Viele große Technik-Misserfolge beginnen gleich: mit einem Hype. Die fünf bemerkenswertesten Tech-Flops der letzten Jahre haben wir für Dich in dieser Übersicht zusammengestellt.
Eine neue Technologie verspricht, unser Leben zu revolutionieren. Bis Probleme auftauchen, mit denen niemand gerechnet hatte – insbesondere die Entwickler nicht. Manchmal muss man dann feststellen, dass die Idee vielleicht doch nicht so gut war, wie anfangs gedacht. Manchmal entwickelt sich aber auch der größte Flop zu einem echten Kult, dem die Fans bis heute treu sind.
1. Google Glass
Als Google Glass im Jahr 2012 vorgestellt wurde, war der Hype groß. Die Blogosphäre flippte aus angesichts der Möglichkeiten, die das Augmented-Reality-Wearable versprach. Ein tragbarer Computer in Form einer Brille, der Informationen direkt in das Sichtfeld des Users projizierte und nahezu ohne manuelle Bedienung auskam, schien der nächste logische Schritt in der digitalen Evolution zu sein.
Auch die Marketingstrategie schien zunächst clever: Ausgewählte Influencer durften Google Glass schon vor dem offiziellen Marktstart tragen und ihre neidische Umwelt damit beeindrucken. Doch zu eben diesem offiziellen Marktstart kam es nie – Google Glass wurde der wohl größte Flop in der Unternehmensgeschichte des Technikriesen aus Mountain View. Mit einem Stückpreis von 1500 US-Dollar waren die Brillen einfach zu teuer. Und während einige Enthusiasten Google Glass als technischen Meilenstein feierten, war die Computerbrille insbesondere wegen der eingebauten Digitalkamera, die das visuelle Leben ihrer Nutzer (und damit sogar ungefragt die Aufnahmen anderer Menschen) direkt an Google-Server sendete, für viele ein totales Datenschutz-Desaster. Die Enthüllungen Edward Snowdens rund um das NSA-Spionageprogramm PRISM befeuerten 2013 diese Bedenken weiter. Nach dem erfolglosen Betaprogramm, das seit Mitte April 2014 lief, stellte Google die Produktion seiner einst gehypten Brille im Jahr 2015 endgültig ein. Erst 2017 folgte eine Enterprise Edition der Google Glass speziell für Unternehmen.
2. Microsoft Zune
Der von Microsoft entwickelte MP3-Player Zune hatte nur einen Job: Er sollte Apples iPod Konkurrenz machen. Der als "iPod-Killer" angepriesene Zune erschien 2006 zunächst mit einer Speicherkapazität von 30 Gigabyte – ganze fünf Jahre nach Markteinführung des iPod, der inzwischen in der fünften Generation den kompletten Musikmarkt revolutioniert und bis Mitte September 2006 mehr als 60 Millionen begeisterte Käufer gefunden hatte. Auch wenn einige Fachleute dem im Herbst 2009 erschienenen Nachfolger Zune HD attestierten, dass er in einigen Punkten wie Display oder Benutzeroberfläche dem iPod sogar überlegen sei, kam Microsoft mit seinem Produkt einfach viel zu spät. 2012 gestand sich der Windows-Konzern seinen Misserfolg ein und zog endgültig den Stecker.
3. Laserdisc
Die Laserdisc (LD oder auch Laservisiondisc) war von Beginn an ein Exot: Im Gegensatz zu DVDs wurde bei LDs das Video- und Audiosignal analog aufgezeichnet. Mit 30 cm Durchmesser erinnerte auch die Größe des bereits 1978 eingeführten optischen Speichermediums an einen analogen Verwandten: die Schallplatte. Während High-End-User die Laserdisc wegen ihres exklusiven Flairs feierten, konnte sie sich aber nie für den Massenmarkt durchsetzen. Sowohl Abspielgeräte als auch Speichermedien waren zu hochpreisig und nur in Großstädten oder bei spezialisierten Versandhändlern verfügbar – zu groß war die Konkurrenz durch die viel günstigeren Medien VHS und später DVD. Dennoch: Bis heute gibt es in Sammlerkreisen begeisterte Befürworter der Technologie, für die Laserdiscs kein Flop, sondern echte Schätze sind. Insbesondere im Horrorfilm-Bereich gab es "Uncut"-Versionen, die auf keinem anderen Medium verfügbar waren. Nach circa 1200 deutschsprachigen Spielfilme, die von 1982 bis 1999 auf Laserdisc veröffentlicht wurden, erschienen im Herbst 1999 die letzten deutschen LDs.
4. Sega Dreamcast
Die Dreamcast war Segas wohl ambitioniertestes Spielekonsolenprojekt – und leider auch das vorerst letzte. Die Konsole war die erste überhaupt, die dank ihres eingebauten Modems Online-Multiplayer-Spiele ab Werk ermöglichte und stand in direkter Konkurrenz zu Sonys Playstation 2 und Microsofts Xbox. Doch obwohl Sega mit der Dreamcast sogar vor den anderen Gaming-Platzhirschen auf den Markt kam, wurde das Projekt ein Misserfolg. Insgesamt konnten von 1998 bis 2001 nur etwas mehr als zehn Millionen Einheiten an den User gebracht werden. Aber: Dank einer treuen Fangemeinde erscheinen noch bis heute neue Dreamcast-Games. Die sehr aktive Dreamcast-Szene mit ihren vielen Hobbyprogrammierern hat mittlerweile unzählige Emulatoren für andere System entwickelt: Super NES, Amiga 500, C64 – alles, was das Herz des Retrogamers begehrt. Sogar eine Dreamcast-Version des freien Betriebssystems Linux wurde auf die Beine gestellt. Insofern kann Sega heute immerhin mit Fug und Recht behaupten, dass die Dreamcast vielleicht ein kommerzieller Flop war, aber etwas geschafft hat, was nur wenige Technikprodukte schaffen: Das Herz ihrer User zu erobern.
5. MySpace
Für viele von uns mag es kaum denkbar sein, aber es gab in der Social-Media-Geschichte tatsächlich eine Zeit vor Facebook. Und die war vor allem dominiert durch ein Netzwerk: MySpace. Insbesondere angehende Musiker und Möchtegern-Popstars nutzten die Möglichkeit, sich ein Online-Profil mit eingebautem MP3-Player anzulegen, um sich so eine Fangemeinde aufzubauen. 2006 zählte das TIME-Magazin MySpace zu "einer der besten 50 Websites" weltweit. Doch mit dem anhaltenden Siegeszug von Facebook ging auch dieses Phänomen unter. Diverse Probleme wie Spam, Fakeprofile und Sicherheitslücken taten ihr Übriges. Es folgten unzählige Besitzer- und Konzeptwechsel, welche die Situation des Netzwerks ebenfalls nicht unbedingt verbesserte. Auch wenn die Website bis heute im Netz erreichbar ist – MySpace zählt trotz (oder gerade wegen) des zwischenzeitlichen Erfolgs zu den größten Technik-Flops aller Zeiten.