Es gibt einfach Filme, die ihren Zuschauern auf Jahre im Gedächtnis bleiben und manchmal sogar regelrechten Kultstatus erlangen. Einen großen Anteil daran haben natürlich die Darsteller. Damit deren Leistung stimmt, lassen sich einige Regisseure allerdings zum Teil zu äußerst fragwürdigen Methoden hinreißen. Auch für die folgenden sieben Filmemacher heiligte der Zweck offenbar die teils ziemlich krassen Mittel.
- Alfred Hitchcock
- Eduardo Sanchez und Daniel Myrick
- Alejandro González Iñárritu
- Ridley Scott
- Tobe Hooper
- Akira Kurosawa
Alfred Hitchcock beim Dreh zu "Die Vögel" (1963)
Alfred Hitchcocks "Die Vögel" gehört sicher zu den großen Klassikern des Horrorgenres. Mindestens ebenso berühmt-berüchtigt wie der Film selbst, ist aber das Verhalten des Regisseurs vor allem Hauptdarstellerin Tippi Hedren ("Jayne Mansfield's Car") gegenüber. Besonders fies: Um die Dachbodenszene so dramatisch wie möglich zu gestalten, behauptete Hitchcock die mechanischen Vögel würden nicht funktionieren – und band echte Vögel mit Gummibändern an Hedren fest! Insgesamt fünf Tage dauerte es, bis die Szene im Kasten war und einer der Vögel hätte ihr fast ein Auge ausgehakt.
Folgen für die Darstellerin: Tippi Hedren war nach dieser Tortur so am Boden, dass sie eine Woche im Bett verbringen musste.
Eduardo Sanchez und Daniel Myrick beim Dreh von "Blair Witch Project" (1999)
Schauspieler müssen ihre Dialoge immer auswendig lernen? Nicht so beim Dreh zu "Blair Witch Project". Die Regisseure Eduardo Sanchez und Daniel Myrick versorgten ihre Hauptdarsteller nur mit einer extrem groben 35-Seiten-Handlungsübersicht – und überließen den Rest dem Improvisationstalent von Heather Donahue, Joshua Leonard und Mike Williams.
Naja, zum Teil zumindest. Denn um für möglichst realistische Panikmomente zu sorgen, verfrachteten die beiden Filmemacher ihre Stars tatsächlich kurzerhand tief in den Wald, wo sie das Trio ausgerüstet mit Videokameras sich selbst überließen. Dann gaben sie sich die größte Mühe, die drei Jungschauspieler des Nachts in Angst und Schrecken zu versetzen – was ihnen offensichtlich auch ziemlich gut gelungen ist.
Folgen für die Darsteller: Nach Abschluss der Dreharbeiten mussten sich Heather Donahue, Joshua Leonard und Mike Williams bis zum tatsächlichen Kinostart tot stellen.
Alejandro González Iñárritu beim Dreh von "The Revenant – Der Rückkehrer" (2015)
Regisseur Alejandro González Iñárritu kannte beim Dreh zu "The Revenant – Der Rückkehrer" offensichtlich keine Gnade mit seinen Stars – und brachte damit sogar den erfahrenen Leonardo DiCaprio ("Titanic") an seine Grenzen.
"Ich kann 30 bis 40 Sequenzen nennen, die [allesamt] zu den schwierigsten Dingen gehören, die ich jemals tun musste. Ob es nun darum geht, in gefrorene Flüsse hineinzusteigen, in [echten] Tierkadavern zu schlafen, oder um das, was ich am Set essen musste", gestand Leonardo DiCaprio gegenüber Yahoo. Zu Letzterem zählte unter anderem rohe Bisonleber – und Regisseur Iñárritu hielt jede magenumdrehende Sekunde geflissentlich auf Film fest ...
Folgen für den Darsteller: "The Revenant – Der Rückkehrer" bescherte Hauptdarsteller Leonardo DiCaprio endlich den lang ersehnten Oscar.
Ridley Scott beim Dreh von "Alien" (1979)
Computergrafik? Fehlanzeige! Als 1979 der Dreh zum allerersten "Alien"-Film anstand, war noch echte Handarbeit gefragt. Und für die inzwischen längst in die Annalen des Horrorgenres eingegangene Chestburst-Szene ließ sich Regisseur Ridley Scott so einiges einfallen. Dazu gehörte auch, seine Darsteller in Bezug auf die tatsächlichen Abläufe des Drehs im Dunkeln zu lassen.
Dann ließ er die Oberkörperattrappe von Darsteller John Hurt bis zum Anschlag mit Formaldehyd, gammelnden Fisch- und Fleischresten und -Innereien füllen – und im richtigen Augenblick alles in einer Riesenfontäne herausplatzen. Schreckmoment geglückt, bei Zuschauern UND Cast!
Folgen für die Darsteller: Darstellerin Veronica Cartwright ("Warte, bis es dunkel wird") fiel während der Dreharbeiten zur Chestburst-Szene vor Schreck tatsächlich in Ohnmacht.
Tobe Hooper beim Dreh von "Blutgericht in Texas" (1974)
Als Regisseur Tobe Hooper sich an die Dreharbeiten zu "The Texas Chain Saw Massacre" (dt. "Blutgericht in Texas") machte, konnte er nur auf ein extrem geringes Budget von umgerechnet etwas weniger als 66.500 Euro zurückgreifen. Eine Folge: Das Kostüm von Oberpsycho Leatherface wurde nicht ein einziges Mal gewaschen, aus Angst, es könne verloren gehen oder die Farbe wechseln. Noch schlimmer: Bei durchschnittlich 40 Grad Celsius Außentemperatur gammelten am Set Tierhäute, Knochen und Blut vor sich hin. Und weil die Pumpe für das künstliche Blut nicht funktionieren wollte, schnitt Hooper Schauspielerin Marilyn Burns kurzerhand tatsächlich in den Finger.
Folgen für die Darsteller: Es dauerte Jahre, bis die Darsteller Regisseur Tobe Hooper diese Torturen verzeihen konnten.
Akira Kurosawa beim Dreh von "Das Schloss im Spinnwebwald" (1957)
Akira Kurosawa gilt als Perfektionist und ist in japanischen Filmkreisen sogar als kleiner Tyrann verschrien. Nicht ganz zu Unrecht, wenn man sich die Praktiken am Set zu "Das Schloss im Spinnwebwald" so ansieht. Um seine Szenen so realistisch wie möglich gestalten zu können, ließ Kurosawa das Schloss-Set hoch oben an den Hängen des Fuji, Japans höchstem Berg, errichten. Anstatt künstlichen Nebel zu verwenden, wartete er tagelang mit der gesamten Crew vor Ort auf echten Nebel, berichtet der Hollywood Reporter. Am schlimmsten dürfte es allerdings Hauptdarsteller Toshirō Mifune getroffen haben: Für die Sterbeszene seines Charakters ließ Regisseur Akira Kurosawa Bogenschützen echte spitze(!) Pfeile auf seinen Star abfeuern.
Folgen für den Darsteller: Hauptdarsteller Toshirō Mifune wurde für seine Darbietung mit dem Mainichi Film Award als bester Darsteller ausgezeichnet.