Highlight

"Dauntless" ist das "Monster Hunter" light, auf das ich gewartet habe

Fette Viecher, mutige Jäger: Das Vorbild von "Dauntless" ist unübersehbar.
Fette Viecher, mutige Jäger: Das Vorbild von "Dauntless" ist unübersehbar. Bild: © Phoenix Labs 2019

Üppige Ökosysteme erkunden und riesige Biester jagen – dafür ist die "Monster Hunter"-Reihe bekannt. Das Gratis-Game "Dauntless" ist frisch gestartet und kopiert dieses Spielprinzip in großen Teilen, vereinfacht es aber deutlich. Braucht man das? Unbedingt!

"Monster Hunter" ist eine Wissenschaft für sich. Capcoms Actionspiel-Serie ist nicht nur eine launige Jagd auf Fantasy-Dinosaurier, sondern auch eine Simulation des gesamten Drumherums: Wer Erfolg haben will, muss die Giganten studieren, Stärken und Schwächen lernen, die richtige Ausrüstung schmieden, Spuren lesen, Tränke brauen, 14 Waffenarten meistern und manchmal mitten in der Wildnis den Schleifstein zücken oder einen Grill aufstellen.

Für viele Fans macht die hohe Komplexität den Reiz aus. Aber: Es gibt auch eine Nische für ein Jagd-Erlebnis, für das man kein Studium der Biologie digitaler Ökosysteme braucht – und in der sitzt jetzt "Dauntless".

"Dauntless": Nach einem Jahr Beta offiziell gestartet

Genau genommen sitzt das Game des Studios Phoenix Labs da schon eine ganze Weile: Die Beta für das Koop-Action-RPG läuft bereits seit Mai 2018. Am 21. Mai dieses Jahres ist "Dauntless" als Free-to-Play-Vollversion auf PC, PS4 und Xbox One gestartet. Ein guter Anlass für mich, noch einmal reinzuschauen und ein Spiel wiederzuentdecken, das "Monster Hunter" stark ähnelt, es aber radikal zusammenkürzt – an den richtigen Stellen.

"Radikal zusammengekürzt" wird hier gleich noch jemand anderes ... fullscreen
"Radikal zusammengekürzt" wird hier gleich noch jemand anderes ... Bild: © Phoenix Labs 2019
Zu "Monster Hunter World" bei SATURN

Eher zufällig hatte ich kurz vor dem "Dauntless"-Launch wieder "Monster Hunter World" gespielt. Mein Test-Eindruck aus dem letzten Jahr besteht: "MHW" ist ein fantastisches Spiel – aber auch eines, das man nicht mal eben für ein Ründchen zockt. Und für das ich dauerhaft im Internet nachschlagen muss.

Keine Angst vor der Waffenwahl

Bei "Dauntless" ist das anders. Statt anfangs überfordernden 14 Waffentypen gibt es hier gerade mal sechs, und bei keinem habe ich das Bedürfnis, vor der Jagd ewig die Kombo-Liste zu studieren. Jede Waffe spielt sich unterschiedlich, aber auch völlig intuitiv. Mir einen schweren Hammer, ein Schwert oder eine Axt zu schnappen und damit ahnungslos auf die Jagd nach einem Behemoth (wie das Spiel seine Monster nennt) zu gehen, würde mir in "Monster Hunter" nie einfallen.

Aus jedem Monster kann ich in in"Dauntless" eigene Waffen- und Rüstungssets basteln. fullscreen
Aus jedem Monster kann ich in in"Dauntless" eigene Waffen- und Rüstungssets basteln. Bild: © Phoenix Labs 2019

In "Dauntless" geht das ganz gut. Das knackige, reduzierte Kampfsystem ist schnell erlernt, trotzdem bleibt Luft nach oben, um die Waffen zu meistern und mit Mods aufzuwerten. Ungewöhnlichere Gerätschaften wie die Kettenklingen, die Lanze oder beidhändig geführte Pistolen brauchen etwas mehr Eingewöhnungszeit. Aber auch hier gilt: Einfach mal machen!

Knaller: Die Ostischen Repetierer bringen cooles Wildwest-Feeling mit. fullscreen
Knaller: Die Ostischen Repetierer bringen cooles Wildwest-Feeling mit. Bild: © Phoenix Labs 2019

Die Kunst der Reduktion

Einfachheit ist nicht nur beim Kämpfen der große Trumpf von "Dauntless". Wo mir "Monster Hunter World" ein ganzes Scroll-Menü voller Gagdets an die Hand gibt, hat "Dauntless" vier Slots, die ich mit Items füllen und per Knopfdruck auf dem Steuerkreuz aktivieren kann. Statt minutenlang Spuren zu lesen, um das Monster überhaupt zu finden, geht's hier außerdem ziemlich direkt zur Sache.

In Aktion: Kämpfe in "Dauntless" sind eine bunte Angelegenheit. fullscreen
In Aktion: Kämpfe in "Dauntless" sind eine bunte Angelegenheit. Bild: © Phoenix Labs/TURN ON 2019

Klar: Verglichen mit dem blühenden Ökosystem, das "MHW" so lebendig macht, sind die schwebenden Inseln von "Dauntless" spartanisch und leer. Der Fokus liegt eben komplett auf den Kämpfen, die allein oder im Team mit bis zu vier Spielern ablaufen.

Von außen hübsch, aber recht leer: die Shattered Isles, Schauplatz von "Dauntless". fullscreen
Von außen hübsch, aber recht leer: die Shattered Isles, Schauplatz von "Dauntless". Bild: © Phoenix Labs 2019

Abwechslungsreiche Monsterjagd ohne viel Drumherum

Hier bleibt "Dauntless" seinem Vorbild treu. Die Behemoths kommen in unterschiedlichen Varianten und sind fantasievoll gestaltet. Noch gibt es vergleichsweise wenige einzigartige Monster und viele Behemoths sind Reskins mit neuen Elementar-Attacken. Aber das Game hat eben auch noch keine lange Serien-Tradition.

Der elektrisierende Drask kann ein echter Albtraum sein. fullscreen
Der elektrisierende Drask kann ein echter Albtraum sein. Bild: © Phoenix Labs 2018

Dafür gibt es ein paar interessante Ideen, die die Kämpfe dramatischer gestalten: Monster verfallen in einen Wut-Zustand oder laden sich auf, was die Kämpfe zeitweise fordernder macht. Eine Gefahrenanzeige läutet eine kritische Kampfphase ein, wenn der Kampf heikel verläuft: Wiederbelebungen werden dann abgeschaltet, was für viel Stress sorgen kann. Einen Countdown für die Kämpfe gibt es, ganz wie in "Monster Hunter", auch. Zugänglicher heißt also nicht unbedingt einfacher – zumindest nicht auf höheren Stufen.

Zwei Punkte in der Nacht: Der Shrike jagt mit spitzem Schnabel und gewaltigen Schwingen. fullscreen
Zwei Punkte in der Nacht: Der Shrike jagt mit spitzem Schnabel und gewaltigen Schwingen. Bild: © Phoenix Labs 2019

Vertraute Systeme, eingedampft aufs Nötigste

Wie "Monster Hunter" hat auch "Dauntless" ein Elementschaden-System, über das Rüstung und Waffen auf die Monster abgestimmt werden. Will ich einen Brand-Behemoth erlegen, bin ich mit feuerresistenter Kleidung und einer Eis-Waffe gut beraten. Neue Ausrüstung bekomme ich, wieder ganz im "MH"-Stil, indem ich erbeutete Monsterteile beim Schmied verarbeiten lasse.

Bunte Truppe: Die aus Monsterteilen gefertigten Rüstungssets sind farbenfroh. fullscreen
Bunte Truppe: Die aus Monsterteilen gefertigten Rüstungssets sind farbenfroh. Bild: © Phoenix Labs 2019

Auch hier ist das Spiel ein Musterbeispiel an Zugänglichkeit. Vor jeder Jagd zeigt es mir an, wie gut meine Ausrüstung auf den nächsten Behemoth abgestimmt ist und was dessen Stärken und Schwächen sind. Das macht "Monster Hunter" auch, aber versteckt in irgendeinem seiner unzähligen Menüs und gekoppelt an ein umfangreiches Forschungssystem, das sich "Dauntless" einfach spart. Verglichen mit der Beta hat das Entwickler-Team die Vollversion sogar noch weiter entschlackt, das Währungssystem vereinfacht und das Inventar übersichtlicher gestaltet.

"Dauntless" liefert Dir alle Informationen auf einen Blick. fullscreen
"Dauntless" liefert Dir alle Informationen auf einen Blick. Bild: © Phoenix Labs/TURN ON 2019
Alles auf einen Blick: Der Ausrüstungs-Bildschirm überzeugt. fullscreen
Alles auf einen Blick: Der Ausrüstungs-Bildschirm überzeugt. Bild: © Phoenix Labs/TURN ON 2019
Das Kombo-Repertoire ist klein, aber ausreichend. fullscreen
Das Kombo-Repertoire ist klein, aber ausreichend. Bild: © Phoenix Labs/TURN ON 2019
"Dauntless" liefert Dir alle Informationen auf einen Blick.
Alles auf einen Blick: Der Ausrüstungs-Bildschirm überzeugt.
Das Kombo-Repertoire ist klein, aber ausreichend.

Bosskämpfe für die Generation "Fortnite"

Wer "Dauntless" aufgrund der Comic-Optik als "Monster Hunter" für die Generation "Fortnite" abgestempelt hat, liegt nicht unbedingt falsch: Der Battle-Royale-Hit brach einst die Simulations-Aspekte von "PUBG" geschickt auf ein arcadigeres Niveau herunter und ganz ähnlich funktionieren die Abweichungen hier. Alles ist auf intuitive Verständlichkeit ausgelegt, schnell mal eine Runde zwischendurch einzulegen ist viel einfacher als beim großen Vorbild.

Mit jeder Faser ein modernes Service-Game

Designtechnisch folgt das über Epic Games veröffentlichte Game ganz den vertrauten Konventionen für Service-Games im Jahr 2019: Geld verdienen die Entwickler über optionale Mikrotransaktionen, die dank der fehlenden PvP-Komponente aber kein Problem darstellen. Es gibt Skins, einen Battle-Pass, außerdem Herausforderungen und ein Meisterschaftssystem, über das sich Verbesserungen freischalten lassen.

Monster und Waffen haben eigene Meisterschafts-Balken, dazu gibt es ein Spieler-Level. fullscreen
Monster und Waffen haben eigene Meisterschafts-Balken, dazu gibt es ein Spieler-Level. Bild: © Phoenix Labs/TURN ON 2019

Das Matchmaking mit anderen Spielern ist unkompliziert und funktioniert dank voller Crossplay- und Cross-Save-Unterstützung über Plattformgrenzen hinweg. Ein Wermutstropfen: Serverprobleme stören das unkomplizierte Jagdvergnügen derzeit noch empfindlich. Das sind aber Kinderkrankheiten, die hoffentlich in den kommenden Wochen verschwinden.

Endlich ein "Monster Hunter" für Casuals!

Wer die umfassende Jagdsimulation der "Monster Hunter"-Spiele liebt, wird an "Dauntless" nicht viel Freude haben. Die zu kopieren, ist aber auch gar nicht der Anspruch. Phoenix Labs versucht einen Spagat zwischen anspruchsvollen Kämpfen und intuitivem Zugang, bei dem man außer den Eigenheiten der Monster nichts tiefgehend studieren muss.

Wer sich die schellen Sprints des Embermane nicht gut einprägt, verliert allerdings am laufenden Band. fullscreen
Wer sich die schellen Sprints des Embermane nicht gut einprägt, verliert allerdings am laufenden Band. Bild: © Phoenix Labs 2019

So sehr ich "Monster Hunter World" auch mag, so sehr freue ich mich darüber, den Kern der Serie nun auch in dieser knackigen Light-Variante erleben zu können – und das in der bereits angekündigten Switch-Version bald auch unterwegs.

Wenn mir der Sinn dann doch wieder nach mehr Tiefe steht, läuft "Monster Hunter" ja nicht weg.

Angebot
Kommentar schreiben
Relevante Themen:

Neueste Artikel zum Thema Dauntless

close
Bitte Suchbegriff eingeben