Der Datenschutz in Windows 10 ist seit dem Release in der Kritik. Ein Test einer Seite beweist jetzt: Innerhalb weniger Stunden versucht Microsoft, 5500 Verbindungen nach außen aufzubauen. Das Ändern der Privatsphäre-Einstellungen kann das offenbar nicht verhindern.
Die Datenkrake Windows 10 lässt sich offenbar nicht so einfach bändigen, wie man sich das wünschen würde. Das berichtet The Hacker News. Ganz im Gegenteil. Ein Selbsttest enthüllt: Selbst die besten Privatsphäre-Einstellungen verhindern nicht, dass Windows 10 Daten des Users nach außen weiterreicht. Mehr als 5500 Mal habe das Betriebssystem versucht, Verbindungen nach außen aufzubauen – und das innerhalb von nur acht Stunden. Was man dagegen unternehmen kann? Offenbar nicht viel. Um das in einem Test zu beweisen, hat ein User mit dem Namen CheesusCrust auf einem Linux-Laptop Windows 10 Enterprise auf einer virtuellen Maschine installiert.
Windows 10: 5500 Verbindungsversuche zu 93 IP-Adressen
Um die Aktivitäten von Windows 10 zu überwachen, vertraut CheesusCrust auf die alternative Router-Firmware DD-WRT. Natürlich hat er die maximalen Privatsphäre-Einstellungen gewählt und Windows 10 anschließend über Nacht laufen lassen, um die Tracking-Aktivitäten zu messen. Das Ergebnis dürfte Experten wenig überraschen: Zu insgesamt 93 verschiedenen IP-Adressen versuchte Windows 10 in nur acht Stunden mehr als 5500 Verbindungen aufzubauen. Mehr als 4000 Verbindungen und 51 unterschiedliche IP-Adressen führen direkt zu Microsoft. In einem Zeitraum von 30 Stunden wurden gar 113 öffentliche Adressen aufgerufen, was ein potenzielles Risiko durch Angreifer darstellt.
Drittanbieter-Tool reduzierte die Verbindungsversuche
Derselbe Test wurde noch einmal mit dem Drittanbieter-Tool DisableWinTracking durchgeführt. In einem Zeitraum von 30 Stunden konnten die ausgehenden Verbindungen dank des Programms auf 2758 Versuche zu 30 unterschiedlichen IP-Adressen reduziert werden. Interessanter Fakt: Die Enterprise-Edition von Windows 10 erlaubt weitaus mehr Sicherheitseinstellungen als die Standard-Variante des Betriebssystems – und kann als Datensammler dennoch nicht wirksam eingedämmt werden. Doch womöglich ist das der Preis für das kostenlose Windows 10.
Microsoft selbst verspricht anonymisierte Verarbeitung
Windows-Manager Terry Myerson erklärte schon im September in einem Blog-Post, dass das Sammeln von Daten lediglich der Produktverbesserung diene. Alle gesammelten Daten würden nur anonymisiert und verschlüsselt an Microsoft gesendet. Rückschlüsse auf die Identität des einzelnen Users ließen sich nicht ziehen. Microsoft selbst erkläre kürzlich, welche Daten Windows 10 sammelt. Dass der Softwareriese das Betriebssystem mit aller Macht zum Erfolg führen möchte, konnte TURN ON-Kollege Kai erst vor wenigen Tagen sprichwörtlich am eigenen Leib erfahren: Ohne Vorwarnung wurde sein Arbeitscomputer einfach von Windows 7 auf Windows 10 aktualisiert – und dürfte seitdem weitaus mehr Daten an das US-Unternehmen senden, als ihm lieb ist.