euro hinblättern. Das Spitzenmodell mit 128 GB schlägt mit 959 Euro zu Buche. Das iPhone 6 war zum Release für 699 Euro erhältlich.
Das iPhone 6s Plus überspringt in der teuersten Variante gar die Grenze von 1000 Euro. Dass Apple nach wie vor das Einsteigermodell mit lediglich 16 GB anbietet, erscheint hingegen alles andere als zeitgemäß – eine Aufstockung auf zumindest 32 GB ist für die Zukunft zu wünschen. Das iPhone 6s wird in den Farben Silber, Gold, Space Grau angeboten. Zudem wird das iPhone 6s in Roségold angeboten.
Das iPhone 6s wurde an vielen Stellen sinnvoll verbessert

Das iPhone 6s ist ein hervorragendes Smartphone. Das Design ist unverändert, aber nach wie vor ein Hingucker. Das Unibody-Gehäuse ist hochwertig verarbeitet und gibt keinen Anlass zur Kritik. Dass Apple mit 7000er-Aluminium stabileres Material einsetzt, ist lobenswert. 3D Touch ist zweifelsohne das Highlight und Alleinstellungsmerkmal des iPhone 6s.
Ein Killer-Feature ist es zwar (noch) nicht, ein hilfreiches und sinnvolles Feature aber auf jeden Fall. Eingaben gestalten sich damit einfach und zugleich intuitiv. 3D Touch macht einige Schritte überflüssig. Viele vorinstallierte System-Apps unterstützen die Technologie bereits, viele weitere Drittanbieter-Programme dürften schnell folgen. Die ohnehin bereits sehr gute Kamera wurde noch einmal verbessert – und erlaubt jetzt Bildaufnahmen in 12 Megapixeln. Selbst Videos in 4K nimmt die iSight-Kamera problemlos auf.
Doch lohnt sich der Wechsel auf das iPhone 6s? Ja, aber nicht für jeden. Besitzer älterer iPhone-Modelle bis zum 5s können bedenkenlos zugreifen – sie erhalten mit dem iPhone 6s ein Smartphone, das einfach rund läuft. Software und Hardware sind perfekt aufeinander abgestimmt, 3D Touch ist ein nettes Feature, die Kamera gehört zur Spitzenklasse.

Lohnt sich der Umstieg vom iPhone 6 auf das iPhone 6s?
Lohnt sich der Umstieg von einem iPhone 6? Das ist schwer zu entscheiden. Von der Leistung und den puren Hardware-Specs wohl kaum. Das iPhone 6 ist für alle aktuellen Apps und Spiele nach wie vor ausreichend schnell genug. Das iPhone 6s ist zwar noch einmal schneller, doch dürfte das im Alltag kaum auffallen – der Unterschied zwischen schnell und noch schneller ist marginal. Wer jedoch gerne mit dem iPhone fotografiert und die Bilder auch in großen Formaten ausdrücken möchte, für den dürfte das iPhone 6s durchaus eine Überlegung wert sein.
3D Touch für sich genommen ist kein Feature, das man unbedingt haben muss. Die Arbeit im Alltag kann durch die Force Touch-Weiterentwicklung jedoch erheblich vereinfacht werden. Das iPhone 6s ist ein Top-Smartphone, mit dem Du nichts falsch machen kannst – vorausgesetzt Du kannst mit Apples Ökosystem iOS gut leben. Der Preis ist wieder sehr hoch und sicherlich nicht für jeden attraktiv. Gemessen an der reinen Leistung gibt es deutlich preisgünstigere Smartphones. Das Gesamtpaket stimmt allerdings. Ob der Preis angemessen ist, muss letztendlich jeder für sich selbst entscheiden.