Endlich wieder "Downton Abbey"! Nach sechs erfolgreichen Staffeln wagt die Erfolgsserie den Sprung ins Kino. Ob die Transformation der hochherrschaftlichen Dramaserie gelungen ist, liest Du in unserer Kritik.
- Die Story: Royale Gäste kündigen sich an
- Der Sprung der Serie auf die Kinoleinwand
- Alles beim Alten & gerade deshalb so schön
- Downton Abbey läuft zu Höchstform auf
- So viele Figuren, so wenig Zeit ...
- Fazit
Die Story: Royale Gäste kündigen sich an
Wir schreiben das Jahr 1927. Drei Jahre sind vergangen, seit wir von Downton Abbey Abschied nehmen mussten. Der britische Adelssitz ist nach wie vor Lebensmittelpunkt der Crawleys und ihrer Dienerschaft. Doch vor ihnen steht eine besondere Herausforderung: Das britische Königspaar König George V. und Königin Mary kündigt seinen Besuch an. Das bedeutet nicht nur, dass die alten Gemäuer auf Vordermann gebracht werden müssen. Auch eine Parade und ein Galadinner wollen geplant werden.
Der Haushalt ist bis auf wenige Ausnahmen ebenfalls mit Feuereifer dabei – bis die furchteinflößende royale Dienerschaft eintrifft und das Ruder an sich reißt. Das wollen die Haushälterin Mrs. Carson (vormals Hughes), die Köchin Mrs. Patmore (Lesley Nicol) und die übrige Belegschaft nicht kampflos hinnehmen ...
Der Sprung der Serie auf die Kinoleinwand
Erfolgsgeschichte "Downton Abbey": Die 2010 gestartete Serie war überraschenderweise ein großer Erfolg, Zuschauer weltweit haben begeistert die Sorgen und Nöte von Lady Mary (Michelle Dockery) und ihrer Familie verfolgt. In bester "Das Haus am Eaton Place"-Manier kamen auch die Bediensteten nicht zu kurz.
"Downton Abbey" brachte es auf 52 Episoden in sechs Staffeln. Im Dezember 2015, also erst vor knapp vier Jahren, fand sie dann ihren Abschluss. Das Ende wirkte rund, die Macher um Serienschöpfer Julian Fellowes konnten die Geschichte befriedigend abschließen: Lieb gewonnene Figuren wie Lady Edith fanden ihre große Liebe, die Zukunft von Downton war gesichert.

Eine Fortsetzung war also nicht notwendig. Doch kann man von etwas Gutem zu viel bekommen? Zumindest von "Downton Abbey" nicht! Schon kurz nach dem Serienende machten Gerüchte die Runde, dass Fellowes noch einige Geschichten rund um Downton in petto habe. Und dass der Sprung vom Fernsehen auf die Leinwand klappen kann, hat unter anderem "Sex and the City" bewiesen.
Alles beim Alten & gerade deshalb so schön
Der "Downton Abbey"-Film zelebriert die Rückkehr auf den Adelssitz geradezu. Als Zuschauer verfolgen wir in den ersten Minuten des Filmes, wie sich der Brief, der den Besuch des Königspaars ankündigt, auf die Reise nach Downton Abbey macht – per Zug und über die Poststation, bis der Briefträger ihn per Motorrad austrägt. Anschließend der obligatorische liebevolle Schwenk auf die ehemalige Abtei, untermalt von der eingängigen Titelmelodie der Serie. Und dann ist es vollbracht: Wir sind zurück in Downton!
Fellowes begeht nicht den Fehler, die Zuschauer im Film mit zu großen Veränderungen zu konfrontieren. In Downton geht alles seinen gewohnten Gang, Lord Grantham (Hugh Bonneville) frühstückt wie immer mit Tochter Lady Mary und Schwiegersohn Tom Branson (Allen Leech) im Frühstückszimmer. Im Untergeschoss sind die Köchin Mrs. Patmore und ihre Küchenhilfe Daisy (Sophie McShera) am Werkeln. Alles ist genauso, wie es sein soll. Gepaart mit den so bekannten Räumen und exquisiten Kostümen ein herrlicher Anblick für die Fans! Es reicht aber natürlich nicht aus, um einen ganzen Film zu füllen. Und mal ehrlich: Am liebsten haben wir doch immer gesehen, wie die Crawleys mit unerwarteten Widrigkeiten fertig werden mussten und gestärkt daraus hervorgingen.
Downton Abbey läuft zu Höchstform auf
Als Widrigkeit entpuppt sich auch der königliche Besuch. Er versetzt alle Anwohner von Downton in Unruhe und bietet damit mehr als genug Material, um jeder Figur ein wenig Zeit einzuräumen. So holt Lady Mary ihren ehemaligen Butler Carson (Jim Carter) kurzerhand aus dem Ruhestand, damit er ihr bei den Festlichkeiten zur Hand geht. Und sie zweifelt still und leise, ob so viel Pomp noch zeitgemäß ist.
Ihre Großmutter Lady Violet (Maggie Smith) vertritt hier eine klare Position, sieht dem Besuch der Regenten jedoch mit Unruhe entgegen, da er ein Wiedersehen mit einer entzweiten Cousine bedeutet. Das Aufeinandertreffen bietet reichlich Anlass für ihre schlagfertigen Sticheleien, ohne die "Downton Abbey" einfach nicht dasselbe wäre.
Die inzwischen glänzend verheiratete Lady Edith (Laura Carmichael) lässt es sich nicht nehmen, gemeinsam mit ihrem Ehemann Bertie anzureisen. Ihre neue Rolle als Dame der Gesellschaft ist jedoch nicht ganz das, was sie sich für ihr Leben vorgestellt hat.
Besonders viel der knappen Zeit ist Tom Branson gewidmet, dem Witwer von Lady Sybil. Er entwickelt Gefühle für die Kammerzofe einer der Gäste. Wenn er als einer der letzten Charaktere der Serie noch unter die Haube käme, bliebe für Fans fast nichts mehr zu wünschen übrig, oder?
So viele Figuren, so wenig Zeit ...
Es ist übrigens erstaunlich, dass tatsächlich alle Darsteller der Serie für den Film zurückgekehrt sind. Alle sind wieder unter einem Dach vereint. Das bremst "Downton Abbey"-Film jedoch auch etwas aus. Fellowes möchte jeder Figur Gerechtigkeit widerfahren lassen, alle haben einen kleinen Handlungsstrang abbekommen.
Dadurch zerfasert die Story teilweise und wirkt unharmonisch. Es ist schade, wenn man sich gerade über eine Szene freut, und im nächsten Moment ganz woanders landet. Besonders auffällig ist das beim Butler Thomas, der fernab von Downton ein eigenes kleines Abenteuer erlebt. Das wäre im Rahmen einer Staffel ganz nett gewesen, im Film hätte ich gut darauf verzichten können.
Trotz der Fülle an Charakteren werden aber auch neue Figuren eingeführt. Während das Königspaar eine untergeordnete Rolle spielt, ist die tragische Ehe ihrer Tochter Prinzessin Mary ein größeres Thema. Zudem rückt die royale Dienerschaft in den Fokus, die den Haushalt übernimmt.
Allen voran der königliche Butler Mr. Wilson und der französische Koch der Herrschaften. Sie führen sich auf, als gehörten sie selbst zum Adel. Der Konflikt der Dienerschaft mit dem königlichen Haushalt macht Spaß, doch die neuen Figuren bleiben holzschnittartig. Etwas Tiefe haben nur Lady Bagshaw (Imelda Staunton), die Cousine der Crawleys, und ihre Zofe Lucy (Tuppence Middleton). Das ist schade, doch für mehr bleibt einfach keine Zeit. Trotz dieser Abstriche ist der Film in jeder Minute unterhaltsam.
Fazit: Wie ein Besuch bei lieben Verwandten
War der "Downton Abbey"-Film nötig? Nein! Hat er lose Enden verknüpft? Nicht wirklich, denn es gab kaum welche. Dennoch ist es herrlich, wieder in die kultivierte Welt des Fünfuhrtees einzutauchen. Der Film fühlt sich an wie ein Besuch bei lieben hochherrschaftlichen Verwandten, bei denen man britische Lebensart schnuppern kann. Die Verwandten mögen nicht perfekt sein. Und ganz ehrlich, sie wissen auch nicht, wann es Zeit ist, Schluss zu machen. Doch wir lieben sie. Und ein baldiges Wiedersehen ist nicht ausgeschlossen.
