Geisterhafte Wesen in Fotos oder Gläser mit ganzen Landschaften als Inhalt – das und mehr wird durch Doppelbelichtung möglich. Wie die aus der Analogfotografie stammende Technik funktioniert und wie Du sie auch in der Digitalfotografie anwenden kannst, erklären wir Dir.
- Doppelbelichtung: Eine Technik aus der Analogfotografie
- Doppel- oder Mehrfachbelichtung in der Digitalfotografie
- Tipps für die Bildkomposition bei Doppel- und Mehrfachbelichtungen
- Zusammenfassung
Du möchtest verschiedene Motive miteinander in Bezug bringen? Das kannst Du mit einer Doppelbelichtung tun. Mit dieser Technik lassen sich beispielsweise zwei Gesichter miteinander verschmelzen oder Naturaufnahmen mit Porträts mixen. Häufig werden die einzelnen Motive dabei leicht transparent. Damit kannst Du ganz besondere Effekte kreieren. Wie das in der Analog- und in der Digitalfotografie funktioniert, liest Du im Folgenden.
Doppelbelichtung: Eine Technik aus der Analogfotografie

Der Name verrät bereits, was hinter einer Doppel- oder Mehrfachbelichtung steckt: Dabei wird ein Stück Analogfilm doppelt oder mehrfach belichtet. Nach einer ersten Aufnahme darf der Film also nicht weitertransportiert werden, damit die zweite Aufnahme auf dieselbe Fläche des Films erfolgt. Ergebnis der Doppel- oder Mehrfachbelichtung ist ein Verschmelzen der Motive zu einem Bild. Die einzelnen Belichtungen verschwimmen ineinander.
Bei einem dunklen Hintergrund und einem gut ausgeleuchteten Motiv im Vordergrund erhältst Du ein Foto mit zwei klaren Aufnahmen in einem Bild. Bei einem hellen Hintergrund hingegen werden die Motive leicht transparent, der Effekt des Verschwimmens oder Verschmelzens fällt also stärker aus. Außerdem gilt: Je öfter Du belichtest, desto weniger trägt das einzelne Motiv zum Endergebnis bei. Dies kannst Du gezielt in Deine Bildgestaltung mit einbeziehen und so mystische, kunstvolle Fotografien erschaffen.
Die einfachste Methode, eine Doppelbelichtung umzusetzen, ist also das Fotografieren mit einer geeigneten analogen Kamera. Wichtig bei der Modellwahl ist, dass der Filmtransport nicht mechanisch mit dem Spannen des Verschlusses gekoppelt ist. Wird der Film automatisch weitertransportiert, ist keine Mehrfachbelichtung derselben Fläche möglich.
Die Entdeckung der Doppelbelichtung war laut kwerfeldein eine Zufallsentdeckung. Der Fotograf William H. Mumler entwickelte im späten 19. Jahrhundert ein Foto, auf dem nicht nur sein Porträt, sondern auch das geisterhafte, transparente Porträt seiner bereits verstorbenen Cousine erschien. Grund war eine nicht ordentlich gereinigte Fotografieplatte.
Nachdem er die Erklärung für diese geisterhafte Erscheinung in seinem Foto gefunden hatte, machte Mumler sich dieses Phänomen zunutze und gab sich fortan als Medium aus. 1869 eröffnete er in New York ein Geisterstudio. Andere Fotografen folgten seinem Beispiel und schufen eine neue Dienstleistung.
Doppel- oder Mehrfachbelichtung in der Digitalfotografie

In der Digitalfotografie wird das Ganze leider etwas komplizierter. Zwar gibt es auch hier Möglichkeiten, eine Doppel- oder Mehrfachbelichtung mit einer Kamera umzusetzen. In vielen Fällen kommst Du hier allerdings nicht um die Bildbearbeitung herum.
Theoretisch gibt es drei Möglichkeiten für eine Doppelbelichtung mit einer Digitalkamera:
- Du nutzt eine Digitalkamera mit einem Modus für Mehrfachbelichtung beziehungsweise Bracketing.
- Du knipst zwei Bilder, die Du verschmelzen lassen möchtest, und setzt den Doppelbelichtungseffekt ausschließlich in der Nachbearbeitung um.
- Du öffnest den Verschluss Deiner Kamera manuell, deckst das Objektiv direkt nach der ersten Belichtung ab, richtest die Kamera auf das zweite Motiv und entfernst die Abdeckung vom Objektiv noch einmal kurz.
Die dritte Methode, die eine Doppelbelichtung mit einer Analogkamera nachahmt, ist allerdings nicht nur schwierig in der Umsetzung. Sie führt auch schnell zur Überbelichtung. Daher konzentrieren wir uns im Folgenden auf die ersten beiden Methoden.
Doppel- oder Mehrfachbelichtungen zeigen auf künstlerische Art und Weise, dass Fotografie eben nicht das ist, als was sie zu Beginn gesehen wurde: ein Abbild der Realität. Die Fotografie kann aber viel mehr. Sie zeigt nicht nur, was wir sehen, sondern auch, was wir sehen wollen. Als Fotograf kannst Du Deine Gedanken, Gefühle und Ideen auf kreative Art und Weise mit unterschiedlichen fotografischen Techniken umsetzen und vermitteln.
Mehrfachbelichtung mit entsprechendem Kameramodus

Die meisten Nikon- und Canon-Systemkameras bieten einen Modus für Mehrfachbelichtungen an, mit Ausnahme von Einsteigermodellen. Auch bei Kompaktkameras oder Sony-Modellen gibt es in der Regel keinen solchen Modus. Besitzt Du eine passende Kamera, kannst Du in den Kameraeinstellungen wahrscheinlich auswählen, wie viele Bilder überlagert werden sollen und wie dies geschehen soll. So kannst Du beispielsweise einstellen, ob sie mit oder ohne Belichtungsausgleich aufgenommen werden, oder ob sich die hellsten oder dunkelsten Bildstellen durchsetzen sollen. Eventuell kannst Du sogar auswählen, ob ein bereits aufgenommenes Foto als Grundlage für Deine Mehrfachbelichtung herhalten soll.
Doppelbelichtungseffekt mittels Nachbearbeitung

Willst Du den zweiten Weg über die Nachbearbeitung mit Bildbearbeitungsprogrammen wie Photoshop gehen, fotografiere am besten im RAW-Format. Dann kannst Du bei beiden Bildern die Belichtung um eine Blende reduzieren, damit das Ergebnis nicht überbelichtet wird. Um die Bilder dann übereinanderzulegen, nutzt Du die Funktion "Negativ multiplizieren" im Ebenenmodus. Dann geht es an die Feinarbeit. Jetzt kannst Du beispielsweise Ebenenmasken nutzen, um bestimmte Bildteile zu betonen oder abzuschwächen, zum Beispiel die Ränder eines Porträts auszubessern.
Tipps für die Bildkomposition bei Doppel- und Mehrfachbelichtungen

Unabhängig von der gewählten Methode gibt es einige Tipps, die Du bei der Gestaltung Deiner Mehrfachbelichtung beherzigen kannst:
- Mache Dir zuerst Gedanken über Deine Bildidee: Was für Bilder möchtest Du miteinander verschmelzen? Was möchtest Du damit vermitteln? Welche Emotionen sollen sie hervorrufen?
- Wähle ein Hauptmotiv, das Du idealerweise vor einem schlichten Hintergrund ohne störende Elemente fotografieren kannst, zum Beispiel ein Porträt vor einer weißen Leinwand.
- Für das zweite Motiv denke ruhig etwas abstrakter. Fotografiere sicherheitshalber aus mehreren Perspektiven und achte auf eine gleichmäßige Belichtung.
- Soll die Mehrfachbelichtung ähnlich hell wie einzeln aufgenommene Fotos erscheinen, solltest Du die Einzelaufnahmen etwas dunkler belichten – direkt beim Fotografieren oder in der Nachbearbeitung.
- Mehrfachbelichtungen mit identischen Bildteilen fotografierst Du am besten mit Stativ, damit kein Verwacklungseffekt auftritt.
- Nutze gleichmäßige Flächen in einem oder beiden Bildern einer Doppelbelichtung – diese lassen andere Bilder besser durchscheinen.
- Mache Dir die Möglichkeiten der Bildbearbeitung zunutze. Damit lassen sich Überlagerungen besser steuern und feiner abstimmen als bei der Überlagerung durch die Kamera oder auf Analogfilm.
Zusammenfassung
- Die Doppelbelichtung ist eine Technik aus der Analogfotografie. Dabei wird dasselbe Stück Film zweimal belichtet.
- Je mehr Bilder Du miteinander kombinierst, desto weniger trägt ein einzelnes Bild zum Endergebnis bei.
- Für eine analoge Mehrfachbelichtung darf der Film nicht weitertransportiert werden. Belichte dieselbe Fläche zwei- oder mehrfach mit den gewünschten Motiven.
- In der Digitalfotografie gibt es mehrere Methoden zur Mehrfachbelichtung: einen entsprechenden Modus bei geeigneten Kameras, die digitale Nachbearbeitung mit einem Bildbearbeitungsprogramm oder das manuelle Mehrfachbelichten durch Abdecken des Objektivs bei durchgehend geöffnetem Verschluss.
- Die meisten Nikon- und Canon-Systemkameras bieten einen Modus zur Mehrfachbelichtung.
- Für das Überlagern der Bilder in einem Bildbearbeitungsprogramm korrigiere die Belichtung der Einzelaufnahmen nach unten und nutze anschließend die Option "Negativ multiplizieren" im Ebenenmodus.