Eigentlich steckte Steven Spielberg gerade mitten in den Dreharbeiten zu "Ready Player One", als er das Drehbuch zu "Die Verlegerin" entdeckte. Doch dieser Film war der Regielegende so wichtig, dass er die Produktion kurzerhand dazwischenschob und in nur wenigen Monaten einen Film mit einzigartiger Starbesetzung vollendete, der nun bei den 90. Oscars ein heißer Kandidat für die Auszeichnung als bester Film ist. Warum der Film zu Recht nominiert ist, liest Du in unserer Kritik.
Presse gegen Staat: Die Story
USA, 1971: Im fernen Vietnam tobt ein Krieg, der aussichtslos scheint. Der Widerstand in der Bevölkerung gegen das sinnlose Töten wächst immer mehr. Die Nixon-Regierung versucht, den Krieg weiterhin mit der Aussicht auf einen baldigen Sieg zu rechtfertigen. Und mitten in dieser Krise veröffentlicht die New York Times Auszüge aus den sogenannten "Pentagon Papers", welche die systematische Täuschung der US-Bevölkerung im Zusammenhang mit dem Vietnamkrieg belegen.
Als die Behörden der New York Times per einstweiliger Verfügung die Veröffentlichung der Dokumente untersagen, tritt im Kampf um die Freiheit der Presse ein bis dato eher unbedeutendes Lokalblatt auf den Plan: die Washington Post. Und mit Katharine "Kay" Graham (Meryl Streep) eine Verlegerin, die von allen unterschätzt wurde ...
Eine einzigartige Konstellation
"Die Verlegerin" vereint Qualitäten, wie sie nur selten in einem Film zusammenkommen. Eine geschichtsträchtige Story-Vorlage, die heute aktueller und spannender ist, denn je. Ein Filmstar-Duo, das es gemeinsam auf knapp ein halbes Dutzend Oscars bringt. Und ein Regisseur wie Steven Spielberg, der ganz genau weiß, wie man aus diesen Zutaten ein einzigartiges filmisches Meisterwerk über eines der wohl wichtigsten Grundrechte überhaupt erschafft: die Rede- und Pressefreiheit.
Meisterlich bis in die Nebenrollen
"The Post", wie der Film im Original heißt, wäre schon alleine wegen der grandiosen Auftritte von Tom Hanks und Meryl Streep einen Kinobesuch wert. Insbesondere die dreifache Oscar-Preisträgerin Streep zeigt hier mal wieder, warum sie als eine der besten Schauspielerinnen der Welt gilt. Sie spielt die Rolle der Katharine "Kay" Graham mit einer herrlichen Unaufgeregtheit, ist dabei aber so präsent, wie es nur ganz wenige auf der Welt vermögen.
Und als wäre das nicht schon genug, spielt an ihrer Seite eben auch noch ein nicht minder talentierter Tom Hanks, dem die Rolle des alten Investigativ-Haudegens sichtlich Freude bereitet. Selbst die Nebenrollen sind mit großartigen Meistern ihres Fachs wie Bob Odenkirk ("Better Call Saul") oder Michael Stuhlbarg ("Shape of Water – Das Flüstern des Wassers") besetzt. So viel schauspielerische Qualität auf einem Haufen hat die Welt selten gesehen.
Politischer Anspruch mit Gänsehautfaktor
Doch ein Spielberg-Film wäre kein echter Spielberg, wenn er sich einzig und allein auf sein Star-Ensemble verlassen würde. Minutiös baut der Star-Regisseur die Dramatik der Ereignisse auf, ohne dabei jemals aus dem Takt zu geraten. Dabei gelingt ihm das Kunststück, gleich mehrere große Themenkomplexe miteinander zu vereinen: Pressefreiheit, Feminismus, Machtmissbrauch – und letztlich das Wesen einer wehrhaften Demokratie.
Bei vielen andere Regisseuren wäre aus diesen wirklich dicken Brocken womöglich ein schwerfälliges Stück mit erhobenem Zeigefinger geworden. Nicht aber bei Spielberg: "Die Verlegerin" ist trotz aller politischen Bedeutung echtes Entertainment, das es mit so manchem Thriller aufnehmen kann und sich sogar Zeit für die eine oder andere komische Situation nimmt.
Insbesondere im letzten Drittel des Films reiht sich ein Gänsehautmoment an den anderen. Spätestens, wenn am Ende die Urteilsbegründung des Obersten Gerichtshofs durch den Kinosaal hallt, ist es mucksmäuschenstill – und auch dem letzten Skeptiker sollte klar werden, dass es ohne (die gerade heutzutage oft kritisierte) Presse keine Demokratie geben kann.
"Die Verlegerin": Fazit
Mit "Die Verlegerin" hat Regie-Altmeister Steven Spielberg ein Stück inszeniert, das gleich mehrere bedeutende Themen unserer Zeit meisterlich vereint. Ein makelloses Drehbuch und die grandiose Besetzung sorgen für nervenzerreißende Spannung mit Gänsehautfaktor. Mehr kann man von einem Film kaum erwarten.