Mit Daydream View 2017 ist ein neues VR-Headset für kompatible Android-Smartphones wie das Google Pixel 2 XL auf den Markt gekommen. Wir haben uns im Test angesehen, ob der Ausflug in virtuelle Welten mit den neuen Linsen und einem bequemeren Design noch mehr überzeugt.
Was ist neu?
Das neue Daydream-View-Headset besitzt ein abnehmbares oberes Band, damit sich die VR-Brille einfacher tragen lässt. Sie ist neuerdings aus einem atmungsaktiven Stoff gefertigt und hinten lässt sich der mitgelieferte Controller in einer Schlaufe unterbringen. Außerdem sind die Linsen nun deutlich größer und bieten ein weiteres Sichtfeld. Das Polster im Inneren soll derweil weniger Licht hineinlassen. Wir haben im Test geprüft, was die Neuerungen in der Praxis ausmachen.

Einrichtung: Kinderleicht
Die Einrichtung des Headsets fällt leichter als bei der Samsung Gear VR (2017). Man legt das Smartphone einfach in die Daydream-View-Brille und schließt sie oben mit einer Schnalle. Es ist also nicht nötig, das Smartphone in einen USB-Eingang einzustecken. Anschließend setzt man das Headset auf den Kopf und schon startet die Daydream-App automatisch. Sogar der Bluetooth-Controller wird nach der erstmaligen Einrichtung von selbst gekoppelt.

Sitz: Bequemer
Die neue Daydream-View-Brille sitzt dank der oberen Schlaufe fester auf dem Kopf, was ein deutlicher Vorteil ist. Der neue Stoffbezug sorgt tatsächlich dafür, dass man weniger schnell schwitzt mit dem Headset auf dem Gesicht. Sogar eine recht große Brille hat in das Headset hineingepasst, auch wenn es Nutzer sicher viel besser haben, die keine Sehhilfe auf der Nase tragen müssen.
Auf Dauer wird es mit zwei Brillen auf dem Kopf etwas unangenehm, da sie aneinander drücken. Dabei wird die normale Brille verunreinigt. Je nach Gesichts- und Brillenform muss dieses Problem aber nicht auftreten, Interessenten sollten es am besten vorher ausprobieren.

Smartphone-Support: Umfassender
Daydream wird inzwischen von deutlich mehr Smartphones unterstützt. Kompatibel sind die folgenden Geräte: Google Pixel 2, Pixel 2 XL, Samsung Galaxy S8, S8+, Note 8, Asus Xenfone AR, LG V30, Motorola Moto Z, Moto Z Force, Moto Z2 Force, ZTE Axon 7, Huawei Mate 9 Pro und Porsche Design Mate 9. Schade: Das Huawei Mate 10 Pro bietet im Gegensatz zum Vorgänger (noch) keinen Daydream-Support.

VR-Erfahrung: Immersiver
Die VR-Erfahrung ist tatsächlich deutlich besser geworden als beim Vorgänger. Kollege Patrick zeigte sich bereits damals von der ersten Daydream View im TURN-On-Test begeistert und während mich App und Steuerung überzeugten, störte mich das schlecht sitzende Headset, in das sehr viel Licht von unten einströmte. Das Problem tritt beim Nachfolger stärker in den Hintergrund. Wir empfehlen übrigens insbesondere Nutzern, denen es bei VR-Ausflügen schlecht wird, in einem unbeleuchteten Raum zu spielen. So konnte ich das Problem mit Schwindelgefühl und Übelkeit bei mir beheben, auch wenn VR aus anderen Gründen auf Dauer trotzdem anstrengend bleibt.
Selbst mit dem hochauflösenden Pixel 2 XL sieht man noch die einzelnen Pixel vor sich, da werden zukünftig wohl erst 4K-Displays für Abhilfe sorgen. Immerhin ist das Sichtfeld nun tatsächlich deutlich größer und somit wirkt die VR-Erfahrung immersiver. Auch das App-Angebot ist mit über 250 Anwendungen viel umfassender geworden. Spiele wie "Gunship Battle 2 VR" bieten eine gut umgesetzte Steuerung, die das exakte Navigieren mit einem Helikopter durch eine dreidimensionale Umgebung erlaubt. Nur das noch immer regelmäßig nötige Nachjustieren des Controllers stört wie zuvor, auch wenn sich das ohne Tracker wie bei der HTC Vive und den Windows-Mixed-Reality-Headsets nicht anders machen lässt.

Die Grafikqualität der aufwändigeren Spiele befindet sich etwa auf PlayStation-2-Niveau. Auch handelt es sich um simple und kurze Games, die sich nicht mit ausgewachsenen Konsolenspielen vergleichen lassen. Am meisten Spaß hat vielmehr das Betrachten der von Google spendierten IMAX-3D-Filme bereitet. Vor allem "Im Meer (3D)" liefert eine Filmerfahrung mit einem stark ausgeprägten 3D-Effekt, den ich selbst aus 3D-Kinos so noch nicht kannte. Man schwimmt geradezu mit den Fischen in einem Korallenriff herum. Dasselbe mit einem hochauflösenden Bild und mit einem VR-Headset, das auf meine Sehstärke eingestellt ist, und VR hätte auch für mich den Durchbruch geschafft.
Fazit: Verbessertes Einsteiger-Headset
Daydream View 2017 ist tatsächlich spürbar besser als der Vorgänger. Das Headset sitzt passender, lässt weniger Licht herein, bietet ein weiteres Sichtfeld und der Stoff ist atmungsaktiv, was Schwitzen vorbeugt. Daydream bietet inzwischen viel mehr VR-Apps und wird von mehr Smartphones unterstützt.

Aber ist das neue Daydream View 110 Euro wert im Vergleich zu den 70 Euro des Vorgängers? Wer ein kompatibles Smartphone besitzt und sich für VR interessiert, dem empfehlen wir aufgrund der Verbesserungen trotz Aufpreis tatsächlich eher das neue Daydream View.
Wer jedoch alternativ die aktuelle Samsung Gear VR verwenden kann, profitiert von einem ergonomisch überlegenen Controller, außerdem lässt sich das Headset an die eigene Sehstärke anpassen. Darum ist Samsungs Konkurrent für Brillenträger besser geeignet. Davon abgesehen ist die neue Daydream-Brille aufgrund des größeren Sichtfelds, des besser funktionierenden Daydream-Systems und des schöneren Designs leicht überlegen.