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"Destiny 2: Jenseits des Lichts" ist düster, eiskalt und ziemlich geil

Destiny 2 Jenseits des Lichts die fremde Exo
Ah, du bist's! Lange haben wir nichts von der Fremden Exo gehört. Jetzt ist sie wieder da und hilft uns Stasis-Kräfte zu erlangen. Bild: © Bungie 2020

"Destiny 2" wagt sich wortwörtlich in die Dunkelheit jenseits des Lichts. Der gleichnamige Jahres-DLC liefert häppchenweise mysteriösen Content und einen ziemlich düsteren Rebrush des gesamten Spieldesigns. Als Day-One-Spielerin muss ich sagen: Ich war von noch keiner Erweiterung so begeistert.

Bedrohlich, dunkel und kalt: "Destiny 2" hat nie so düster gewirkt wie mit "Jenseits des Lichts". Im aktuellen DLC entfernen sich die Hüter vom Licht, vom festen Glauben an den Reisenden, diesen Maschinengott, und von der Idee, dass alles, was er tut, gut und richtig ist.

Destiny 2 Menü fullscreen
"Destiny 2" nach "Jenseits des Lichts": dunkel und bedrohlich. Bild: © Bungie 2020

Schon der Startbildschirm macht mir das klar: Wo vormals ein heller Hintergrund in sanften Grautönen auf mich wartete, ist jetzt alles in sattem Anthrazit gehalten. Ebenso im Charaktermenü: Meine Jägerin ist weniger gut ausgeleuchtet, Schatten fallen in ihr Gesicht.

Das passt zum neuen Gebiet, dem Jupitermond Europa. Der ist eine reine Eiswüste, hat vermutlich auch im Spiel seine realen -220 Grad Celsius. Dort gibt es keine Sonne und kein Licht, nur Dunkelheit. Aber die bedeutet ab jetzt Hoffnung.

Mehr Herausforderung und mächtige Gegner

Destiny 2 Variks fullscreen
Variks ist zurück – ist voller Reue über den Tod von Cayde-6, an dem er Anteil hatte. Kannst Du ihm vergeben? Bild: © Bungie 2020

Direkt zu Beginn der neuen Kampagne muss ich meinen alten Freund Variks retten, der von einer Gruppe skrupelloser Gefallener getötet werden soll. Die sind Anhänger des Hauses der Erlösung und dessen Anführerin Eramis, die sich die Dunkelheit und ihre Kraft, die Stasis, zunutze macht. Eramis will den Reisenden auslöschen – wir Hüter wollen das natürlich verhindern. Aber mit der Gabe des Lichts kommen wir nicht weit.

Wie ernst die Lage ist, merke ich sofort: Es tummeln sich wesentlich mehr Feinde als sonst auf dem Spielfeld – darunter deutlich mehr mächtige Gegner. Es ist insgesamt schwer gegen sie anzukämpfen. Hätte ich meine geliebte Handfeuerwaffe Pikass nicht dabei, würde ich wohl in die Röhre schauen.

Aber: Das Spiel macht so wieder mehr Spaß. Zum Ende der letzten Season war ich absolut overpowert, da war hinter kaum einer Aktivität noch Biss. Jetzt stehen mir auf einmal wieder starke Gegner gegenüber – und das fühlt sich gut an.

Weniger Zielorte, mehr Arbeit um zu leveln

Destiny 2 Jenseits des Lichts Karte mit Zielorten fullscreen
Etwas mager, was da auf der Karte zu sehen ist. Und bis Du die Kampagne abgeschlossen hast, gibt es auch keine Herausforderungen mit gutem Loot für Dich. Bild: © Bungie 2020

Nach der Mission sehe ich zum ersten Mal meine Karte mit allen Zielorten. Bungie hat einmal kräftig durchgesaugt und sehr viel Content in den sogenannten Destiny-Inhaltetresor geschoben. Alles wirkt reduziert, fast schon leer. Und wesentlich weniger goldene Plaketten leuchten auf.

Raid "Tiefsteinkrypta"
Der neue Raid, die "Tiefsteinkrypta", geht am 21. November 2020 live. Mein Clan und ich werden dann direkt versuchen ihn zu knacken.

Das heißt: Herausforderungen sind verschwunden. Es gibt bis zum Ende der Kampagne keine Möglichkeit, Spitzenloot zu bekommen – und Mächtiger Loot ist ebenfalls rar geworden. Das scheint geplant, Bungie will wohl nicht, dass wir zu schnell auf Softcap (1200) oder gar Hardcap (1250) kommen. Finde ich gut, denn dadurch wird der Community der Leistungsdruck genommen, sich sofort schnellstmöglich auf Max-Level (1260) zu grinden. Stattdessen kann man die Story in der Kampagne ein wenig entspannter angehen.

Neue (alte) Freunde und eine neue Macht

Destiny 2 Zikkurat fullscreen
Ich muss meinen Stasis-Splitter nach und nach mit diesen Kristallen an der Zikkurat einstimmen, um den neuen Fokus zu erlangen. Bild: © Bungie 2020

"Jenseits des Lichts" holt einige alte Bekannte an vorderste Front. Variks, die Fremde Exo, Uldren Sov, Eris Morn und der Vagabund – alles Charaktere, die ich bereits kenne und mehr oder weniger mag. Sie helfen mir, mich der Bedrohung durch Eramis erfolgreich zu stellen. Das Licht ist nicht stark genug, um gegen sie und die Dunkelheit anzukämpfen. Ich muss Feuer mit Feuer bekämpfen, dunkel mit dunkel. Dazu erhalte ich einen Splitter, der mir Zugang zu Stasis, der Macht der Dunkelheit, gewährt. Je weiter ich in der Kampagne voranschreite, desto mehr kann die Fremde Exo meinen Splitter aufwerten.

Dazu muss ich an ihrem Lager im Jenseits an eine mysteriöse Zikkurat, wo ich meinen Splitter mit der Dunkelheit einstimme. Anschließend spiele ich eine Mission, in der ich viel mit Stasis herumspielen kann – natürlich, um mich an den neuen Fokus zu gewöhnen. Zum Ende der Kampagne habe ich ihn dann erlangt.

Destiny 2 Stasis fullscreen
Plötzlich gefriere ich – und kann die Stasis selbst einsetzen, um meine Gegner eiskalt zu bekämpfen. Bild: © Bungie 2020

Stasis macht ziemlich viel Spaß. Als Jäger werfe ich einen Froststurm auf meine Gegner. Der vereist sie und fügt ihnen von ganz allein Schaden zu. Meine Granate stellt einen Schutzwall auf, schadet meinen Gegnern aber auch, wenn sie durchlaufen. Und statt Messern werfe ich Eiskristalle, die meine Gegner schockgefrieren. Im wahrsten Sinne des Wortes: Echt cool!

Die Löcher im Plot schließen sich langsam

Destiny 2 Jenseits des Lichts fullscreen
Was haben Eris Morn und der Vagabund miteinander zu schaffen? Sprich sie an, wenn Du sie besuchst und sie werden Dir Stück für Stück mehr Story erklären. Bild: © Bungie 2020

Doch "Jenseits des Lichts" bringt nicht bloß neue Gameplay-Spielzeuge, der DLC treibt auch endlich die Story weiter voran. Es ist kein Geheimnis: Wenige Monate vor dem Release von "Destiny" im Jahr 2014 mussten die Entwickler und Autoren die Story komplett umschmeißen. Weil sie aber nicht wollten, dass ihre jahrelange Arbeit in der Mülltonne landet, haben sie einiges aus ihren ursprünglichen Ideen später doch noch verwurstet. Daraus ergab sich der zerrissene Flickenteppich, der die Story derzeit ist: Undurchsichtig, sprunghaft, verworren und mit vielen losen Enden.

Die werden jetzt langsam wieder zueinander geführt. Die Kampagne bringt, gemeinsam mit der neuen Lore, mehr Struktur in die Gesamtgeschichte hinein. Scheint, als käme ein wenig mehr Licht ins Dunkel – und das, obwohl wir uns doch gerade die Dunkelheit zunutze machen.

Kürzere Ladezeiten, bessere Grafik

Destiny 2 Kosmodrom fullscreen
Oh, auch noch da? Genau diese Mobs habe ich genau an dieser Stelle schon 2014 in "Destiny" unzählige Male erschossen. Bild: © Bungie 2020

Mein guter erster Eindruck des neuen "Destiny 2" wird durch das gesamte Spiel hinweg verstärkt. Die Ladezeiten etwa sind deutlich kürzer als vor dem DLC. Teilweise hing ich auf der PS4 elendig lange im Orbit. Zum Turm, also dem Social Hub, flog ich nur ungern, weil das mehrere Minuten dauerte. Und Cutscenes zogen sehr lange schwarze Übergangs-Bildschirme nach sich, weshalb viele Spieler diese einfach übersprangen. All das hat sich nun stark zum Positiven verändert. Auf der PS5 dürften die Ladezeiten sogar noch kürzer ausfallen.

Wie stark sich die Grafik gebessert hat, fällt Day-One-Spielern wie mir vor allem dann auf, wenn es uns ins Kosmodrom verschlägt – der Ort, an dem die Reise als Hüter 2014 begonnen hatte. Damals war "Destiny" eine grafische Meisterleistung und mit 500 Millionen US-Dollar Produktionskosten das teuerste Spiel der Welt. Heutzutage sind alle Texturen viel feiner, realistischer und klarer. Der Kontrast ist satter, Lichteffekte wirken natürlicher und die Farben sind kräftiger. Auch hier gilt: Auf der PS5 dürfte das nochmal viel, viel besser aussehen.

Ansonsten hat sich im Kosmodrom nicht viel geändert. Die Map ist fast genau dieselbe wie damals in "Destiny", sogar die Mobs stehen noch an gleichen Stellen. Da kommt wohlige Nostalgie auf.

Wenig spürbare Änderungen im Gameplay

Destiny 2 Pikass fullscreen
Immer noch das beste Schießeisen in meiner Welt: Pikass mit Schadensbuff durch Memento Mori macht selbst Bossen zu schaffen. Bild: © Bungie 2020

Auch in Sachen Gameplay scheint sich mit "Jenseits des Lichts" abseits der neuen Stasis-Kräfte nicht allzu viel verändert zu haben. Sphären geben wieder ein wenig mehr Super-Energie zurück, aber die Waffen-Balance ist nicht merklich anders. Automatikgewehre und Schwerter sind noch genauso effektiv wie in der letzten Season. Meine Lieblingswaffen Pikass (Handfeuerwaffe) und Anarchie (schwerer Grantenwerfer) sind stark wie eh und je. Beide sind nur leider nicht mehr zu erspielen oder zu kaufen, bis der entsprechende Content wieder aus dem Tresor geholt wird.

Mein Loadout muss ich also, zumindest was exotische Waffen angeht, nicht ändern. Aber auf die neuen legendären Waffen bin ich dennoch gespannt. Im Moment sehe ich noch nicht, wie meine liebsten Schießeisen Ersatz finden sollen, aber ich bleibe hoffnungsvoll. Bis jetzt macht "Jenseits des Lichts" nämlich alles richtig.

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