Dich einmal wie Obi-Wan fühlen? Schmeiß' Dein Lichtschwert weg! Für die Steuerung der DJI Spark brauchst Du nur Deine Hand. Warum die kleine Drohne wirklich jeden zum Piloten, zum Jedi oder zu Michael Bay machen kann, verraten wir im Test.
Natürlich sollten wir korrekterweise von einem Quadcopter sprechen – im Falle der DJI Spark besser von einem Mini-Quadcopter. Da sich das Wort "Drohne" im Alltagsgebrauch aber einfach durchgesetzt und gerade die Spark das Potenzial für den Alltagseinsatz hat, wirst Du den Begriff wohl häufiger in diesem Test lesen. Nimm uns das nicht übel ...
So viel vorab: Drohne ist nicht gleich Drohne
Die ersten Quadrocopter, die in den letzten Jahren die Tech-Welt eroberten, hatten fast alle etwas gemeinsam: Sie richteten sich an professionelle Filmer und Produktionsfirmen. Dementsprechend entwickelten die bekanntesten Hersteller immer leistungsfähigere Modelle mit größerer Reichweite, besserer Kameratechnik – und – einem höheren Preis. Was zu beeindruckenden Luftaufnahmen auf der Profi-Seite führte, weckte Begehrlichkeiten auf der Konsumenten-Seite. Ganz ähnlich wie nach dem Aufkommen der ersten Action-Cams möchten heutzutage viele Menschen selber fliegen, fotografieren und filmen.
Die Leute fragten nach, die Hersteller reagierten: In letzter Zeit kamen daher immer mehr sogenannte Selfie-Drohnen auf den Markt – häufig deutlich kleinere und weniger leistungsstarke Modelle zu einem geringeren Preis. Ob nur zum Herumfliegen oder mit Kamera für Selfies oder Selfie-Videos aus der Luft: Die kleinen Modelle fliegen sich mitunter mehr schlecht als recht und liefern nur selten filmreife Bildqualität. Auftritt: DJI Spark.
Design: Nicht mal 'ne halbe Mavic Pro
Mit der DJI Spark geht der bereits etablierte chinesische Hersteller einen neuen Weg. Statt eine noch stabilere Drohne mit längerer Flugzeit oder höherer Auflösung herauszubringen, richtet sich das Unternehmen jetzt erstmals an Drohnen-Anfänger. Denn die DJI Spark ist nicht nur etwa halb so groß und halb so schwer wie die DJI Mavic Pro (die wiederum schon nur noch halb so groß und halb so schwer ist wie die DJI Phantom 4), sie lässt sich auch einfach wie nie fliegen.
Außerdem erweckt das unter anderem in Himmelblau, Wiesengrün oder Lavarot erhältliche Modell mehr den Eindruck eines Spielzeugs als eines Fluggeräts mit hochkomplexer Technik an Bord. Doch eigentlich ist sie das – in ihrem 143 x 143 x 55 Millimeter messenden und nur 300 Gramm schweren Flugkörper stecken immerhin eine leistungsfähige Full-HD-Kamera, ein System zur optischen Positionsbestimmung und Hinderniserkennung, GPS, Kompass, Höhenmesser, ein mechanischer Zwei-Achsen-Gimbal sowie ein 1480-mAh-Akku, der alleine fast 100 Gramm auf die Waage bringt. Ergo: Die DJI Spark ist wirklich klein und leicht und kann in der mitgelieferten Transporttasche bequem überall mit hingenommen werden.
Gestensteuerung: Jeder zum Yoda werden kann
Marketing-Highlight der DJI Spark ist ihre Gestensteuerung. Damit ist die Drohne nicht nur im Nu einsatzbereit. Das Steuern durch simple Handgesten erfordert auch keine großartige Einweisung. Du kannst die Spark also auch Freunden in die Hand drücken, die noch nie einen Quadcopter geflogen sind.
Ein Doppeltipp auf den Button am Heck der Drohne startet den Gestensteuerungsmodus, die Kamera sucht nach einem Gesicht und startet, sobald sie eines erkannt hat. Dann einfach einen Schritt zurückgehen und mit erhobener Handfläche vor die Kamera treten. Leuchten die vorderen beiden LEDs grün, hat sie den Befehl erkannt und es kann losgehen: einfach den Arm zur Seite, nach oben oder unten bewegen und die Drohne folgt. Formst Du ein Viereck mit den Händen, blinken die LEDs rot und die Spark nimmt kurz darauf ein Foto auf. Willst Du ein Selfie aus größerer Höhe schießen, winke und die Drohne fliegt rückwärts von Dir weg, verfolgt jedoch weiterhin Deine Bewegungen. Das Viereck löst auch dann ein Foto aus, ein mit den Armen geformtes "V" holt die Spark zurück. Zum Landen einfach die Hand unter das smarte Fluggerät schieben. Easy peasy.
Keine Frage: Die Gestensteuerung ist simpel und gerade für Drohnen-Neulinge ein großer Spaß mit Wow-Faktor für jede Party. Ein Selfie ist damit schnell und unkompliziert geschossen. Allerdings ist sie in den meisten anderen Aufnahmesituationen nicht die erste Wahl. Zum einen, weil die Möglichkeiten damit aufs Folgen und Fotografieren beschränkt sind. Zum anderen, weil sie nicht die zuverlässigste Steuermethode ist. Oftmals wirst Du mehrfach Winken oder Vierecke formen müssen, bis die Spark den Befehl annimmt.
Bedienung per App: Manuelle Steuerung mit beschränkter Reichweite
Wer mehr will, muss sich die kostenlose App DJI Go 4 aufs Smartphone laden. Denn die Fernbedienung ist – anders als bei den teureren DJI-Modellen – nicht im Lieferumfang enthalten, wenn Du Dich für die Drohne allein und nicht die Spark Fly More Combo entscheidest. Aber auch mit dem Smartphone lässt sich die DJI Spark gut steuern, sofern das Display nicht zu klein ist. Auf dem Screen werden nämlich alle wichtigen Bedienoptionen inklusive zweier Kreise zur Simulation von Joysticks eingeblendet. Der linke ist zum Bewegen nach links, rechts, vorne oder hinten. Mit dem rechten Button lässt Du die Drohne aufsteigen, sinken und sich drehen. Zusätzlich kannst Du die Blickrichtung der Kamera ändern – allerdings nur nach oben oder unten, den Rest erledigst Du schließlich durchs Drehen.
Besonders hilfreich für Anfänger und bei der Steuerung per Smartphone sind die verschiedenen QuickShot-Funktionen und intelligenten Flugmodi. Mithilfe der QuickShot-Modi Rocket, Dronie, Kreisen oder Helix entstehen per Fingertipp beeindruckende Selfie-Videos aus unterschiedlichen Perspektiven. Bei einer Dronie-Aufnahme nimmt die Spark das Motiv ins Visier und fliegt rückwärts diagonal nach oben. Bei einem Rocket-Shot filmt sie nach unten und hebt senkrecht ab. Beim Kreisen wird das Objekt umkreist und Helix-Aufnahmen liefern epische, helixförmige Videofahrten à la Michael Bay – eine Explosion in der Post-Production ergänzt und die kinoreife Szene ist perfekt.
Was bei der Steuerung per Smartphone ebenfalls nützlich sein kann, ist das Fliegen auf Sicht. Im TapFly-Modus tippst Du dafür einfach einen Punkt auf dem Display an und die Drohne fliegt dorthin. Oder Du gibst ihr lediglich die Richtung vor. Für kurze Sportsequenzen oder eindrucksvolles B-Roll-Material von Hiking-Ausflügen und Co. eignet sich die ActiveTrack-Funktion am besten: Dabei wählst Du auf dem Display ein zu verfolgendes Objekt aus – zum Beispiel Dich – und die DJI Spark verfolgt Dich von hinten, rückwärtsfliegend von vorne, aus einer festen Perspektive von der Seite oder umkreist Dich bei der Verfolgung. Beachte allerdings: Die Drohne und Dein Smartphone kommunizieren maximal über eine Distanz von 100 Metern (50 Meter in die Höhe), wenn Du die DJI-Go-4-App nutzt. Und auch vom Startpunkt entfernt sie sich maximal 100 Meter. Willst Du weiter wandern, laufen oder radeln, musst Du den Rückkehrpunkt manuell ändern oder die optionale Fernbedienung nutzen.
Fernbedienung: Die DJI Spark von der Leine lassen
Das volle Flugpotenzial schöpfst Du erst mit der Fernbedienung aus, die zwar nicht im Standard-Lieferumfang, aber in der sogenannten Fly More Combo enthalten ist. Damit erhöht sich die WiFi-Reichweite auf bis zu zwei Kilometer – wobei es anfangs natürlich Überwindung kostet, die DJI Spark außerhalb des Sichtbereichs zu fliegen. Und auch der Sportmodus, in dem die Drohne bis zu 50 km/h schnell fliegt, ist nur mit der Fernbedienung nutzbar.
Zwar hat die Fernbedienung der Spark kein Display wie etwa die der Mavic Pro. Dafür wird das Smartphone einfach eingeklemmt und liefert Live-Bild von der Drohnenkamera. Gesteuert wird nun per Joysticks. Zudem gibt es ein paar praktische Hardware-Buttons und Regler, etwa zum Bedienen der Kamera, sowie Auslöser für Foto und Video. Damit lassen sich diese Funktionen besser blind steuern als mit dem recht vollen Smartphone-Display.
Flugsicherheit & Stabilität: Wind wird nur für den Akku zum Problem
Klein und leicht – dass die DJI Spark damit sportlich schnell unterwegs ist, kann man sich vorstellen. Aber dem Wind trotzen und stabil ihre Position halten? Das traut man dem Leichtgewicht aus China erst einmal nicht zu. Doch die halbe Portion Drohne belehrte uns im Test eines Besseren. Mit ihren zahlreichen Sensoren zur Positionsbestimmung und ihrem leistungsfähigen Antriebssystem hielt sie sich erstaunlich stabil in der Luft. Je mehr die Spark jedoch gegen den Wind ankämpfen muss, desto kürzer fällt natürlich die Flugzeit aus.
Aber keine Sorge: Bevor der Akku komplett leer ist, gibt die Drohne zunächst Warnungen aus. Landet der Pilot dann nicht von selbst, kehrt sie mit der dafür benötigten Energie via GPS zu ihrem Startpunkt zurück. Das gleiche macht sie, wenn die Verbindung zum Smartphone abreißt. Und noch etwas dürfte gerade Anfängern einige Sorgen bei den ersten Flugversuchen nehmen: Dank des Flight-Autonomy-Systems, das unter anderem auf die Kamera, das 3D-Sichtsystem und GPS zurückgreift, erkennt die Drohne Hindernisse auf bis zu 5 Meter Entfernung. Nimmt sie ein Hindernis wahr, fliegt sie nicht weiter. Allerdings gilt das nur fürs Vorwärtsfliegen.
Foto- & Videoqualität: Eher für Social Media als fürs Kino
Ein wichtiger Unterschied zwischen DJI Mavic Pro und der etwa halb so großen Spark ist auch die Bildstabilisierung. Während die Mavic einen 3-Achsen-Gimbal besitzt, kommt die Spark "nur" mit einem 2-Achsen-Gimbal daher. Die Anführungszeichen sollen hier aber verdeutlichen, dass dies Jammern auf hohem Niveau ist.
Die Gimbals von DJI verrichten allesamt einen tollen Job und für die abgespeckte Version bei der Spark setzt der Hersteller zudem auf einen Trick. Statt einer 4K-Videoauflösung gibt es bei der kleinen Drohne nur Full HD, obwohl sich der Bildsensor nicht großartig von dem der Mavic unterscheidet. Die übrigen Pixel nutzt DJI einfach als Reserve, um die fehlende Gimbal-Achse durch eine elektronische Bildstabilisierung auszugleichen. Das Ergebnis sind wirklich smoothe Aufnahmen, die nur bei seitlichen Schwenks nicht ganz so flüssig wirken wie von Profi-Drohnen. Noch wackliger wird's im Sportmodus, der eher zur schnellen Fortbewegung statt zum ausgedehnten Filmen eingesetzt werden sollte.
Auch wenn die Aufnahmen vielleicht nicht für Kinoproduktionen reichen, so liefert die DJI Spark doch tolle Fotos und Videos mit kräftigen Farben. Im Bereich der Selfie-Drohnen gibt es derzeit jedenfalls nichts Vergleichbares. Wer seine Aufnahmen ohnehin eher für die sozialen Netzwerke oder als Erinnerungsstücke nutzt, dem wird die Bildqualität mehr als reichen.
Akkulaufzeit: Spaß für eine Viertelstunde
Fliegen kann die DJI Spark laut Hersteller bis zu 16 Minuten. Das ist nicht viel, angesichts ihrer Größe und der dadurch bedingten Akkugröße ist das aber auch verständlich. Außerdem ist DJI hier tatsächlich recht realistisch – auch im Test kamen wir auf etwa 12 bis 16 Minuten. Andere Hersteller schummeln deutlich mehr. Das Aufladen des 1480-mAh-Akkus dauert zwischen 40 und 50 Minuten im Ladegerät. Neu ist die Option, die Drohne per Micro-USB aufzuladen. Das geht zwar nicht ganz so schnell, ist aber eine tolle Option für unterwegs. Ansonsten ist es ratsam, in weitere Akkus zu investieren – immerhin bietet das Ladegerät Platz fürs gleichzeitige Laden von drei Stück.
Worauf Du aber zusätzlich achten solltest: dass die DJI-Go-4-App Deinen Smartphone-Akku nicht unbemerkt leersaugt. Das ist uns nämlich im Test passiert. Das reguläre Beenden der App oder das Killen des Tasks reichen mitunter nicht aus. Besser ist es, der App in den Smartphone-Einstellungen die Hintergrunddatennutzung zu untersagen.
Fazit: Für Drohnen-Anfänger die beste Wahl
Keine Frage: Schneller als mit der DJI Spark wird aktuell kein blutiger Anfänger zum Drohnenpiloten. Das kleine DJI-Modell ist nicht nur wahnsinnig schnell einsatzbereit, sondern lässt sich auch von Menschen ohne Vorkenntnis fliegen. Dafür ist die Drohne weniger auf professionelle Luftaufnahmen ausgelegt, die maximale Videoauflösung beträgt Full HD bei 30 fps. Dennoch entstehen eindrucksvolle Bilder und Videos, mit denen nicht nur Drohnenanfänger zufrieden sein dürften.
Die Gestensteuerung ist ein nettes Gimmick, mit dem Du zum Star jeder Party wirst – auf das Du Dich im Ernstfall aber nicht verlassen solltest. Geht es darum, die DJI Spark sicher und ruhig durch die Luft zu bewegen, ist die Steuerung per Smartphone-App besser und per Fernbedienung plus Smartphone ideal. Daher solltest Du Dir vor dem Kauf die Frage stellen: Was willst Du eigentlich? Nur etwas Spaß haben und die Drohnen-Basics lernen? Dann reicht Dir vielleicht die Anschaffung der 599 Euro teuren Drohne. Willst Du mehr, solltest Du unbedingt den Kauf der Fly More Combo für 799 Euro erwägen. Diese liefert einen zusätzlichen Akku, Propellerschutz, ein Ersatzpaar Propeller und die nützliche Fernbedienung. Beachte aber: Weit weg von der DJI Mavic Pro mit 4K-Auflösung, die 1199 Euro kostet, bist Du dann nicht mehr.
Ein bisschen erinnert die Spark also an Apple-Politik. Sie ist die Drohne für jedermann, die nicht die beste erhältliche Performance liefert, mit der aber jeder auf Anhieb klarkommt. Und das lässt sich ja schließlich auch Apple gut bezahlen. Ist die DJI Spark also das iPhone der Lüfte?